Kapitel 4

Früh am nächsten Morgen begannen die Dreharbeiten, so musste jeder der da sein musste auch da sein. Und das, wenn es ging, auch pünktlich. Sanjana war die letzte, aber das war sie immer. Dabei hatte sie einer der kürzesten Wege. Aber sie war eine der Frauen. Und das hieß eine Stunde im Bad. Und das wiederum hieß, dass sie zu spät kam. Sie könnte ja früher aufstehen, aber dann würde sie nicht lächeln. Ganz sicher nicht. Nicht so, wie sie es sonst tat. So wie sie es auch an diesem Tag tat. Jedoch war ihr Grinsen an dem heutigen Tag sicher um einiges breiter als sonst. Warum wohl? Das konnte sich wohl jeder denken. Jedoch erlosch ihr Lächeln wie sie das kleine Nebenstudio erreichte und betrat.

Sie öffnete die Tür - das Lächeln war noch auf ihren Lippen zu erkennen. Sie sah im Raum umher - ihr Lächeln war immer noch da. Sie sah zu Sanjay - ihr Lächeln schien erfreut breiter zu werden. Sie deutete seinen Blick - ihr Lächeln schwand. Verwundert über seinen Blick konnte sie nicht klar denken. Was war los? Warum schien er ihr zu verbieten zu Lächeln. Er stützte sich etwas von der Wand ab, an der er gelehnt stand. Die anderen, Rohan, Kira, der Kameramann Veer und weitere Mitarbeiter sahen zu Sunny, der seiner Freundin nur erklären wollte, dass sie 'ihr Glück' nicht so deutlich mache sollte. Sie verstand seine Massage auf irgendeiner Weise sogar und lies das Lächeln einfach etwas geschwächter auf ihren Lippen.

Zum Glück hatte sie ihn verstanden, denn nachdem die anderen Sunny fragend ansahen wendeten sie sich nach hinten. Erst kurz darauf schloss sich hinter Sanju die Tür, sodass sie realisierten, dass jemand da war. Und wie sie Sanju sahen begann einige ebenfalls zu Lächeln. Sunny hingegen lehnte sich wieder zurück und betrachtete Sanju. Er war erfreut, dass sie endlich da war, hatte er doch bis eben fast jede 5 Minuten auf die Uhr gesehen und bereits begannen sich Sorgen zu machen. Obwohl er wusste, dass sie später kam. Dass sie immer später kam. Das war ihm egal, es ging ihm nur darum, dass er sie sah. Dass er sie bei sich hatte. Und auch, wenn die anderen gerade auf sie zu kamen und sie begrüßten, da Rohan ja unbedingt erst erzählen wollte, wenn alle da waren, konnte Sunny schon von weitem erfreut sein, dass er ihre Anwesenheit spürte.

 

„Da bist du ja endlich, dass du immer so spät kommen musst.“ - „Mensch, wir warten nur auf dich!“ - „Tut mir ja leid, Leute, aber ihr kennt das ja. Ich brauche nun mal meine Zeit vor dem Spiegel. Ich muss doch gut aussehen!“ - „Ja, und für wen? Du brauchst dich gar nicht Schminken, meine Kleine. Du bist schön genug!“ - „Ach, Veer. Du und deine Komplimente. Du bist echt zu süß!“ - „Ja, ich weiß, dass sagt mir meine Frau zu Hause auch immer!“ - „Gott, nun kommt doch endlich. Ich wollte schließlich mit euch reden.“ - „Ist ja gut, Rohan, wir kommen ja schon. Lass Sanju doch erst mal richtig ankommen!“ - „Er ist wieder unmöglich!“ - „Was will er uns denn sagen?“ - „Ach, Sanju, wenn wir das doch nur wüssten!“

Sanju ging mit den anderen nun zu Sunny, der als einziger zurück geblieben war und die anderen amüsiert beobachtet hatte. „Guten Morgen.“, meinte Sanju wie sie sich neben ihn stellte, aber mit sicherem Abstand. „Morgen.“, hauchte er viel mehr, als das er es sagte. Er führte anschließend seine Tasse heißen Kaffee zum Mund um den Blickkontakt zu unterbrechen. Er war für ihn viel zu intensiv. Ginge er noch länger und wären sie allein gewesen, wüsste Gott was dann passiert wäre. Sanju sah wieder nach vorne zu den anderen, blickte dann - genau wie alle anderen - neugierig zu Rohan. Der allerdings begann nun zu Lächeln. „Was seht ihr mich so an?“ Alle verdrehten die Augen, während nur wenige lachten meinten die anderen, dass er endlich sagen sollte was er schon die gesamte Zeit sagen wollte.

