Kapitel 1

Washington D.C. - Juli, 2009


Schüsse verlieren den Lauf einiger Waffen. Michaels, Ayleens und die einer weiteren Person, ihrem Gegners.
Jeff Homer.
Dieser ist ihnen entkommen, nachdem sie ihn das zweite Mal unter Verhör hatten. Zwei Mal hat er es geschafft, sie gekonnt anzulügen. Beide Male mussten sie ihn gehen lassen.
Doch nun hat das Team einen letzten Beweis dafür, dass Jeff der Mörder ist. Der Mörder einer Navy Offizierin.
Das genannte Team besteht nicht nur aus Ayleen & Michael. Zu diesem Team gehört noch ihr Kollege Rene Jackson. Rene ist... Ja, ähm... Eigentlich kann man Rene nicht beschreiben, außer vielleicht kann man erwähnen, dass er ein Genie ist, was Computerdinge angeht. Und der Leiter, des Teams, ist Bill Aron Boyle. Ein etwas älterer Mann, der nie gute Laune hat. Sollte er sie doch einmal haben... dann zeigt er sie nicht.

Ayleen und Michael schaffen es Jeff Homer zu fangen. Ayleen trifft ihn mit einem gezieltem Schuss, direkt ins Bein.
„Es war zu einfach, was?“, will Michael von ihm wissen, nachdem die zwei auf ihn zu kommen und er ihm Handschellen anlegt.
Jeff Homer antwortet nicht.
Was auch? Er wird festgenommen, ins Gefängnis gebracht und darf dort einige Jahre bleiben. Da will niemand antworten.

Später, am frühen Morgen, sitzen sich Michael & Ayleen an ihren Schreibtischen gegenüber. Sie befinden sich in ihrem Team-Abteil, des Navy Jards.
Neben Michael am Schreibtisch tippt Rene, der von allen nur Jackson genannt wird, wild auf seiner Computertastatur ein.
„Was denkst du, hat sich Homer gedacht, als er seine Frau erschossen hat?“ Ayleens Frage dringt natürlich auch zu Jackson hervor, aber dieser ignoriert die Frage zuerst.
„Sie hat ihn betrogen und angelogen. Einen Grund wird er davon sicher haben.“
Ayleen schüttelt unglaubwürdig mit dem Kopf. „Ich glaube ihm das nicht. Ich hab ihm schon nicht geglaubt, wie er uns das erzählt hat.“
„Aber es stimmt doch, seine Frau ist ihm fremdgegangen.“
„Das weiß ich, aber das mein ich nicht. Ich glaub nicht, dass dies sein Grund ist.“
Nun sieht Jackson auf: „Vielleicht ist er ihr ebenfalls fremd gegangen...“
„Niemals.“, erwidert Michael.
„Warum?“, will nun Ayleen prompt von ihm wissen.
„Frauen sind unverbesserlich in solchen Sachen. Eine Frau geht häufiger fremd.“
„Ach, und das sagt dir eine Untersuchung?“ Ayleen sieht ihn fast schon herablassend an.
Michael geht um seinen Schreibtisch und tritt an den von Ayleen „Nein. Mein Wissen über das Spektrum 'Frau'“, erklärt er und stützt sich an ihrem Schreibtisch ab.
Boyle, der gerade vom Büro wieder kommt, geht an Michael vorbei und verpasst ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
Eine Geste die Boyle öfters macht, wenn Michael irgendwelche Dinge sagt, die einfach nur schwachsinnig sind. Dafür gibt es keinen freien Tag, nicht mal der heutige Montag Morgen.

 

 

 

In der Grundschule, 7:30 Uhr


Maria Miller ist bereits in ihrer Klasse angekommen. In der Klasse in der sie jetzt Matheunterricht geben wird.
Bis eben hat sie sich mit ihrer Freundin Megan Young unterhalten - die im Collage in der Nähe Arbeitet. Da Marias Auto allerdings in der Werkstatt ist, hat sich ihre Freundin bereit erklärt sie am Morgen mit zu nehmen. Daher ist sie jetzt auch schon so früh im Klassenzimmer. Sie hat keine Lust auf ein paar ihrer 'tollen' Kollegen. Warum muss Megan nur im College unterrichten? Warum kann sie nicht wie sie auch hier in der Grundschule arbeiten?

