Ajit und die Unbekannte

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Inhalt

Es ist nicht einfach an jemanden heran zu kommen, den man gerne mag. Für unsere Hauptprotagonistin jedoch schon. Sie trifft auf Ajit, ohne es zu planen. Und wieder und wieder...

Die KurzGeschichte

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Früh am Morgen weckt ihn der Wecker. Mürrisch schlägt er darauf und dreht sich zur anderen Seite.
„Ajit, du musst aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Arbeit!“, meint eine Frauenstimme neben ihm. „Ist ja gut, Karishma. Bin ja schon wach!“, sagt er und rafft sich aus dem Bett. Das erste was er tun muss, um wach zu werden, ist eine kalte Dusche zu nehmen. Nicht wirklich kalt, nur weckend kalt.

Er verabschiedet sich schließlich von seiner Freundin, der er noch einen Kuss auf die Wange haucht und mit einem Lächeln die Wohnung verlässt.  Hinunter zu seinem Auto gehend, sieht er auf seine Armbanduhr. Er hat noch viel Zeit - warum ihn Karishma immer so früh wecken muss?
Wie er unten ankommt und sich in sein Auto setzt, den Schlüssel ins Zündschloss steckt und den Wagen startet bemerkt er nach wenigen Sekunden, dass sein Auto nicht anspringt. „Nein... Nein, verdammt...“ Ajit scheint heute wirklich nicht gerade gut gelaunt zu sein, Er lehnt seinen Kopf an den Sitz und schließt kurz die Augen. „Lieber Gott, was hast du nur vor mit mir heute...?“

Schnaufend steigt er wieder aus seinem Auto aus. Was bleibt ihm auch großartig übrig?
Ganz genau, gar nichts. So muss er wohl oder übel zu Fuß zur Firma seines Vaters laufen. Ihn werden alle anstarren. Aber das soll ihm heute mal egal sein.

Auf dem Weg zur Firma läuft er allerdings, da er in einer Akte vertieft ist - ja, der Mann denkt wirklich nur ans Arbeiten - fast in jemanden hinein.
Wer dieser jemand ist? Natürlich niemand anderes, außer meiner unbedeutenden Wenigkeit.

Er hebt nur kurz den Kopf, wendet ihn nach hinten zu mir, wie ich das selbe tue und zwar mich zu ihm drehen. „Entschuldigung...“, meint er dann, weiter kommt er allerdings nicht.
Sein Blick liegt auf meinem Gesicht, warum auch immer. Er geht weiter, ich bin inzwischen stehen geblieben.

Anschließend wendet er sich wieder ab, atmet schwer ein und wieder aus und senkt den Blick wieder hinunter zur Akte.

Verdammt, sagt mal, bin ich dumm? Hab ich gerade irgendetwas gesagt? Man. Ich sollte verdammt werden. Mein Blick geht hinauf. „Wann holst du mich endlich... Meine Dummheit schadet doch nur allen...“, fluche ich dann scherzend. Eh ich weiter flüstern kann, legt mir allerdings jemand einen Arm um die Schulter und dreht mich zur Seite. „Guten Morgen, Zooni.“
„Guten Morgen, Mira! Was machst du denn schon hier?“ Sie redet drauf los, wie sie es jeden Morgen macht und ich wende den Blick noch einmal zur Seite um einen Blick auf den Mann zu werfen - der mich schon die ganze letzte Zeit überall hin verfolgt...

„Und gestern war echt der Knaller, das glaubst du mir nie...“ Mira schleift mich in das Café, an dem ich gerade stehen geblieben bin und in dem wir jeden Morgen sind. Ich höre ihr jedoch nicht zu, bin in Gedanken total wo anders. Und zwar bei dem Mann von eben. Ich kenne ihn! Ja, sehr gut, er kommt öfters ins Café, gegen Nachmittag. Nur um - alleine - einen Kaffee zu trinken und dann wieder zu verschwinden.

„Zooni... Zooni hörst du mir eigentlich noch zu?“ Ich schrecke aus meinen Gedanken, sehe zu Mira herüber. Wir haben uns gesetzt, was mir gar nicht bewusst war und nun sieht sie mich fast besorgt an. „Was ist mit dir?“, fragt sie dann weiter. „Ach nichts... Ich war nur etwas abgelenkt!“ Nun sieht sie mich interessiert an, hebt dann die Augenbrauen in die Höhe um verführerisch damit zu spielen. „Denkst du etwa an den gut aussehenden Mann, der hier immer her kommt?“
„Welcher gut aussehender Mann?“, entgegne ich so unschuldig wie möglich. „Nun tue nicht so dumm...“
„Danke, dass ich dumm bin weiß ich selber...“
„Du bist nicht dumm...“
„Woher willst du das wissen...?“
„Ich denke weniger, dass dich nicht umsonst die beste Agentur einstellen will!“
„Das stimmt so nicht. Sie hat mich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, noch steht nichts fest!“ Mira nickt nur, als ob sie mir kein einziges Wort glaubt. „Was denn? Es ist so!“
„Ja, klar... Und wenn es so wäre, du wirst sicher angenommen...“



