Kapitel 2

Auf der Suche

Mein Blick geht nun zurück zu Esha und Naina, während Lallan weiterhin zu mir sieht. Muss ich mir deswegen Gedanken machen? Versuchend seinen Blicken auszuweichen versuche ich jetzt mit den anderen ein Gespräch zu beginnen. „Sagt mal, wollte Naina euch im Eingangssaal übernachten lassen? Oder habt ihr auch Zimmer reserviert?“, frage ich nun scherzend. „Nein, wir wollten nicht hier schlafen, aber danke für das Angebot. Ich glaube wir nehmen dann lieber unsere Zimmer. Dev, du hast uns doch welche reservieren lassen, oder?“, dreht sich nun Esha lachend zu ihrem Freund aus Kindertagen. „Aber klar doch, was denkt ihr immer nur von mir. Ich kann es nicht ab, wenn ihr denkt, ich würde für nichts sorgen. Lasst uns unsere Schlüssel nehmen und dann in die Zimmer gehen. Schließlich wollte ich noch heute Abend mit euch einiges besprechen...“, daraufhin zucken die anderen, Angesprochenen, etwas zusammen. Dev drängt sich zwischen Lallan und Jia hindurch und geht dann an mir vorbei um zu der Rezeption zu kommen. Hinter die stellen Naina und ich uns - schließlich müssen wir unserer Arbeit nachgehen. „Hier die Schlüssel, mein Herr. Wir wünschen einen schönen Aufenthalt in unserem Hotel!“, macht Naina einen Spaß. Dev sieht sie nur kurz an, muss aber dennoch schmunzeln. „Du und deine Witze.“

 

Kurz danach sind die fünf, wenn man es genau nimmt mit Nysa sechs, in den Fahrstühlen verschwunden, samt Gepäck. Das sie die nicht von den dafür gedachten Angestellten, dieses Hotels, hinterher bringen lasen ist mir schleierhaft. Und dennoch drehe ich mich anschließend zu Naina, die, wie ich gerade bemerke, die ganze Zeit zu mir gesehen hat. „Die sind also der Grund für deine gute Laune?“, frage ich nun und zeige mit dem Finger auf den Fahrstuhl. Sie nickt eifrig. „Die? Weißt du wer die sind? Sag mal Jona, stell dich nicht so an. Ich weiß genau, dass du am liebsten im Erdboden versunken wärst.“, meint sie um mich zu ärgern, womit sie allerdings genau richtig liegt. „Ja, du hast Recht. Denkst du etwa, mir war klar das du die Bollywood-Stars schlechthin meinst? Hallo, hier sind gerade der King und die Queen of Bollywood entlang gegangen und du kennst sie sogar?“ Nun bin ich doch aus dem Häuschen, erst jetzt wird mir klar, wen ich da umarmt und wem die Hand gereicht habe. „Na siehst du und ich dachte schon ich bekomme dieses Gesicht heute doch nicht zu sehen. Ich liebe es, wenn die so strahlst.“ Nun wende ich mich von ihr ab. „Ach komm, lass das. Ich strahle gar nicht!“, erwidere ich nun. „Und wie war es seine Hand zu halten?“, stupst sie mich nun mit der Schulter an. „Bin ich rot geworden?“, frage ich nun. Sie schüttelt lachend mit dem Kopf. „Nein, aber jetzt wirst du es. Du warst verdammt kühl meiner Meinung nach. Doch Lallan... so hab ich ihn noch nie gesehen.“

 

„Naina, verarsch mich nicht.“, meine ich nun und versuche ruhiger zu atmen, denn ich spüre nun doch, dass meine Wangen etwas warm werden. Jetzt wo mir das Ganze klar wird, finde ich es sogar peinlich. Ja, was ist, wenn ich irgendetwas falsches getan hab. Hab ich? Lassen wir das Ganze doch noch mal in Gedanken zurück verfolgen. Ich hab sie freundlich begrüßt, habe mich natürlich verhalten (hoffe ich doch), habe mich von Esha und Jia umarmen lassen, den anderen die Hand gereicht. Das einzige was vielleicht unangepasst war, dass ich eher mit Nysa gesprochen hab - die mich sicher nicht verstanden hat, auch wenn ich versucht hab auf Hindi mit ihr zu sprechen - als mit Lallan. Das wird allerdings niemand gestört haben. Und wenn doch? Ach, was interessiert es mich? Gar nichts! Eben, also schön locker bleiben! „Jona, ich und dich verarschen, was denkst du? Ich meine das voll ernst, aber ist auch egal. Vielleicht ist ihm nur noch nie eine Deutsche über den Weg gelaufen, die glatt zu uns gehören könnte.“, erwidert sie während ich halb in meinen Gedanken bin. „Bitte was?“, unterbreche ich sie nun. „Glatt zu euch gehören könnte? Wer? Ich? Das ich nicht lache!“, meine ich nun skeptisch. „Aber hallo. Im Gegensatz zu den meisten Deutschen hast du von Natur aus eine dunklere Haut, deiner Kleidung und deinem Verhalten plus Gestiken könnte man dich sehr schnell mit einer Inderin vergleichen.“

„Jetzt bleib aber mal auf dem Teppich, ja.“

„Nein, warum denn? Akzeptiere es doch einfach. Ich wette die anderen nehmen dich schnell hier auf. Du wirst nur sehen! Und zum anderen hat dich bis her noch kaum einer komisch angeschaut.“, erklärt sie nun. „Ach, sollten sie?“, frage ich nun und stemme die Hände in die Hüfte, da ich nicht verstehe worauf sie hinaus will. „Ja, denn Inder sind etwas komisch in dieser Ansicht. Wenn jemand anders aussieht, der wird sofort angestarrt. Da zeigen wir keine Scheu.“ Wir zwei sind so in unserem Gespräch vertieft, dass wir kaum etwas anderes, außer uns, wahr nehmen.

