Kapitel 4

Prem & Preety

Auch Prem und Preety essen, nachdem Preety ja schon etwas zu essen gemacht hat. „Und was hast du heute noch vor?"
„Nicht viel..."
„Wie jetzt? Nichts geplant? Gar nichts?" Preety sieht Prem etwas verwundert an. „Ist das so verwunderlich? Ich hab nicht jeden Tag Lust etwas zu stehlen."
„Wir müssen Karan doch auf trapp halten!"
„Seit dem du seinen Namen kennst redest du pausenlos von ihm!"
„Der Name ist schön... Karan!" Prem schüttelt mit dem Kopf, er weiß, dass Preety ihn nur ärgern will. Sie schafft es aber. Das wiederum bringt sie zum Lachen. „Du wirst doch nicht eifersüchtig, oder?"
„Hab ich einen Grund? Wenn du Karan nimmst, kann ich Kamini haben." Daraufhin erwidert Preety nichts mehr, schüttelt nur mit dem Kopf und hebt einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln hoch. Ihr Blick weißt allerdings darauf hin, dass sie jedoch nicht lachen will. Denn die Frage die sich ihr eigentlich nicht stellt, sollte sie sich eigentlich stellen. Aber dafür hat sie keinen Grund.


„Du kannst doch nicht nichts vor haben!?", hält sie sich davon ab weiter zu denken, was sie gerade fast begonnen hat zu denken und sieht wieder auf. Sie greift mit ihren Händen in die warmen Nudeln und greift sich eine Handvoll die gerade in ihren Mund passt. Ihr ernster Blick liegt jedoch auf ihrem Freund, dieser nach wenigen Minuten ebenso neugierig den Blick hebt. Er hat Preetys halbes Lächeln nicht gesehen. Was der nur recht ist.


„Ich weiß nicht, eigentlich nicht? Sollte ich? Ist heute unser Jahrestag, oder wie?"
„Könnt sein!", zuckt Preety mit den Schultern. „Meinst du das ernst?"
„Sehe ich so aus?" Prem mustert sie, muss dann aber mit dem Kopf schütteln. Irgendwie sieht sie ganz und gar nicht danach aus. „Nur weil ich eine Frau bin heißt das nicht, dass ich mich an alles erinnern kann!"
„Wirklich nicht? Komisch, ich kenne das anders..."
„Schön. Bin ich in deinen Augen wie jede andere Frau?"
„Nein, natürlich nicht. Absolu nicht."
„Na also. Lass besser die Ausreden, denn sonst redest du dich nur mehr in die Scheiße hinein." Prem hebt die Hände, sieht entschuldigend zu Preety eh er ihr andeutet, aufzuhören mit dem Reden. Er beugt sich wieder nach vorne, isst dann ebenfalls weiter. „Wenn du willst können wir allerdings ins Kino gehen, oder uns eine Theatervorstellung ansehen! Oder eine Opernvorstellung..." Prem sieht Preety überrascht an. Opern? Er hasst Opern. Wer bitte mag die schon? „Das war ein Scherz.", beschwichtigt sie ihm dann.


Erleichtert atmet Prem aus. „Und ich dachte schon!"
„Sag mal, wie sehe ich in deinen Augen aus?"
„Das hast du schon gefragt!"
„Ich weiß, aus gutem Grund. Ich scheine für dich ja wirklich aus dem letzten Jahrhundert zu stammen. Ich könnte mich an das Datum erinnern, an dem wir zusammen gekommen sind und ich könnte Opern mögen!"
„Ja, was denn, es ist doch möglich, dass du..."
„Nein, sag es besser nicht, Prem... Wirklich! Sonst kann ich gleich nicht mehr essen." Prem nickt verständlich. „Sorry!"