Gegen Nachmittag, wie ich mich die gesamte Zeit immer noch im Café befinde, Mira auch - da sie hier arbeitet - habe ich in meinen Papieren nach gesehen, ob ich alles hab und auch gut vorbereitet bin. Ich hab da so einen Tick, es muss bei mir immer alles perfekt sein. Doch hab ich auch dementsprechend angst. So in meinen Gedanken an das Gespräch will ich mir einen Kaffee holen - oder wieder einen - da pralle ich allerdings mit einer Person zusammen. Das erste was ich bemerke ist jedoch heißer Kaffee auf meinem Oberteil, sodass ich leicht aufschreie und dann nach oben sehe.

Und wer steht vor mir? Natürlich der Mann von heute Morgen.
„Oh, Mam es tut mir echt wahnsinnig leid...“, beginnt er, greift auf der Ablage neben sich nach Servierten und will mir gerade helfen den Kaffee etwas von meinem Oberteil zu bekommen. Ich jedoch nehme ihm die Servierten aus der Hand, wobei sich unsere Hände berühren und wir uns kurz in die Augen sehen. „Ist schon in Ordnung... Ich denke das war eine eindeutige Aussage, dass ich doch das andere Oberteil hätte anziehen sollen...“

Ajit schmunzelt amüsiert, über den Humor den ich bei der Situation aufbringe. Karishma hätte jetzt erst mal hysterisch geschrien und ihn zur Sau gemacht. „Das war wirklich nicht meine Absicht... Ich hab...“ Er hält plötzlich inne, sieht mich lange an und versucht anscheinend herauszufinden wo er mich schon mal gesehen hat. „Sagen Sie mal, sind Sie nicht die Frau mit der ich heute Morgen schon zusammen gestoßen bin?“

Überrascht sehe ich zu ihm auf, beginne dann zu nicken - dass er sich noch daran erinnert.  „Ja, die bin ich. Zooni, Zooni Bakshi!“

„Freut mich. Ajit, Ajit Mehra!“, erwidert er auf leiche Weise und reicht mir seine Hand. Erfreut ergreife ich seine. Erneut geht mein Blick hinauf zu seinen Augen, ich merke wie sich meine Wangen leicht rosa färben. Aber was kann ich dafür, seine Hand, sein Blick sein ganzes Ich lässt mich erröten. Er sieht verdammt gut aus, hat wundervolle Augen und seine Hand die meine etwas fester um griffen hält lässt mich fast in Ohnmacht fallen. Was für ein Mann!

„Darf ich Sie als Entschädigung zu einem Kaffee einladen?“
„Dich...“
„Verzeihung... Darf ich DICH zu einem Kaffee einladen?“
„Danke, das ist sehr nett...“
Warum ich seine Einladung annehme? Er hat dieses Glitzern in den Augen, das mir sagt, dass er kein 'Nein' duldet. Außerdem finde ich ihn wahnsinnig attraktiv, so was lasse ich mir doch nicht entgehen. Er bestellt noch einen Kaffee für mich und ich deute ihm an, an welchem Tisch ich bis eben saß. Gemeinsam setzen wir uns dann an den Tisch und ich räume die Unterlage etwas zur Seite. „Was machen Sie... Ähm, was machst du beruflich?“, fragt er mich neugierig. Ich sehe ihn etwas überrascht an. „Ich hab bis vor kurzen für eine kleine Nachrichtenagentur gearbeitet... Ich hab dort die Texte verfasst... Und heute hab ich ein Bewerbungsgespräch einer PR-Agentur, die wohl auf mich aufmerksam wurde...“ Ajit öffnet überrascht die Augen. „Und welche Agentur ist das, wir haben ja nicht nur eine im PR Bereich?“ Ich will ihm gerade antworten, da unterbricht uns sein Handy.

„Ja, Ajit Mehra?“, meldet er sich. „Karishma?... Was machst du in der Firma... Vater?... Oh man, ja ich komme... Ja, ist gut, bis gleich!“ Stöhnend beendet er das Gespräch und sieht dann enttäuscht zu mir auf. „Es tut mir sehr leid, dass ich unser Gespräch beenden muss, Zooni... Das war gerade...“ Er stoppt etwas, scheint es wohl nicht sagen zu wollen. „...Deine Sekretärin?“, frage ich allerdings, ein schwaches Lächeln aufgesetzt. Wer sollte es sonst sein, aus seiner Firma? Wo auch immer er arbeitet. „Nein. Meine Freundin!“ Mit diesen Worten steht er auf, dreht sich um und sieht mich dann nochmal an - bezahlen braucht er ja nicht, hat er ja bereits vorne gemacht. „Es tut mir leid...“