Die ersten Schüler und Schülerinnen betreten den Klassenraum. Maria sieht nur kurz auf, wie einige der Schüler sie freundlich - ja auch erfreut - begrüßen. Ein Lächeln ziert ihr Gesicht eh sie wieder hinunter sieht.
Eine Stimme allerdings lässt sie aufhorchen. Sie hebt den Kopf wieder.
Ein Mädchen, von 8 Jahren betritt den Klassenraum. Neben ihr zwei Jungen, mit denen sie sich am unterhalten ist. Das auch noch interessiert, bis sie zum Pult nach vorne sieht. Ihre Mundwinkel sinken hinunter und sie zieht den Rucksack nach oben, weiter auf die Schultern. Ihr Blick geht zur Seite.
„Oh, nein. Mathe...“, zieht sie das Wort lang. Gestresst und entnervt.

Dieses Mädchen ist Sina.
Lange dunkel blonde, fast schon braune, Haare. Ein wirklich schönes Mädchen. Sie trägt selten Kleider, bis zu gar nicht. Doch auch ihre Hosen sind nicht zu weiblich. Nein, als Junge gibt sie sich dennoch nicht aus. Sie kommt nur besser mit den Jungs aus.
Was nicht heißt, dass sie keine FreundInnen hat. Sie hat eine. Die ist nur nicht in ihrer Klasse und auch nicht in ihrem Alter.

Maria Miller beobachtet sie bis sie sich auf ihren Platz setzt.
Sina blickt nicht zu ihr. Das erwartet Maria auch nicht. Schon seit dem Beginn dieses Schuljahres - welcher ja nicht lange her ist - beschäftigt Maria sich ausschließlich um Sina. Sie ist ihr schon in der ersten Klasse aufgefallen. Doch es ist schwer in den ersten Monaten heraus zu finden, ob ein Kind das Fach wirklich nicht versteht oder eben nur noch nicht bereit dafür ist, von Kindergarten auf Schule zu schalten.
Davon gibt es auch einige, vor allem Jungs, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ein Blick auf die Klassenzimmeruhr sagt Maria, dass sie noch eine menge Zeit hat. Somit lässt sie sich von Sina ablenken und senkt den Blick wieder hinunter zu ihren Unterrichtsunterlagen.
Weitere Kinder kommen in den Klassenraum, setzen sich oder stellen nur ihre Sachen ab um zu Freunden im Raum zu gehen um von ihrem Wochenende zu berichten.
Die Lehrerin am Pult beachtet somit kaum jemand. Aber etwas anderes erwartet Maria nicht. Es sind Kinder und der Unterricht hat noch nicht begonnen.
Maria ist eh mit ihrem Papierkram beschäftigt.

 

 

 

Los Angeles, 8:30 Uhr


Er ist nicht nervös. Er ist auch nicht aufgeregt. Er ist lediglich etwas ungeduldig.
Aber das auch erst seit ein paar Minuten. Vor diesen 'paar' Minuten war noch alles gut...

Vertieft hing John Carter über einem Roman. Einem wie er schon nach den ersten Seiten feststellen musste 'Bestseller'. Das Buch ist noch nicht Fertig, doch er war jetzt schon verrückt nach diesem Buch.
Er liest gerne. Das sollte er in seinem Beruf auch. Er ist schließlich Gutachter, für (neue) Autoren.
Er war gerade so sehr in dem Roman vertieft, dass er das Klingeln seines Telefons - neben ihm auf dem Schreibtisch - nicht vernahm. Er nicht. Aber seine Sekretärin draußen schon. Nach fast einer ganzen Minute öffnete sie die Tür und schaute zum Schreibtisch. Relativ genervt.
„Herr Cater...“ Auch sie hörte er zuerst nicht. „Herr Carter...
“, wurde sie lauter.
Und da, siehe einer an, kam John zu sich. Er hob erschrocken den Kopf.
Eigentlich hätte er jetzt etwas gesagt, oder gefragt was sie wollte. Aber da vernahm er das Telefon auch. Er sah zum Telefon, dann zu ihr. Er hob einen Finger in die Höhe, in ihre Richtung: „Einen Moment, das Telefon klingelt...“
Seine Sekretärin schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder. Er jedoch drückte auf Lautsprecher. „Herr Carter. Ich wünsche sie umgehend in meinem Büro zu sehen. Es geht um eine sehr komplizierte Angelegenheit...“, hatte sein Chef ihm berichtet, nachdem er sagte, dass er dran sei.
Kurz darauf hatte sein Chef allerdings auch schon aufgelegt.


