Kapitel 1

Das Jahr 2003

„Sanju, ich liebe dich!“

„Aber...“

„Nichts aber, ich sagte ich liebe dich!“

„Sunny...“

 

Sanjay atmete schwer aus, während Sanjana die Tränen in die Augen stiegen.

 

„Warum glaubst du mir nicht!?“, fragte Sanjay fast schon fassungslos. „Ich glaube dir, aber... aber was ist mit deinen... deinen Eltern?“, fragte sie stattdessen vorsichtig. „Was soll mit ihnen sein... Denkst du sie werden etwas gegen dich haben?... Das wird nicht der Fall sein, glaub mir!“ Sanjana zögerte, sah hinunter auf ihre und seine Hände. Er musste seine wohl eben mit ihren vereint haben - was ihr gar nicht aufgefallen war.

 

„Ich liebe dich auch, Sunny!“, flüsterte sie leise und sah dann wieder zu ihm auf, ihm direkt in die Augen. Sanjay begann unverzüglich zu lächeln. Kurz darauf lag sie auch schon in seinen Armen, fest zog er sie an sich. Es schien ihr fast, als ob er sie nicht los lassen wolle.

 

Nach kurzer Zeit löste er sich von ihr, sah zu ihr hinunter. Ihr rannen einzelne Tränen die Wange hinunter, ließen sie immer wieder auf schluchzen. Doch sie blieb stumm, sagte auf einmal nichts mehr. Vorsichtig hob Sanjay seine Hände, strich ihr liebevoll die Tränen unter den Augen fort, während er weiterhin am Lächeln war. Er war glücklich, hatte er doch endlich was er wollte. Hatte er doch endlich, ohne das es jemand anderes bis her erfahren hatte, dass nach was sein Herz sich so lange sehnte. Seit Monaten, fast schon einem Jahr, brachte ihn dieses Verlangen halb um. Das Verlangen sie nur einmal in den Arm zu nehmen. Das konnte er, schließlich erlaubte es seine Arbeit. Aber sie so in den Arm zu nehmen, dass er wusste, dass nichts gespielt war.

 

Er kam mit seinem Gesicht näher auf das ihre zu, hauchte ihr Küsse die Wangen hinauf bis unter ihre Augen. Spürte die salzigen Tränen auf ihren Wangen, ihre weiche und sanfte Haut unter seinen Lippen. Roch ihren Duft, der von ihr ausging und ihn bis her nicht zum ersten Mal veranlasste die Augen genießerisch zu schließen. Seine Lippen suchten sich den Weg hinunter, trafen dann auf ihr und blieben für Sekunden darauf liegen. Bis er bemerkte, dass sie es auch wollte. Kaum, dass er ihr Einverständnis hatte zog er sie erneut zu sich, drücke Hilfe suchend seine Lippen auf ihre und begann sie leidenschaftlich zu küssen.

 

„Sanjay... Sanjana... Wo bleibt ihr denn?“, rief plötzlich jemand nach den zwei. Die zwei schreckten regelrecht auseinander, realisierten, dass sie sich noch auf dem Set zu ihrem Film 'Pyaar Ho Naa' vollkommen gleichgültig gewesen zu sein. Die zwei sahen sich tief in die Augen, lächelten und lösten sich dann vollendend aus ihrer Umarmung.

 

„Sunny?...“ Sanjana hielt ihn auf, da er gerade wieder hinaus wollte. Doch da sie ihm am Handgelenk an seinem Vorhaben zurück hielt drehte er sich zu ihr und sah sie fragend an. „...Möchtest du es nun jetzt weiter erzählen?“, fragte sie vorsichtig, verspürte plötzlich Angst. Er kam sofort zurück, strich ihr mit den Händen durch ihr offenes Haar und sah sie beruhigend an. „Ich sage gar nichts, wenn du es nicht möchtest. Sie sollen es ruhig selber erfahren. Aber meinen Eltern muss ich es sagen!“ Schwer hörte er sie anschließend ausatmen. Er wusste, dass ihr die Antwort nicht gefiel, aber wenn nicht seine und ihre Eltern es wenigstens von ihnen selber erfahren sollten, von wem denn dann?

