Kapitel 7

Besserung in Sicht

Die nächsten Tage muss Karan zu Hause bleiben. Kamini unterstützt ihn wo sie kann, hilft ihm, verarztet ihn. Doch sonst lässt sie ihn allein. Aber das ist ihm nicht gerade recht. Er mag es nicht allein zu sein. Dann denkt er immer so viel nach. Er will an nichts denken. Er will nur an die Rache denken, nicht die Rache an Prakash. Nein, immer noch an die von Prem. Er wird ihn erledigen. Egal wie. Wenn dieser hartnäckig bleibt, muss Karan eben härter werden. Dann muss er zu anderen Methoden greifen. Dann muss er eben so denken wie Prem. Und das heißt, er muss Prem aus der Welt schaffen. Er ist sich sicher, dass Prem genau das vor hat. Und wenn es nur ein kleiner Punkt in seinem großen Plan ist. Es müssen ja immer die Guten sterben. Aber das lässt Karan nicht zu. Kein unschuldiger Mensch wird mehr für die Untaten anderer drauf gehen. Nie mehr...

 

Mitten in der Nacht wird Karan wach. Er sieht sich verwirrt um, Schweiß läuft ihm langsam die Stirn hinunter. Er hat etwas geträumt, das weiß er. Aber was genau, das weiß er nicht mehr. Es ging ihm jedenfalls nicht sehr gut. Und es scheint noch nach zu setzen. Etwas verwirrt sieht er sich um. Kamini liegt neben ihm. Also muss es wahrscheinlich um Prem gegangen sein - in seinem Traum.

 

Er will gerade aufstehen, um sich - wie gewohnt an das Schlafzimmerfenster zu stellen - da allerdings erklingt die müde Stimme von Kamini. „„Hast du wieder schlecht geschlafen...?““, will sie wissen. Sie reibt sich über die vor Müdigkeit sprühenden Augen und sieht dann zu Karan. Dieser nickt mit dem Kopf. „„Ja, ich brauch wieder Arbeit...““

„„Das sehe ich genauso. Allerdings solltest du dich doch schon noch etwas ausruhen. Am Montag kannst du ja weder anfangen.““

„„Das sind mir drei Tage zu lang.“

„Karan, es wäre aber nicht angebracht jetzt wieder Arbeiten zu gehen. Unser Job ist nicht einfach und du siehst ja jetzt was passiert.““

„Ich war nur Sekunden in Gedanken. Das dieser scheiß Kerl das ausnutzen musste, konnte ja keiner ahnen.““

„Irgendwie ja schon, schließlich ist er ein Dieb.“ Kamini gähnt einmal. „„Hören wir auf jetzt darüber zu sprechen, Karan. Ich bin noch nicht ganz wach und du solltest dich ausruhen!““

„„Schlaf doch weiter, hab ich gesagt du sollst aufstehen?““

„„So hab ich es doch gar nicht so gemeint, Schatz. Bitte, mach doch nicht aus einer Mücke einen Elefant!““

„„Ich mache gar nicht. Ich werde nun aufstehen, ob du es willst oder nicht.““

 

Karan steht auf, seit zwei Tagen trägt er das Verband nicht mehr, das macht ihn wahnsinnig froh. Das Ding hat nur genervt. Aber die Verletzung ist noch da, nur etwas dunkle Ränder hat sie nun zurück gelassen. Das Atmen tut ab und an noch etwas weh, an den Rippen zieht es gewaltig, aber er wird bald wieder seiner Arbeit nachgehen können. Und wenn nicht, er wird es einfach tun. Da kann ihm weder Kamini einreden, noch Kunal oder sonst wer. Er braucht einfach seine Arbeit. Vor allem jetzt. Es ist einfach nicht mehr zum aushalten. Einfach nichts für ihn. Dieses Ruhe bewahren und sich ausruhen.