Aus genau dem Grund ist John nun so ungeduldig. Nun gut, ungeduldig trifft es auch nicht. Er ist eher unvorbereitet. Auch wenn er solche Situationen meist gut meistert, weiß er heute nicht was auf ihn wartet.
Er hat bis eben gerade überlegt, was in den letzten Wochen passiert ist. Ob er wieder aufmüpfig gegenüber seinen Kollegen war, oder ob der Chef zu Ohren bekommen hat, dass er die Frauen in seinem Arbeitsfeld ständig anbaggert.
Er hatte immer eine Ausrede parat. Aber ihm viel gerade nichts ein. Nein, keine Ausrede. Sondern, was er getan hat oder eben nicht.

Die große Tür zum Büro des Chefs ging auf und eine rothaarige Frau tritt heraus. „Sie können jetzt rein...“, meint sie etwas leise, senkt den Kopf und marschiert an John vorbei.
Dieser sieht ihr nach. Grinst dann allerdings nur und betritt den nun folgenden großen Raum.
„Also, ich kann das alles klären. Es war so...“, beginnt er auch schon. Er weiß nicht was passiert ist, dass heißt aber nicht, dass nichts passiert ist. Und somit beginnt er, wie er meistens beginnt.

„Halten Sie den Mund und setzten Sie sich, Herr Carter!“

John tut ohne Umschweife was von ihm verlangt wird. Vor dem Schreibtisch seines Chefs lässt er sich nieder und zieht den Stuhl etwas Richtung Schreibtisch.
„Ich hab beschlossen Sie zu befördern!“
John ist erfreut und will gerade mit seiner Dankesrede beginnen, als sein Chef ihn nicht einmal dazu kommen lässt: „Sie werden nach Washington D.C. versetzt!“

John weicht alle Farbe aus dem Gesicht.
Er weiß nicht was er sagen soll. Ihm fehlen die Worte.
Fragen beginnen sich in seinem Kopf zu bilden. Warum soll er die Stadt verlassen? Will die Firma ihn nicht mehr? Gefällt ihr seine Arbeit nicht? Seine Ideen, seine Vorschläge?
Er ist gerade etwas überfordert.

„Sie müssen das so verstehen. Hier in L. A. kann ich ihnen nicht viel mehr bieten. Also, in Washington gibt es eine höhere Chance, dass ihr Können und ihr Engagement besser aufgehoben ist. Sie sind ein guter Mitarbeiter, ein fleißiger noch dazu. In Washington suchen sie alle immer nach neuen Mitarbeitern, nach guten Mitarbeitern. Und ich bin der Meinung, Washington wird Ihnen gut tun, Sie werden Washington gut tun.“

Was sein Chef da alles von sich gibt schmeichelt John. Keine Frage. Aber er findet das Gerede fast schon aufgetragen.
„Die Firma in Washington erwartet mich?“
„So kann man es sagen...“
„Sie wollen mich wirklich nur befördern. Nicht feuern?“
„Was denken Sie von mir?“ Ein Lächeln verrät John nicht, was der Chef ihm sagen will.
Er hasst seinen Chef nicht. Er kann ihn nur nicht für voll nehmen. Sein Chef ist alt. Sehr alt. Zwar auch ein guter Chef, ein fairer Chef und ein dominanter Chef.
Aber John ist einfach John.

Immer noch leicht perplex und paralysiert steht John von seinem Stuhl auf, schiebt ihn dadurch etwas zurück.
„Danke!“
Ohne ein weiteres Wort seinerseits - oder auch nur auf Antwort seines Chefs zu warten - verlässt er das Büro.

