Kapitel 5

Zurück in das eigene Leben...

„Mister Malhotra?“, kommt ein etwas älterer Mann Aryan entgegen, der gerade auf den Weg zu einem Restaurant in der Nähe des Café ist, in dem er zuvor noch war. „Ja?“, fragt der Angesprochene und bleibt dann kurz vor dem großen Gebäude stehen. „Singh! Wir sind verabredet!“, stellt der Mann sich vor und recht Aryan seine Hand. „Oh, freut mich sehr.“
„Mich auch, können wir uns vielleicht erst einmal in das Restaurant begeben, im Sitzen lässt es sich besser reden.“, entgegnet Herr Singh etwas bestimmt und zieht dann die Eingangstür auf. Aryan folgt ihm höflicher Weise, mit einem Lächeln. Er hat immer noch das Gespräch mit Suhana im Kopf, aber er versucht es zu verdrängen, da er sich auf das Gespräch konzentrieren muss. An einem Tisch, der weiter hinten im Restaurant steht, lässt sich Herr Singh dann nieder. Der Tisch ist umringt mit verstellbaren Wänden. Aryan ist sich sicher, dass Herr Singh diesen Tisch genommen hat, sodass die zwei Männer ungestört reden können. „Also, ich möchte gar nicht viel um das Thema herum reden...“

Aryan lässt sich dann dem älteren Mann gegenüber auf einen Stuhl und nickt verständlich. „Ist schon in Ordnung.“
„Haben Sie schon etwas Neues?“
„Ohja.“, nickt Aryan nun demonstrativ, greift zu seiner Aktentasche und öffnet diese mit kurzen geschickten Handbewegungen. Er holt einen Zettel heraus und legt ihm dann Herrn Singh direkt unter die Nase. „Also, mein Partner in diesem Projekt hat nun alles fertig gestellt. Soweit ich weiß, war er bereits auch schon zwei, drei Mal bei ihnen drin um sich die alten Computer anzusehen.“ Herr Singh sieht auf das Blatt vor ihm, dann nickend zu Aryan. „Ja, Herr Patel hat sich höchst persönlich bei mir vorgestellt. Ein sehr patenter Mann.“
„Ein sehr zuverlässiger und korrekter Arbeiter dazu. Ihn habe ich gerne an meiner Seite, was die Arbeit angeht.“, meint Aryan nun, seinen Freund lobend. Herr Singh jedoch nickt nur anerkennend. „Er hat auch schon mit einigen der betroffenen gesprochen, die in dem Bereich arbeiten.“
„Sehr gut, das ist das Wichtigste. Diese müssen zuerst Bescheid wissen. Also...“, beginnt Aryan dann wieder, stoppt kurz um von seinem Wasser zu trinken - er braucht mal etwas Abwechslung vom Kaffee - und sieht dann wieder hinunter auf das Blatt Papier.

„Wie Sie sehen können, sind die neuen Computer besser ausgestattet als die alten in Ihrer Firma. Herr Patel und ich haben uns große Mühe gemacht und viel neues hinzugefügt, von Dingen die funktionieren, aber noch nicht mal zu kaufen sind.“ Herr Singh kennt sich zwar nicht mit all den Dingen aus, was Aryan ihm da erklären will, aber wenigstens tut er etwas interessiert. Nicht, dass er es nicht ist. Im Gegenteil, es geht um seine Firma. Wenn die Computer Schwierigkeiten haben, dann könnte es sogar zu Stromausfällen in der ganzen Firma kommen. „Ich hoffe, es geht alles gut und es funktioniert alles so, wie Sie es sich vorstellen!“
„Es ist alles bereit. Wir könnten sie theoretisch gesehen bereits aufbauen lassen.“, meint nun Aryan und sieht zu Herrn Singh. Dieser nimmt auch gerade einen Schluck seines Getränkes zu sich. Alkohol. Zwar nur einen Rotwein, aber das reicht Aryan schon, denn der Geruch ist nicht zu ignorieren. Aber er versucht sich nicht davon ablenken zu lassen. „Das klingt doch gut, also, wann können Sie denn Leute schicken?“, fragt Herr Sing dann neugierig und stellt sein Glas zurück. „Ich denke das muss noch etwas warten. Wir können schlecht ihre Arbeiter einfach unterbrechen.“
„Da haben Sie recht. Ich werde am besten einfach ankündigen, dass es einen kurzen Stopp der Firma geben muss. Das wird sicher jeder verstehen. Nur die Wichtigsten Personen werde ich dann dort lassen, um ihnen zu helfen!“