„Es ist nichts Welt bewegendes. Es geht nur darum, dass wir den gesamten Drehort endlich wieder in die richtigen Studios verlegen können, denn der neue Ort an dem wir drehen wollen, liegt gar nicht so weit davon entfernt.“ Alles schnaufte auf. „Und das sagst du uns heute Morgen, wenn alle hier her kommen und dann eher einen kürzen Weg hätten zu den Studios als hier her?“, fragte Veer etwas aufgebracht. Veer war eigentlich nie eine Person, die wirklich sauer wurde. Er war nett, etwas kleiner als Rohan, total lieb und freundlich. Aber wenn es um den Humor von Rohan ging, dann konnte er gerne schon mal etwas sauer werden. Wie man nun bereits bemerken konnte. „Ähm, wenn du es so wissen willst. Was blieb mir anders übrig? Ihr wart gestern alle so schnell weg.“

Alle anderen sahen ihn verständnislos an. „Nun schaut nicht so. Ihr seit selber Schuld. Und nun lasst uns fahren!“, meinte er. Kaum hatte er das gesagt machten sich alle auf den Weg, das Studio auszuräumen und es zu verlassen. Bis auf zwei. Die standen immer noch auf ihren vorherigen Plätzen. Sunny und Sanju. Wer auch sonst? Sanju drehte sich zu ihm, lächelte schwach und kam dann leicht auf ihn zu. Sunny jedoch wich ihr aus, sah sie klärend an und blickte dann zu den anderen. „Wir müssen in unsere Kabinen. Unsere Sachen sind dort!“, meinte er dann, wendete sich ab und ging davon. Sanju sah ihm verwundert hinter her. Begann dann aber auch sich in Bewegung zu setzen und ging in ihre Kabine um ihre Sachen zu packen.

Sie dachte, während sie so am Packen war, an Sunny. Warum war er so distanziert? Hatte sie etwas getan? War er sauer, dass sie ihm gestern nicht mehr geantwortet hatte, auf seine SMS? Das glaubte sie nicht. Ihre Gedanken wurden immer konfuser und draußen wurde es immer leiser. Sie bemerkte kaum, dass sich so gut wie alle schon aus dem Staub gemacht hatten. Die Betonung lag auf 'so gut wie alle'. Aber da sie nichts mit bekam, hörte sie auch nicht, dass die ihre Kabinentür auf ging und jemand den Raum betrat. Erst als sie sich umdrehte und den Raum verlassen wollte erblickte sie Sunny, der die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und sie ansah. Sie erschreckte sich so sehr, dass ihr die Griffe ihrer Tasche aus der Hand glitten und diese zu Boden viel.

„Du hast mich vielleicht erschreckt.“, bekam sie gerade so über die Lippen, ohne in Ohnmacht zu fallen, so schnell schlug ihr Herz. Es war aber nicht nur der Grund, dass sie erschreckt war, dass ihr Herz so schlug. Nein, sein Anblick, der ernste Gesichtsausdruck der so vieles sagte brachte sie um den Verstand. Sie ging vorsichtig auf ihn zu, wollte sich dieses Mal nicht zurückhalten lassen und sah dass Sunny die Hände wieder aus den Hosentaschen zog. Sie stand direkt vor ihm, sah ihm in die Augen und wollte gerade die Hand zu seiner Wange erheben. Er hinderte sie daran, ergriff ihre Hand und zog sie wieder hinunter, umschloss sie sanft und griff mit der anderen Hand zu ihrer anderen. Somit zog er sie ganz zu sich und legte ihr seine Arme um den Körper.