 

„Wir stören die Damen ja ungern, bei ihrem interessantem Gespräch.“, beginnt plötzlich hinter uns jemand, der sich, nachdem wir uns umdrehen, als Dev entpuppt. „Aber Naina, du hattest doch gesagt du hast extra für uns unseren privaten Saal reservieren lassen. Wir haben Hunger, da wir mit Absicht nichts gegessen haben und wenn wir reden, wollen wir lieber ungestört sein. Ich hab keine Lust, dass plötzlich Fans ankommen und ein Autogramm von den Herrschaften hier haben wollen.“, erklärt Dev etwas nervös und in Eile. Naina nickt nur darauf hin. „Ihr kennt den Weg.“, meint sie mit einer Handbewegung. Die anderen gehen voran, während Naina mich neben sie hinter den anderen her schleift. „Sag mal...Was… Ich meine, wieso muss ich mit? Nun steht keiner mehr an der Rezeption.Was machen denn die Leute die nun hier her wollen, oder das Ehepaar, dass ihren Schlüssel wieder haben will?“, frage ich dann und sehe von der Rezeption etwas verzweifelt zu Naina. Bis ich merke, dass Lallan nach hinten sieht. Ich erwidere seinen Blick mit einem freundlichem Lächeln. Ein schwaches Lächeln seinerseits. Wow, und ich dachte schon es kommt nichts von ihm aus. Unglaublich, dieser Mann! Dennoch finde ich ihn momentan äußerst still. Ist er immer so? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, in seinen Interviews ist er nie so. Im Gegenteil, da redet er manchmal ohne Punkt und Komma, er ist ja auch schließlich für sein schnelles reden bekannt. Und was bekomme ich hier? Schweigen!

 

Nachdem Naina die anderen in ihren Saal, der direkt neben dem großen Esssaal der anderen Gäste liegt, gebracht hat setzen sich diese auch schon auf ihre Plätze. Nachdem Naina sich umdreht, will auch ich gehen, doch sie hält mich davon ab. „Was...?“, will ich dann zu fragen beginnen, doch sie unterbricht mich. „Nein, meine Liebe, du wirst schön hier bleiben und meine Freunde bedienen.“, meint sie und lächelt mich an. Nun verfinstert sich allerdings meine Miene, macht sie das etwa mit Absicht? „Sag mal, warum ich und nicht du? Sind es meine Freunde? Oder warum bleibst du dann nicht mit mir hier?“, frage ich nun. Was soll ich denn hier bei den ganzen, die mich eh nicht beachten und mich laufen lassen, bis mir die Füße weh tun? Ohne mich! „Nein, Naina. Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Nun lächelt Naina schwach. „Und ob ich das kann. Sie werden dich schon nicht fressen. Sie sind nett und vielleicht freundet ihr euch ja auch an. Bitte, und außerdem muss ja eine von und vorne bleiben. Du sagtest eben selber, dass wir die Rezeption nicht leer stehen lassen dürfen.“ Nun stemme ich die Hände in die Hüften. „Sag mal, was hast du vor? Ich kann auch nach vorne, oder hast du angst ich könnte etwas verbrechen? Nur weil es mein erster Tag ist, heißt das noch lange nicht, dass ich gleich unter Aufsicht stehen muss. Ich bin schließlich keine 6 mehr!“ Nun beginnt sie leise zu lachen, sieht dabei kurz zu Boden und hebt den Kopf anschließend, die Hände legt sie mir auf die Schultern. „Okay, mal abgesehen davon, dass du dich gerade wie eine 6jährige benimmst möchte ich einfach, dass du sie bedienst ist das so schlimm?“, fragt sie nun und sieht mich dementsprechend an. „Nein, aber warum soll ich hier Kellnerin spielen? Können wir dafür nicht andere Personen nehmen?“, frage ich dann, etwas verzweifelt. Warum ich das alles nicht will? Wenn ich die Antwort darauf doch nur wissen würde.

 

„Ja, könnten wir. Aber die würden Lallan alle nur auf dem Schoß sitzen und so was hasst er. Wir haben fast nur weibliche Kellnerinnen und wenn wir einen Mann her holen, der würde mit Jia und Esha flirten und das würde die drei Männer ziemlich sauer machen. Diese ganzen Spielchen hatten wir schon. Und da ich weiß, dass ich dir in diesen Sachen vertrauen kann möchte ich das du das machst.“ Sie schmiert mir hier Unmengen von Honig um den Bart und was mach ich? Ich senke den Kopf. „Na schön.“, ziehe ich die Aussage schön lang, stöhnend und widerwillig. Das sie es immer schafft, mich umzustimmen. Ach, dafür könnte ich sie hassen. Aber das fällt mir sehr schwer, vor allem wenn ich nun ihr breites Lächeln sehe und dann auch noch eine dankende Umarmung bekomme. „Danke, Jona, du bist ein Schatz.“, meint sie dann noch und verschwindet. „Ich weiß.“, entgegne ich dann, auf mich selber stolz. Ich bin manchmal echt schlimm, dass ich nur so selten 'Nein' sagen kann, ist wirklich eine weitere Eigenschaft die ich selber an mir nicht ausstehen kann. Worauf hab ich mich nur hier wieder eingelassen? Nun drehe ich mich um, sehe wie die anderen mich kaum wahr nehmen, die sind bereits voll in ihrem Gesprächen vertieft. Ich höre bis her, weil ich nicht wirklich zuhören will, nur ein paar Gesprächsfetzen wie „Film... anfangen... es fehlt aber noch was bestimmtes...“ Alles was eben keinen Sinn macht, wenn man den ganzen Satz nicht kennt, geschweige denn den Zusammenhang. „Na toll, Jona, dass fängt ja gut an.“, schießt es mir durch den Kopf. Dann auf in den Kampf...