Aryan und Herr Singh bereden noch einige wichtige Details, eh sich ihre Wege trennen. Herr Singh weiß zwar noch nicht, wie er das mit den Urlauben hin bekommen soll, aber das wird schon. Sie besprechen auch, wann dann Aryan kommt um die Ankündigungen der neuen Computer und dessen Funktion den Mitarbeitern, der Firma von Herrn Singh, mitzuteilen. Die zwei kommen schnell zu einer Übereinstimmung. So können die zwei früher ihre weiteren Wege erledigen, als sie gehofft hatten.


***


Während dessen ist Suhana an ihrer Wohnungstür angekommen und schließt gerade ihre Wohnung auf, aber das noch gerade rechtzeitig. Denn schon meldet sich ihr Magen und schnurstracks macht sie sich auf den Weg ins Bad. Ihre Wohnungstür musste sie dafür weit offen lassen. Im Bad lässt sie erst mal raus, was raus muss. So unerotisch sie das Ganze findet, verhindern kann sie es nicht. Anschließend trinkt sie erst mal Wasser, doch da das nicht hilft putzt sie sich einmal die Zähne. Nachdem sie das Bad verlässt bemerkt sie, dass sie ihre Wohnungstür offen gelassen hat. In dieser steht nun allerdings eine Person. „Hey, Suhana. Warum ist deine Wohnungstür denn auf, erwartest du Besuch?“, fragt nun Suhanas Freundin und grinst freundlich, aber fragend. „Nein, keinen bestimmten. Komm doch rein, ich hatte sie wohl aufgelassen!“ Anju folgt kurz darauf der Bitte ihrer Freundin - die nur höflich sein wollte - da sie ja eh dringend mit ihr reden muss. Suhana schließt, nachdem ihre Freundin die Wohnung betreten hat, die Tür und deutet ihrer Freundin an, sie solle doch ins Wohnzimmer vor gehen. „Es freut mich, dass ich mit dir reden kann, ich muss dir unbedingt etwas erzählen.“, meint Anju aufgeregt und lässt sich auf das Sofa im Wohnzimmer nieder. Suhana setzt sich neben sie und schenkt sich und ihrer Freundin etwas zu trinken in zwei Gläser.

„Na dann erzähl mal. Aber bitte nicht so schnell, mein Kopf schmerzt noch etwas.“ Anju nickt und mustert Suhana aufs Genauste. „Du bist aber nicht mehr so blass, wie in den letzten Tagen. Hat die Medizin gewirkt?“, fragt sie neugierig. Suhana muss zu lächeln beginnen, obwohl sie keine Medizin benutzt hat geht es ihr wirklich besser. Dank dem Gespräch mit Aryan. „Welche Medizin?“, fragt sie dann, da sie ihrer Freundin von keiner Medizin erzählt hat, oder doch? „Oh, hast du keine genommen? Normaler Weise nimmt man immer Medizin zu sich, wenn man krank ist!“, entgegnet Anju nun und kräuselt leicht die Stirn. „Nein, ich denke für meine Krankheit wäre es besser keine Medizin zu nehmen, sonst schadet man sich nur. Oder seinem Innerem!“, entgegnet Suhana nun zweideutig. Sie nimmt, nachdem sie auch sich etwas von der Cola ein geschüttet hat, ihr Glas in die Hand und trinkt davon. Ist Cola eigentlich gut in der Schwangerschaft? Wenn sie das doch nur wüsste. Aber das Etwas unter ihrem Herzen wird ihr sicher sagen, wenn es ihm nicht bekommt. Obwohl nehmen die Ungeborenen nicht alles zu sich? Ach, wie war das noch mal? Warum hat sie denn im 'Sexualkundeunterricht' nicht besser aufgepasst? So eine Schwangerschaft zeigt ihr momentan eh nur seine Schattenseiten, also was will sie eigentlich?