Sunny drückte sie fest an sich, zog alles in sich auf. Den Moment, ihren Duft, diese wundervolle Situation. Er schloss die Augen, was auch Sanju tat bereits nachdem er sie zu sich zog. Er war zufrieden endlich mit ihr allein zu sein. „Ich hab gestern von dir geträumt?“, hauchte er ihr leise ins Ohr, woraufhin sich Sanju leise lachend von ihm löste und die Augen wieder öffnete. „Und ich dachte du seist sauer!“, entgegnete sie, genauso leise. „Was? Warum?“, fragte er verwundert, hauchte ihr plötzlich Küsse auf die Wangen, hinunter zum Hals, zur anderen Seite und wieder hinauf. Sanju schloss genießerisch die Augen. Ihr wurde auf einmal so warm, griff in sein Hemd um ihm zu zeigen, dass er ja nicht zu weit gehen sollte.

„Ich weiß nicht, du hast...“, begann sie, begann schwer zu atmen und drückte sich dann etwas von ihm, um ihm ernst in die Augen zu sehen. „...Du warst draußen so komisch!“, beendete sie dann und versuchte sich zu beruhigen. Nicht, dass es normal war. Aber es war schon eigenartig, dass sie zuvor solche Gefühle nicht hatte, wie sie eben in seinen Armen lag, aber seine warmen Lippen auf ihrer Haut. So was ging eben nicht einfach an ihr vorbei. Sunny war so ganz anders. Anders als sie sich einen Mann je vorstellte. Nicht das er grob war. Das Wort gab es sicher gar nicht in seinem Wortschatz. Er hatte es geschafft ihre Schwachstellen zu finden, heraus gefunden was sie wollte. Was sie von einem Mann wollte.

Das alles klang nun sehr sexistisch, aber das war es weiß gut nicht. Er wusste wie er ihr helfen konnte. Er wusste wie er es schaffte, sie auf andere Gedanken zu bringen. Auf den Gedanken 'Sunny'. Er war zwar kein Hellseher, was sie ja gestern schon herausgefunden hatten. Aber er war Magier. Er hatte die Gabe mit ihr zu spielen, so wie es ihm gefiel. Er nutzte das nicht aus, weil er ja keine Ahnung hatte, dass er diese Macht besaß. Und genau das würde sie ihm nicht sagen. Nein, sicher nicht. Entweder er wusste es eines Tages, oder er lies es bleiben. Sunny war einfach kein Mann, der es nötig hatte sich jemanden zu suchen, den er nicht wollte. Warum sollte er? Er suchte etwas und das fand er in Sanju. Und warum sollte sich jemand verändern, wenn er nicht wusste wie das ging?

„Ich war nicht komisch, ich wollte nur nicht, dass es einer bemerkt. Wir wollen keine Presse um uns haben oder? Ich hasse die Presse, wenn es um private Dinge geht. Aber das wirst du sicher noch bemerken, wenn du vor hast mit mir zusammen zu bleiben!“, erklärte er ihr, nahm ihr Gesicht in seine Hände. Er spürte, dass ihre Wangen warm waren, doch er ignorierte es, es gefiel ihm nämlich. Vorsichtig kam er mit seinem Gesicht auf das ihre zu.

„Was... hast du vor?“, hauchte sie, versuchte vergebens ihre Augen nicht zu schließen. Sie sah immer wieder zwischen seinen Augen und seinen Lippen auf und ab. Versuchte sich von seinem Griff zu lösen, aber das half nichts. Er war zu stark, ihr Verlange zu groß, die Stimme ihrer Vernunft zu leise. „Shhh.“, verließ es seine Lippen, hauchten seinen Atem gegen ihre Lippen. Der heiße Atem auf ihren Lippen lies sie die Augen schließen. Sie wollte nur noch eines, seine Lippen auf ihren spüren. Noch nie hatte sie das Gefühl so intensiv gehabt, dass es ihr weh tat ihre Lippen mit seinen zu vereinen. Klar, sie waren seit gestern zusammen, aber das hieß nicht, dass sie nicht vorher schon daran dachte in so einer Situation mit ihm zu sein.

