Kapitel 1

Vijay, Nandini und Kiran

Vijay!", schreit die ältere Frau durch das Haus. „Das der auch immer so lange schlafen muss!", denkt sie bei sich.

Vijay jedoch stört dieses reichlich wenig, dieser dreht sich mit einem mürrischem Knurren auf die andere Seite. Als er 15 Minuten später immer noch nicht aufstehen will, geht seine Mutter nun rauf um ihn persönlich zu wecken. „Vijay, du Schlafmütze, nun steh auf!", meint sie etwas lauter. „Ach, Mama lass mich doch noch etwas schlafen!", murrt er rum. „Nein, deine Schule fängt bald an. Die werden sicher nicht hier anrufen und fragen ob du schon wach bist, sodass sie endlich mit dem Unterricht anfangen können!"

„Wieso nicht? Dann könnte ich wenigstens noch etwas schlafen!", meint Vijay keck zur Antwort. „Du und deine Sonderwünsche. Mach, dass du aufstehst!", meint seine Mutter und reißt ihm nun die Decke vom Körper. „Mama, was soll das?", meint er und springt nun im Bett auf. „Mach dich fertig und dann nimm dir noch etwas zum Essen mit. Frühstück kannst du vergessen, das hast du verschlafen!", sagt sie und tritt aus dem Zimmer.

Umgezogen tritt Vijay in die Küche, die Tasche über die eine Schulter und schnappt sich ein Toast. „Ich gehe dann jetzt, bis nachher!", meint er mit vollem Mund und schmeißt die Tür ins Schloss.


Den letzten Bissen genommen hüpft er nun ins College. Hüpfen tut er nur, weil er die Hose aus den Schuhen holt, denn da hat sie nichts zu suchen. Der Schulgang ist Menschenleer, doch das ist er jeden Morgen, wenn Vijay in die Schule kommt. Vorsichtig klopft er an sein Klassenzimmer und tritt danach auch schon ein, ein gespieltes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen und er blickt zum Lehrer. „Verzeihung, Herr Dinsh, aber mein Wecker wollte und wollte einfach nicht aufhören zu klingeln. Dann hab ich ihn gegen die Wand geworfen und er war kaputt und ich wach. Und da ich nicht früher aufgestanden bin stehe ich erst jetzt hier!", lügt er gekonnt. Die Klasse ist am Lachen und er hat mal wieder den Beweis, dass er der 'coolste' ist.

Mit einem Lächeln geht er nun den Gang entlang und setzt sich mit purer Absicht direkt neben Nandini, die vertieft ist in dem Buch vor ihr. Sie schaut von ihrem Buch auf und blickt ihn an, er erwidert den Blick und nickt ihr zur Begrüßung mit einem Lächeln zu. Nandini hingegen blickt ihn an, als ob sie nicht einmal realisiert hat, dass er sich neben sie gesetzt hat, doch hebt dann das Buch in die Höhe und rückt etwas weiter zur Wand. Gerade noch rechtzeitig, denn ihre Wangen färben sich leicht rosa, wenn er das sehen würde wäre das ihr Untergang!


Kiran hat extra für Vijay einen Platz neben sich frei gehalten und was macht der (?), geht an ihr vorbei - schaut sie nicht einmal an - und setzt sich zwei Reihen hinter ihr neben Nandini. „Das tut er doch nur aus Nettigkeit... Diese kleine graue Maus! ", schimpft sie in Gedanken. Beleidigt verschränkt sie die Arme vor der Brust und überlegt, wie sie seine Aufmerksamkeit bekommt. Sie dreht sich wieder zum Unterricht doch hört nicht zu - was typisch für sie ist.


„So, ich habe für euch eine Matheaufgabe...", beginnt der Mathelehrer, der sich vom zu spät kommendem Vijay nicht stören lässt. „Also, was bekommt man raus, wenn man...", beginnt er und dreht der Klasse dann den Rücken zu um die Aufgabe sichtbar für jeden an die Tafel zu schreiben. „...105 x 256 + 89 + 23 — 57 : π rechnet?", meint er und dreht sich wieder zu den Schülern um. Er schaut sich in der Klasse um, einige haben ihren Taschenrechner zur Hand genommen, doch drei Personen tun dies nicht. Der Lehrer will sich nun nicht einen der meldenden Schüler hinaus suchen, sondern einer der drei die es nicht tun.