„Also...“, holt ihre Freundin sie aus ihren Gedanken.
„Also was?“, fragt Suhana. Erwartungsvoll sieht sie ihre Freundin an, stellt das Glas zurück und setzt sich dann im Schneidersitz zurück auf das Sofa. So kann man viel besser sitzen, das tut dem Bauch unglaublich gut. Suhana ist eh der Meinung, dass man sieht, dass sie bereits zugenommen hat, aber das könnte auch daran liegen, dass man bei ihr eh sieht ob sie zu nimmt oder nicht, bei ihren wenigen Kilogramm die sie sonst wiegt. „...Na, ich wollte dir doch etwas erzählen!“
„Oh, ja. Stimmt! Tut mir leid, lass dich ja nicht von mir unterbrechen. Leg los! Magst du
Chips?“, fragt Suhana dann, reicht ihr die angefangene Chipstüte, die sie gestern nicht leer gemacht hatte und nun wieder öffnet. Anju schüttelt mit dem Kpof, rutscht ungeduldig auf dem Sofa hin und her. „Darf ich nun anfangen?“
„Mhhh... Aber klar doch!“, meint Suhana nun grinsend und mit vollem Mund. „Das will ich doch auch hoffen!“, entgegnet ihre Freundin, die nun fast schon etwas beleidigt wirkt.
„Nein, schon in Ordnung, ich bin nun leise und du... Du fang schon an zu erzählen!“

„Okey, du weißt ja sicher, dass bei uns die Computer neu gemacht werden mussten?“
„Ähm, nein. Warum denn das?“
„Na, weil doch daran etwas kaputt war und uns das ganze System zerstört hat!“
„Achso, ja, ja... Und?“
„Nun ja, wir haben dann von der Firma 'Malhotra' jemanden geschickt bekommen, der sich das ansehen sollte.“
„Ja und? Was denn? Hat er was gefunden?“
„Klar hat er was gefunden. Aber da du nicht da bist, da du ja einer der besten momentan bist, wie unser Chef immer sagt. Schon komisch, dabei arbeiten wir erst drei Monate da.“
„Ach, Herr Singh. Dem brauchst du nur einen Augenaufschlag schenken, ein Lächeln und schon bist du sein Liebling!“
„Na, was solls. Jedenfalls war ein gewisser Raj Patel bei uns, mit dem ich mit gehen musste...“
„Hey, Anju, nun komm auf den Punkt!“


***


Aryan hingegen muss nun zu seinem nächsten Termin, dies ist allerdings kein wirklicher
geschäftlicher Termin. Nein, ein eher angenehmer und entspannter Termin. Nachdem er, mit dem Auto vor einem großen Haus parkt steigt er kurz darauf auch schon aus und macht sich auf die Haustür zu. Dort klingelt er dann und wartet einen Augenblick. Er dreht sich mit dem Rücken zur Tür, um in den Himmel zu sehen, es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Seit gestern schon. Irgendwie eigenartig, davor die Tage war miserables Wetter. Könnte vielleicht aber auch an der Monsunzeit liegen. Aber ist die bereits vorbei? Geht die nicht normaler Weise noch eine Woche? Er jedoch genießt jeden Sonnenstrahl auf seiner Haut, deswegen hat er auch schon die Sonnenbrille auf. Wenn hier in Indien die Sonne scheint, dann aber auch richtig. Ist manchmal echt
nicht auszuhalten, aber was solls. Er ist eigentlich dran gewöhnt. Nur können solche warmen Tage in seinem Büro dann alles schlimmer machen. Da ist es dann ja noch wärmer als es sonst schon ist. Allerdings kann ihm seit gestern keiner seine Gute Laune nehmen.