Sunny lies sich Zeit, jedenfalls kam es ihr so vor. Er wollte nur verhindern, dass jemand rein kam und sie bereits dabei waren Raum und Zeit zu vergessen. Doch man hörte von draußen gar nichts. Überhaupt nichts. Entweder es war keiner mehr da, oder aber sie waren alle in ihren Kabinen. Aber ihm war es letztendlich vollkommen egal. Er zog ihr Gesicht weiter zu sich und bemerkte, dass er seine Lippen bereits auf ihren hatte eh er davor das Gefühl hatte, dass sie so nah vor ihm stand. Aber das war ihm nun gleichgültig, was zählte in dem Moment war nichts anderes als sie zwei, das wundervolle Gefühl die Lippen des anderen zu spüren und zu wissen, dass der andere einem gehörte, einem in dem Sinne gehört was die Liebe anging.

Zuerst langen ihre Lippen nur aufeinander, zu betäubt waren sie. Sunny begann erst nach wenigen Sekunden den Kuss zu starten. Er ließ seine Lippen über ihre gleiten und ließ zu, dass sich sein Atem beschleunigte, dass sich die Welt drehte und er das Gefühl hatte das er schweben konnte. Er hatte noch nie das Gefühl gehabt, dass er sich so frei fühlte. Und das tat er gerade. Er fühlte sich mehr als frei. Er fühlte sich herrlich. Es war unbeschreiblich, der Kuss war unbeschreiblich, Sanju war unbeschreiblich. Er wusste, dass er nichts sehnlicher wollte als am liebsten den gesamten Tag mit ihr hier zu stehen und einfach dieses wundervolle Gefühl der Zweisamkeit genießen zu können. Das war ihnen nicht möglich, das wusste er, aber diesen Gedanken lies er außer Acht.

Der Kuss wurde von Sekunde zu Sekunde leidenschaftlich, ihre Körper schmiegten sich immer weiter aneinander, ihr Atem schien immer schneller zu gehen. Sie schwankten. Aber das bemerkten sie gar nicht. Erst als Sunny mit dem Rücken an die Tür prallte zog er tief Luft ein und löste sich schweren Herzens von ihren Lippen. Die Augen weiterhin geschlossen. Hauchte ihr weiter Küsse auf die Nase, die Stirn, den Scheitel. Sein Atem beruhigte sich, langsam. Sanju hatte die Augen immer noch geschlossen, ebenso wie er. Sie merkte nicht, dass sie stehen geblieben waren, merkte nicht, dass sie sich überhaupt bewegt hatten. Sunny wanderte mit den Lippen wieder hinunter und hielt vor ihren Lippen inne.

„Ich liebe dich so sehr, Sanju!“, hauchte er dann, berührte ihre Lippen nur kurz, umschloss sie und zog die Lippen wieder zurück. Sanju lächelte, ihr stiegen Tränen in die Augen. Doch sie wusste nicht was sie erwidern sollte. So erwiderte sie nichts, lehnte sich weiter zu ihm, legte ihm beide Hände auf sein Gesicht und umschloss seinen Mund mit ihrem. Keiner der beiden hatte gemerkt, dass Sunny seine Hände bereits von ihrem Gesicht gelöst hatte und diese nun an ihrer Hüfte langen. Er zog sie somit weiter an sich, drückte sie gegen seinen Körper. Ihre Körper schienen im Einklang zu sein, sie passten perfekt zusammen. Der Körper des anderen, die Wärme die davon ausging, brachte beide
um den Verstand.

Sunny hätte nicht damit gerechnet, dass sie den Kuss beginnt, dass sie anstatt was zu sagen ihn einfach küssen würde. Nicht, dass er was dagegen hatte, aber er war kurz davor sich nicht mehr zurück zu halten. Er war schon viel zu weit gegangen. Sein Verstand lies nach, seine Gedanken wurden immer konfuser. Und bis alles aussetzte, wollte er sich retten, wollte er Sanju davor bewahren, dass er nichts falsches tat. Dass sie nichts falsches dachte. Dass er sie nicht verletzte. Er versuchte immer wieder den Kuss zu beenden, doch er schaffte es nur schwer. Er wollte etwas sagen, aber er musste seine Sätze immer wieder unterbrechen. „Sanju... Bitte... Ich...“ Er kam nicht weiter, denn sie wollte nicht unterbrechen, lies ihn nicht zu Worte kommen.

Und doch gab es eine Möglichkeit, die die zwei voneinander trennte. Es war nichts anderes, als ein Klopfen hinter der Tür, an der Sunny gelehnt stand. Die Person die davor stand wollte in den Raum und versuchte es dann mit der Türklinke, doch da dort Sunny stand kam sie nicht rein. Zu dem Glück der beiden.