 

„„Bitte leg dich wieder hin.““

„„Nein, Kamini, ich brauch einen Kaffee. Du kannst gerne weiter schlafen, ich schaff das schon allein! Keine Sorge.““ Kamini erwidert schon gar nichts mehr, schließt müde und zufrieden die Augen und legt sich zurück. Keine 2 Minuten später schläft sie wieder tief und fest. In dieser Zeit ist Karan dabei das Zimmer zu verlassen. Er geht hinunter, dann in die Küche um sich einen Kaffee zu machen und setzt sich dann im Wohnzimmer auf das Sofa. Er trinkt in Ruhe den Kaffee, während er sich Gedanken macht, wie er Prem am besten fassen kann. Natürlich auf frischer Tat. Es ist nämlich wirklich nicht erlaubt und toll, wenn er ihn einfach mal so fest nimmt. Er hat nichts gegen ihn in der Hand. Aber das scheinen wohl wenige zu verstehen. Er selber auch nicht. Das dumme ist nur Prem scheint das zu wissen. Und er scheint es auszunutzen, um ihn zu ärgern, um ihn zu reizen. Und das schlimme ist, dass Karan das wirklich nicht gerade gut heißt. Er mag es nicht, wenn Prem ihn auf diese Weise ärgern will. Aber Prem wird noch sein blaues Wunder erleben, Karan wird es schaffen, egal wie. Er findet Prem, schnappt ihn und bringt ihn hinter Gittern.

 

Karan stellt den Kaffee auf den Tisch vor sich, setzt sich etwas bequemer in das Sofa zurück und schließt die Augen. Kein Wunder, es ist noch sehr früh. Bestimmt noch nicht mal 6 Uhr. Auch der Kaffee hat ihn nicht wach gehalten. Aber er ist allein, was ihm selbstverständlich zum Verhängnis wird. Es passiert was passieren muss, ihn überkommt die Traumwelt - mal wieder...

 

Eine Hand streicht über seine Wange, er öffnet die Augen, sieht in die Augen der Person ihm gegenüber. Und wieder scheint die Person verschwommen. Und dennoch lächelt Karan, denn er erkennt sie. Voller Liebe glitzern seine Augen auf, strahlen richtig.

Die Hand, der Person ihm gegenüber löst sich von seiner Wange, hebt sich zu seinen dunklen Haaren, streicht ihm vorsichtig am Pony nach hinten. Karans Blick wird ernster, seine Hand hebt sich schließlich ebenfalls, ergreift mit dem Zeigefinger unter ihr Kinn und lässt den Daumen über ihre Lippen streichen. Ohne dass sich ihre Lippen berühren spürt er sie schon auf seinen. Spürt die Sehnsucht in sich aufsteigen, spürt das Verlangen ihr nah zu sein, spürt den Schmerz der Wahnsinn wird, wenn er nicht sofort geheilt wird. Sachte streicht sein Daumen über ihre Lippen, sie hält in ihrer Bewegung inne, hält sich dann an seinem Arm fest und blickt in seine Augen. Nun gleitet sein Daumen hinunter, sodass er ihr Kinn ganz umgreift. Mit Hilfe des Zeigefingers kann er ihren Kopf nun zu sich hinunter ziehen...

 

Eine Hand legt sich auf seine Wange, eh sie ihm durch die Haare geht und er Lippen auf seiner Wange spürt. Schreckhaft öffnet Karan die Augen. Kamini sitzt vor ihm, lächelt ihn an und sieht ihn dann etwas tadelnd an. Karan weicht ihr etwas aus, lächelt aber schließlich entschuldigend. „„Du bist ja wieder eingeschlafen.““

„Entschuldige. Ich hab das gar nicht mit bekommen, eben saß ich hier noch und hab über Prem nachgedacht und schon war ich weg!““

„„Du hast fast vier Stunden geschlafen.““

„„Was?““, fragt er entsetzt und schreckt nun richtig auf, sitzt dann wieder kerzengerade auf dem Sofa. Kamini lacht allerdings, vor allem weil sich Karan schließlich auch noch die Hand auf den Bauch legt. „„Man. Du hast recht, es ist ja gleich halb elf!““, entrüstet sich Karan. „Sag ich ja.““

„„Dann hab ich mehr als vier Stunden geschlafen!““

„Um diese halbe Stunde.“, verdreht Kamini die Augen.“ Karan wendet sich zu Kamini. „Das kann aber nicht sein. Der Traum ging doch keine vier Stunden. Wie vertieft in den Einzelheiten muss er denn gewesen sein, dass er vier Stunden davon träumt? Das will ihm nicht in den Kopf gehen. Er steht schließlich wieder auf und geht in die Küche, nachdem er sich seine Tasse genommen hat.

