Kapitel 11

Eine Nacht geplagt von einem Gefühlschaos

Aryan sieht Suhana belustigt an. „Warum? Sind die anderen etwa alle so wie du?“, fragt er dann. Suhana kräuselt die Stirn, wie ist sie denn? „Was? Warum?“, fragt sie nun und sieht ihn verständnislos an, die Stirn leicht in Falten gelegt. „Na, hör mal. Unsere Telefonate sind doch echt nicht mehr normal. Wenn wir die aufzeichnen würden, ich glaub da hätte jeder was zu lachen. Ich finde es immer wieder toll, wie du mich von meiner Arbeit ablenkst!“, meint er mit einem Lächeln das seine Augen zum Glänzen bringt. Suhana ist fasziniert, sieht ihm einfach in die Augen. „Ach das tue ich also? Das will ich aber nicht. Ich sag immer, da kannst du meine Freundin fragen, dass die Arbeit vorgeht. Und ich werde es mir nicht verzeihen können, wenn du raus geschmissen werden würdest nur weil du mit mir telefonierst!“, entgegnet sie dann, ernst und ihn dennoch bewundernd musternd. Er hat was an sich, was sie total interessant und anziehend findet. Aryan hingegen beginnt nun herzhaft zu lachen, worauf hin sie ihn etwas fragend ansieht. Was hat sie denn so lustiges gesagt, dass er so lachen muss?

„Was ist denn daran bitte so witzig?“
„Gar nichts. Aber glaub mir, mich wird in der Firma schon keiner raus schmeißen, wer denn auch?“
„Na, wer wohl? Dein Chef!“
„Wie soll ich mich den selber raus schmeißen können? Ohne mich läuft doch da gar nichts.“
„Was? Du? Du bist der Chef der Firma 'Malhotra'?“
„Ja, immerhin sagt es der Name doch schon, oder?“
„Das heißt aber noch lange nicht, dass du der Chef bist, denn ihr habt sicher noch mehrere
Angestellte, die nicht mit dir verwandt sind und dennoch Malhotra heißen. Zum Beispiel arbeitet ein Raj bei uns und da ich weiß, dass du Einzelkind bist kann er ja schlecht dein Bruder sein, oder?“
„Du hast recht. Es arbeiten so weit ich weiß drei Malhotras in der Firma. Okay, der Punkt geht an dich. Aber hat Anju dir das nicht gesagt, dass ich der Chef der Firma bin, dass muss sie doch sicher von Raj schon erfahren haben.“

Die zwei werden aus ihrem Gespräch unterbrochen, denn das Essen wird gerade gebracht. Erstmal stellt einer der Kellner die Sachen vom Tisch, die bis her darauf standen. Bis auf die Getränke die schon länger hier stehen. Wie lange weiß keiner der beiden, die am Tisch sitzen, denn sie scheinen in ihrem Gespräch so vertieft gewesen zu sein, dass sie es kaum mitbekommen haben. Geduldig und stumm warten die zwei bis der Kellner fertig ist und bedanken sich dann, eh sie beide das Besteck zur Hand nehmen und sich dann wieder neugierig ansehen, das Thema war ja schließlich noch nicht beendet. „Ja, sie sagte es. Aber ich hab ja nicht einmal gewusst, dass du das bist. Und als ich dann hörte, dass sie vom Chef geredet hat, hab ich es erst recht abgestritten. Aber wow, du bist echt der Chef von 'Malhotra'? Wie viel ihr schon für unsere Firma gemacht habt.“, meint sie dann, mit einem Lächeln, eh sie zu ihrem Essen hinunter sieht. „Das stimmt, aber ich leite die Firma erst
über gute sechs oder sieben Monate. Vorher gehörte sie meinem Vater, aber da er ja...“
Suhana sieht zu ihm auf, weiß schon Bescheid schließlich stand es in jeder Zeitung, es hielt fast einen ganzen Monat an. In den Nachrichten, einfach alle haben etwas über die Firma und den Chef berichtet. Es musste hart für ihn und seine Mutter gewesen sein, das mit anzuhören und alles zu verkraften.