Dennoch schreckte Sanjana von Sanjay zurück, sah ihn dann entgeistert an. Dieser schien
ziemlich ruhig zu bleiben, während Sanju etwas unruhig wurde. „Du musst dich verstecken.“, flüsterte sie ihm zu. Er lächelte. „Als ob wir etwas verbotenes tun, als ob du bereits einen Freund oder gar einen Mann hättest.“, schmunzelte er. Er schien sich darüber lustig zu machen. Jedenfalls hatte Sanju das Gefühl. „Ich mein es ernst, ich will nicht, dass es schon heute raus kommt. Sunny, das zerstört die Beziehung!“, meinte sie ernst, aber immer noch leise. Sie wollte ja nicht, dass die Person draußen etwas hörte.

„Sanjana? Bist du noch da drin? Hast du Sanjay gesehen?“, fragte Kira von außen. „Ja, ich
bin noch hier, ich komme sofort. Und Sunny? Nein, keine Ahnung.“, meinte sie dann und sah wieder zu ihrem Freund auf. „Nun geh.“ Sunny lachte leise auf. „Und wo hin?“ - „Na, sicher nicht raus, du Dummkopf. Geh einfach dahin, wo sie dich nicht sieht, wenn ich jetzt raus gehe!“, erklärte sie, als ob er da nicht selber drauf kam. Sie schubste ihn von der Tür und er tat was sie sagte. Sanju ging auf ihre Tasche zu, hob diese vom Boden wieder auf - wo sie sie fallen lassen hatte und ging bereits wieder auf die Tür zu. Sunny stand immer noch neben der Tür, beobachtete sie und lächelte zufrieden.

Eh sie das Zimmer verlassen konnte, ergriff er ihr Handgelenk, zog sie zu sich und drückte ihr noch einmal seine Lippen auf ihre. „Ich liebe dich.“ Sanjana sah ihm ernst in die Augen, lächelte dann. „Und ich liebe dich!“, hauchte sie dann, eh er noch einmal seine Lippen auf ihre drückte. Wie er sich löste und sie ansah, begann er zu schmunzeln. „Was hast du?“, fragte sie verwirrt. „Ich hab nichts, hoffe ich. Aber du.“ Er hob seine Hand streifte ihr mit dem Daumen an dem rechten Mundwinkel etwas von ihrem hellen Lippenstift fort und zog ihr Gesicht am Kinn zu sich um ihr einen zarten Kuss auf die Stirn zu geben. Sanju begann zu lächeln und schloss die Augen. Er war echt wunderbar - wie ein Traum.

„Eh du raus kommst sieh besser auch nochmal in den Spiegel.“, meinte sie dann eh sie sich
abwendete und das Zimmer verließ. Oder erst mal die Tür öffnete und Kira in ihr Zimmer sah. „Da bist du ja.“, meinte sie dann und sah wieder zu ihr. „Ja, da bin ich. Und Sunny schon gefunden?“ Kira schüttelte den Kopf. „Rohan will nicht eher fahren.“, meinte sie dann und schnaufte auf. Das war typisch Rohan, aber was sollten sie machen. „Er wird sicher auch gleich kommen.“, meinte Sanjana dann und lächelte Kira aufheiternd an. „Lass uns schon mal raus gehen.“ Gesagt, getan. Draußen bei den anderen verstaute Sanju erst mal ihre Tasche bei sich im Auto, dann lehnte sie sich daran und wartete mit den anderen auf Sunny.

Wie sie auf sah bemerkte sie, dass sie von den anderen neugierig gebeugt wurde. „Was ist?“, wollte sie dann wissen. Die meisten wandten sich wieder ab, während jedoch Rohan der einzige war der zu ihr kam und sie ernst ansah. „Du weißt wo er ist oder?“, fragte er und konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Sanju sah ihn mit großen Augen an. „Nein, woher denn bitte?“ Rohan hielt inne, sah sie prüfend an. Aber sie schien die Wahrheit zu sagen. Allerdings war sie nichts anderes als eine ausgezeichnete Schauspielerin, denn natürlich wusste sie wo sich Sunny befand. Sie spürte es. Da ihr
Herz schneller schlug. „Da kommt er.“, meinte sie dann nur, eh die Tür aufging. Rohan drehte sich um, kräuselte die Stirn und wollte gerade sagen, dass sie ihn nicht verarschen soll, als er hörte das die Tür wirklich aufging.