Außerhalb des Büros stehen einige seiner Arbeitskollegen. Viel mehr Arbeitskolleginnen. Aber das kommt auf das Auge des Betrachters an.
Er bleibt vor der Tür stehen, sieht die anderen etwas verwirrt an.
„Wir haben es schon gehört. Dass du uns verlassen wirst, mein ich...“, beginnt der erste neben ihm.
Johns Blick streift zu ihm. Doch kein Wort verlässt seine Lippen.
Ein bisschen mehr Freiraum wäre ihm gerade recht.
„...Also, ich werde dich vermissen! Mit dir waren die Pausen immer so witzig!“
Aufgetragen!
John wendet sich von seinem Arbeitskollegen ab. Er konnte diesen Kerl noch nie leiden. Seit dem er hier vor ein paar Monaten anfing hing er John an der Backe, als sei er sein Schoßhund.

„Er hat recht...“, stimmt ihm nun eine Frau zu.
John sieht auf. Er lächelt wie die Frau neben ihn tritt und mit ihm weiter geht.
„Ich werde dich, ganz besonders vermissen!“, erklärt sie wieder. Jeder, der Anwesenden, hört den Unterton in ihrer Stimme. Und jeder weiß, dass zwischen ihr und John bereits etwas gelaufen ist.

Das war ein Mal. John wird umziehen. Fort gehen. Los Angeles verlassen.
Etwas, dass er selber noch nicht fassen kann.

 

 

 

Washington, College - 13:15 Uhr


Erleichtert ausatmend lehnt sich Jenni an ihren Spinnt, nachdem sie diesen eben offen hatte und ihre Bücher - der letzten Stunde - hinein getan hat.
„Ich kann nicht mehr. Ich bin fertig genug von Mathe eben gerade. Jetzt noch zwei Stunden Kunst und Literatur.“
Morgan lehnt sich seitlich neben sie an die Spinns. Er lächelt etwas. Dennoch eher fragend. „Wir haben jetzt eh große Pause. Aber was hast du gegen Kunst und Literatur?“
„Gegen das Fach an sich nichts. Eher an die Lehrerin mit der wir dieses Fach haben. Miss Young...“ Jenni verzieht angewidert das Gesicht. Sie mag diese Frau nicht.
„Was hast du gegen Miss Young? Sie ist eine nette Lehrerin und verdammt heiß!“

„Wer ist heiß?“, will Neil wissen, der nun ebenfalls auf die zwei zukommt.
Jenni wollte gerade eben Morgan antworten, als sie die Stimme von Neil vernimmt. Automatisch bekommt er ihre Aufmerksamkeit. Doch gleitet ihr Blick weiter zu der Person, die neben Neil - im Arm - auch zu ihnen kommt.
Seine Freundin. Ruby Smith.
Ruby Smith ist eine Klassenkameradin. Und wenn sie nicht Neils Freundin wäre würde Jenni sogar gut mit ihr auskommen. Okay: Das tut sie auch jetzt, obwohl Ruby mit Neil zusammen ist. Aber sie passt ihr nicht an seiner Seite. Absolut nicht. Die zwei harmonieren nicht miteinander. Rein gar nicht. Sie ist viel zu... viel zu klein für ihn.
Nun gut, die Ausrede ist schwach. Sehr schwach. Sogar für sie.

„Miss Young!“, erklärt Morgan. Dieser bekommt von Jennis Blicken genauso wenig mit wie alle anderen in ihrem Kreis. Das ist auch gut so. Für Jenni.
„Die ist doch auch heiß. Sagt unsere Jenni wieder etwas anders?“ Neil lacht bei seiner Aussage.
Als Antwort bekommt er Jennis beleidigten Blick und nach einem Hieb in seine Rippe ein kurzes - nicht bös gemeintes - lachen. Nicht bös gemeintes von Ruby gegenüber Jenni. Nur jeder kennt Jenni. Jeder kennt Jennis Meinung gegenüber Miss Young - außer diese vielleicht selber. Wobei diese es sich denken könnte.
Doch niemand kennt den Grund, warum Jenni Miss Young nicht leiden kann.
Und dieser Grund ist eine zu komplizierte Angelegenheit. Diese jetzt zu erklären würde jeden verwirrend.
Aber man wird es noch erfahren - keine Sorge...