„Ja, Hallo?“
Erschrocken fährt Aryan wieder herum, hat er doch fast vergessen, dass er hier auf jemanden gewartet hat. „Oh, Aryan. Da bist du ja! Aber schon so früh? Ich dachte du kommst erst gegen zwei Uhr. Wir haben jetzt schon kurz nach eins! Ging das Gespräch mit Herrn Singh so schnell?“, fragt die Person ihm gegenüber. Aryan muss zu lachen beginnen, einfach weil ihm danach ist. Und zum anderem ist der Blick der Person ihm gegenüber echt einfach nur zu toll. Aber das kennt er gar nicht anders von ihm. Er hat es drauf mit seinem Gesicht alles ihm beliebige anzustellen. „Komm doch erst mal rein... und steh da nicht wie angewurzelt rum. Ist ja kaum zu glauben!“ Aryan nickt nur, nimmt seine Sonnenbrille wieder ab und tritt dann ein, sieht wie die Tür dann geschlossen wird
und er dann erwartungsvoll angesehen wird. Eh er so weiter angesehen wird geht er einen Schritt nach vorne und nimmt seinen Gegenüber einfach in den Arm. „Ach, mein Bester!“, meint er dann und löst sich kurz darauf wieder, weil er von ihm weg gestoßen wird. „Hey, hab ich nicht gesagt, du sollst das lassen?“, meint sein Gegenüber. „Tut mir leid, mir war danach. Und außerdem, was denkst du nur immer? Kann ich nicht mal meinen besten Freund umarmen zur Begrüßung!?“

„Nein!“
„Was? Das hab ich jetzt überhört!“
„Echt? Dein Pech...“
„Und was würdest du sagen, wenn ich nun nochmal eine Antwort auf meine Frage will!?“
„Nein!“
„Wie? Immer noch?“
„Jap...“
„Und so was nennt sich 'bester Freund'. Ich sollte mir dringend einen neuen Freund suchen!“
„Oder eine Frau, die du nerven kannst!“
„Das ist echt nicht nett, Raj! Wie redest du denn heute mit mir. Vielleicht selber Stress in der Liebe?“
„Oh, hör mir auf...“
„Na, das ist doch ein deutliches 'Ja' Na, erzähl schon! Ist es wieder Nina, oder doch Lilli?“
„Weder noch.“
„Ohhh... Wer ist es dann?“
„Ich selber!“
„Wie, du selber?“

Schnaufend lässt sich Raj auf einen seiner Küchenstühle nieder. Sein Freund ist ihm bis in die Küche gefolgt, diskutierend. Auch Aryan lässt sich, ihm gegenüber, auf einen Stuhl nieder und sieht ihn neugierig an. „Na, was soll das schon heißen? Mich hats voll erwischt, Mann!“, meint er dann, fast schon frustrierend. „DICH? Den großen Raj Patel? Oh, mein Gott, sag mir, dass ich mich nur verhört habe!? Das ist nicht dein Ernst, sag das noch mal! Das ist wie Salbe für meine Ohren, oder meine Seele? Ach ist doch egal! Oh, wie heißt sie, wie sieht sie aus... In welchem Abteil unserer Firma arbeitet sie?“, fragt Aryan nun vollkommen aus dem Häuschen. Er würde nun gerne aufspringen, lässt es aber, schließlich ist er nicht in dem Alter wo er wie ein Kind aufspringen kann und herum tanzen kann, vor Freude. Doch könnte er, er fühlt sich immer noch als Kind. Aber davon ab, ist das Thema so interessant, dass er bereits auf dem Stuhl hin und her wippt. „Sie arbeitet nicht in unserer Firma.“ Aryan reißt überrascht die Augen auf. „Ach?“, meint er dann
noch aufgeregter. „Nein. Sondern in der Firma von Herrn Singh...“