 

Ohne störend zu wirken stelle ich mich an den Tisch, wo die fünf sitzen. Nysa ist nicht dabei, ich wette die hat Esha schlafen gelegt, schließlich ist auch für sie schon längst Schlafenszeit. „Ich störe euch echt ungern. Aber ihr müsst euch, so lange wie ihr hier bleiben wollt, mit mir herum schlagen. Das ist alles auf Nainas Mist gewachsen. Und daher will ich nun erst mal von euch wissen, was ihr trinken wollt!?“, erkläre ich ihnen. Die anderen beginnen nun leicht zu schmunzeln. Und schon höre ich die Getränkewahlen der fünf. „Cola“, „Wasser“, „Pepsi“ und noch einmal „Wasser“. Dann sehe ich zum Schluss zu Lallan. „Und du?“, frage ich dann, nachdem ich zuvor zu Dev gesehen hab. „Eine Pepsi, danke.“

„Wow, der Herr kann reden. Ich glaubs kaum und ich dachte schon Jia müsste für dich antworten.“, schmunzle ich überrascht. Ich hatte ja bis eben wirklich daran gedacht, dass seine Freundin für ihn bestellen würde, da er krank sei oder sonstiges. Ja, man konnte eben nie wissen. Vielleicht hatte er ja Halsschmerzen und musste seine Stimme schonen. Zum Glück war es nicht so. Nicht dass ich was dagegen hätte, aber vergibt mir, wenn ich doch schon mal hier bin und ihn live sehen kann, dann will ich auch versuchen mit ihm zu reden, vor allem, wenn Naina noch so einen engen Kontakt zu ihnen hat. Allerdings bekomme ich von ihm nur einen stummen Blick, einen langen Blick, den ich gar nicht erwidern will - mich am ersten Tag gleich in seinen Augen verlieren. Oh, Gott, bewahre mich davor.

 

„Gut, dass heißt, zwei Wasser, zwei Pepsis und eine Cola!? Kommen sofort.“, lächle ich dann alle an und verlasse den Tisch um an die Bar zu gehen, die sich ebenfalls in dem Saal befindet. Ich bemerke jedoch nicht das auf mir Lallans Blick liegt, der mich bis zur Bar verfolgt hat. Ich mache schnell die Getränke fertig und stelle sie auf ein Tablett, dass ich dann zu den fünf an den Tisch bringe. Dort reiche ich jedem sein Getränk und sehe sie dann neugierig an. „Ihr habt Hunger hab ich gehört. Darf ich fragen, ob ihr von dem Abendessen etwas möchtet? Es wird sicher noch warm sein. Ich kann euch gerne etwas bringen.“, biete ich ihn dann an. „Oh ja bitte, ich verhungere hier noch. Jona, wenn du das tun würdest, wir wären dir so dankbar.“, meint nun Jia. Ich sag euch, ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet sie so etwas sagt. Jia und Hunger? Ich höre immer nur, sie sei auf Diät und achtet so wahnsinnig auf ihre Figur. Da sieht man mal, wie die Presse einen nieder machen kann, nur weil man in deren Augen nicht verdient hat, an der Seite von berühmten Menschen zu leben. Ich lache ungewollt auf, bei ihrer Aussage, nicht gehässig oder beleidigend. Ehrlich gesagt, hab sie mir immer so vorgestellt. Vor der Kamera schlecht hingestellt, eitel herablassend und hinter der Kamera eine ganz normal junge Frau, meines altes.

„Keine Ursache. Euer Essen ist in 15 Minuten bei euch. Wenn ihr mich für die Zeit entschuldigt? Ich denke alt genug seit ihr ja, oder?“ Lachend nicken die Angesprochenen und ich drehe mich voller Elan zum Ausgang um in die Küche zu gehen. Das läuft ja für den Anfang recht gut und dennoch hab ich das Gefühl, dass irgendetwas schief laufen muss. Das kann es bei mir doch nicht geben, dass alles in Butter ist. Bestimmt reden sie jetzt über mich, oh Gott, dass wäre ja so was von peinlich.

 

Ich habe recht, sie reden wirklich über mich. Allerdings nichts schlimmes. Im Gegenteil, sie reden nur gut über mich.

 

„Findet ihr nicht auch, Jona, ist eine wahnsinnig sympathische Person. So voller Leben.“, meint Esha, kurz nachdem ich den Raum verlassen hab. „Das trifft den Nagel auf den Kopf.“, stimmt ihr Mann zu. „Und witzig ist sie auch. Sie ist in meinem alter, stimmts? Hatte Naina doch noch gesagt, als sie uns berichtet hat, dass ihre beste Freundin aus Deutschland kommt.“, überlegt nun Jia. „Ich kann es kaum glauben, dass sie aus Deutschland ist. Sie wirkt gar nicht so. Weder von ihrem Erscheinungsbild noch von ihrem Handeln.“, spricht Dev seine Gedanken laut aus. „Was sagst du zu ihr Lallan?“, wendet sich seine Freundin an ihn. „Sie ist anders. So ganz anders. Ich hab sie mir ganz anders vorgestellt. Vor allem, weil Naina uns gepetzt hat, dass sie voll auf unsere Filme steht.“ Ein Nicken der anderen.

 

Und schon erscheine ich wieder.