Prem und Preety beenden das Essen schließlich wieder und Preety erklärt, dass sie an die frische Luft will. „Und wie willst du das anstellen?"
„Ich könnte das Tor hinten auf machen und raus verschwinden."
„Das dich jemand sieht, am besten noch ein Bulle und du im Knast landest? Genau, nur zu werfe dich den Löwen zum Fraß vor!", erklärt Prem, der davon nicht sehr begeistert ist im Gegenteil. Vor allem nicht, nachdem ihre letzte Tat erst einige Stunden vorüber ist. „Ach, ich hätte Lust auf eine kleine Verfolgungsjagt mit Mister Khanna. Würde mir sicher gefallen! Mal sehen ob er schneller ist als ich." Prem schüttelt wieder mit dem Kopf. „Du bist wirklich verrückt."
„Ja, ich bin verrückt nach Karan. Uhhhh!" Bei ihrem 'Uhhhh' zieht sie die Lippen zusammen, die Augenbrauen hinunter und sieht Prem an, als ob sie wirklich zeigen will, dass sie Interesse an Karan hätte. Doch sie lacht dann nur. Prem zieht sie zu sich. „Gefällt es dir, mich zu ärgern?", fragt er sie dann direkt, etwas mit Druck und wirklich ernst gemeint. Preety stockt etwas, sieht ihn lange an, lächelt dann aber verschmitzt. „Was denkst du?", legt sie ihm einen Finger an die Stirn und fährt diese langsam hinunter, an seinem Auge vorbei, über seiner Wange.


Prem verfolgt ihrem Tun mit seinen Blick. Nein, eher verfolgt er ihm in dem er sieht, dass sie ihrem Finger hinterher gleiten lässt. Da er nicht antwortet, sieht sie wieder zu ihm. Erneut drückt er sie weiter zu sich, sodass ihr für Sekunden der Atem stockt. Er nimmt ihr wortwörtlich die Luft zum Atmen. Aber nicht aus dem Grund, den man sich gerade denken könnte. Es ist das wirkliche abschnüren der Luft. Als ob er will, dass sie um ihren Atem ringt. Kurzentschlossen löst sie sich von ihm. „Du kannst mir nicht verbieten raus zu gehen. Ich brauche etwas Luft, Prem!" Mit diesen Worten löst sie ihn von sich, in dem sie ihn mit viel Druck von sich schubst. Prem ergreift ihr Handgelenk, hält sie somit auf. „Wenn ich will, dann kann ich es dir verbieten. Ich bin der Boss!"
„Wenn meine Knarre an deiner Schläfe liegt bist du dann immer noch der Boss?"


Prem löst den Griff an Preetys Handgelenk und sie dreht sich erneut um. Er lässt sie gehen und sie lässt sich nicht aufhalten. Was fällt ihm ein? Sie kann doch hinaus gehen wann sie will. Und hier wird Karan Khanna sicher nicht nach ihnen suchen. In diesem stinkigem Etwas. Preety geht durch zwei Räume, in denen sich so gut wie nichts befindet. Dann steigt sie auf einen Stuhl und schiebt das Brett zur Seite um nach oben zu kommen. Mit einem elegantem Sprung schafft sie das auch und sitzt in einer Art Werkstatt. Diese Werkstatt besitzt in unmittelbarer Nähe ein großes Tor, dass sie dann einen Spalt öffnet und hinaus späht. Nichts zu sehen. Das ist ein gutes Zeichen...


Eine ganze Zeit, sicher eeinige Stunden, genießt Preety allein die frische Luft. Nun frisch ist kein Ausdruck. Hier riecht es nach Abgasen, nach Benzin und allem was dazu gehört. Sie hat sich daran gewöhnt, aber eigentlich ist es so gar nicht ihr Ding dieses ganze Zeug zu riechen. Plötzlich taucht hinter Preety ihr Freund auf. „Hey, Schatz." Erschrocken steckt sie sich etwas in die Tasche zurück. „Was hast du da?", will Prem wissen. „Nichts, von dem du nichts weißt.", grinst sie dann nur und lehnt sich neben ihn an die Wand. Prem beobachtet sie, eh er lächelt und sich seitlich zu ihr dreht.