Kurz darauf sehe ich nur noch, wie er das Café verlässt. Er sieht ein letztes Mal in das Café, direkt zu mir - ich hab ihn ja bereits mit Blicken verfolgt. Das nächste was ich mit bekomme ist, dass sich Mira an meinen Tisch setzt. „Und?“, fragt sie voller Neugierig, sodass ich aus meinen Gedanken schrecke und zu ihr sehe. „Und was?“, frage ich, etwas verletzt. Was habe ich erwartet? Dass er keine Freundin hat? So jemand wie er muss doch in einer Beziehung stecken. So jemand wie er wird sicher von Frauen umringt sein. Was will er denn dann schon von einer einfachen Frau wie mir wollen? Hin oder her, dass er nett zu mir war, dass er mich so intensiv angesehen hat - das hat er sicher nur getan um höfflich zu sein. Gott, bin ich dumm!


„Na wie war das Gespräch mit ihm? Wie ist er...?“
„Als ob ich das wüsste, nach einem kurzen Gespräch... Ich werde dann nun besser gehen, ich muss bald da sein und mir was neues anziehen... Bis dann Mira!“
„Sag mir dann wie es war...“, ruft sie mir noch hinter her...


In der großen Agentur angekommen - nachdem ich noch zu Hause war um ein anderes Oberteil an zu ziehen - sehe ich mich erst mal um. Wow! Wie groß hier doch alles ist. Da werde ich mich ja nie zurecht finden. Aber bis her steht ja noch gar nicht fest, dass ich hier arbeiten werde. An der Rezeption sage ich, dass ich ein Bewerbungsgespräch habe und frage wo ich dafür hin muss. „In den 14. Stock, gerade aus, die letzte Tür. Gar nicht zu verfehlen!“
„Danke!“

So langsam werde ich nun doch nervös, ich betrete den Fahrstuhl und lasse mich dann von ihm in den 14. Stock - und den letzten - hinauf fahren. Vor der Tür atme ich noch einmal tief ein und wieder aus, eh ich den Mut aufbringe an die Tür zu klopfen. Ein tiefes „Herein!“ lässt mich dann die Tür öffnen. Wie ich in dem Raum stehe, steht mir jemand gegenüber, allerdings mit dem Rücken zu mir. Zwei andere Köpfe sehen um ihn herum. Einer gehört einer jungen Frau, sicher in meinem Alter, der andere gehört einem älteren Mann - den ich jetzt einfach mal als den Chef der Firma erkläre. „Entschuldigung, wenn ich störe. Ich habe ein Bewerbungsgespräch und wurde hier her geschickt...“ Weiter komme ich nicht, da sich - wie ich zu reden beginne - die Person die mir den Rücken zu gekehrt hat nun umdreht. Und wie soll es anders sein, nun steht dort Ajit.

Der Rest erklärt sich schon von allein. Die Frau wird sicher Karishma, seine Freundin, sein und der Mann ja wohl sein Chef. „Oh, Misses Bakshi, richtig? Schön, dass sie die Zeit gefunden haben...“, kommt nun der Chef auf mich zu. „Sie sind genau richtig... Ich bin Abhinav Mehra, der Chef der Agentur!“ Na, ganz toll. Und sicher Ajits Vater, schließlich heißt dieser auch Mehra mit Nachnamen. Da bin ich ja genau dem Richtigen in die Arme gelaufen.

Ich bemerke gar nicht, dass Ajit mich beobachtet, wie Abhinav mich zu seinem Bürotisch führt und ich mich setzen soll. „Könntet ihr zwei uns gerade für ein paar Minuten allein lassen...“, wendet Abhinav sich an seinen Sohn und an Karishma. Die beiden nicken, Karishma mit einem Lächeln, Ajit etwas aus seinen Gedanken geholt. „Was ist mit dir, Schatz?“, will sie wissen, als sie das Büro verlassen.

Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit Abhinav, der mir wahnsinnig sympathisch ist, kein Wunder, sein Sohn hat vieles von ihm. Vor allem das Lächeln. „Nun, wenn das so ist, Misses Bakshi... Von mir aus können Sie am Montag anfangen!“ Ich bin überrascht, ergreife allerdings seine Hand die er mir reicht. „Vielen Dank, Herr Mehra!“, meine ich dann erfreut und mit einem Lächeln.



Als ich das Zimmer verlasse kommt mir Ajit gerade entgegen. „Oh, Verzeihung. Na, wie war es?“, fragt er dann. „Ich kann Montag anfangen!“

„Schön, gratuliere.“ Kurz entsteht eine Stille, die er gut zu verhindern weiß. „Lust etwas zu Essen? Ich lad dich ein.“
„Was ist mit Karishma?“
„Ähm, das ist kompliziert. Ich erkläre es dir beim Essen, ja?“

Ende