„Ach, Aryan. Du tust mir so unendlich leid, ich würde dir gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht wie!“
„Sei einfach...“
„Was? Was soll ich?“
„Schon okay. Sei einfach wie immer, rede mit mir. Du heiterst mich auf. Ich rede wahnsinnig gerne mit dir, bei dir vergesse ich echt alles!“
„Mhhh. Willst du mir hier schmeicheln?“
„Funktioniert es?“
„Mhhhh.“
„Na, dann will ich es. Guten Appetit. Ich sehe du bist schon längst am Essen.“
„Tut mir leid. Dir auch einen guten Appetit. Ich hab Hunger, ja? Das musst du doch verstehen. Schließlich...“
„...Isst du für zwei, ja schon klar! Ich sag ja auch nichts mehr.“
„Du bist echt...“
„Nein, sag es nicht. Ich warne dich. Iss lieber!“
„Okay, ich sag es nicht, du weißt es ja ohnehin schon.“

In Ruhe beginnen die beiden zu essen, was ein wundervolles Bild abgibt. Hin und wieder vertiefen sie sich wieder in einem Gespräch, versuchen aber ihr Essen nicht zu benachteiligen. Denn Hunger haben sie ja mit gebracht. Aryan kann nicht verhindern, dass er ab und zu zu Suhana aufsieht, ihr Anblick ist wirklich zu anziehend. Außerdem isst sie, obwohl sie für eine Schwangere eigentlich rein hauen sollte wie kein anderer, ziemlich normal. Ihre Haltung ist wie immer, nur das sie schnell isst. Nicht, dass sie alles in sich hinein stopft, aber sie isst eben nicht so ruhig wie sonst. Aber Aryan kann das ja gar nicht beurteilen, aber man sieht es ja, wenn man den beidem beim Essen zu sieht. Eigentlich ist das ja total unhöflich, aber nun gut, dann betrachtet man es einfach von einem etwas weiterem Abstand.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“, kommt ein Kellner, genau der selbe der das Essen gebracht hat, an den Tisch, nachdem Aryan und Suhana bereits seit einigen Minuten das Essen beendet haben. „Ja, vielen Dank. Wie immer sehr gut.“, erwidert Aryan nun mit einem Lächeln. Auch Suhana stimmt zu, dass das Essen sehr lecker war. Der Kellner erwidert nichts anderes, als das es ihn freut und verschwindet dann auch schon mit ihren Tellern. „Du kommst also öfters hier her?“, richtet nun Suhana ihren Blick wieder zu Aryan, nachdem sie sich in ihrem Stuhl etwas aufgesetzt hat, sodass der Kellner den Teller vor ihr mit nehmen konnte. „Ja, ich bin eigentlich jeden Tag hier, bis auf sonntags.“, erwidert er dann, mit einem Lächeln. „Oh, interessant. Ich bin hier bis her nur zwei Mal gewesen und das waren beide Male mit dir!“, meint Suhana nun ehrlich. „Das freut mich zu hören. Ich fühle mich richtig geehrt.“, richtet sich Aryan leicht auf und legt die Hand an die Brust
um dem Ganzen mehr Ausdruck zu verleihen. „Jetzt wird ja nicht Eitel. Ich hab zwar gesagt, dass ich nur mit dir hier war, aber das heißt ja nicht, dass es so bleibt.“ Nun zieht Aryan einen Schmollmund. „Und das heißt ja nicht, dass ich es in Erwägung ziehe!“

„Gut raus geredet.“
„Danke, ich weiß. Ich bin eine Meisterin in so etwas. So bekomme ich jeden Mann rum!“
„Soll das heißen, du willst mich rum kriegen?“
„Ach was. Wenn du einen Schmollmund ziehst und ich nicht sagen darf, dass es nun ja du weißt schon was ist, dann muss ich mich eben irgendwie wieder raus reden.“
„Schon wieder gut raus geredet. Du bist echt gut!“
„Danke. Wollten wir eigentlich den ganzen Abend hier herum sitzen und tratschen?“
„Wenn du das willst, ich hab nichts dagegen. Eigentlich wollte ich dich eher fragen, ob wir
vielleicht an meinen Lieblingsort fahren könnte? Aber nur wenn du willst!?“
„Oh ja. Liebend gern. Aryan Malhotra hat also einen Lieblingsplatz? Sehr interessant.“
„Ja, den habe ich, Miss Kapoor!“
„Wie förmlich wir doch heute wieder sind.“
„Lach du nur. Wer hat denn angefangen?“
„Ich, ja und?“