Wenn ich da gewusst hätte, dass sie nur Gutes über mich gesagt haben, wäre ich dennoch im Erdboden versunken, erst recht, wenn ich gewusst hätte was genau sie gesagt haben.

 

„So die Herrschaften. Ich hoffe ihr habt nicht über mich gelästert.“, beginne ich und stelle den Wagen mit dem Essen vor dem Tisch ab. „Im Gegenteil. Wir haben nur Gutes über dich gesagt.“, platz es aus Esha, die nun leicht lacht. „Also habt ihr auf jeden Fall etwas über mich gesagt. Und das hinter meinem Rücken. Schämen solltet ihr euch.“ Ich rede mit ihnen, als kenne ich sie schon eine Ewigkeit. Sie tun das selbe.

 

Ich stell ihnen die Teller auf den Tisch und das Essen dazu. „Ihr füllt euch selber auf, ja!? Ich wusste nicht was jeder von euch will und es gab zu viel als Auswahl. Ihr dürft euch also bedienen.“, erkläre ich dann während ich die Schüsseln abstelle. „Danke, ja auffüllen können wir uns schon selber.“, erklärt Dev lächelnd. Ja unglaublich, anscheinend hat sich seine Laune von vorhin verbessert. Er schien vorhin ganz schön angepisst, wenn ich das mal so sagen darf. „Dann guten Appetit. Wenn ihr etwas braucht, ich bin an der Bar.“, sage ich dann und verlasse den Tisch. An der Bar nehme ich mir dann auch eine Pepsi und setze mich. Das wird ein toller Abend, ich hier schön allein und die schlagen sich erst mal mit Essen voll. Wobei mir nach einiger Zeit auffällt, dass sie mehr reden als essen. Und wofür hab ich dann versucht, dass das Essen noch warm ist? „Nein, Jona, du wirst jetzt nicht sauer.“, rede ich mir in Gedanken ein und stecke mir den Strohalm in den Mund um aus dem Glas zu trinken. Als ob mich das beruhigen könnte! Aber ob ihr es glaubt oder nicht, es funktioniert. Das tut es immer. Pepsi beruhigt mich. Ist mein Sarkasmus zu hören? Nein. Ich glaub das wäre besser. Sonst gibt es hier nur unnötiges Blutvergießen. Ich weiß, ich und meine Witze am Rande des Geschehens.

 

Während ich hier in Gedanken bin, sind die anderen voll in ihrem Gespräch vertieft. „Ich will aber noch jemanden haben. Versteht mich doch. Die Geschichte macht so überhaupt keinen Sinn.“, meint Dev der nun in seinem Essen herum stochert. „Wenn ihr drei das Skript gelesen habt, dann wisst ihr das noch eine Frau fehlt.“, ergänzt er dann. „Dev, reg dich nicht so auf. So sind sie nun mal, vor allem Lallan.“, will nun Jia ihn beruhigen, bekommt von Lallan allerdings nur einen enttäuschten Blick, der ins fragende wandert. „Na ist doch so, du vergisst eh alles. Ich wette als du beim Ende des Skripts warst, hast du bereits vergessen was am Anfang war.“, verteidigt sie sich nun lachend. „Dev, wir können doch eh erst in einer Woche anfangen zu drehen, oder?“, beginnt nun Esha, der gerade eine Idee kommt. „Ja, aber was hat das damit zu tun?“, will der Angesprochene wissen. Lallan jedoch wendet sich nun auch zu Dev. „Warum nehmen wir nicht einer der anderen Schauspielerinnen? Die gibt es bei uns doch wie Sand am Meer. Namrata, Simran oder sonst wer.“, mischt er sich dann ein. „Man, versteh doch. Ich will was anderes. Die alle passen nicht zu der Rolle. Zu keiner der beiden Frauen in der Story. Vielleicht muss sogar etwas Neues her.“ Nun hebt Vijay den Kopf, der zuvor vergnügt am Essen war. „Etwas Neues? Sind Schauspieler seit neustem Gegenstände?“, fragt er belustigt.

 

Nun schlägt Esha ihren Mann einmal flüchtig auf den Hinterkopf, worauf alle anderen zu lachen beginnen. Das macht sie öfters, wenn sie unterbrochen wird. „Hallo, ich will gerade etwas sagen und jeder von euch redet mir da zwischen. Wo bin ich denn?“, entrüstet sie sich etwas beleidigt. „Ja, ist ja gut. Dann fang schon an, wir sind jetzt alle leise.“, meint Dev, der sich gerade etwas vom Essen auf seine Gabel schiebt und es dann essen will. „Na schön, da wir ja noch nicht mit den Dreharbeiten angefangen haben und du offensichtlich auf eine neue Schauspielerin bestehst bin ich für ein Casting!“ Dev und Vijay reißen die Augen auf, während Lallan vor Schock das Essen ausspuckt. „Casting?“, fragen alle, sogar Jia stimmt ungläubig mit ein. „Nein, Esha, dass ist viel zu kurzfristig. So ein Casting ist viel zu viel Arbeit, was wir alles dafür haben müssen. Oh Gott, nein, nein und nochmals nein“, beginnt Dev ablehnend. Die anderen drei nicken nur zustimmend mit dem Kopf. „Ach, ihr versteht das nicht. Das ist unsere einzige Möglichkeit. Wir müssen es nicht groß herum posaunen. Es reicht doch wenn nur wenige kommen.“, versucht Esha zu erklären. „Das wäre Schwachsinn. Wenn wenige kommen, ist die Gefahr groß, dass es keiner von ihnen drauf hat. Talente laufen nicht einfach so an einem vorbei. Wie stellst du dir das vor?“

 