„Hast du mich vermisst?"
„Nein. Mir ist eh langweilig, da bringt es mir nichts noch den Langweiler in Person bei mir zu haben!"
„Du bist heute so aggressiv, hab ich dir was getan?"
„Du nicht, aber dieser Karan... am liebsten hätte ich ihn..." Preety stoppt sich, spricht es nicht aus. Sie hat ihn gesehen, am Abend, wie er ihnen in die Bank gefolgt ist. Sie ist geflüchtet, direkt an ihm vorbei. Er hat sie nicht gesehen. Aber warum auch?
„Sag es! Ihn umgebracht?", lächelt Prem nun. Preety sieht zu ihm, das wollte sie nicht sagen. Aber das sagt sie ihm nicht. „Wenn du das denkst!"
„Ja, ich kenn dich, du bist bist kaltherzig!", lacht er auf. Preety antwortet wieder nicht. „Süße...", er zieht sie zu sich. "Das von vorhin... Hättest du das echt getan?"
„Natürlich!"
„Wirklich?"
„Blödmann. Natürlich nicht! Ich hätte dich schon vor einem Jahr umlegen können, aber ich habs nicht getan. Also..."
„Danke, was für ein Liebesbeweis!"
„Darauf bist du stolz, was?"
„Ja, unsere Begegnung war nicht gerade harmlos..."
„ Ich weiß, ich dachte du seist einer von denen..." Prem lacht herzhaft auf. „Ich und ein Bulle..."


Die zwei schweigen sich einen Moment an, während Prem die Arme um Preety gelegt hat und in die Ferne sieht, sieht Preety ebenfalls in die Ferne nur in eine andere Ferne. „Lass uns wieder rein...", meint Prem auf einmal. Preety nickt nur einverstanden.


Auf dem Weg zurück zieht Prem sie fast schon hinter sich her. „Zieh dir was schönes an.", meint er wie sie wieder zurück sind, das Tor wieder zu gemacht haben und das Brett richtig zurück gelegt haben. „Warum?"
„Tu es doch einfach!"
„Gehst du mit mir aus?"
„Nein, ich will dich hier vernaschen und da möchte ich dir gerne die Kleider vom Leib reißen!"
„Perversling! Danke, ich verzichte."
„ Schatz, das war ein Scherz. Darf ich keine Scherze machen?"
„Nein, denn die sind nicht witzig!"
„Aber du darfst welche machen, ja!?"
„Ja, meine sind ja wenigstens witzig!"
„Warum lass ich mir eigentlich etwas von einer Frau gefallen?", fragt sich Prem plötzlich etwas leiser. „Weil die Frau besser aussieht als der Mann.", haucht Preety ihm ins Ohr, wie sie sich neben ihm etwas zu ihm beugt. „Achja?"
„Ja.", meint sie lachend und verschwindet. „Ich warte hier. Beeil dich!" Preety dreht sich vor dem Badezimmer zu ihm um. „Willst du dich nicht auch umziehen?"


„Ich mich umziehen? Warum denn, nimmst du mich so nicht mit?"
„Nein. Dann geh ich besser allein!", meint Preety grinsend zur Antwort. „Ich zieh mich um, während du sich im Bad fertig machst. Abgemacht?" Preety nickt, dreht sich um und verschwindet im Bad. Dort sieht sie sich erst mal im Spiegel an. Unglaublich, wie sie sich verändert hat. Sie ist schön, sexy... Ja, aber das ist ihr egal. Sie hat sich verändert, total verändert. Sie ist nicht mehr die Preety die sie einmal war. Preety wird sie immer bleiben, doch das weiß nur sie allein. Okay das ist gelogen, es weiß noch jemand. Aber Prem weiß es nicht. Dafür weiß sie viel über Prem, aus dem Grund ist sie ja mit ihm zusammen.