Rohan sah nicht schlecht aus der Wäsche, als er Sanju anerkennend ansah, die allerdings nur mit den Schultern zuckte. Sie beobachtete jeden von Sunnys Schritten und erwischte sich dabei wie sie seine Bewegungen aufs genauste verfolgte. Sie versuchte sich nicht zu sehr auf ihn zu konzentrieren, versuchte, dass sie weg sehen konnte. Was sollten die anderen denken? Rohan wusste zwar Bescheid, aber das half ihr auch nicht. Die anderen wussten nichts. Und wenn die sehen würden, dass sie Sunny hier fast schon nur mit Blicken auffraß, da dachten sie doch sicher sie sei was sonst für eine Verrückte. Aber dem war ja nicht so. Eigentlich.

Als Sunny direkt bei ihnen ankam, Sanju einen intensiven aber kürzen Blick schenkte und lächelnd zu den anderen sah, wurde er angestarrt, als ob er gleich gefoltert werden sollte. „Was ist? Ihr wartet doch nicht etwa alle nur auf mich, oder?“

Sanjay musste sich sein Lachen verkneifen. Er wusste, dass alles auf ihn gewartet hatte, aber das musste er ja nicht sagen. Er hatte es bei Sanju in der Kabine gehört, aber er war ja 'gar nicht' dort. „Nein, wir stehen hier nur so, weil das Wetter heute so schön ist! Ach, auf wen sollen wir denn sonst warten? Alle sind da, es wird nur auf dich gewartet!“, entgegnete Rohan, der sich nicht von den anderen ablenken lies und seinen Freund etwas sauer ansah. „Oh, das tut mir echt schrecklich leid.“, meinte Sunny dann und sah wieder in die Runde. Er ignorierte gekonnt Sanjus Blicke, die auf ihm lagen. Er spürte sie, keine Frage, sie stachen richtig heraus. Aber wenn er sich darauf konzentrieren würde, dann würde sie nicht mal die Zahl 'Eins' ausgesprochen haben, da läge sie schon in seinen Armen.

„Das tut es ganz sicher nicht. Aber lasst uns nicht diskutieren, sondern los fahren, sonst kommen wir zu nichts mehr heute!“, wandte sich Rohan von seinem Freund ab und ging zu seinem Wagen. Alle anderen taten es ihm gleich, sodass sie zu dem nächsten Studio fahren konnten, wo die Dreharbeiten weiter gehen konnten. Alle fuhren sie hintereinander weg, ihre Sachen dabei, die Kameras, alles was benötigt wurde, wurde in den großen Wagen von Veer getan.
Bei dem Studio angekommen musste erst mal wieder alles aufgebaut werden, was natürlich auch wieder seine Zeit dauerte. Alle halfen mit, um so schneller ging es.

Wieder mussten Sunny und Sanju ihre Sachen in die neuen Kabinen tun, dieses Mal jedoch lagen ihre direkt nebeneinander und das tollste - für sie natürlich - war, dass ihre Zimmer innerhalb der Räume auch noch eine Tür hatten, sodass sie den anderen 'besuchen' konnten. Das bot zwar nicht jedes großes Studio, aber dieses hier schon. Aber bis sie in ihre Kabinen gingen wussten sie das gar nicht, denn sie waren nie in diese Kabinen eingeteilt wurden. Und zum Glück wurden sie es dieses Mal. Ob sie Rohan danken sollten? Der hatte das sicher mit Absicht gemacht oder? Obwohl, da 'Pyaar Ho Naa' einer seiner ersten Projekte war, musste er ja nicht schon in jedem Studio gewesen sein. Es ist also möglich, dass es keiner wusste. Also blieb es besser ihr Geheimnis. Schon das zweite
Geheimnis, dass sie vor den anderen verbergen mussten.