Esha ist sich ihrer Sache aber, anscheinend, sicher. „Ich weiß Dev. Aber...“, will sie gerade weiter reden, als Dev sie unterbricht. „Nichts aber! Auch wenn wir nur ein paar Plakate aufhängen würden, auf denen steht, dass ein Casting für alle Frauen zwischen dem und dem Alter gesucht sind um für eine Rolle eines Lallan Khan, Esha und Vijay Devgans Films vorzusprechen ansteht - Esha die rennen uns die Türen ein, eh die Plakate fest kleben.“ Esha stöhnt hörbar auf. „Gut, dann eben ohne Plakate. Wir können die Nachrichten auch nur an den Schauspiel-Schulen weiter geben. Ich will dir doch nur helfen, wenn du meine Hilfe mit Füßen trittst, dann kann dir keiner Helfen. Such dir doch von mir aus allein dein neues Super Talent.“, verschränkt sie nun beleidigt die Arme vor der Brust, nachdem sie den Teller weiter von sich weg schiebt. „Du hast ja Recht. Aber...“, will nun Dev anfangen, der allerdings nun von Vijay unterbrochen wird. „Dev, sie hat auf jeden Fall recht. Wenn du innerhalb einer Woche eine weitere Schauspielerin haben willst, dann musst du entweder nur in den Schauspieler-Schulen suchen, oder aber wir tun das was Lallan sagte, wir nehmen einer der anderen Schauspielerinnen!“ Dev sieht nun alle Personen am Tisch an, dann senkt er langsam den Blick. „Ja, aber was soll ich tun? Ihr wisst wohl auch nicht wie ich mir unsere Hauptpersonen vorstelle, oder?“

 

Nun blickt Lallan von seinem Essen auf, mit vollem Mund. „Ja, wie denn auch?“, beginnt er und schluckt dann sein Essen runter, eh er weiter redet. „Du sagst es uns ja auch nicht. Warum willst du uns, wenn du dir die Personen anscheinend schon so gut vorstellen kannst. Du willst Esha, Vijay und mich. Toll, aber für die andere Figur suchst du etwas anderes? Muss man das verstehen? Nein, weil es vollkommen verrückt ist, neben drei Schauspielern eine völlig Unerfahrene oder eine Anfängerin zu stellen. Nicht, dass wir das noch nicht hatten, aber... Ihr wisst doch was ich sagen will!?“, dreht sich Lallan nun zu Esha und den anderen. Als sein Blick plötzlich zu mir streift, nur kurz und dann wieder zu den anderen. Allerdings sieht er dann wieder zu mir, etwas in Gedanken und lehnt sich etwas zurück. Eh er mich zu lang ansieht dreht er sich zu Dev. „Gut! Erkläre uns wie du die Person haben willst, die das verkörpern soll, was du im Film haben willst. Wir anderen versuchen uns selber ein Bild zu machen.“, meint er dann. Dev sieht fragend zu Lallan, sieht ihn eine Zeit lang überlegend an bis er sich dann an die anderen wendet. „Er hat recht, machen wir es so. Und sonst bin ich für Eshas Vorschlag!“, stimmt ihm Vijay zu, der sich nun auch erwartungsvoll zurück lehnt. Esha und Jia nicken nun ebenfalls einverstanden und sehen Dev dann erwartungsvoll an.

 

„Ihr wollt es also wirklich hören?“, fragt Dev und sieht die anderen fast schon warnend an. „Aber ja doch, nun erzähl schon.“, fordert nun Esha. Nun lehnt auch Dev sich zurück.

Lallan legt gespannt die Hände aneinander, er sitzt perfekt, denn wenn er den Kopf hebt, dann sieht er mich. Er weiß zwar nicht warum ihn das freut, aber was solls!?

„Also, sie sollte tanzen können. Gut tanzen können, zwar nicht unbedingt für das Tanzen leben oder sterben es nur gerne tun, sodass man die Freude bei jeder Bewegung sieht. Wenn ihr das Skript gelesen habt, dann wisst ihr warum!“, beginnt er dann, als ob er eine Geschichte erzählt. Wenn so etwas einer kann, dann eindeutig Dev. „Ich wollte ja jetzt Lili und Namrate vorschlagen, die mit am Besten tanzen, aber sorry, deine Vorstellung ist mir zu hoch. Wobei ich nicht bezweifle, dass die zwei nicht auch gern tanzen, aber du betonst das so speziell.“, unterbricht ihn nun Vijay. „Halt die Klappe und lass ihn reden.“, schlägt ihn Esha erneut auf die Schulter. „Entschuldigt.“, meint Vijay etwas kleinlaut. „Erzähl weiter!“ Dev nickt nur. „Na schön. Sie sollte atemberaubend sein und wenn wir es nur im Film darstellen können. Sie könnte es schaffen, wenn sie den perfekten Gang drauf hat, sich bewegt wie Gottes Geschenk, jetzt mal weit her geholt. Wenn sie ihren Gang mit bedacht auswählt, wenn sie ihn verstellen kann wie sie will. Außerdem sollen ihre Augen sprechen können, sodass man ihr in die Augen sehen kann und Antworten findet ohne Fragen zu stellen. Außerdem sollte sie, wenn sie redet, mit soviel Überzeugung sprechen können, dass es einem den Atem raubt.“

 

„Also, wenn wir die Frau irgendwo finden, dann muss ich dir gratulieren. Das ist ja schon fast unmöglich.“, klappt Esha die Kinnlade hinunter. „Unmöglich, aber machbar.“, meint Lallan, mehr zu sich selber, sein Blick liegt auf mir, die immer noch in Gedanken an der Bar sitzt. Ein Bein über das andere geschlagen hat und eigentlich nur wartet, bis die anderen sie rufen.