Sie duscht sich erst mal. Bemerkt anschließend, dass sie ihre Sachen vergessen hat. Im Badehandtuch wollte sie dann doch nicht gehen. Sie öffnet die Badetür. Hofft eigentlich nicht auf Prem zu treten. Doch das ist schwer bei einem unterirdischen Haus, das höchstens drei richtige Räume hat. „Uhhh, willst du so gehen, Schatz?"
„Ich dachte mir, wenn du so gehen willst wie..." Preety stockt etwas, Prem hat sich bereits umgezogen und sieht nun zu ihr während er vorsichtige Schritte auf sie zu macht. „Wenn ich was?", will er schmunzelnd wissen. „Wenn du so gekleidet gehen kannst wie eben wollte ich gerade sagen. Aber das hat sich bereits erledigt." Prem bleibt vor ihr stehen, sieht ihr in die Augen, während sie ihn mit ihren großen grau-grünen Augen fast schon fragend mustert. „Im Badehandtuch scheinst du nicht mehr so stark zu sein, was?" Preety zieht eine Augenbraue in die Höhe. „Dafür genau so sexy.", meint er dann, haucht ihr einen Kuss auf die Wange und lässt seine Lippen weiter an ihrem Hals hinunter wanden. Preety lächelt schwach, wendet den Blick ab und schließt die Augen. „Bitte, Prem.", meint sie eh sie das Gesicht verzieht. „Danke!", lacht er leise auf und löst sich von ihr. Nicht ganz, nur hebt er den Kopf wieder an um ihr ins Gesicht sehen zu können. Seine Lippen befinden sich direkt vor ihren, wie auch sie den Kopf wieder zu ihm wendet. Sein Atem berührt ihre Lippen, die plötzlich anfangen zu zittern. Er wird doch nicht? „Karan ich will mich nur umziehen." Prem weicht von ihr aus. Preety beginnt laut zu lachen. „Danke.", meint sie nur. Prem allerdings ergreift ihr Handgelenk und dreht sie zu sich. „Dieser Karan...", beginnt er. „Hat rein gar nichts in unserer Beziehung zu suchen. Ich merke nur, dass du ihn nicht ausstehen kannst und ich liebe es dich zu ärgern.", meint sie amüsiert. „Du bist ein Biest!"
„Ich weiß, ein sexy Biest... Wie du bereits sagtest! Und jetzt lass mich los, sonst können wir nirgendwo hin."


Preety holt sich ein Abendkleid und verschwindet wieder im Bad. Prem hätte es ahnen müssen. Er hat sich wieder auf das Sofa gesetzt. Warum Frauen immer so lange brauchen? Preety ist zwar nicht wie alle Frauen, aber in einer Sache schon und zwar was die Kleidung, das Aussehen und das lange im Bad bleiben angeht. Eben diese richtig typischen Frauen Dinge. Prem schließt die Augen, legt den Kopf zurück und beginnt zu lächeln. Ein Zeichen, dass er wieder zu träumen beginnt.


Nach einer halben Stunde kommt Preety endlich wieder aus dem Bad. Da Prem die Tür vom Bad hört schreckt er etwas hoch und sieht zur Seite. Wie er Preety erblickt steht er auf. Sie trägt ein dunkel blaues Abendkleid, es geht ihr bis zu den Knien. Ihre Haare hat sie zu Locken gedreht, was gar nicht so schwer war, sie hat ja alles dabei. Ihr Gesicht ist geschminkt, nicht zu viel aufgetragen und nicht zu wenig. Ihr Lidschatten ist der Farbe ihres Kleid angepasst, die Lippen mit einem dunklem Rosa betont, die Wangen etwas hervor gehoben. Kein Zweifel: Preety ist eine wahre Schönheit. Aber das auch ohne Make-Up. „Wir können.", erklärt sie schließlich, hält mit der einen Hand die hellblaue Tasche - dessen Farbe wahnsinnig gut zu dem dunkel Blau passt und streicht sich mit der anderen Hand über das Kleid. „Sag mal Prem, bin ich fett?"


Prem lacht herzhaft auf. „Wer sagt das denn?"
„Ich!"
„Wenn das so ist, ich will dir nicht widersprechen!"
„Danke!", beginnt sie nun zu schmollen, wie sie sich bei ihm einharkt. „Sei doch mal ehrlich."
„Okay, ich finde du hast die perfekte Figur. Du könntest noch zunehmen und es würde deiner Figur nicht schaden. Und ich lüge dich damit wirklich nicht an!" Zufrieden nickt Preety, etwas anderes wollte sie gar nicht hören. Aber da muss jeder Mann einmal durch, oder mehrmals - der gewöhnlich Tick einer Frau: Ihre Figur!


In einem Restaurant, dass sehr gemütlich und klein ist setzen sich Prem und Preety weit hinten in eine kleine Ecke. Die Sitzbänke, an den Wänden und auch die Stühle haben einen weichen Stoffbezug und dessen Farben sind ein sanftes und helles rot. Es sieht gut aus, hat schöne Verzierungen und passt zum Rest des Restaurants. „Und gefällt es dir?"