***


Anju, immer noch in Suhanas Wohnung sitzend, beginnt zu lachen, geht sich dann mit der Hand in Richtung Gesicht und streicht sich dann am Gesicht entlang. „Herzlichen Dank. Ich wollte doch keine Chips!“ Suhana schlägt sich die Hand vor den Mund, sieht ihre Freundin entschuldigend an, beginnt aber ungewollt zu lachen. „Oh, das tut mir leid. Ich wollte dich nicht anspucken. Du redest nur so wirres Zeug und dann auch noch so stockend, dass ich das Gefühl hab, ich müsste dir alles aus der Nase ziehen!“, meint nun Suhana entschuldigend. Sie sieht ihre Freundin an, die immer noch am Lachen ist, mit der Hand abwinkt und dann auch einen Schluck ihrer Cola zu sich nimmt. „Wie soll ich dir denn auch alles erklären, wenn du mich ständig unterbrichst?“, meint Anju nun und sieht ihre Freundin prüfend an. Diese senkt nun entschuldigend den Blick, isst aber einfach
weiter von ihren Chips. „Entschuldigung.“, nuschelt sie dann mit vollem Mund, sieht aber immer noch mit einem Schmollmund hinunter in ihre Chipstüte. „Na, entschuldigst du dich bei mir oder bei deinen Chips?“, fragt nun Anju amüsiert. „Ha, ha. Bei dir natürlich!“, meint Suhana nun und blickt wieder zu ihrer Freundin auf.

„Dir sei verziehen!“
„Oh, wie großzügig von dir. Ich überlege eigentlich, warum ich mich bei dir entschuldige, du bist in meiner Wohnung und nicht anders herum... Ich könnte dich einfach raus schmeißen!“
„Das tust du aber nicht, weil ich deine beste Freundin bin und du mich zu gerne hast, als dass du mich einfach so aus deiner Wohnung schmeißen könntest ohne anschließend ein schlechtes Gewissen zu haben!“
„Stimmt!“
„Ich weiß. Ich bin eine Intelligentzbestie!“
„Das hab ich nun auch wieder nicht gesagt. Ich will nur damit sagen, dass ich ja nicht einfach meine Freundin raus schmeißen kann. Also, dass ich dir da nur zustimme!“
„Ist mir schon klar, danke! Können wir nun mit dem eigentlichem Thema weiter machen?“
„Aber klar doch. Also du warst bei einem gewissen Raj Patel stehen geblieben!“

Anju grinst nun breit. „Ganz recht.“, erklärt sie dann. Sie muss ihrer Freundin davon erzählen, jetzt ist Wochenende und davor hat sie sie nicht zu Gesicht bekommen. Aber sie wollte die gesamten Tage schon mit ihr reden, doch kam einfach nicht dazu. Um so aufgeregter ist sie nun. „Ja, dann rede weiter. Also, er installiert die Computer, oder wie?“, fragt Suhana nun um auf Nummer sicher zu gehen, dass sie nichts falsch verstanden hat. Anju beginnt zu nicken. „Korrekt. Wir haben die gesamte letzte Woche zusammen arbeiten müssen.“, meint sie dann. Suhana mustert ihre Freundin, immer wieder in ihre Chipstüte greifend, fast wie in einen großen Kinosaal. Nun ist sie 'live' dabei, doch sie stockt. „Ähm... Deinen breiten Grinsen nach zu folge, war das allerdings alles andere als schlimm für dich! Oder, freut man sich heutzutage, wenn etwas nicht nach Plan läuft, oder man jemanden nicht mag?“ Anju winkt ab, schlägt dabei ihrer Freundin auf die Schulter und streckt ihr dann die Zunge aus. „Aua. Deswegen musst du mich doch nicht gleich schlagen!“, meint nun Suhana, lässt die Chipstüte los und hält sich den etwas schmerzenden Arm.