„Ich hab nichts gesagt. Mit deinem Wagen oder mit meinem?“
„Ich bin dafür, dass der Mann fährt, also in deinem!“
„Ach, das war ja klar. Warum hab ich eigentlich gefragt? Doch ich kann es verstehen, dass du nicht fahren willst!“
„Ja? Warum denn? Woher weißt du es, wenn ich es nicht mal wirklich weiß?“
„Das ist einfach, weil du eine Frau bist.“
„Boah. Das war gemein. Nun lach nicht auch noch so. Mach lieber das Auto auf und erklär mir warum du das weißt!“
„Jawohl Sir.“
„Ich bin kein Mann, sagtest du doch eben selber noch.“
„Eh du einsteigst einen Moment bitte...“

Aryan öffnet die Fahrertür und setzt sich dann ins Auto. Aber nur um auf dem Beifahrersitz seine Sachen runter zu tun, also seine Aktentasche und den Terminkalender. Dann beugt er sich etwas weiter zur Tür und öffnet sie von innen. „Nun kannst du einsteigen.“, meint er und setzt sich wider auf, um neben sich seine Tür zuzumachen und den Schlüssel ins Zündschloss zu tun. „Sehr Gentelman-Like von dir. Danke.“, beginnt Suhana zu lachen und öffnet die Autotür dann ganz und setzt sich neben hin. Auch sie schließt dann die Tür, sodass Aryan den Wagen starten kann und nun los fahren kann. „Und wo willst du hin? Verrätst du mir das?“, fragt sie ihn dann neugierig und sieht ihn fragend an, woraufhin er nur kurz zu ihr sieht und dann zu lächeln beginnt, eh er sich dann
auf die Straße konzentriert. „Nein. Da musst du dich wohl oder über überraschen lassen.“, erwidert er dann. Während Aryan das Radio einschaltet, versucht Suhana weiter hin auf ihn ein zu reden, aber vergebens. Nach ganzen fünfzehn Minuten kommen die zwei endlich an.

„So, Madam, da sind wir.“
„Oh, Wow. Wunderschön. Ich liebe diese Brücke, darunter das Wasser. Ach, ich kann dich echt gut verstehen, wenn das hier dein Lieblingsort ist!“
„Ja? Und ich dachte schon, ich sei unnormal.“
„Nein, im Gegenteil. Wenn ich hier so nah wohnen würde, dann wäre ich sicher täglich hier. Das ist traumhaft schön und so romantisch. Die Lichter...“
„Warte nur ab, wenn es noch etwas dunkler wird, dann glänzen die Lichter mit den Sternen um die Wette. Der dunkel blaue Himmel ist ein wundervoller Kontrast dahinter.“
„Wahnsinn. Wie du das sagst. Das du noch keine feste Freundin hast wundert mich. Jede Frau würde sich wünschen einen Mann wie dich zu haben.“
„Danke. Das sagt Raj auch immer. Ich hab die Hoffnung auf gegeben, meine letzte Freundin hat mir fürs Erste gerecht. Bis her kam nur eine so weit wie sie, nach ihr!“

„Oh? Das von deiner Freundin hab ich gehört. Ich bin froh, dass ich bis her noch keine Beziehung hatte. Aber sag, welche Frau kam nach ihr so weit?“
„Ähm, nun ja...“
„Ja? Raus mit der Sprache. Jetzt will ich es erst recht wissen.“
„Meine Mutter.“
„Ha, ha, ha. Das kannst du jedem anderem erzählen, aber nicht mir. Du redest dich raus, ich höre das doch!“
„Boah, du bist echt unglaublich. Besser ich rede gar nicht mehr, oder lasse für mich sprechen!“
„Bitte nicht. Ich liebe deine Stimme, sie ist mir so vertraut!“
„Du liebst meine Stimme? Na, wenn es nur das ist!“
„Nun lach nicht so schief. Das ist nicht witzig! Es ist mein voller Ernst!“
„Sag mal, ich will was ganz anderes von dir wissen. Wegen dem Vater deines Kindes… Ist da schon, also ich meine...“
„Leider nicht. Ich weiß auch immer noch nicht wie ich ihn ausfindig machen kann.“