Preety schreckt etwas auf, sieht zu ihrem Freund und nickt dann. „Es ist echt schön." Lächelnd sieht sie zu ihm, setzt sich gerade hin und betrachtet ihn genauer. Sein dunkels Jackett hat er eben ausgezogen und vorne am Eingang aufgehangen. Nun trägt er ein weißes Hemd, dazu die passende schwarze Hose. Er sieht gut aus. Aber wann tut er das mal nicht? Ihr Lächeln schwindet, was ihr nicht auffällt, doch ihr Blick liegt weiterhin intensiv auf ihm. „Und wo bist du mit deinen Gedanken, Schatz?", fragt er und ergreift über dem Tisch zu ihrem Arm. Vorsichtig streicht er darüber und lächelt neugierig. „Nirgends...", meint Preety wie sie ihren Arm unter seiner Hand weg zieht. Prem beginnt zu schmunzeln. „Das glaub ich nicht. Du hast mich sicher nicht umsonst so angestarrt!"
„Doch, natürlich... Ich sehe dich immer an ohne einen Grund dazu zu haben."
„Uhhh, ich kann mir denken was für Gedanken du hattest!" Prem spielt mit seinen Augenbrauen, lässt sie viel sagend hinauf und hinunter sinken. „Oh, nein mein Guter. Daran denk ich nicht. Jedenfalls nicht mit dir!"


Empört löst sich Prem von Preety. „Das war gemein." Siegessicher sieht Preety ihn an und lächelt dementsprechend. „Ich weiß. Aber es ist wahr. Tut mir leid!"
„Du bist ein Biest!"
„Das sagtest du schon!"


Prem schweigt. Ein Kellner kommt an ihren Tisch und nimmt die Bestellung auf. Zum Glück müssen die zwei nicht nachsehen um zu wissen was sie essen wollen. Nachdem der Kellner wieder geht wenden sich die zwei wieder einander zu. Prem blickt ihr etwas mürrisch ins Gesicht, worauf sie ihr Gesicht mit einem Lächeln ziert. „Das findest du witzig, was?"
„Oh, ja sogar tierisch witzig.", entgegnet Preety und muss sich krampfhaft das Lachen verkneifen. „Ich will gar nicht wissen, mit..." Prem stoppt sich, sodass Preety neugierig zu ihm sieht. „Was?"
„Ach, vergiss es!", winkt er plötzlich ab. Ihm kann es doch egal sein. Warum macht er sich darüber einen Kopf? Hat er sie eigentlich noch alle? „Nein, erzähl..."
„Nö!"
„Dann nicht, kann der Herr ruhig weiter schmollen... Ich träum dann erstmal, eh das Essen kommt!"
„Ja, sicher von Karan, was!?"
„Was dagegen?"
„Nö, nur zu mach du mal." Preety sieht Prem amüsiert an. „Ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist!"
„Ich zeig dir gleich wie eifersüchtig ich werden kann... Du gehörst mir und sonst niemand!"
„Zu spät, Süßer!"
„Was?"
„Ja, du hast mich schon richtig verstanden!"
„Ne, eben nicht."
„Doch."
„Preety, ich find deine Witze echt unangebracht."
„Und ich finde deine Eifersucht mehr als nur unangebracht. Wer bin ich? Schneewittchen, Dornröschen? Ich bitte dich Prem. Wenn es dir nicht reicht, dass ich dir sage, dass ich..."
„Schon, gut schon gut." Mehr entgegnet Prem nicht, nuschelt noch etwas vor sich hin, was sie nicht versteht.


Allerdings hat sie ihm noch nicht gesagt, dass sie ihn liebt. Oder? Jedenfalls kann er sich nicht daran erinnern. Meist kam nur ein 'Ich dich auch' heraus. Aber wer weiß, vielleicht merkt sie ja... Nein, das kann nicht sein. Er verwirft seine eben gedachten Gedanken und sieht nach vorne, direkt in Preetys Gesicht. Diese scheint wirklich etwas abwesend zu sein. Aber kann es sein, dass sie es nicht sagen kann, die drei Worte? Vielleicht braucht sie noch Zeit. Aber wie viel mehr Zeit als über ein Jahr braucht sie denn noch?