Die anderen folgen Lallans Blick, doch sie kräuseln nur die Stirn und sehen etwas verwirrt zu Lallan zurück. Ihnen jetzt zu erklären, dass er die ganze Zeit mich vor Augen hatte, verschweigt er lieber. „Was hast du? Klar ist es machbar. Aber, aber... sag mal, hast du da jemanden vor Augen?“ Nun kommt Lallan wieder zu sich und sieht zu Dev, der ihn, nach seiner Frage fast schon besorgt mustert. „Nein, selbstverständlich nicht.“, erklärt Lallan dann, während er seinen Blick nur kurz aber intensiv zu mir wendet. Bis auf Esha hat den Blick keiner gesehen, doch Esha entdeckt ein kaum merkliches aufblitzen in seinen Augen. Irgendetwas, was sie deuten will, auf einer Weise kann, aber auf der anderen Seite würde es keinen Sinn machen. Lallan jedoch steht auf. „Wo willst du hin?“, fragt ihn Jia und ergreift sein Handgelenk um ihn aufzuhalten. Aus dem Griff löst er sich sanft und sieht Jia mit einem schwachen Lächeln an. „Ich bin sofort zurück!“

 

Erschrocken fahre ich zusammen und sehe mit großen Augen hinauf, als sich plötzlich jemand direkt vor mich setzt. Und zu meinen überraschen ist es kein anderer als Lallan. „Was ist? Fehlt euch etwas, soll ich euch etwas bringen? Ich war gerade weggetreten.“ Lallan hebt die Hand und hindert mich am weiter reden. „Wir wollten nichts, danke. Aber du würdest uns eine Freude machen, wenn du dich noch etwas zu uns setzt, bevor wir zu Bett gehen.“, er lächelt mich zuckersüß an. Ich frag euch, wer würde da ablehnen? Ich! „Nein, bitte. Ich will euch nicht stören oder lästig sein. Ich würde bei eurem Gespräch doch nur vollkommen nerven.“, lehne ich vorsichtig ab. Sein Lächeln erwidere ich, kurz und erklärend. „Ach was. Du wirst nicht stören. Das wichtigste haben wir, für heute, geklärt. Es gibt nicht mehr viel zu besprechen. Du sitzt hier doch ganz allein. Das will weder einer der anderen, da hinten, noch ich.“ Am Ende seines Satzes blicke ich von den anderen zu ihm. Er erwidert kurz darauf den Blick, eine ganze Zeit, während ich wieder zur Seite blicke. „Ich weiß nicht. Also...“, beginne ich dann zu stottern. „Nun komm schon.“, steht er wieder von dem Hocker auf, auf den er sich eben gesetzt hat, ergreift mein Handgelenk und zieht mich vom Hocker. Mit meinen Glas in der Hand sehe ich ihn mit großen Augen an, sagt mal hat ihn etwas gestochen und was hält er mein Handgelenk!?

 

„Seht mal, wer sich zu uns gesellen will.“, schmunzelt Lallan und geht auf seinen Stuhl zu. Ich löse mich sofort von seinem Handgelenk. „Wollen? Er war es der mich ohne Vorwarnung vom Hocker gerissen hat.“ Darauf hin bekomme ich nur Lacher als Antwort. Ja, das kann man auch falsch verstehen, doch lustig war es weiß Gott nicht gemeint. „Wenn du doch schon mal hier bist, setz dich. So lange sitzen wir auch nicht mehr hier, wenn uns die Müdigkeit übermannt, dann gehen wir.“, erklärt nun Esha, die aufsteht und hinter sich nach einem Stuhl greift und ihn dann zwischen sich und Jia stellt. Mit der Hand darauf deutend, lässt sie sich wieder in ihren Stuhl sinken. „Setz dich.“, meint sie erneut, lächelt dabei. Ich blicke hinunter und gehe etwas unsicher auf den Stuhl zu und setze mich dann. Ich sitze Lallan gegenüber, der mir ein Lächeln schenkt, als mein Blick zu ihm streift. Ich wende meinen allerdings schnell von ihm ab, irgendwie gefällt mir sein Blick nicht. Er macht mich nervös - warum auch immer. „Erzähl mal. Naina meinte du siehst 'wahnsinnig' gerne Bollywood Filme.“, richtet nun Jia das Wort an mich. Ich sehe zu ihr, ziehe die Augen zu Schlitzen zusammen, weil mich vor allem dieses 'wahnsinnig' an meine eigene Beschreibung erinnert. „Sie hat es also doch gesagt. Nun gut, woher soll ich auch wissen, dass sie mit euch befreundet ist?“, beginne ich dann, doch es scheint, als sei das den anderen noch keine Antwort.

 