Aryan und Suhana stehen an der Brücke, lehnen daran in dem sie beide die Arme auf dem Eisen haben und so, sowohl nach unten in das wundervoll schimmernde Wasser als auch nach oben in den schönen Sternen Himmel sehen können. Im Hintergrund läuft die Musik aus dem Autoradio von Aryans Wagen. „Ich verstehe. Wenn ich fragen darf, wann ist das passiert. Diese Geschichte?“, fragt Aryan vorsichtig. Suhana sieht ihn eine Zeit lang stumm an. „Kannst du dich an unseren Abschluss erinnern? An dem Abend waren wir alle in dem Club der etwas entfernt vom College liegt. Nun ja, ich war da auch und ja, ähm... Da ist es eben geschehen.“ Nun ist es Aryan der zu ihr sieht. „Da scheint dir wohl das gleich widerfahren zu sein, wie mir am selben Abend.“, erklärt er dann, dreht sich so rum, dass er sich mit dem Rücken an der Brücke lehnen kann und sieht dann hinauf. „Echt? Ich glaub, da sind wir aber nicht die einzigen. Auch Anju hat mir den nächsten Tag von ihrem Abend erzählt...“ Nun sehen sich die zwei an und Suhana muss leicht zu lachen beginnen, hält sich dann an seiner Schulter fest. „Du hast gerade ein Gesicht gemacht, als ob du der Meinung seist du hättest mit ihr geschlafen.“ Aryan zuckt nur mit den Schultern.

„Ich kann mich nicht an das Gesicht erinnern, nur an ihre Lippen, an ihren Duft und an ihre wundervollen Augen.“
„Und bist du ihr schon mal wieder begegnet, ich mein, bei dieser Beschreibung kann es ja gut sein, dass du sie wieder erkennst.“
„Ich hätte wohl erwähnen sollen, dass ich etwas getrunken hatte und dies alles zwar wahr nahm, aber irgendwie sehr verschwommen.“
„Ja, das hättest du sagen sollen. Aber du und Alkohol, ich dachte du würdest keinen trinken?“
„Das tue ich nicht mehr. Ich hab ihn da zum ersten Mal getrunken und zum letzten Mal. Ich weiß gar nicht, was andere Menschen daran so lecker finden. Dieser Geschmack und wie das Zeug stinkt!“
„Dito. Geht mir ganz genau so. Ich hab Alkohol schon immer gehasst und war an dem Abend nach drei Pina Colada ziemlich angetrunken.“
„Was? Echt? Ich hab glaub ziemlich viele Gläser intus gehabt, aber so hab ich mich anschließend auch gefühlt. Unglaublich das ich dann zu so was im Stande war.“

Ihm muss es reichlich gut gegangen sein, zu mindestens Körperlich. Was er da geleistet hat, hat sich nun ja auch ausgezahlt. Schließlich schleppt Suhana nicht einfach so ein Kind mit sich herum. Aber klar, die zwei wissen ja immer noch nicht, dass Aryan der Vater von ihrem Kind ist.
Suhana sieht ihn von der Seite an. „Unsere Gespräche sind echt... wie soll ich sagen... eigenartig!“, meint sie dann ruhig, muss versuchen nicht zu lachen. „Na, hab ich es dir nicht gesagt. Aber mich stört das nicht, ich hab mich dran gewöhnt!“, entgegnet er, lehnt sich nun mit dem einen Arm wieder auf der Brücke ab und lehnt sich leicht in ihre Richtung, um sie weiterhin anzusehen. „Mich auch nicht. Aber wir reden ja echt über alles und das obwohl wir uns nicht mal richtig kennen. Das ist unser zweites Treffen, wobei das erste ja nicht mal eines war. Und wir reden, als kennen wir uns schon besser als als unsere Freunde!“, erklärt sie dann ruhig, lehnt sich leicht nach hinten, immer noch in
Richtung zur Brücke. „Findest du nicht auch, dass uns irgendetwas verbindet?“, meint er dann, leiser als gewollt und sieht sie ernst an. Suhana muss allerdings mächtig zu lachen beginnen.