 

„„Bist du sauer?““

„„Warum? Sollte ich etwa?““

„„Nein, aber ich hatte eben das Gefühl!““

„„Keine Sorge, Schatz, ich bin nicht sauer. Wie denn auch!?““ Kamini tritt neben ihn. Er steht am Herd und überlegt was er machen könnte. „Auf was hast du Lust?““, fragt er schließlich. „Mhh. Lass dir was einfallen.““, meint sie dann und umschließt seine Hüften vorsichtig. Sie lehnt sich an ihn. „Ich esse alles, was du machst!““, meint sie dann und schließt genießerisch die Augen. „Wollen wir etwas einfaches machen und dann noch schön auf dem Sofa faulenzen?““, fragt Karan dann auf einmal und erwidert die Umarmung. Er zieht Kamini, wie sie nicht antwortet, allerdings aus ihrer Umarmung und sieht sie fragend an.

 

„Was siehst du mich so an?““

„„Ich hab dich was gefragt!““

„Echt?““

„„Ja, echt!““

„„Oh, entschuldige, ich hab gerade nicht zugehört, was hast du denn gesagt?““

„„Ich wollte wissen ob wir es uns drüben gemütlich machen und dabei essen.““

„„Oh, ja, das ist eine fantastische Idee! Soll ich dir helfen beim Kochen?““

„„Musst du nicht. Nur wenn du magst!““

„„Mir soll es egal sein. Zu zweit macht es doch sicher mehr Spaß!““

 

Kamini soll recht behalten. Die beiden albern die ganze Zeit, genießen das Beisammen sein und schaffen es ihre Mahlzeit rechtzeitig fertig zu bekommen, eh sie vor Hunger umkommen. Gemeinsam machen sie es sich auf dem Sofa gemütlich, sie zappen zuerst im TV herum und sehen sich einige der Nachrichten an. Nach dem sie die neusten Nachrichten fast verschlungen haben, legen sie sich zurück, lassen den Tv laufen, reden ab und zu und achten eher wenig auf den laufenden Fernseher. So lässt es sich doch auch gemütlich beisammen sein.

Kamini muss allerdings gegen Abend zur Arbeit, was Karan nicht gefällt, da er sie allein gehen lassen muss und am liebsten mit will. Aber auch die letzten Tage durfte er es nicht. „Ich bin bald wieder da. Zieh nicht so einen Schmollmund. Da bekomme ich voll das schlechte Gewissen. Morgen ist ja Wochenende, da bin ich ganz für dich da! Versprochen.““

 

Wie die Haustür ins Schloss fällt zieht Karan tief die Luft ein. Er hat angst einzuschlafen und versucht sich vergebens wach zu halten. Er will einfach nicht einschlafen nicht, wenn er weiß, dass Kamini nicht bei ihm ist. Das ist ja schon fast so, als sei er irre geworden. Aber wenn er weiter so Zeug träumt, dann ist er es definitiv. Er sieht sich ganz viele Filme an. Am besten Horrorfilme. Da weiß er, dass, wenn er einschlafen sollte nur Dinge mit Prem träumt. Oder es jedenfalls sollte.

Gegen Mitternacht übermannt ihn doch die Müdigkeit. Zuerst scheint nichts zu kommen, scheint er ruhig schlafen zu können, doch dann träumt er genau da weiter wo er aufgehört hatte, eh er von Kamini geweckt wurde. Es ist echt zum verrückt werden...