„Doch.“, dreht sich Anju nun etwas beleidigt zur Seite und beginnt zu schmollen. „Also gut, es tut mir, schon wieder, leid.“, zieht Suhana nun demonstrativ lang. Ihre Freundin ist echt
unverbesserlich. „Aber sag doch ehrlich, entweder du magst diesen Raj, oder aber dir hat das zusammen Arbeiten Spaß gemacht. Wenn nichts von den Beiden, was den dann? Dein Grinsen ziert bestimmt nicht umsonst dein Gesicht!“, meint nun Suhana klärend. Nun beginnt Anju noch breiter zu grinsen, wenn dies möglich ist. Dabei kommen ihre Grübchen zum Vorschein, die sie wahnsinnig schön machen. „Ohhhh. Du magst ihn! Gib es zu. Du magst ihn!“, meint Suhana nun, schmeißt ihre nun leere Chipstüte auf den Boden, ihres Wohnzimmers und rückt zu ihrer Freundin herüber. „Nun sag es schon.“ Anju senkt den Kopf, sagt aber nichts. Mit leicht roten Wangen sieht zu ihrer Freundin auf. „Nun ja, also. Wenn ich ehrlich bin, er ist ja schon ein ganz süßer!“, gibt sie dann zu. „Ahhhhh. Komm her.“, meint Suhana nun und schmeißt sich ihrer Freundin um den Hals.


***


Wenn Aryan könnte, würde er nun auf den Boden, in der Küche seines Freundes fallen. „Was?“, fragt er dann, das Ganze etwas lang gezogen, da er einfach nicht glaubt, was er da gerade gehört hat. Er muss sich verhört haben. Er glaubt einfach immer noch nicht, dass es seinen besten Freund erwischt hat. Raj Patel. Der Mann, der sonst nichts von der Liebe hält. Im Gegensatz zu ihm. Sein Freund und er sind in diesen Dingen schon immer sehr gespaltener Meinung gewesen. Raj hatte meist nur Beziehungen, weil er zu nett ist. Er konnte einer Frau nicht sagen, dass er nicht auf sie stand, oder sie nicht toll fand. Nein, er ging einfach mit ihr, machte dafür nach weniger als drei Wochen wieder mit ihr Schluss. Einfach, weil sie ihm dann wortwörtlich auf den Senkel ging. Aber nicht das einige nun denken er braucht einfach eine 'Bett-Partnerin'. So einer ist er wirklich nicht. Er hat seiner Mutter auf ihrem Sterbebett versprechen müssen, sich nur einer Frau hinzugeben und das
nach der Hochzeit. Und er konnte damals schon seiner Mutter nichts abschlagen, also hatte er sich selber da hinein gebracht.

Wie gesagt, das ganze Gegenteil von Aryan, der vor seinem Cholleg Abschluss mit keiner Frau geschlafen hatte. Nicht mal mit seiner nun Ex-Freundin. Egal wie lange er mit ihr zusammen war. Klar hat er sie bis zum Wahnsinn geliebt, hätte es auch weiter getan, wenn nicht dieser eine Tag alles veränderte.
„Mann, Aryan. Wenn ich dir diese Frage nur beantworten könnte!“, holt ihn sein Freund dann nach Minuten des Schweigens in die Realität. Hat er was davor gesagt gehabt? Aryan ist sich nicht sicher, aber er hofft nicht, denn bis eben hat er kaum etwas wahr genommen. „Na, versuch es doch einfach.“, versucht er sich nun selber zu fassen und beginnt leicht zu lächeln. „Wo soll ich anfangen?“, fragt Raj laut, wollte dies gar nicht laut machen, denn eigentlich ist die Frage an ihn selber gerichtet gewesen. „Na wie wäre es mit: Am Anfang!“, schlägt Aryan ihm nun vor. „Irgendwie schon klar!“, meint nun Raj und muss ungewollt zu lächeln beginnen. „Na, dich hat es echt erwischt, Junge. Das ich das auch noch erlebe, unglaublich und ich dachte immer, ich wäre der erste dem das passiert, von und beiden.“, entgegnet Aryan nun belustigt. „Ich auch.“