„Oh, ja, wir sind Seelenverwandte und füreinander bestimmt. Am besten wir heiraten und ich gebäre dir ein Kind, welches nicht deines ist.“
„Warum lachst du da so? Du stellst es total falsch dar, als ich es gemeint hab. Über so was lacht man nicht. Würdest du so mit jedem Mann umgehen?“
„Was? Warum?“
„Tja, jetzt bist du erstaunt, was?“
„Ja, warum auch nicht? Ich hab das nicht böse gemeint, ich fand das einfach nur lustig gerade. Tut mir leid, Aryan. Echt, das war nicht meine Absicht!“
„Ist schon in Ordnung. Ich finde es verdammt... ähm... toll, dass du dich entschuldigst!“
„Wolltest du gerade süß sagen?“
„Sieh mich nicht so an. Auch Männer sagen so was. Das ist kein Wort, dass nur für euch Frauen erfunden wurde!“
„Wer weiß. Vielleicht ja doch, ihr findet ja nie etwas süß. Wenn dann nur cool, abgefahren, krass oder heiß.“

Aryan sieht Suhana etwas überrascht hat. „Hast du diese Wörter schon mal von mir gehört?“, fragt er dann überrascht und total entsetzt. Suhana beginnt angestrengt zu überlegen. „Mhhhhhh… Nein!“, meint sie und muss ungewollt zu lachen beginnen. „Na, siehst du. Ich sage solche Wörter nicht. Wie alt bin ich denn? Okay, ich hab einige Freunde die so was sagen. Aber die wollen wahrscheinlich noch mal lieber das letzte Jahr auf dem College machen. Schon komisch, sind nicht mal ein Jahr aus der Schule und schon wollen sie wieder hin!“, meint Aryan dann verständnislos. Suhana sieht ihn an. „Denkst du das wollen sie wirklich?“, fragt sie dann neugierig nach. Er schüttelt mit dem Kopf. „Nein, ehrlich gesagt, ich würde es nicht wollen und ich denke weniger, dass sie es wollen!“, zieht er dann die Mundwinkel zweifelnd hinunter. Mit einem Lächeln sieht Suhana in an, versteht was er damit sagen will und nickt dann. „Die Lehrer waren ja auch schon welche. Aber wer will schon nochmal das selbe studieren, wenn er es doch schon kann!?“, erwidert sie dann zustimmend. Aryan beginnt daraufhin leicht zu lachen. Wohl wahr...

„Lass uns über etwas anderes reden, als über die Schule und das College.“
„Warum? Schlechte Erinnerungen?“
„Ja, leider. Aber davon hast du sicher schon gehört.“
„Was meinst du, Aryan? Wir wissen beide das wir uns kaum kannten.“
„Und dennoch beide Gesprächsthema Nummer eins waren. Du bei den Jungs und ich bei den Mädchen.“
„Sehr recht. Aber ich weiß echt nicht von was du redest. Du kannst es mir gerne sagen.“
„Ich denke, wenn du es nicht weißt, dann ist es auch besser so. Ich rede nicht gerne darüber und zum anderem... Ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst!“
„Warum sollte ich das tun? Hör mal, glaubst du das kann ich? Ich kenne dich dafür zu wenig!“
„Suhana, glaub mir. Wir haben bis her viel mehr Themen untereinander getauscht wie mit sonst kaum einem anderen. Ich mein, außer unseren Freunden haben wir solch ein Thema gar niemanden anvertraut!“
„Anvertraut trifft es genau. Vielleicht, weil wir dem anderem vertrauen, Aryan. Ich jedenfalls vertraue dir und würde dir am liebsten alles erzählen!“

„Na, dann nur zu. Ich höre dir gerne zu, wenn du etwas auf der Seele hast, immer raus damit.“
„Ach, ja? Ich darf erzählen, aber du sollst schweigen? Sehe ich ja gar nicht ein. Vertraust du mir etwas nicht?“
„Doch, natürlich. Mehr als manch anderen, den ich in meinem Leben bis her kennen gelernt hab.“
„Dann kannst du doch wohl auch etwas von dir erzählen. Vielleicht sagst du mir ja auch einfach worum es geht, vielleicht weiß ich es ja doch und kann mich nur nicht mehr dran erinnern, dass du das warst über die mir meine Freunde erzählt haben. Sie haben viel über dich gesagt, nur so nebenbei!“
„Das glaub ich gerne. Aber das kann ich zurück geben, meine Jungs fanden neben dem Thema 'Suhana' kaum ein anderes interessanter. Aber nun schön, es geht um meine Ex-Freundin Pooja!“
„Oh, halt. Die Freundin, mit der du Schluss gemacht hast, weil sie mit einem deiner Freunde...“
„Sag es bitte nicht. Ja, genau die mein ich.“
„Uh, okay ich verstehe. Das ist wirklich keine schöne Erinnerung an die Collegezeiten.“