 

...Der Druck unter ihrem Kinn bezweckt das, was er möchte. Vorsichtig, ohne den Blick von ihr abzuwenden, zieht er ihr Gesicht zu seines. Doch er hält noch einmal inne, aber er sagt nichts. Er spürt, dass seine Lippen zu zittern beginnen, dass sein ganzer Körper innerlich zu beben beginnt. Er sieht, dass ihr Blick weicher wird, dass sie das selbe empfindet wie er. Dann kommt sie ihm schließlich selber näher, berührt mit ihren Lippen die seinen. Zart wie eine Blume, leicht wie eine Feder lässt sie ihre Lippen über seine gleiten. Bis er es nicht mehr aushält und den Kuss erwidert, fordernder wird und sie gänzlich zu sich zieht. Ihr Oberkörper legt sich auf seinen, schmiegt sich an seinen. Er spürt wie sich ihr Brustkopf auf und ab senkt, wie ihre Atmung Stoßweise geht, sie ihre Lippen von seinen Lippen löst und seinen Namen haucht, ihn fast schon stöhnt...

 

Karans Atmung hat sich um einiges erhöht. Der Fernseher läuft noch. Die Uhr oben am Bildschirm zeigt gleich halb vier an. Kamini sollte somit bald kommen. Tief atmet Karan noch ein paar mal ein und aus, hebt die Hand zur Brust und legt sie sich auf die linke Seite. Sein Herz hämmert gegen seine Brust, als wolle es nicht aufhören. Wenn Kamini nicht bald kommt, dann weiß er echt nicht wie lange er das noch aushält.

 

Er schaltet den Fernseher aus, steht dann auf schließt nochmal die Augen, geht sich mit der Hand über die Stirn. Schweißperlen haben sich auf dieser gebildet. „Was für ein scheiß...“ Er verflucht sich. Was hat er sich nur dabei gedacht? Er beginnt sich selber zu hassen. Er beginnt Prem um einiges mehr zu hassen, als er es eh schon tut, er hasst Diebe, er hasst Gangster, er hasst Personen die unschuldige Menschen töten. Bis sich das ändert muss schon ein Wunder geschehen.

 

Karan weiß nicht wie er es schafft, aber er schafft es nach oben zu kommen, schafft es sich im Bad noch etwas Wasser ins Gesicht zu schmeißen und schafft es auch sich im Schlafzimmer ins Bett zu legen. Er liegt aber noch eine ganze Weile wach. Und er schläft so lange nicht ein, bis er unten den Schlüssel in der Haustür hört und Kamini schließlich die Treppe hinauf kommen hört. Erst da schließt er die Augen um vorzutäuschen, dass er schläft. Wie sich Kamini nach weiteren 10 Minuten neben ihn legt, ihm einen Kuss auf die Wange haucht und sich dann an ihn schmiegt legt er 'im Schlaf' den Arm um sie und schafft es endlich ein zu schlafen. Traumlos - sie kann sich niemals vorstellen wie dankbar er ihr dafür ist - und er auch nicht.

 

Die nächsten zwei Tage vergehen dementsprechend sehr gut und auch sehr schnell. Karan ist froh nicht von derartigen Träumen, wie sonst, geplagt zu werden. Er hasst es einfach allein zu sein. Aber er verschwendet weder an seine Träume einige Gedanken, warum auch wenn doch seine Freundin bei ihm ist? Und auch denkt er nicht an Prem, denn Kamini weiß schon wie sie ihn ablenken kann.

 

„„Du freust dich auf die Arbeit, was?““

„Ja, tierisch. Merkt man mir das an?““

„„Oh ja! „Du redest von nichts anderem mehr.““

„„Tut mir leid. Ich will einfach nur...“

„Ja, ja, ja. Ich weiß, du willst nur Prem fangen!““

„„Und seine Partnerin gleich mit.““

„„Ja, sie ist mir etwas unheimlich. Ich weiß nichts über sie.““

„„Ich auch nicht!““, erklärt Karan. Kamini hat ihn gerade so angesehen, als ob er etwas über Prems Partnerin wissen sollte. „Sag ich doch auch gar nicht.““

„„Aber du hast mich so angesehen!““

„Ja, du kennst Prem ja inzwischen etwas besser als ich.““

„„Und? Er hat immer eine andere bei sich. Nur komisch ist, dass er die jetzige schon über ein Jahr mit sich herumschleppt. Irgendwas ist da faul!“

„Findest du?“ Nun ist es Karan, der etwas verwundert schaut. Aber Kamini antwortet nicht, sieht ihn nur klärend an. Doch versteht Karan Kamini nicht ganz. Aber er kann sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Was ist? Warum lächelst du so wissend?!““

„„Du siehst voll eifersüchtig aus!““, lacht er schließlich auf. „Das bildest du dir ein.““, schmiegt sie sich nun an ihn und sieht ihm in die Augen. Sie lächelt ihn zuckersüß an, was er mit eine Kuss auf ihre Stirn resigniert.