Jenni verschränkt die Arme vor der Brust. „Ihr habt doch alle Keine Ahnung.“, schnauft sie sauer auf.
„Nö, da hast du recht!“, erwidert Morgan, direkt neben ihr. Jenni sieht ihn kurz an.
Doch eh sie den Gedanken hegen kann ihm auf seine Zustimmung irgendwas zu entgegnen harkt sich Ruby bei ihr unter. Somit löst sich Ruby von ihrem Freund. Doch das stört den reichlich wenig. Der geht etwas weiter auf Morgan zu und sieht den zwei, gemeinsam mit seinem Freund, hinter her.

Ruby hat andere Sorgen. Oder besser andere Arten zu versuchen Jenni auf andere Gedanken zu bringen. Jenni und Ruby sind keine beste Freunde, nicht mal sehr gute Freunde aber sie reden mit einander und verstehen sich sehr gut. Daher empfindet es Jenni auch nicht als schlimm, dass sie von ihren besten Freunden weg gezogen wird.

„Wie schaffst du das eigentlich?“ Ruby sieht Jenni fragend an. Allerdings bekommt sie ebenfalls einen fragenden Blick zur Antwort.
„Was meinst du?“, will Jenni wissen, eh sie die arme vor der Brust verschränkt und wieder nach vorne sieht.
„Wie schaffst du es mit den zwei aus zukommen, wenn ihr euch wohl nur am Zanken seit?“
Jenni lacht. „Das war doch kein zanken. Wir drei sind immer so. Das ist unsere Art. Wir können auch normal miteinander reden, keine Sorge. Das eine Wort folgt dem anderem und es gibt auch Gespräche die anders verlaufen als sie sollten. So wie das eben!“ Jenni wird anschließend leiser, verstummt schließlich ganz.

„Was ich aber eigentlich wollte...“, beginnt Ruby wieder und will nun endgültig vom Thema ablenken.
Jenni sieht wieder zu ihr, fragend. Aber sagen tut sie nicht. Schließlich hat Ruby ihren Satz nicht beendet.
„Ich möchte dir jemanden vorstellen.“
Jenni zieht eine Augenbraue in die Höhe: „Einen Jungen?“
Ruby lacht. „Nein, Quatsch. Ich bin zwar deine Freundin, aber ich nicht deine beste Freundin, dass ich dich noch verkuppeln würde.“
Erleichtert atmet Jenni aus. „Interessant, dass du uns als Freunde siehst!“, ist allerdings ihre anschließende Meinung zu Rubys Worten.
„Wir gehen seit fast zwei Jahren in eine Klasse, hassen uns nicht und zicken uns auch nicht an oder schweigen uns an. So etwas wie Freunde sind wir schon.“
Jenni antwortet nicht, wartet bis Ruby sie hinaus auf den Schulhof schiebt und ihr endlich den oder diejenige vorstellt, den sie möchte.
„Oder?“, will Ruby jedoch wissen.
Jenni sieht überrascht zu Ruby. Was? Ach... „Ja, klar. Über so was könnte man sich ja streiten!“, lacht sie dann leise auf.
Ruby nickt zufrieden, nicht der Aussage wegen, sondern dem was Jenni damit sagen will. Es ist eben ein ehrlich gemeintes zufriedenes Nicken. Das sollte man nicht falsch verstehen können.

Die zwei gehen auf eine Gruppe Jugendlicher, in ihrem Alter zu. Jenni sieht zu Ruby, diese sieht genau zu dieser Gruppe. So will sich Jenni diese Gruppe etwas genauer ansehen. Lauter Mädchen. Sportlich und dennoch elegant und sexy gekleidet. Sie weiß welche Mädchen das sind. Die Mädchen die zum Tanzen gehen. Cheerleading, Hip-Hop, Jazz und was nicht noch dazu gehört. Blondinen, Brünetten, Schwarzhaarige, ja sogar Rothaarige.
Nur eines der Mädchen steht ihnen mit dem Rücken entgegen. Und genau diesem Mädchen tippt Ruby nun auf die Schulter. Sofort dreht sich diese zu ihnen. Und wie das Mädchen Ruby sieht. fällt sie ihr sofort in die Arme: „Da bist du ja endlich. Wo warst du?“
„Ich hab noch etwas mit meinem Freund geredet und möchte dir eine gute Freundin und Klassenkameradin vorstellen. Also, Jenni, dass ist Lily Adams. Und Lily, dass ist Jenni Connor!“
Lily reicht Jenni die Hand. Jenni mustert das markante Gesicht, des Mädchens ihr Gegenüber. Das lange schwarze Haar liegt ihr perfekt in leicht gewellten Locken über den Schultern.
Nur zögernd hebt Jenni die Hand und ergreift die von Lily. Dann wandert ihr Blick zu Ruby: „Woher kennt ihr zwei euch?“, möchte sie dann wissen, eh sie fragend und lächelnd einmal zu Lily sieht.