 

„Sanjana... Es wird uns nicht umbringen. Meine Eltern werden dich nicht umbringen!“

„Nein, das glaub ich auch nicht... Ich hab nur angst. Dein Vater wird nicht überzeugt von mir sein, du weißt genau wie sehr er dich und Ria zusammen liebt...“

„Was mein Vater möchte ist nicht gleich was ich möchte! Ich liebe dich, Sanju und ich liebe nur dich!“

„Ja, ich weiß. Aber... Ach es ist so schwer!“

„Ich weiß und es wird sicher auch nicht sofort leichter werden. Aber, wenn wir es schaffen unsere Liebe aufrecht zu erhalten und davon bin ich überzeugt, dann werden wir es auch schaffen unsere Eltern zu überreden, ihnen zu beweisen, dass wir zwei zusammen gehören!“

 

Sanjana nickte nun. „Sanjana... Sanjay... Wo verdammt nochmal steckt ihr nur!?“ Der Regisseur wurde nun leicht sauer. Niemand konnte Rohan Sippy wirklich dazu bringen, dass er sauer wurde. Nein, das wusste Sanjay am Besten. Schließlich kannten Rohan und er sich seit dem sie klein waren. Aber dessen Tonlage schien dieses Mal nicht wirklich zu sagen, dass er mit den zwei einen Kaffee trinken wollte. Nein, eher im Gegenteil. Sanjay löste sich nun von ihr. „Geh du zuerst raus...“, meint er dann leise. Sie sah ihn fragend an, wusste nicht worauf er hinaus wollte. „Das hier ist deine Kabine...“ Nun begann Sanjana verständnisvoll zu nicken. Klar sähe es etwas eigenartig aus, wenn Sanjay nun zuerst raus gehen würde. Entweder wäre er dann in Rohans Augen ein neugieriger Spanner oder aber er sei einfach nur verrückt. Und im Grunde waren beide Gründe ein und das selbe.

 

Sanjana trat an ihm vorbei und verließ dann ihre Kabine, lies ihn zurück. Auf dem Flur, kaum, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte kam Rohan auf sie zu. „Da bist du ja endlich! Und wo ist Sunny? Hast du ihn gesehen?“, fragte Rohan aufgebracht und etwas in Stress. Sanjana schüttelte nur verneinend den Kopf, das wiederum lies Rohan aufstöhnen. „Wo bleibt der Kerl nur wieder. Eine halbe Stunde hab ich gesagt... Eine halbe Stunde. Und er? Er macht fast eine ganze draus. Das ist so typisch Sunny.“ Er ging an Sanjana vorbei, lies sie stehen und lies zu, dass sie sich zu ihm umdrehte und ihm mit einem amüsiertem Blick hinter her sah.

 

„Warum siehst du nicht mal in seiner Kabine nach?“, fragte sie dann, wie er hinten im Flur stehen blieb, ein weiteres Mal aufstöhnte und sich dann langsam zu ihr drehte. Lange sah er sie an, nickte dann und musste ihr zustimmen. Warum war er eigentlich nicht darauf gekommen? Schnell ging er einige Schritte nach vorne und betrat dann einen Raum. „Er ist sicher am schlafen und hat mich nicht gehört. Dieser...“ Mehr hörte Sanjana nicht, da ging die Tür hinter Rohan auch schon zu. Jedoch vermutete sie, dass er 'Schlafmütze' sagen wollte. Oder so etwas in der Richtung. Mit schnellen Schritten ging sie zurück zu ihrer Kabine und riss die Tür fast schon auf.

 

„Komm... Rohan sieht gerade in deiner Kabine nach. Eh du ihm gleich doch in die Arme läufst ist es besser du verschwindest jetzt aus meiner...“

 

Rohan kam nach 5 Minuten vorne an, der Kameramann saß vor seiner Kamera und trank einen heißen Kaffee, neben ihm saß die Kostümbildnerin. Die zwei unterhielten sich gerade angeregt und lachten herzlich. Ihnen schien es egal zu sein, wo die Stars zum nächsten Akt waren. Rohan störte es aber. Und wie es ihn störte. Er wollte gerade seine Stimme erheben, als er zu seiner rechten Seite sah. An einem Tisch auf dem Kaffee, Kekse, Milch und alles andere dieser Dinge stand, lehnte Sanjay relaxt und sah nach wenigen Sekunden zu Rohan. Er riss die Auen auf, nahm die Tasse wieder vom Mund und kam nun auf Rohan zu.