Die zwei jedoch betätigten die Tür nicht, zu mindestens nicht jetzt. Zum einem dürften sie dann nicht eine der Türen die vorne sind, durch die jeder gehen konnte wenn sie offen war, offen haben und zum anderen würden sie sich jetzt treffen, dann wäre alles aus. Denn Kira und Rohan betreten ihre Kabinen, achten aber nicht auf die Tür im Raum. Kira steht bei Sanju, Rohan bei Sunny.

„Wow, dass du dich mal in deiner Kabine befindest!“, bemerkt Rohan erstaunt. Dieser war gerade wirklich darauf und dran, die Tür wieder zu schließen. Er hat nicht mal richtig in den Raum gesehen, jedoch hat er Sunny entdeckt, der an dem Spiegel stand und seine Frisur begutachtet hatte. „Ja! Wo soll ich auch anders sein?“, entgegnete Sunny leicht abgelenkt und drehte sich erst dann um. Er griff anschließend, wie er wieder nach vorne zum Spiegel sah - da er merkte, dass es sich wirklich nur um Rohan handelte und er ihm nur zeigen wollte, dass er ihm folgte - zu seinem Kamm und begann sich damit durch die Haare zu gehen. „Egal, du siehst gut aus. Die Frauen lieben dich alle und nun komm, lass den Kamm fallen. Ich will endlich arbeiten. Schließlich dachte ich mir wollen wir noch etwas arbeiten, eh ich euch ohne eine Szene im Kasten zu haben nach Hause schicke!“

Sunny drehte sich verwundert zu Rohan um, lies wirklich von dem Kamm und ging zu ihm. „Was ist los? Schlecht gelaunt?“, fragte er dann, musste versuchen ernst zu bleiben. Sunny konnte echt niemanden schlechte Laune bereiten. Für Sunny schien ein Tag lieber damit zu beginnen morgens mit einem Lächeln aufzustehen. Ja, das war einfach typisch Sunny. Und er selber liebte seine Eigenschaften. „Nein bin ich nicht.“, entgegnete Rohan gelassen, hörte sich aber alles andere als ruhig und gut gelaunt an. Aber Sunny ignorierte das gekonnt und ging an ihm vorbei, zur linken Seite, somit an Sanjus Kabine entlang, dessen Tür ja auch offen stand da Kira sie gerade holen wollte, sieht kurz hinein geht aber einfach weiter. Rohan kam gar nicht so schnell mit, wie Sunny an ihm vorbei ging und seine Kabine verließ.

Verwirrt schloss Rohan diese dann leise. „Keine Ursache, dass mach ich doch gerne für dich, mein Freund!“, redete er dann mit sich selber und drehte sich zu seinem Freund, der schon längst an Sanjus Kabine vorbei gegangen war. „Hey, Herr Super Schauspieler, bleib stehen!“, rief er ihm hinter her und ging mit schnellen Schritten hinter Sunny her.


Kira sah Sanjana auffordernd an. „Nun komm schon. Ich denke Rohan mag es nicht, das wir so trödeln. Er ist zwar keine Spaßbremse aber... du weißt worauf ich hinaus will, oder?“, meinte Kira dann und begann zu schmunzeln. Sanju musste versuchen nicht zu lachen. Sie band sich einen Zopf und sah dann zu Kira herüber. „Du musst da nicht in der Tür stehen bleiben.“, erklärte sie dann. Kira sah hinaus um heraus zu finden, ob Rohan vielleicht schon wieder am Fluchen war, weil er Sunny nirgends fand. Dem war nicht so, denn Sunny kam gerade auf sie zu. Aber Kira suchte nach Rohan, den sie nicht sah.

Es schien alles wie verhext. Oder eingefädelt, denn somit konnten sich Sunny und Sanju in die Augen sehen als Sunny an der Tür vorbei ging. Sanju musste genau aus dem Grund zu lächeln beginnen, sank den Blick dann aber, mit leicht rosa Wangen, hinunter zu Boden. Sie schämte sich nicht, sie fand es nur wahnsinnig anziehend , dass ihre Beziehung so heimlich war. Ja, es war schon kindisch, es nicht jeden zu erzählen. Und naiv war es auch. Aber sie kannte Sunny inzwischen recht gut. Er hasste die Presse, wenn es um private Dinge ging. Er konnte da manchmal wahnsinnig aus rasten, aber er hatte sich gut im Griff. Bis her noch. Aber man weiß ja nie, wann ein Vulkan ausbrechen konnte, oder es tat. Sunny war genau wie ein Vulkan. Ein sexy Vulkan - wenn es nach Sanju ging.