„Komm schon, du bist zwar eine von vielen, aber ich persönlich finde es interessant, dass ihr Deutschen auch unsere Filme gerne seht.“, meint Esha ungeduldig und sieht mich auch genau so an. Wenn ihr sie jetzt sehen könntet, ihr würdet genau wie ich zu schmunzeln beginnen. „Ihr wollt es echt hören? Ich warne euch, ich sage immer eigenartiges Zeug. Also auf eure eigene Verantwortung!“, warne ich sie vor, hebe beschwichtigend die Hände und sehe sie mit großen Augen an. Alle nicken sie schmunzelnd. „Na schön.“, fange ich an und lehne mich zurück, lege ein Bein über das andere und lege meine Hände auf die Beine. „Wo soll ich anfangen? Das ist gar nicht so einfach. Ich denke wir Deutschen wollen mal etwas Abwechslung, dieses ganze englische Zeug, sorry wenn ich das jetzt so sage, in denen es fast nur um Sex und all das geht ist schon nicht mehr normal. Ich weiß nicht, Bollywood ist anders. Ihr weigert euch ja schon andere vor der Kamera zu küssen. Ich finde da sieht man mal so richtig, wie schön die Liebe ist, wie schön es ist, sich zu verlieben. Vor allem die Frauen finden so was toll, wenn ein Mann der Frau den ganzen Film die Welt zu Füßen legt. Dann der Gesang, das Tanzen und die Hingabe mit der getanzt wird. Wie viele unterschiedliche Tanzarten es bei euch gibt. Gibt es bei uns auch, ja aber wenn ich ehrlich bin, wirken die schon fast pervers gegen eure Schritte. Die Farben in den Filmen will das schöne an Indien hervorheben obwohl man wissen muss, dass nicht immer alles schön ist. Aber bei euren Filmen schaltet man, für einige Stunden ab, lässt sich mitreisen, bewegt sich zur Musik, fühlt mit und bricht in Tränen aus, wenn etwas nicht so läuft wie man will. Das zeigt doch einfach wie ihr als Schauspieler eure Arbeit liebt, wie ihr untereinander euch versteht und das alles euren Zuschauern geben wollt, auch wenn es nur für 2 oder 3 Stunden ist...“

 

Ich stoppte nun, zum einem weil ich selber Mal eine Pause machen muss und zum anderem, weil ich gerade angestarrt werde, als sei ich vom Mars gekommen. „Ähm, hab ich etwas falsches gesagt?“, frage ich dann vorsichtig nach. „Also ehrlich gesagt, bin ich überwältigt. So denkst du echt darüber?“, fragt nun Dev, der seinen Gedanken freien Lauf lässt, diese scheinen nun zu Höchstleistungen anzusteigen. „Ja, ist daran etwas falsch?“, frage ich, die Blicke der fünf machen mich etwas unsicher, vor allem der von Lallan. Es scheint als ob er mich verschlingen will mit seinen Blicken, oder gar, dass er in meinem Innerem gelandet ist und nach etwas sucht. Esha jedoch ergreift meinen Arm. „Etwas falsches gesagt? Sag mal spinnst du? Ich finde es äußerst interessant, wie du denkst. Vor allem weil Deutsche nie solche Meinung haben, vor allem hört man hier nur, die Deutschen sehen die Filme nicht gerne, sie seien für sie zu kitschig und das ganze Getanzte versaut den Film.“ Nun reiße ich die Augen ungläubig auf. „So denkt allerdings nicht jeder, dass müsst ihr doch langsam wissen. Bollywood hat in Deutschland wie eine Bombe eingeschlagen. Ihr müsst euch vorstellen, wie schnell die Welt untergehen kann, durch so eine Bombe, so schnell hat die Bombe die deutschen Bewohner mit dem berühmtem Bollywood-Fieber infiziert. Es ist schon eine Krankheit - im positivem Sinne.“, erkläre ich nun weiter.

 

Ein Schmunzeln auf allen Gesichtern, auch auf meinem, da ich es lustig finde, wie überwältigt die fünf sind. Das sie das allerdings noch nicht wissen wundert mich sehr. „Wisst ihr...“, beginne ich dann, warte und bemerke wie alle wieder gespannt zu mir sehen. Als ob sie an meinen Lippen kleben würden. Hab ich etwas ausgelöst? Unglaublich, als ob sie mir sogar zu hören wollen. Nicht, dass das so ungewöhnlich wäre, eigentlich im Gegenteil. Es wurde mir bis heute schon oft erzählt, ich würde so vieles auf den Punkt bringen und mit so viel Begeisterung erklären, dass es alle überzeugt. Ich bin manchmal anderer Ansicht, aber bitte, ich höre so was eigentlich gerne. Ein paar aufmunternde Worte schaden niemanden, oder? Und so erzähle ich, was ich zu erzählen habe. „Also es ist so, dass sich einige ihr eigenes Bild ihrer Stars machen. Andere wiederum sehen so viel im Internet, Infos, Meinungen, Videos und können dadurch den Charakter einer Person bestimmen.“ Ich persönlich war schon immer eine Person, die versuchte aus Gestiken, Verhaltensweise und Redensart heraus zu finden, wie ein Mensch ist. Bis her hat mich diese Gabe nicht enttäuscht und ich lag auch noch nie falsch. Auch ich mach mir mein eigenes Bild der Schauspieler, vor allem der indischen Schauspieler. Ich befasse mich mit solchen Dingen manchmal so sehr, dass wenn ich eine Person nicht mag, ich sie sogar hassen kann und als Krankheit bezeichne, nur wenn ich den Namen hören würde, würde ich Pickel bekommen. „Wie meinst du das?“, will nun Vijay wissen, der nach langem seine Sprache wiedergefunden zuhaben scheint.

 

Ich will gerade zu sprechen beginnen, als plötzlich Naina herein gestürzt kommt. Erschrocken blicken wir alle zu ihr. Sie jedoch mustert uns fragend, stemmt dann die Hände in die Hüften und stellt sich an den Tisch. Zuerst streift ihr Blick über den Tisch, ein abschätzendes Nicken, dann sieht sie jeden von uns einzeln an und bei mir bleibt ihr Blick dann haften. Wir schauen sie jedoch nur weiterhin an, fragend und auf irgendetwas wartend. Vielleicht darauf, das sie etwas sagt!?