„Nun, erzähl schon. War es Liebe auf den ersten Blick? Oder hattet ihr euch zuerst nur in den Haaren?...“
„Ich würde sagen, es war Liebe auf den ersten Klick.“
„Dass ich nicht lache. Der ist gut, aber echt?“
„Nein, das war ein Scherz!“
„Mann, nun erzähl schon. Mach mich nicht neugieriger als ich eh schon bin!“
„Ist ja gut, ist ja gut. Also gut, ich kam halt am ersten Tag in der Firma an und fragte nach dem Chef. Zu dem wurde ich dann gebracht und dieser wiederum teilte mich dann einer gewissen Anju Sharma zu. Ich dachte mir nicht viel dabei und lies mir von ihr alles zeigen. Wir unterhielten uns, wie es unsere Arbeit eben verlangte. Sie ist echt eine wahnsinns Frau. Schlagfertig, klug, hübsch und einfach total anders als die ganzen Frauen in unserer Firma.“
„Was soll das denn heißen!?“
„Gar nichts. Nur ich würde mir an deiner Stelle diese Firma auch ansehen, vielleicht findest du deine 'Herzdame' ja auch bei ihnen!“

Raj beginnt über seinen eigenen Satz zu lachen, Aryan stimmt aber mit ein. „Ja, klar. Und am besten noch ihre beste Freundin.“, entgegnet er nun. Raj kann nicht mehr vor Lachen, sein Freund kommt auch auf geniale Ideen. Aber Aryan kann nichts dafür, wenn sein Freund schon damit anfängt, dann muss er eben mit ziehen.
Wenn die zwei Männer doch nur wüssten, wer Anjus beste Freundin ist, dann würde ihnen das Lachen sicher vergehen.
Raj und Aryan bekommen sich nach einer ganzen Weile aber wieder ein und reden dann ernst weiter. „Wir haben heraus gefunden, dass wir auf dem selben College waren. Also, sie war auf dem selben wie wir zwei!“, meint Raj dann. „Ihr habt euch aber echt gut unterhalten. Also, seit ihr etwa schon zusammen, oder wie?“, entgegnet Aryan neugierig, für ihn klingt das jedenfalls schon fast so. Man sagt ja schließlich nicht jedem etwas von seiner Vergangenheit, oder? „Nein, sie weiß nichts davon, dass ich sie mag.“, meint Raj nun und sieht seinen Freund etwas ungläubig an. „Na, dann solltest du es ihr aber bald mal sagen.“


***


Lang liegt Suhana ihrer Freundin aber nicht in den Armen. „Aber, wie sehr magst du ihn? Ich kenne dich Anju. Du und Männer, das sind echt zwei Welten. Du hattest es nie so mit langen Beziehungen. Die Männer tun mir heute noch leid!“, meint nun Suhana und sieht ihre Freundin ernst und etwas warnend an. „Zum einem, ist es bei Raj etwas anders. Er ist vollkommen anders, als die anderen Männer davor. Er hat was! Und zum anderem: Seit wann machst du dir Sorgen um meine Ex-Freunde?“, sieht ihre Freundin sie nun etwas schräg von der Seite an. „Na, warum denn nicht!?“, entgegnet Suhana nun. „Na, weil du das bis her nie getan hast. Und zum anderen auch nicht viel anders bist!“, erwidert nun Anju. „Na, hör mal. Unterstelle mir ja nichts. Ich hab bis zum heutigen Tag keine Beziehung zu einem Mann gehabt, oder zu einem Jungen. Im Gegensatz zu dir, die mindestens in jeder Woche einen neuen Mann findet, mit dem sie geht, der ihr alles kauft und ihr die Welt zu Füßen liegt und ihn dann wieder ab serviert!“, meint nun Suhana. Wobei sie etwas übertrieben hat, da sie ja schon eine Beziehung hatte. Egal wie lang sie ging, es war eine und eindeutig eine mit einem Mann, denn sonst wäre sie jetzt nicht schwanger.