 

Und somit ist schnell Montag. Schon am Morgen ist Karan sehr früh wach. Er geht hinunter, ohne seine Freundin wecken zu wollen und macht erst einmal ein Frühstück. Komischer Weise hat er einen großen Hunger. Kamini kommt nach fast einer Stunde erst in die Küche. Aber das passt Karan ganz gut, denn der ist gerade fertig geworden. „Gutes Timing!““, lächelt er sie an, stellt die letzte Schüssel auf den Tisch, dreht sich dann zu ihr und zieht sie zu sich. Er lehnt an den Tisch und sie nun direkt gegen seine Brust. Einen vorsichtigen, aber liebevollen Kuss haucht er ihr nun auf die Wange. Dann sieht er sie lächelnd an. „Hast du gut geschlafen?““

„„Jap, wie immer neben dir!““

 

Die zwei lösen sich voneinander und setzten sich schließlich an den Tisch um erst einmal in Ruhe zu frühstücken. Interessiert beginnen sie zu reden.

 

„„Ist in der letzten Woche etwas passiert?““

„„Nein, Prakash und Suraj haben genervt, aber da sie uns ja nicht entkommen können war das eigentlich recht amüsant!““ Karan schweift plötzlich, dank Kamini, mit seinen Gedanken ab. Wie wäre es, wenn sie Prem und seine Partnerin fangen könnten und sie endlich da haben wo sie sie wollen. Hinter Gitterstangen in einem kleinem ungemütlichem Raum? Für Karan wäre es das wohl Schönste, was es gibt. Aber nein, er muss sich ja gedulden! Aber er weiß, er bekommt sie. Und auf einmal spürt er, dass er auf diese Gelegenheit gar nicht lange waten muss. Hoffentlich täuschen ihn seine Instinkte da mal nicht. Es wäre wirklich enttäuschend. Somit ist er lieber guter Dinge und freut sich noch mehr auf die Arbeit.

 

Schließlich ist es so weit. Es ist kurz nach sieben. Gemeinsam machen sich Karan und Kamini auf den Weg zur Arbeit. Schließlich müssen sie pünktlich da sein. Und das sind sie, wie immer. Allerdings dauert die Fahrt fast eine halbe Stunde. Aber das ist das schöne daran, das Haus von Karan liegt schön außerhalb der Stadt. Er weiß warum. Dieses Haus verbirgt so einige schöne Schätze. Zum Glück weiß das außer Karan, Kunal und Karans Partnerin niemand.

 

Wie die zwei ankommen hatten vor ihnen gerade Kunal und Jay Schicht. Die geben freudig ab. Jedenfalls Jay, der keine Lust mehr hat fast einzuschlafen, weil um die seine Schicht-Zeit sehr selten etwas los ist. „„Oh, hey, Karan. Wie geht es dir? Bist du dir sicher, dass du wieder arbeiten kannst?““

„„Kunal, ich bin kein Kind mehr. Klar, ich fühl mich gerade besser denn je!““

„„Wirklich?““

„„Ja, ich hab dieses Gebäude vermisst!““ Karan lächelt, fast schon verliebt. Dann sieht er ernst zu seinem Bruder, der ihn etwas zu lange mustert. „„Wie war es zu Hause? Alles gut gelaufen.““ Karan weiß auf was sein Bruder anspricht, der sich etwas zur Seite dreht. Er deutet, unbemerkt, nach hinten. Karan sieht an ihm vorbei, sieht zu Kamini und nickt dann. Karan sieht wieder zu seinem Bruder, sein Blick verändert sich. „„Ja. Ich hab sie tierisch vermisst in den letzten Tagen!““, erklärt er dann, senkt den Blick eh er sich wieder richtig aufrichtet. Sich nichts anmerken will. Sein Bruder tritt auf ihn zu. „„Ach, das wird schon. Ich spüre, dass wir es bald geschafft haben!““ Daran glaubt auch Karan, aber wie lang sich dieses bald noch ziehen wird, werden sie wohl erst später erfahren.