Aryan sieht Suhana nun eine ganze Zeit lang an, seine Gedanken schweifen ab. Klar hat sie recht, aber warum scheint sie Mitleid mit ihm zu haben? Das braucht er nicht, nicht mal von ihr. Nicht, dass er es als schlimm empfindet. Nein, nur kommt es jetzt etwas spät. Das Ganze ist schon etwas her. Und eigentlich wollte er nicht daran erinnert werden. Aber er musste es ja nicht erzählen, also kann er beruhigt ausatmen. Dieses tut er auch. „Du hast recht und aus dem Grund...“, will er gerade anfangen zu reden, als sie ihm einen Finger auf die Lippen legt und ihm somit andeutet, dass er leise sein soll. Er versteht nicht ganz warum und will was sagen, aber er lässt es, da sie auch schon zu reden beginnt. „Schhh. Das Lied. Hörst du es?“ Er hat bis eben fast vergessen, dass er das Radio im Auto angelassen hat. Er konzentriert sich nun auf die Musik und muss leicht zu schmunzeln beginnen. „Ja, was ist mit dem Song?“, fragt er dann und mustert sie neugierig. „Ich liebe diesen Song, er ist wundervoll und so richtig schön zum Tanzen.“, lächelt sie dann. Wieder gleitet sein Blick zu ihren Lippen, was für ein wundervolles Lächeln sie doch hat. Und ihre Lippen sehen so wundervoll aus. Nicht, dass er dabei ist sich in sie zu verlieben - er ist sich sicher, dass er das schon hat - aber ihre Lippen erinnern ihn an etwas, nur er weiß nicht an was. Doch er erwidert das Lächeln nun entschlossen und stützt sich dann leicht von der Brücke ab, um auf sie zu zukommen. „Willst du tanzen?“

Suhana sieht ihn überrascht an, nur wenige Schritte steht er von ihr entfernt. Ihr Blick geht hinunter, zur Hand die er in ihre Richtung ausgestreckt hat und dessen Handinnenfläche ihr einladend ermitteln will, dass sie ihre Hand in diese legen soll. Sie sieht wieder hinauf, ihm direkt in die Augen und erkennt, dass seine Augen sie nun bittend, fragend und auffordernd ansehen. Sie beginnt zu lächeln, nickt schwach, hebt dabei leicht ihre Hand an und lässt sie dann vorsichtig, etwas zurückhaltend in seine gleiten. Wie ihre ganz in seiner liegt umschließt er ihre liebevoll mit seiner, greift dann nach der anderen und zieht sie so zu sich. Automatisch löst sie die Hand aus seiner und legt sie ihm auf die Schulter, während er ihre Hüfte ergreift und sie somit noch ein weiteres Stück zu sich ziehen kann. Er sieht ihr tief in die Augen, während sie den Blick überrascht, aber mit einem Lächeln erwidert. Langsam, vorsichtig und dem Song angepasst beginnt er sich mit ihr zu bewegen.
Ein wundervolles Bild, wenn man es von einem etwas weiter entferntem Standpunkt betrachtet. Wie er sie bestimmt führt, sie sich seinen Schritten anpasst und sie sich in einem wundervollem Taktgefühl der Musik hingeben.