„Ja, aber auch nur aus dem Grund, weil ich es kann. Du bist viel zu gutmütig. Der Mann auf dem weißen Ross ist ausgestorben, Suhana. Den gibt es nicht mehr!“
„Was hat das denn damit zu tun, Anju? Ich sehe es nun nicht ein, dass du klar machen willst, was ich mit Männern anzufangen hab.“
„Das tue ich nicht. Doch weißt du, dass über die Hälfte der Männer in unserer Firma lieber mit dir ausgehen würden, als mit mir. Wenn du das nun abstreiten willst, ich würde zum Beweis sogar noch am Montag eine Abstimmung machen lassen!“
„Ach, du bist ja dämlich. Mir ist egal, was die Männer aus unserer Firma von mir wollen. Ich bin mir sicher, die wollen doch eh alle nur das eine.“
„Das hast du jetzt gesagt! Bei mir jedenfalls erwische ich immer die, die nichts von mir wollen. Die es auf lange Beziehungen abgesehen haben und die, die nach wenigen Tagen bereits von Hochzeit und Kindern anfangen!“
„Das wiederum ist genau so schlimm. Also, ich nehme an, wir besitzen mehr verrückte Männer in der Firma, als so manch andere Firmen!“

„Oh, da stimme ich dir nun voll und ganz zu.“
„Danke! Und was willst du nun machen?“
„Wie, was will ich machen?“
„Na, was das mit Raj angeht!?“
„Was soll denn da sein? Ich mag ihn ja, aber ob das Liebe ist? Ich bin mir nicht sicher, ich kenne mich mit der Liebe nicht aus!“
„Ich schon, aber nicht arg gut. Nur das typische eben.“
„Aha, das typische. Was das auch immer sein soll!?“
„Na, das typische Herzklopfen, das ständig an den anderen denken müssen, dass ständig grinsende Gesicht haben, immer gut gelaunt sein, sich von der Arbeit ablenken lassen, pausenlos über ihn reden können...“
„Oh...“
„'Oh', was!?“
„Nichts, nichts.“

Suhana muss ungewollt zu lachen beginnen. „Das 'Oh' klingt viel mehr wie ein 'So geht es mir auch schon!-Oh'.“, meint sie dann, mit einem Grinsen, das immer breiter wird. Anju sieht ihre Freundin von der Seite an. „Das findest du witzig, was?“ Suhana beginnt zu nicken. „Oh, ja. Sehr witzig sogar!“, lacht sie dann weiter. „Nun, hör aber auf. Ich will nicht verliebt sein, noch nicht. Nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass er mich auch liebt!“, meint sie nun und beginnt wieder zu schmollen. „Hey, hör auf zu schmollen, das steht dir nicht. Du siehst viel schöner mit deinen Grübchen aus. Und ich wette Raj sieht deine Grübchen auch lieber, als deinen Schmollmund. Und wenn er nichts für dich empfinden würde, dann wäre er ein Dummkopf. Dann sollte er sich ein Beispiel an den anderen Männern nehmen, die schließlich verrückt nach dir sind. Von denen wir reichlich in der Firma haben.“, meint sie nun. „Ja und der Rest ist bei dir und dir ist es vollkommen egal, weil du noch auf 'Mister Perfect' wartest.“