Ruby lacht: „Das ist eine lange Geschichte. Besser, dass ist schon sehr lange. Wir kennen uns seit dem Kindergarten. Jedoch kamen wir beide auf verschiedene Schulen und schließlich ist Lily auch einmal für drei Jahre umgezogen um dort zur Schule zu gehen. Und nun ist sie wieder hier. Jop, das war auch schon die Geschichte!“
„Lang war die ja nicht!“, lacht Lily.
Jenni weiß nicht ob sie lachen oder etwas anderes tun soll. „Interessant.“, lässt sie dann allerdings nur verlauten. Sie bemerkt auf einmal, wie die Blicke der anderen Mädchen auf ihnen liegen. Das stört sie eigentlich nicht weiter. Oder, besser würde es nicht. Jetzt stört sie es schon. Irgendwie fühlt sie sich unwohl.

Aber auch Ruby bemerkt die Blicke der anderen. Sie kennt einige, aber mehr oder weniger nur vom Sehen. „Und du hast schon Freunde gefunden?“
„Ja, so kann man es sehen. Zwei von ihnen gehen mit mir in den selben Tanzkurz, am Nachmittag. Nein, nicht der von der Schule. Und die anderen sind hier Cheerleader und gehen hier in den Tanzkurz. Die fünf sind befreundet, ich kenne sie eben auch nicht sehr lange. Aber wir verstehen uns sehr gut.“
Die Mädchen lachen. „Sehr gut sogar. Wir teilen die selben Interessen.“
Die fünf Mädchen nähern sich nun, aber auch nur weil es etwas komisch steht, wenn sie abseits stehen.
„Mehr oder weniger!“, erwidert Lily, leicht lachend.
„Und die wären!?“, will Ruby wissen. Weil sie durch die Reaktion und das Lachen der Mädchen sicher sein kann, dass sie nicht nur das Tanzen meinen.
„Unseren Tanzlehrer!“, lacht eine die nun Lilys Schultern ergreift und sich somit etwas mehr zu den drei anderen lehnt.
„Ich stehe nicht auf ihn!“, hebt Lily die Hände ablehnend in die Höhe. Dabei sieht sie zu Ruby und Jenni, die sich nun beide ein breites Grinsen nicht verkneifen können. „Echt nicht. Ja, okay, er sieht gut aus. Aber mein Geschmack ist er nicht.“
„Aber er sieht gut aus...“, lacht nun auch Ruby und hebt ihre Augenbrauen 'verführerisch' hinauf und hinunter.

Jenni schüttelt mit dem Kopf. „Euch muss man verstehen!“
„Du bist auch ein Mädchen. Verstehst du uns nicht?“, fragt nun Lily. Jenni schüttelt zur Antwort mit dem Kopf. „Du kennst keinen Jungen, den du toll findest?“, fragt Lily weiter. Nun schweigt Jenni. Sie sagt bestimmt nicht in Rubys Nähe, dass sie auf dessen festen Freund steht. Der ja zu gleicher Maßen ihr bester Freund ist.
„Das war ein 'Ja'. Kein ausgesprochenes, aber immer hin war es eins.“, zieht Ruby Jenni nun zu sich. Wieder antwortet Jenni nicht. Sie will es ja nun auch nicht leugnen.

Zum Glück können die Mädchen es nicht aus ihr heraus quetschen. Die fünf anderen haben zu dem Thema eh nichts gesagt. Sie kennen Jenni nicht und da müssen sie nicht aufdringlich werden.
Der Grund, warum die anderen sie nicht ausfragen können ist der, dass der Unterricht weiter geht.
Jenni geht mit gemischten Gefühlen zum Unterricht. Erleichterung, dass sie nichts mehr zum Thema 'verliebt sein' sagen muss. Doch hat sie keine Lust auf Miss Young.