Prem schüttelt erneut den Kopf. Er macht sich hier gerade unnütz verrückt. Was solls. Besser als wenn er nicht darüber nachdenkt, oder?


Nach wenigen weiteren Minuten kommt das Essen endlich. Die Getränke stehen bereits seit einigen Minuten schon an ihrem Platz. Schweigend beginnen die zwei zu essen, reden nur ab und zu miteinander, wenn es wirklich richtig nötig ist, oder sie sich austauschen wollen.


Wie Preety und Prem das Essen beenden und der Kellner die Teller wieder mit nimmt beschließen die zwei noch etwas zu bleiben. Sie haben plötzlich ein Thema gefunden, über das sie interessiert reden. Es geht um ihre Arbeit. Wie sollte es anders sein? „Ich hab einen richtig guten Plan.", meint Prem. „Oh!? Und der kommt erst heute so in dein Köpfchen?"
„Nein, nein. Der ist da schon etwas länger drin. Aber mir fällt er gerade wieder ein."
„Nun dann, erzähl mal schön. Ich bin ganz Ohr!" Interessiert und zu gleichermaßen neugierig mustert Preety ihren Freund. „Der beste Raub aller Zeiten. Es wird unser letzter hier sein." Preety verkrampft sich etwas, ihr Körper reagiert auf die Worte 'letzte' und 'hier'. Was soll das heißen? Will er mit ihr fliehen? Genau das fragt sie auch ihn anschließend. Prem grinst etwas verschmitzt. „Ja, klar... Ich will nicht nur hier bleiben. Irgendwann haben wir noch die ganze Stadt ausgeraubt!"
„Klingt doch sehr verlockend.", scherzt Preety. „Was ist mit dir?"
„Nichts, es ist nur..."
„Was? Findest du es hier besser?"
„Ich war schon in drei oder vier anderen Städten und bis her hat mir alles nicht gefallen. Hier aber... Hier ist es anders, Prem!", versucht sie zu erklären.


„Das heißt du willst hier bleiben? Aber..." Prem kommt nicht weiter. „Nein, oder doch... Ich hab keine Ahnung!"
„Schatz, ich hab nicht vor morgen zu gehen. Wirklich nicht! Aber bleiben wir viel länger, dann wird uns Karan fangen... Du kennst ihn nicht!"
„Ich...", weiter kommt sie wieder nicht. Prem schnürt ihr erneut die Worte in der Luft ab, eh sie sie überhaupt denken kann. „Keine Sorge. Ich möchte dir eigentlich nur den Plan erklären. Aber ich merke, es scheint noch nicht passend zu sein!"
„Doch doch, ich möchte ihn hören. Erzähl schon, bitte!"
„ Bist du sicher!?"
„Ja, natürlich..."


Preetys Blick liegt lächelnd auf seinem. Doch dieser ist etwas verwirrt und besorgt. Er versteht sie nicht. Und noch weniger ihre Reaktionen eben gerade.


Und dennoch beginnt Prem zu reden. Preety versteht nur die ersten Wörter. „Wie schon gesagt, es soll unser letzter werden, ich möchte dir auch..." Mehr hört sie nicht mehr. Ihr Blick lag bis eben direkt in seinem Gesicht, nur ein einziger Blick zur Seite lässt sie aus dem Hier und Jetzt treten. Ihr Blick liegt außerhalb des Restaurants. Direkt auf der Person die an einem der Fenster steht und hinein sieht. Sie sieht direkt in ihre Richtung, ihr direkt ins Gesicht. Sie weiß, die Person hat sie gesehen. Suchend sieht Preety nun hinunter, nimmt als einzige Lösung eine der Karten in die Hand und hält sie sich, direkt vor das Gesicht.


Prem stutzt etwas. Hat er etwas falsches gesagt? Er will ihr doch nur von dem Plan erzählen. Hat sie ihm überhaupt zu gehört? „Schatz... Was tust du da?" Preety sieht zur anderen Seite der Karte, schiebt die Karte somit auf die rechte Seite, sodass die Person außerhalb sie nicht sieht. Hat Prem ein Glück, dass er der Person den Rücken zugedreht hat. „Ach ich hab mir gerade überlegt ob wir nicht vielleicht noch ein Eis zum Nachttisch nehmen wollen..."