 

Somit verlassen Kunal und Jay gegen acht Uhr das Revier und lassen Karan und Kamini allein zurück. Die stört das nicht. „Ich werde mal dem lieben Prakash einen Besuch abstatten, er hat mich sicher vermisst. Dieses Dreckssch...““

„„Sag es nicht!““

„„Entschuldige!““

„„Du und deine elenden Kraftausdrücke!““

„„Sorry, das liegt mir im Blut!““

„„Ja, ja, ja. Nun geh schon!““, meint Kamini lachend. Einverstanden verschwindet Karan und kommt nach einigen Minuten, in denen er durch viele Gänge gehen musste bei dem anliegendem Gefängnis an. Er fragt vorne nach wo denn Prakash ist. Dort wird er erst einmal begrüßt eh ihm Auskunft gegeben wird. Karan bedankt sich und macht sich dann zu der Zellennummer die ihm eben gerade mit geteilt wurde.

 

„„Einen schönen guten Abend Prakash. Und fühlst du dich wie zu Hause?““, fragt Karan, als er vor dessen Zelle steht und ihn fies anlächelt. Das geschieht ihm recht, vor allem nachdem er dank ihm eine Woche lang nicht arbeiten konnte. Prakash steht von seinem Bett auf, kommt auf Karan zu und sieht ihn finster an. „„Ich komm hier schon wieder raus, du Bastard und dann bist du fällig!““

„„Da wäre ich mir mal nicht so sicher. Wir haben hier alles um einiges verschärft. Nur ganz gerissene Leute kommen hier wieder raus. Und sorry, Prakash, aber da gibt es einige andere in dieser Stadt die mehr als du können.““

„„Du bist ein elender Mistkerl!““

„„Danke, ich weiß. Polizisten sind ja so böse Menschen. Arbeiten für das Recht der Menschen. Mein Gott, wie schlimm!““ Theatralisch spielt Karan einen auf Gleichgesinnter. Aber er glaubt echt nicht, dass es solche Menschen wie Prakash überhaupt weit schaffen, oder aber dass sie glauben sie tun das Richtige. Manchmal würde er schon gerne wissen, was solche Leute denken. Können die überhaupt klar denken? Oder schaltet sich bei denen das Gehirn aus? Das wäre eine gute Möglichkeit.

 

„„Du, ich muss dann wieder arbeiten. Die Welt retten gehen. War schön mal wieder mit dir reden zu können. Viel Spaß noch mit deinem Zellenpartner.““, meint er dann, lächelt und verschwindet wieder. Er hätte Prakash ja richtig fertig machen können, aber er wollte sich nicht umsonst aufregen. Das wäre alles andere als seine Absichten gewesen. Er wollte ihm nur mal zeigen wer der Stärkere ist. Auch wenn Prakash in wortwörtlich umgehauen hat, hat er es dennoch geschafft diesen hinter Gitter zu bringen. Er kommt nach weiteren 15 Minuten wieder bei Kamini an. Diese hat sich einen Kaffee gemacht und sich gemütlich auf einen der zwei Stühle am Tisch direkt am Fenster gesetzt. Sie schaut hinaus.

„„Hey. Da bin ich wieder.““, meint Karan, erschreckt damit seine Freundin, die vertieft in ihren Gedanken war und schüttet sich nun ebenfalls einen Kaffee ein. Er setzt sich anschließend seiner Freundin gegenüber und nimmt den ersten Schluck, seines Kaffees. „An was denkst du?““, will er dann wissen.