„Was soll das hier?“, fragt sie dann und blickt, nachdem sie erneut auf den vollen Tisch schaut wieder zu mir auf. Nun schauen die andern schmunzelnd zwischen mir und Naina hin und her. „Was dass soll, sieht man das nicht? Naina, ist es so merkwürdig Menschen an einem Tisch sitzen zu sehen die sich unterhalten?“, entgegne ich keck. Die anderen versuchen ihr Lachen zu unterdrücken, aber das muss ich auch. „Ha, ha, Jona! Wirklich witzig. Habt ihr mal auf die Uhr gesehen? Ich dachte ihr hättet morgen „ja noch so viel zu tun“ Ich werde euch morgen nach dem Frühstück das Studio aufschließen. Ich hoffe ihr wollt ausgeschlafen sein, vor allem du Lallan, jeder weiß das du ein wahrer Morgenmuffel bist.“ Nun sehen wir sie alle an, dann schweift mein Blick allerdings zur Uhr, die sich weiter hinten im Raum an der Wand befindet.

 

„Ist ja gut, wir sind schon weg.“, meint Esha, die zuerst zur Einsicht kommt und dabei aufsteht. „Gute Nacht. Und Jona, es war toll mit dir zu reden.“

„Da kann ich ihr nur Recht geben.“, meint nun auch Dev der ebenfalls aufsteht. „Wir sehen uns dann morgen und vielen Dank, dafür, dass du uns so lieb bedient hast.“, lächelt Jia und umarmt mich einmal, nachdem auch die anderen aufgestanden sind. „Süß. Das hab ich gerne gemacht.“, erwidere ich erfreut und noch etwas überrascht über die plötzlich Umarmung. Lallan jedoch zieht Naina zur Seite, was ich nicht mitbekomme, da ich gerade mit Jia rede und sie während dessen bis zur Tür begleite. Auch Esha mischt sich in das Gespräch ein. „Eigentlich wäre es ja Nainas Aufgabe gewesen, oder einer der Kellner, aber ich bin froh, dass du es warst. Du bist uns schon voll vertraut, das ist schon fast unheimlich.“, beginnt diese und lacht dabei, was selbstverständlich jeden anderen auch ansteckt. Diese Frau hat ein Lachen, sag ich euch!

Lallan jedoch wartet bis wir ein wenig weiter entfernt sind und dreht sich dann wieder zu Naina, als er sicher ist, dass auch Vijay und Dev uns folgen. „Kannst du Jona fragen ob sie morgen mit kommt?“, meint er dann etwas leiser. Naina kräuselt die Stirn. „Warum und wohin?“, fragt sie dann und sieht ihn an. „Na, ins Studio und weil... ach ich weiß auch nicht. Also tust du es?“, fragt er dann weiter. Naina mustert ihn nun etwas überlegend, irgendwie ist Lallan gerade komisch, so hat er sich noch nie aufgeführt. „Lallan, kommst du? Ich will nach oben und du hast den Schlüssel.“, ruft Jia nach ihm, als sie an der Tür stehen bleibt. „Ich komme!“, entgegnet er und entfernt sich bereits von Naina, dreht sich aber nochmal zu ihr. „Bitte, Naina.“

 

Esha zieht Lallan etwas zurück, während die anderen Voraus gehen, so kann sie sich ihn besser vor nehmen. „Was ist mit dir los?“, fragt sie sofort, aber so, dass die anderen von ihrem Gespräch nichts mitbekommen. „Was soll los sein?“, stellt er unwissend eine Gegenfrage. „Was war das eben? Du warst so leise und erst später schienst du wieder reden zu können. Als... ja, genau, als du plötzlich Jona zu uns geholt hast.“ Lallan zuckt nur mit den Schultern. „Ja und? Was heißt das schon. Ihr findet sie doch auch nett, also! Willst du mir vielleicht etwas anderes sagen?“, Esha winkt ab. „Ach ist nicht wichtig, aber was hast du eben mit Naina geredet?“, fragt sie dann. „Ach, ich hab sie gebeten Jona zu überreden morgen mit in das Studio zu kommen.“ Das ist Esha Antwort genug.

 

Während dessen räumen Naina und ich den Tisch ab. „Es tut mir leid, Lallan hat mich zu ihnen geholt und da hab ich vergessen den Tisch ab zu räumen.“, unterbreche ich die Stille. Nun sieht sie mich von der Seite an. „Ach, macht nichts, es war bestimmt interessanter mit ihnen zu reden, als den Tisch ab zu räumen.“, entgegnet sie dann verständlich. „Wehe du willst mir ein schlechtes Gewissen einreden.“, stemme ich nun die Hände in die Hüften und sehe sie leicht sauer an. „Nein, nein, ganz und gar nicht. Ähm, Jona?“, beginnt sie dann und sieht nun auch wieder zu mir, hat von den Tellern auf dem Tisch gelassen. Ich sehe sie fragend an. „Ähm, willst du morgen mit in das Studio?“, fragt sie dann vorsichtig. „Warum fragst du?“, entgegne ich nun. „Na, Lallan wollte, dass ich dich frage!“

„Lallan?“, frage ich ungläubig. „Ja! Überlege es dir, ich denke sie würden sich freuen.“, meint sie und wendet sich dann wieder zum Tisch. Zusammen räumen wir den Rest weg und dann schickt sie mich in mein Zimmer. Darin angekommen mache ich mich Bett fertig und lege mich unter die Decke. Der Rest des Abends ging schneller als erwartet und auf einmal liege ich schon hier unter der Decke und lasse mich von der Nacht in den Schlaf bringen. Meine letzten Gedanken gelten dem Tag. Es war nicht nur aufregend, es war auch echt aufregend und ich merke jetzt erst wie müde ich doch bin. Ich glaub ich war einfach zu aufgeregt um mir Gedanken über meine Müdigkeit zu machen. Was für ein erster Tag!