 

„Wo hast du gesteckt. Ich stehe hier fast schon 20 Minuten und warte auf dich...“, meinte er wie er vor Rohan zum Stehen kam. Rohan zog eine Augenbraue in die Höhe, was bei ihm besonders lustig aussah. Sanjay musste krampfhaft versuchen nicht zu lachen, schließlich sagte er ja nicht die Wahrheit. Er stand höchstens 5 oder 6 Minuten hier. „Was? Ich suche dich schon seit fast einer halben Stunde. Und Sanju war auch Spurlos verschwunden...“, meinte dieser dann, etwas aufgebracht. Sanjay ergriff Rohans Schultern. „Ganz ruhig, wir haben uns ja nun gefunden, oder?“, sah er Rohan vorsichtig an. Dieser nickte nur.

 

Wie Rohan sich dann von Sanjay abwendete und zum Kameramann ging atmet Sunny erleichtert auf. Jedoch sah dieser plötzlich zu ihm, schüttelte mit dem Kopf und versucht Rohan gerade etwas zu erklären. Sanjay versuchte dem Kameramann mit flehenden und bittenden Gestiken klar zu machen, dass er ja nichts sagen sollte. Jedoch schnallte der Kameramann das alles nicht, nur die Kostümbildnerin schien zu verstehen, was Sanjay zu sagen versuchte. Sie klinkte sich aus dem Grund in das Gespräch ein und lenkte das Ganze so, dass es zu Sanjays Besten war. Rohan schien ihr zu glauben und wie er dann einmal zu Sunny nach hinten sah und dann nickte, atmete Sunny ein weiteres mal aus.

 

Er versuchte von seinem Standpunkt aus der Kostümbildnerin zu danken, in dem er ihr dankende Luftküsse zu warf. Doch plötzlich stand Sanjana neben ihm, die er zuerst gar nicht bemerkte, die ihn aber leicht sauer von der Seite musterte. Erst wie er aus versehen an ihre Schulter kam, drehte er sich zu ihr, entschuldigte sich und drehte sich wieder zur Kostümbildnerin. Wie er realisierte wer da neben ihm stand blickte er augenblicklich zurück zu Sanju. „Hey...“, meinte er dann vorsichtig, etwas entschuldigend. Sie sah ihn weiterhin interessiert an. „Hi... Was sollte das gerade?“, wollte sie dann wissen. Sanjay sah fragend von ihr zur Kostümbildnerin und wieder zurück. „Was denn?... Ich hab ihr nur gedankt...“

 

Sanjana zog prüfend eine Augenbraue in die Höhe, was bei ihr gar nicht nötig war, an ihrem Blick änderte sich nicht viel, außer, dass ihre Augen gefährlich auf blitzten. „Und das soll ich dir jetzt glauben?“, wollte sie dann wissen. Sanjay sah sie entgeistert an. „Jaha! Was denn sonst? Denkst du etwa ich sage dir, dass ich dich liebe und dann mach ich mich an die Nächste ran...?“, entgegnete er, leicht enttäuscht. Es war kein richtiges enttäuscht sein, es war viel mehr etwas, dass ihr sagte, dass sie wohl an seiner Liebe zweifelte. Aber das tat sie nicht. Glaubte sie jedenfalls. „Nein, natürlich nicht. Es tut mir leid, aber dann sag mir was das gerade war. Du hast diese Luftküsse sicher nicht mit Absicht an Kira weiter gegeben oder?“

 