 

„An dich!““

„„Echt? Warum?““

„„Warum? Das fragst du? Ich mach mir Sorgen um dich!““

„„Echt? Warum?““

„„Du bist seit dem Unfall irgendwie komisch.“

„„Echt? Warum?““

„„Hast du eine Schallplatte verschluckt oder warum sagst du immer das selbe!?““

„„Ich sag nicht immer das selbe!““

„„'Echt? Warum?'. Das hast du jetzt dreimal hintereinander gesagt!““

„„Echt? Tut mir leid!““ Nun lacht Karan, weil Kamini doch echt gedacht hat, nach seinem 'Echt' kommt ein 'Warum'. „Das findest du witzig, was?““

„„Ja, sogar sehr!““

„„Du bist unmöglich.“

„„Ich weiß, das sagst du mir immer wieder. Aber ich steh dazu. Ich bin unmöglich, unglaublich, verrückt, irre, wahnsinnig...“, beginnt er aufzuzählen. Kamini nickt zur Bestätigung. „...heiß, sexy, charmant, wahnsinnig gut aussehend!““

„„Und wahnsinnig eingebildet und arrogant!““

„„Das wollte ich gerade sagen, danke!““ Karan lacht nun erneut, aber dieses mal etwas lauter. „Ach, Kamini. Nimm es nicht so ernst, du weißt wie ich das meine!““

„„Ja, natürlich, aber du nimmst mich nicht ernst!““

„„Doch das tue ich.““

„„Was hab ich denn gesagt?““

„Wann?““

„„Na eben, eh du angefangen hast deine Eigenschaften aufzuzählen die du alle hast!““

„„Ähm, keine Ahnung!?““ Unschuldig lächelt Karan nun und sieht seine Freundin etwas entschuldigend an. „Ich sagte, dass ich mir Sorgen um dich mach. Aber nicht nur schon seit letzter Woche, schon etwas länger!““

„„Echt? Warum?““

 

Kamini stöhnt verzweifelt auf. „Karan!““, entfährt es ihr dann etwas wütend. Karan versteht sie zuerst gar nicht, was hat er denn falsches gemacht? Doch dann fällt ihm wieder ein was er eben gerade gesagt hat. Nun wird sein Lächeln etwas breiter und um einiges amüsanter sein Blick. „„Tut mir leid.“

„„Ja, das merk ist.““ Kamini weicht ihm aus, lächelt allerdings. Sie will nicht weiter diskutieren und lässt es einfach bleiben. Somit sieht sie wieder hinaus und hängt weiter ihren Gedanken nach. Karan sieht hinunter in seinen Kaffee, eh er sich nach hinten in seinen Stuhl zurück setzt und weiter aus der Tasse trinkt.

 

„„War in der letzten Woche eigentlich viel los?““, will er auf einmal wissen. „Du redest von Prem und seiner Begleiterin, oder?““, fragt nun Kamini und sieht zu ihm zurück. Karan sieht zu ihr auf, sagt nichts, nickt nicht einmal. Aber Kamini weiß genau, dass er die zwei gemeint hat. „Nein, die zwei hatten wir hier in der letzten Woche nicht. Aber keine Sorge, ich bezweifle, dass irgendetwas ist. Die bereiten sich bestimmt auf weit aus gerissene Dinge vor.““, will sie ihm versichern. Aber daran zweifelt Karan nicht. Er glaubt nicht, dass die zwei fort gehen, nicht so lange sie mindestens einmal vor ihm stehen. Das will Karan. Aber wer weiß ob es dazu kommt!? Keiner weiß das und Karan weiß es auch nicht. Aber er hofft es. Er kann es zwar nur erahnen, aber dafür muss noch einiges andere passieren - was er wiederum nicht weiß.

 

An diesem Abend gibt es kein Zwischenfall. Glücklicher Weise. So viele Diebe und Mörder gibt es hier dann auch nicht. Obwohl die Stadt sehr groß ist, scheint die Polizei ihnen auf den Fersen zu sein. Das ist gut so. Das findet jedenfalls die Polizei.

 

***

 

Bei Prem und Preety ist allerdings in dem Rest der letzten Woche nicht viel passiert. Prem hatte eine neue Strategie. Die er in die Tat umsetzen will. Er hat Preety schon eingeweiht. Und es kann auch bald los gehen. Aber er möchte Karan den Eindruck geben, dass er weg ist. Aber das ist er ja nicht und Preety weiß, dass Karan nicht dumm ist. Er würde es schon spüren, wenn sie weg sein sollten. Wenn Karan nicht über alles Bescheid weiß, wer dann? Das muss auch Prem zu spüren bekommen. Aber damit wird er schon fertig - glaubt und hofft er.