Die Stirn in Falten gelegt, legt Prem seiner Freundin eine Hand an dem Arm. „Ist wirklich alles gut? Findest du ein Eis passt noch? Ich bin voll gefuttert, das glaubst du nicht..." Preety hat die Karte wieder vor das Gesicht gezogen, nun schielt sie immer wieder nach rechts hinaus. Die Person steht immer noch vor dem Restaurant. Sie soll verschwinden! Wehe sie betritt das Restaurant. Der Blick der Person liegt eindringlich auf ihrem Gesicht, aber sie erwidert diesen Blick mit wahrscheinlich den selben Gedanken. „Preety... Hey, Preety... Was ist mir dir? Du zitterst ja am ganzen Körper. Hast du einen Geist gesehen?", fragt Prem etwas scherzend. Preety antwortet nicht. Wie würde sie das erklären? Wie kann sie ihr Zittern erklären? Plötzlich steht sie auf. „Ich glaub ich muss mal ganz dringend aufs Klo..." Mit schnellen Schritten verschwindet Preety zu den Toiletten. Fragend sieht Prem ihr hinterher. Was war das denn jetzt? Bekam ihr das Essen nicht? Ihm geht es gut. Aber er hat ja auch nicht das selbe gegessen wie Preety. Eh er aufsteht sieht er sich um. Doch er sieht nichts oder niemanden, was jetzt schlimm wäre.
Die Person außerhalb hatte Glück, dass sie eine andere Person vom Fenster weg gezogen hat. Wer das war ist ja wohl klar, oder? Natürlich kein anderer als Karan. Der lies sich nur ungern weg ziehen, sagte seiner Freundin, dass er da rein will. Aber diese meinte nur, dass sie eh nichts gegen sie in der Hand hätten, wenn sie da rein gingen.


Prem folgt seiner Freundin. Er wartet allerdings vor der Damentoilette. Als eine ältere Dame heraus kommt fragt er sie ob denn noch jemand in der Damentoilette sei. Sie bejaht, es sei nur noch eine junge Frau drin. Prem bedankt sich und nachdem die ältere Dame aus Sichtweite ist betritt er die Toilette einfach. Er entdeckt sie am Waschbecken. Vorsichtig kommt er auf sie zu und mustert sie etwas besorgt. „Was war denn los?"


„Karan..." Das ist das einzige was sie heraus bringt. Ihr Gesicht ist ganz blass, Tränen schimmern in ihren Augen. „Komm her...", meint er dann und zieht sie zu sich. Er hat zwar den Namen verstanden, aber irgendwie hat er ihren Ausspruch total ignoriert. Sie zittert immer noch am ganzen Körper. Nach und nach schwindet dieses. Was nicht an ihm liegt. Er kann kaum etwas für sie tun. Niemand kann das. Sie kann nicht mehr. Und das spürt sie. Es reicht ihr langsam. Keiner versteht sie. Keiner. Am wenigstens Prem. Wenn der es verstehen sollte wird es zu spät sein. Viel zu spät...


Nach einer ganzen Weile löst sie sich. „Sorry...", meint sie dann. Prem ergreift ihr Kinn, zieht ihren Kopf an und sieht ihr in die Augen. „Ich hab dich noch nie weinen gesehen...", meint er dann. Ihm stockt regelrecht der Atem. Er kommt mit seinem Gesicht auf ihres zu während sie mit ihrem Kopf schüttelt. Prem hält inne. „Ich liebe dich..."
„Lass uns gehen!", entgegnet sie schließlich nur. Prem bleibt stehen, während sie sich von ihm löst, sich die restlichen Tränen unter den Augen fort wischt und dann zur Tür der Damentoilette geht. „Wenn dich hier jemand sieht, der denkt ja noch sonst was... Komm schon!", meint sie dann. Sie versucht alles zu überspielen. Und vor allem das eben Geschehene. Prem folgt ihr. „Gehen wir Heim?" Preety nickt nur stumm. Sie wird allerdings müde. Ja, weinen macht wirklich müde - und fertig. Es öffnet Herzen. Es schmerzt und lässt Wunden aufkommen. Wunden hat sie keine, nur eine kleine. Und wenn das so weiter geht wird diese immer größer... und größer! Prem bezahlt vorne an der Theke und dann verlässt er mit Preety das Restaurant, nachdem sie sich beide ihre Jacken mitgenommen haben, mit denen sie her gekommen sind.