„Willst du nun kommen?“, riss Kira sie aus ihren Gedanken. Sanju schreckte auf, sah zu ihr und vertuschte ihre Gedanken mit einem Lächeln. Kira zog die Augenbrauen hinunter und sah Sanju musternd an. Dann ging ihr Blick nach draußen zu Sunny und wieder zurück. „Was ist mit dir?“, wollte sie dann wissen. „Mit mir? Was soll mit mir sein? Nichts und du wolltest doch, dass wir zu Rohen gehen, oder? Na dann mal los!“, meinte Sanju, zog ihren Zopf noch etwas fester und ging dann auf Kira zu. Da jedoch hörten die zwei Frauen, wie Rohan hinter Sunny her rief und dann mit schnellen Schritten an ihrer Tür vorbei raste. Sanju und Kira sahen sich verwundert an, begannen dann aber zu lachen.

„Verrückt die zwei.“, schüttelte Kira den Kopf, während Sanju hinter ihr und sich die Tür zu ihrer Kabine schloss. „Deswegen sind sie sicher auch so gute Freunde!“, entgegnete Sanju und konnte sich ein leises, amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. „Was lächelst du da so?“, fragte Kira dann plötzlich, sah zu Sanju herüber und war etwas überrascht, dass diese nicht nur amüsiert lächelte, sondern fast schon verträumt. „Darf ich nicht mehr lächeln?“, erwiderte Sanju, etwas zu schnell und lies Kira erschrocken und beruhigend die Hände in die Höhe heben. „Ist ja in Ordnung. Ich hab nichts gesagt.“, meinte sie dann und sah Sanju nun auch noch entschuldigend an. Sanju sah wiederum um Verzeihung bittend zu ihr. „Nein, nein. Schon in Ordnung. Es tut mir leid!“ Kira begann darauf hin nur zu lächeln, beruhigend.

Rohan war allerdings vor ihnen noch dabei Sunny zu erreichen, das gelang ihm auch, glücklicher Weise. „Man, du Riese.“, begann er sich zu beschweren, als Sunny stehen blieb und dann zu Rohan sah. „Was beschwerst du dich über meine Größe?“, zog Sunny eine Augenbraue in die Höhe und musterte Rohan vor sich. Dieser musste den seinen Blick etwas anheben - aber wer musste das eigentlich nicht? „Nein. Man, Sunny! Du solltest nur stehen bleiben!“, erklärte Rohan schnell und wandte sich dann ab. Sunny sah ihn weiterhin aufmerksam an, schmunzelte wieder vor sich hin und wartete darauf, dass Rohan etwas erklären würde, was zu tun wäre. Und genau das tat Rohan auch. Er lotste alle nach draußen, wo die meisten bereits waren, darunter Veer mit seiner Kamera.

„Ich habe vor mit euch die Szene zu drehen, wo Rahul Neelam im Park trifft.“, wendet sich Rohan an Sunny und Sanju, die beide zu ihm kommen sollten. Wohl eher sollte Sanju zu Rohan und Sunny kommen, denn Sunny stand ja bis eben gerade noch bei Rohan, da er mit ihm hinaus gegangen war.
Und wie Rohan sagte wurde genau die Szene abgedreht. Sunny und Sanju taten ihr bestes um Rohan zufrieden zu stellen. Sie brauchten nur wenig Takes, denn Sunny und Sanju spielten wieder mal perfekt zusammen. Sie schienen ihre Rollen wundervoll hin zu bekommen. Rohan war mehr als froh, dass sie nicht nur die eine Szene hin bekamen, sondern auch noch weitere 5 schafften.

Spät am Abend beendete Rohan die Dreharbeiten für den heutigen Tag. „Ihr wart alle so gut, danke. Wir schaffen wirklich mehr, am Tag, wie ich einplane! Wir sehen uns dann morgen hier, wie immer pünktlich! Nicht wahr Sanju!?“, sah er dann neben Sunny, da Sanju erst mal aus schnaufte. Dann begann diese unschuldig zu grinsen.