 

„„Glaubst du, du packst das?““

„„Ob ich das packe? Ich bin Profi, Prem, was denkst du denn? Ich bin schneller als du glaubst.“

„„Ja, ich frag ja nur!““

„„Ich bin zwar eine Frau, aber ich bin nicht dumm!““

„„Das hab ich doch gar nicht gesagt!“ „Komm, ist gut!““

„„Zicke...““, nuschelt Prem vor sich hin.

„Was hast du gesagt?““

„„Schatz... Du weißt wie ich das meine, ich liebe dich!““

„„Ja, aber eine Frau als Zicke zu bezeichnen scheint echt nicht an Liebe zu grenzen!““

„„Du bist so aggressiv in letzter Zeit! Was ist los?““

 

Prem kommt auf Preety zu, ergreift ihre Schultern. Preety allerdings will sich von ihm lösen, doch er dreht sie zu sich und zieht sie in seine Arme. Preety will sich zuerst lösen, schafft es aber nicht und lässt die Umarmung schließlich zu. Prem lässt sich mit Preety auf dem Sofa nieder und löst sich dann von ihr. „„Was hast du?““

„„Nichts.“, beginnt sie, atmet dann schwer aus. „Ich weiß auch nicht. Es ist einfach...““ Preety hält inne. Sie kann es nicht sagen. Sonst würde sie zu viel sagen. Somit schweigt sie, senkt den Blick zu Boden und schüttelt mit dem Kopf. „Es ist nichts. Ich glaub ich bin einfach nur etwas gestresst.““

„„Das wird es sein.““, streicht Prem ihr vorsichtig und beschützend über das Haar.

 

„„Wann hattest du vor deine Idee in die Tat umzusetzen?““, fragt Preety nach Minuten des Schweigens. „Mir ist lieber sofort, als zu spät!“, erwidert Prem.“

„„Verständlich. Aber ich dachte du willst Karan zappeln lassen?““

„„Ja, will ich auch und daher will ich noch etwas warten. Aber nicht mehr zu lange. Ich hab nämlich keine Ahnung ob es klappt!“

„„Ich auch nicht. Und Karan hat von gar nichts eine Ahnung!““

„„Findest du das lustig?““

„„Nein, lache ich etwa!?““

„„Ich finde es schon witzig. Ich hab ja genau das vor. Er soll ja nicht denken, dass wir es waren!““

„„Ich versteh den Sinn deines Vorhabens schon, keine Sorge mein Lieber!““

„„Ich wollt es ja nur noch mal gesagt haben!““

„„Nach dem 50sten Mal sollte es doch fast unmöglich sein, es nicht zu verstehen.““

„„Ist ja gut. Mach mich nicht immer so fertig. Dann bin ich einmal nett.““

„„Du bist nie nett!““

„„Danke. Ich muss nicht nett sein. Ich bin nie nett. Außer bei...““ Preety sieht zu Prem, der in seiner Aussage inne gehalten hat. „Außer bei...? Ja, bei wem denn?““, will sie dann wissen. „Ach, nichts!““

„„Ja, ne ist klar.“

“ „„Ist so, ich werde es nicht sagen!““

„„Okay, ich sag ja gar nichts mehr.““

 

So sind die zwei nun mal. Sie lieben es sich zu streiten, zu necken, oder etwas zu sticheln. Irgendwie scheint das zu ihrer Beziehung dazu zugehören. Aber irgendwie scheint es auch, dass es sich in der letzten Zeit verändert hat. Aber es ist ihre Beziehung, sie wissen was sie machen. Das wissen sie wirklich. Nur jeder der zwei denkt da anders. Sie haben Gründe warum sie zusammen sind.

Das selbe gilt für Karan und Kamini. Jeder der vier weiß, warum er mit seinem Partner zusammen ist. Das ist ja das beängstigende. Denn zwei unter ihnen scheinen wirklich die einzigen zu sein, die wissen was hier los ist. Die anderen zwei meinen es wiederum nur zu wissen. Wer das sind? Gute Frage, aber das wird nicht verraten. Das verraten die Personen mit der Zeit schon selber...