Sanjay schmunzelte nun leicht, legte ihr nun den Arm auf die Schulter, sodass sie zum Kameramann und zur Kostümbildnerin sehen konnte, die immer noch bei Rohan standen. Die drei unterhielten sich, es schien so, als ob es um den nächsten Akt ging. Aber das würden die zwei Schauspieler ja sicher gleich erfahren. „Also, es war so. Ich hab Rohan angeschwindelt, warum weißt du sicher. Ich hab ihm gesagt, dass ich hier seit 20 Minuten auf ihn warte, dabei stehe ich...“ Sunny hob seinen anderen Arm, drehte ihn leicht, sodass er auf seine Armbanduhr sehen konnte. „...vielleicht 7 Minuten hier! Und nun ja, er hat dann wohl den Kameramann gefragt, ob denn stimmt was ich sagte und der war gerade dabei es ab zu streiten, sah zu mir und da hab ich eben versucht, dass er einfach ja sagen soll. Doch er hat mich nicht verstanden, doch dafür Kira!“

 

Sanjana sah nun entschuldigend zu Sanjay hinauf. „Und dann hast du dich nur bei ihr bedankt!?“ Sunny nickte einmal kurz: „Ganz genau!“ Sanjana senkte den Blick und sah dann, mit leicht roten Wangen, wieder hinauf. „Es tut mir leid, aber ich... Das ist eine komische Situation!“, erklärte sie dann leise, versuchte zu lächeln und sich nicht anzumerken, dass sie sich für ihr eigenes Verhalten schämte. „Ist schon in Ordnung. Ich hätte nicht anders reagiert, wenn ich an deiner Stelle wäre!“, meinte er dann und löste sich dann vorsichtig von ihr. Eh sich Sanju wieder von ihm entfernte, damit das Ganze nicht so auffällig war, hauchte sie ihm noch einen zarten Kuss auf die Wange auf...

 

Plötzlich war ein Klatschen im Raum zu vernehmen und alles sah zum Ort, aus dem das Geräusch erhallte. „Leute! Lasst uns weiter machen...“, meinte Rohan dann und sah zu Sanjay und Sanjana, die stehen geblieben war. Beide nickten, sahen sich dann an und gingen auf Rohan zu. Dieser erzählte ihnen was er vor hatte und holte dann die Choreographin hinzu. Diese arbeite noch eine Weile danach mit Sanjana und Sanjay, schließlich mussten die Schritte sitzen, denn es stand ein Song bevor. Einer der Wichtigsten im gesamten Film. Ein Lied der viel über Sanjays Gefühle aussagten. Okay, es waren viel mehr die von Raj, den Sanjay spielte - aber dennoch.

 

Um den Song zu drehen mussten sie jedoch, wie für fast alle Szenen hinaus gehen. Aber das Wetter war so mies, dass sie froh waren, dass es ein kleines Haus in der nähe gab, dass sie für die wichtigsten Dinge benutzten. Aber heute schien das Wetter es gut zu meinen mit dem Film-Team. Die Sonne stand am Himmel der blau und klar war. Die Gegend für den ersten Teils des Songs war hier draußen, wo große Felsen waren, auf denen natürlich getanzt wurde. Sanjay und Sanju gaben sich die größte Mühe. Hin und wieder begannen sie jedoch einfach nur Blödsinn zu machen, für den Sanjay schließlich bekannt ist. So hob er sie in einer Szene einfach hoch, obwohl er sich nur mit ihr drehen musste und sie dann wieder runter lassen sollte. Aber nein, er konnte es nicht lassen so zu tun, als ob er sie fallen lassen würde. Wie gesagt, so ist Sanjay eben.

 

Die ersten Szenen waren somit schnell im Kasten und es konnte an die nächsten gehen, nachdem sie eine Pause machten in der die zwei mit dem Regisseur geredet hatten. Und das tat sie auch, sie schafften den gesamten Song zu drehen. Zwar mussten sie immer wieder die Orte für den Song wechseln, aber da alles in der Nähe war, ging dieses recht flott. Rohan war nicht dumm und auch die anderen, wie der Kameramann, die Choreographin, die Kostümbildnerin und andere aus dem Team, denn ihnen allen entging es nicht, dass sich das zusammen arbeiten zwischen Sanjay und Sanjana verändert hatte. Irgendetwas war anders und einige fanden schnell heraus was es sein könnte. Aber sie sprachen die zwei nicht an, sie konnten immerhin falsch liegen und dann wollten sie die zwei nicht in unangenehme Situationen bringen.