Wieder unterirdisch zu Hause lässt sich Preety auf das Sofa fallen. Prem direkt daneben. „Ich bin so voll...", meint dieser und streicht sich über seinen Bauch. Er dreht den Kopf zur Seite in Preetys Richtung. Sie ist eingeschlafen. Er betrachtet sie einen Moment, lächelt schwach, schüttelt den Kopf und steht dann auf. Vorsichtig hebt er sie hoch, bringt sie zum einzigen Bett und legt sie darauf. Er deckt sie zu, nachdem er ihr die Schuhe ausgezogen hat. Zurück auf dem Sofa setzt er sich hin, nimmt erst mal ihre Jacke und ihre Tasche vom Sofa, die sie natürlich los gelassen hat, wie er sie hoch gehoben hat. Er geht sich noch schnell umziehen und legt sich dann auch zum Schlafen gehen hin. Doch er kann lange noch nicht schlafen. Immer wieder sieht er zu Preety. Irgendwas stimmte heute nicht mit ihr. Sie ist eigentlich ziemlich hart im Nehmen. So lange wie er sie kennt, wie er mit ihr zusammen ist hat er sie noch nie weinen gesehen. Er weiß nicht wie lange er noch so nach denkt, aber irgendwann übermannt ihn die Müdigkeit und er schläft ein.


Preety hat nicht geschlafen. Im Gegenteil, sie war noch wach. Nur wollte sie nicht unbedingt in einem Gespräch mit Prem verfallen. Sie hätte ihre Reaktion nicht erklären können. Aus dem Grund muss sie sich etwas überlegen lassen, was sie ihm morgen sagen soll. Wobei er ja nicht reagiert hat, als sie es in der Damentoilette versucht hatte. Es ist vielleicht besser, wenn sie doch die Wahrheit sagt, oder? Aber kann sie ihm das Zittern erklären? Nein! Das kann sie sich selber nicht mal erklären. Es war fremd. Sie kannte nicht, dass ihr das so zusetzt. Sie hat ja wohl keine Angst vor Karan, oder? Vor Karan Khanna doch nicht. Warum sollte ausgerechnet sie vor ihm angst haben? Nein, das wäre unmöglich. Das ist eh gelogen, das schließt sie gleich als erstes aus. Sie war doch nicht umsonst so blass. Irgendwas muss sie getrunken oder gegessen haben, was nicht gut war, oder was sie nicht verträgt. Etwas anderes kann es nicht gewesen sein. Das hatte sie schon mal. Vor einigen Jahren. Was hatte sie da gegessen? Es war irgendein Fleischgericht. Und was hatte sie heute gegessen? Auch ein Fleischgericht. Ja, klar, aber es kann doch nicht... - Preety kommt zu keiner Lösung, denn plötzlich ist sie eingeschlagen.


Mitten in der Nacht wacht sie allerdings auf. Ihr Puls hat sich erhört, ihr Herz rast unermesslich schnell. Sie steht vom Bett auf, so leise sie kann und geht ins Bad. Es muss das Fleisch gewesen sein, oder das Getränk. Jetzt ist sie sich sicher. Es lag nicht an Karan. Warum auch an ihm? Sie sieht in den Spiegel, ein wehmütiges Lächeln legt sich über ihre Lippen Nein, Karan war es nicht. Sie wusste jedoch nicht, dass sie auf irgend etwas zu Essen allergisch oder derartiges reagiert. Jetzt weiß sie es! Nachdem sie sich Wasser ins Gesicht gespritzt hat verlässt sie das Badezimmer und legt sich wieder in ihr Bett. Sie versucht zu schlafen, aber braucht eine ganze Weile dafür. Und warum auch immer... lösen sich erneute Tränen aus ihren Augen. Dieses Mal kennt sie den Grund. Ja und der ist nicht das Fleisch.