„Du kannst echt gut tanzen. Respekt!“
„Und du hast wundervolle Augen. Sie erinnern mich an jemanden!“
„An wen? An deine Großmutter?“
„Witzig. Nein, an jemanden dem ich schon begegnet bin!“
„Ach? Und wem?“
„Keine Ahnung!“
„Keine Ahnung? Was soll ich darunter verstehen?“
„Ja, eben, dass ich es nicht weiß. Sie strahlen irgendetwas aus, irgendetwas bekanntest!“
„Ich habe keine Augen die selten sind. Meine Augenfarbe hat sicher jeder 5. andere auch!“
„Nein, sicher nicht.“
„Warum nicht? Ich bin mir ganz sicher!“
„Und ich bin mir sicher, dass deine Augen einzigartig sind!“

Suhana löst sich von ihm. Irgendwie ist ihr dieses Gespräch unangenehm. Was will er ihr damit sagen? Kann ihm nicht egal sein, wie ihre Augen sind? Ob groß, ob klein, ob schön, ob hässlich!? Das will sie doch gar nicht hören! Und schon gar nicht von ihm? Warum auch? Was haben die zwei den schon für eine Beziehung zueinander? Sie kennen sich doch kaum.
Warum sagt sie eigentlich immer wieder, dass die zwei sich nicht kennen? Sie weiß doch selber ganz genau, dass er viel mehr über sie weiß als manch ein anderer ihrer Freunde oder Verwandten. Ihren Eltern braucht sie es gar nicht sagen. Die sind ja nun leider nicht mehr am leben. Über vier Jahre ist nun auch die letzte ihrer beiden Elternteile verstorben. Ihr Vater, an einer schlimmen Krankheit - während ihre Mutter schon bei ihrer Geburt gestorben ist. Ihr Blick geht hinunter, während sie ihre Hand auf ihren Bauch legt. Fest entschlossen ist sie, dass ihrem Kind nicht das gleiche Schicksal wie sie ereilt. Sie steht mit
dem Rücken in Aryans Richtung, will ihm nicht in die Augen sehen. Will nichts darin erkennen, rein gar nichts. Muss sie doch den Vater ihres Kindes finden.

„Suhana? Hab ich etwas falsches gesagt?“, fragt Aryan vorsichtig, legt seine Hand auf ihre
Schulter und sieht sie fragend an. Sie schüttelt mit dem Kopf. „Nein, es ist nur...“, möchte sie erklären, weiß aber nicht was sie erklären soll und lässt es aus dem Grund bleiben. Er geht nun um sie herum, sodass er ihr genau ins Gesicht sehen kann. „Was ist es dann?“, fragt er dann, ergreift nun beide Schultern und zwingt sie somit zu ihm auf zusehen. Das tut sie, aber nicht freiwillig. Irgendetwas hindert sie daran, ihm intensiv in die Augen zu sehen. Was ist, wenn sie sich darin verliert? Wie sie es bis jetzt jedes Mal. Ja, immer wieder konnte sie in seine Augen sehen und versuchen nicht gleich in Ohnmacht zu fallen. Seine Augen hatten etwas. Etwas vertrautes und vertrauensvolles. Das herrliche hell braun brachte sie immer wieder zum Lächeln. „Ach, Aryan. Es ist so schwer zu erklären, weißt du Ich meine, ich kann einfach nicht...“ Während sie versucht die richtigen Worte zu finden ist er ihr näher gekommen und auch ihre Gesichter trennen nur noch Zentimeter voneinander. Der Atem des anderen liegt direkt in ihrem Gesicht und diese Distanz droht gerade immer weiter zu verschwinden. Suhana legt ihm vorsichtig die Hände um seine Arme, dessen Hände immer noch ihre Schultern festhalten und sie leicht nach hinten drücken, während ihr Körper allerdings weiter zu ihm gestreckt ist.

„Aryan, bitte. Ich...“
„Suhana. Ich muss dir etwas sagen...“
„Nein, ich will es aber nicht hören. Und nun, bitte lass mich los!“
„Warum? Es ist wichtig, wenn ich es dir jetzt nicht sagen kann, dann...“
„...Dann ist es wohl besser du behältst es für dich! Aryan, versteh doch, ich bin schwanger. Hörst du? Schwanger...“
„Ich verstehe recht wohl und es...“
„Nein, Aryan. Ich will zurück!“
„Nun schön...“
„Danke. Soll ich laufen, oder...“
„Erzähl keinen Quatsch, ich bringe dich Heim.“
„Es tut mir leid.“
„Nein, es tut mir leid. Ich hoffe nur nicht, dass du mich jetzt nie wieder sehen willst!“
„Ach, was! Vergessen wir das gerade einfach.“