 

Nur Rohan lies sich nichts nehmen. Er wollte von seinem Freund alles wissen, dieser aber wusste genau, dass sein Freund etwas mit bekommen hat, so tat er - auch weil er Sanju eingeweiht hatte - so als liefe nichts zwischen ihm und ihr. Immer wenn Rohan zu ihnen kam, begann er mit einem anderen Thema oder sie oder er verließ die zwei die dann zurück blieben immer. Sanjay wusste genau, dass Rohan nicht locker lies und das bemerkte er auch, wie sie mit dem Drehen für den heutigen Tag fertig waren. Sie gingen zurück zum Haus, wo sie all ihre Sachen hatten und die Stars waren so fertig, dass sie sich erst mal umziehen mussten. So verschwanden die zwei in ihren Kabinen. Natürlich nicht eher, wie sie sich in Sunnys Kabine verabredeten. Schließlich konnten sie sich ja, außer vor der Kamera, nicht wirklich nah sein.

 

Alle waren bereits weg, da sie früher gegangen waren. Nur der Regisseur, der Kameramann und die zwei Stars waren bis zum Schluss geblieben und sind mit zurück gegangen. So glaubte Sanjay, wie er fast eine halbe Stunde in seiner Kabine war um sich fertig zu machen und seine Sachen zu packen, als es dann an der Tür klopfte, dass es Sanju wäre. Aber dem war nicht so, vor der Tür stand kein anderer als Rohan, sein Freund. Allerdings sah er ihn ja nicht und bat ihn herein. Wie er sich umdreht, dabei war sein Hemd zu zumachen und gerade zu lächeln beginnen wollte erstarrte dieser und seine Mundwinkel wanderten sofort wieder in den Keller. „Oh, hey Rohan! Was machst du denn noch hier?“, meinte er dann, leicht mürrisch und enttäuscht. Er drehte sich sofort wieder um, zum Spiegel.

 

„Du klinkst nicht sehr begeistert mich hier anzutreffen... Hast du jemand anderen erwartet? Vielleicht Sanju?“, wollte Rohan dann wissen, zog die Augenbrauen spielerisch hinauf und hinunter. Sunny drehte sich augenblicklich wieder um, riss die Augen auf. „Woher...“, begann er, redete aber nicht weiter - eh er doch etwas verriet. „Na, was denn?“, begann Rohan nun zu grinsen. Er wusste ganz genau was Sanjay sagen wollte und er wollte es nur einmal hören, so wartete er. Und wartete. Und wartete...

 

Erneut klopfte es an der Tür. Sanjana betrat kurz danach den Raum, erstarrte jedoch, als sie Rohan sah. „Was machst du denn noch hier!?“, fragt sie dann mit großen Augen und wich automatisch zurück. „Das kann ich dich auch fragen.“, entgegnete dieser, der dann zwischen Sanjay und Sanjana hin und her sah. Sein Grinsen wurde immer breiter. Er hatte seine Antwort, er brauchte sie nur noch zu hören. Sanjay hingegen war nun etwas verzweifelt und drehte den Kopf auch aus diesem Grund zur Seite.

 

„Hör auf, Rohan. Was willst du hören? Du weißt es doch ohne hin schon. Ist es so schlimm, dass wir zwei uns lieben? Man, als Schauspieler muss man vor allem Angst haben. Vor den Regisseuren, die denken Personen die nicht in einer Beziehung sind oder nicht miteinander verheirateten sind zeigen mehr Gefühl. Die Fans hassen den Partner, weil sie was vom Star selber wollen und wünschen dem Paar nur das Schlechteste. Und die eigenen Eltern sehen einen lieber mit jemand anderem... Was man macht ist falsch. Aber sagt das mal dem Herzen. Sag es ihm, Rohan! Verdammt...“ Die Tasse und der Rest auf Sunnys Kommode musste nun leiden, denn er drehte sich wütend um und schmiss alles was darauf lag mit einem Mal zu Boden.

 

Sanjana hatte ihn noch nie so gesehen. Entweder liebte er sie wirklich, oder aber sie kannte ihn nicht wirklich. Hoffte sie das erste doch aus tiefstem Herzen. Es war die schönere Antwort und es gefiel ihr, dass Sanjay bereits nach dem ersten Tag anfing um die ihre und seine Liebe zu kämpfen - zu zeigen, dass er sie liebte. Vorsichtig ging sie auf ihn zu. Ihm jedoch standen die Tränen in den Augen, warum um alles in der Welt hatten es Schauspieler am schwersten? Warum konnten sie nicht einmal das besitzen was sie wollten? Sein Blick war immer noch auf seine Kommode gerichtet, die Tränen versuchte er vergebens zurück zu halten. Und es gelang ihm, mit aller Kraft die er noch in dem Moment aufbringen konnte. Und das war nicht sehr viel.

 

Sanjana legte ihm auf einmal wie sie bei ihm ankam, eine Hand auf die Schulter, ging weiter auf ihn zu, strich ihm an der Schulter entlang und legte dann den Kopf an seine Schulter, hielt seine Schultern nun mit beiden Händen krampfhaft und dennoch vorsichtig fest. Sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen, doch nur seine Nähe, die Worte seinerseits, die sie so tief trafen, sodass es schmerzte, lies ihre Tränen nicht aufhalten. Nein, sie traten ihr aus den Augen, langsam liefen sie über ihre Wangen und verschwanden in seinem weißen Hemd. Er schloss die Augen, nahm ihre Nähe wahr und genoss sie. Genau wie sie die seine. Sie brauchten sich, wenn auch die Situation gerade schlimmer schien, als sie vielleicht war. Es half einfach um zu wissen, dass Liebe stärker war, als alles andere.

 

Rohan sah sich das Geschehen vor sich eine ganze Weile an. Ihm verschlug es die Sprache, war er etwa zu weit gegangen? Ihn berührte es immer wieder, was sich doch hinter den Kulissen manchmal ergreifendere Filme und Geschichten abspielten als vor der Kamera. Es war echt zum verrückt werden. Fängt die Kamera doch nur das ein, was sie wollte, sah der Zuschauer doch nur das, was er sehen wollte, gaben die Schauspieler doch nur das, was sie auch wirklich konnten. Und wenn dann mal jemand da stand und zu viele Gefühle empfand, so fing es die Kamera manchmal gar nicht ein, so konnte nicht mal der Zuschauer diese Liebe erhaschen. Schafften es Schauspieler jedoch es so zu zeigen, als seie nichts dabei, so schien die Liebe nur so von der Kamera gefangen zu werden.

 

Dann räusperte er sich einmal, sodass Sanjana von Sanjay wich, sich umdrehte und sich dann die Tränen unter den Augen fort wischte. Hatten die zwei doch für einen Moment total vergessen, dass sie nicht allein waren. Sie würden nun nie mehr allein sein. Nicht in dem Sinne, dass sie zu zweit waren. Nein, in dem Sinne, wenn das Ganze nur einmal aus diesem Raum dringen würde die Presseleute sich auf sie stürzen würden und sich das Maul zerreißen würden. Und wie jeder wusste, vor allem die Schauspieler selber, konnten Reporter und Zeitungsautoren dies am aller besten. Was der eine sagte, wurde so gedreht, dass es sich gut anhörte und es sich für Lesestoff eignete. Wie besessen manche Menschen doch waren. Jedoch besessen vom Geld. Von nichts anderem.

 

Auch Sanjay drehte sich um, stellte sich neben Sanjana und ergriff vorsichtig ihre Hand. Es war keine bedeutende Geste und dennoch durchlief es Sanjana eiskalt den Arm hinauf. Ihr konnte niemand ein Lächeln verübeln und dass sie zu Sanjana hinauf sah. Dieser blickte zu ihr hinunter, zwinkerte ihr schwach zu und sah dann wieder zu seinem Freund. „Rohan!? Du bist mein bester Freund, aber solltest du etwas falsches sagen, dann warst du mein bester Freund!“ Mit diesen Worten zog er Sanjana vorsichtig mit sich, hinaus aus dem Raum. Er lies ihre Hand los, nur um es nicht außerhalb des Hauses zu vergessen. Besser man geht auf Nummer sicher, denn um diese Zeit konnte sich immer noch jemand herum treiben...