„Miss Mukherjee... Ist die Aufgabe so einfach, dass Sie sich nicht melden möchten und deswegen lieber an nette Jungs denken?", fragt er sie dann mit einem Lächeln. Diese richtet sich auf ihrem Stuhl auf. „Entschuldigen sie, Herr Dinsh...", meint sie dann ernst und schaut ihren Lehrer kurz an. „Sie können mir die Lösung nicht sagen, hab ich recht?", meint der Lehrer fragend und zeigt auf die Tafel, auf der die Aufgabe steht. Kiran schaut auf die Tafel. „Wenn das einer ohne Taschenrechner kann...", meint sie dann staunend - sie hasst die Pi-Rechnung. „Na schön, hab ich mir schon fast gedacht.", beginnt der Lehrer und achtet nicht weiter auf ihre Einwende und blickt nun zu Vijay und grinst.


„Lieber Herr Malhotra, Sie sind bereits zu spät zum Unterricht gekommen und nun können Sie sich doch wenigstens am Unterricht beteiligen. Welches Ergebnis erhält diese Aufgabe?", fragt er dann. Vijay ist gerade dabei sich zu strecken, da ihm der Schlaf immer noch in den Knochen liegt und auch das er zur Schule gerannt ist, war nicht seine beste Lösung. „Herr Dinsh, ein Mensch kann diese Aufgabe ohne Taschenrechner doch nie heraus bekommen!", erklärt er dann ehrlich und cool.


Der Lehrer erwidert nichts darauf, sondern blickt nun neben Vijay. „Miss Rai, ich hoffe Ihr Buch ist interessanter, als der Unterricht. Da Ihre zwei Mitschüler uns die Antwort ja nicht geben konnten, wollen wir doch nun Ihre Entschuldigung hören!", beginnt der Lehrer und ist gefasst, was Nandini nun zu sagen hat. Diese lässt das Buch sinken, blickt kurz entschuldigend zum Lehrer und dann hinter diesem auf die Tafel. „Eine Komma Zahl... 8573, 676784!", meint sie dann.


Dem Lehrer steht der Mund offen, dann blickt er zu den anderen Schülern die nun die Hände hinunter ziehen. „Kann mir einer von Ihnen sagen, was auf Ihren Taschenrechnern steht?", fragt er. Währenddessen schauen Kiran und Vijay zu Nandini, wenn die Antwort jetzt richtig ist...

„Das selbe...", ertönt es nun von einigen der Schüler, andere nicken nur bei der Aussage und nachdem der Lehrer zu ihnen schaut. Vijay geht es eiskalt den Rücken runter, das ist ja kaum zu glauben, Nandini wird ihren Ruf als Intelligenzbestie nie los.


Ohne auf ihre zwei Beobachter zu achten, hebt Nandini ihr Buch wieder hoch und liest weiter, der Lehrer hingegen wendet sich wieder dem Unterricht zu. „Die hat sicher ein Lexikon und einen Taschenrechner zum Frühstück gehabt!", flüstert Vijay amüsiert.

Das hat Nandini zwar gehört, achtet aber nicht darauf doch beginnt sie breit zu grinsen. Ihr ist es zwar unangenehm neben Vijay zu sitzen, aber auf einer Seite fühlt sie sich total sicher, als ob er sie beschützen würde obwohl er nur neben ihr sitzt und sich zu Tote langweilt.

Diesen stört es nicht, dass seine Nachbarin, gerade liest, ihm keine Aufmerksamkeit schenkt und ihn offensichtlich nicht so wie alle andere anstarrt. Eigentlich ist es ihm unbegreiflich, warum sie das nicht tut, alle Mädchen tun das, nur Nandini nicht. Dabei würde er es sich gerade von ihr wünschen.


Der Schulgong zur Pause läutet wie jeden Tag pünktlich, die Schüler springen regelrecht von ihren Stühlen auf, schmeißen ihre Taschen auf ihren Tisch, dann ihre Sachen von dem Tisch in die Tasche und kurz darauf ist der Raum Menschenleer. Allerdings sind wie immer nur Nandini, Vijay und Kiran die letzten die den Raum verlassen, doch das auch nur weil sie von ihrem Lehrer aufgehalten werden.


„Herr Malhotra, Miss Mukherjee und Miss Rai, ich bitte Sie noch kurz hier zu bleiben!", erklingt die Stimme des Lehrers. Widerwillig bleiben die drei stehen und drehen sich zum Lehrer, gehen zu ihm und bleiben nebeneinander vor ihm stehen. „Herr Malhotra, warum können Sie nicht einen Tag mal pünktlich kommen und warum beteiligen Sie sich nicht wenigstens dann im Unterricht? Sie sind kein dummer Junge, Sie sind nur faul und das wissen Sie selber!", redet der Lehrer Vijay an. Dieser blickt nur zu Boden, den Rucksack auf der Schulter und die Hände zusammen gefaltet nach unten hängend. Er kann nichts darauf antwortet, weil er weiß, dass der Lehrer im Grunde Recht hat, aber warum sollte er das vor zwei Mädchen, als coolster Schüler der Schule, zugeben?


„Miss Mukherjee, meine Liebe. Sie können nicht den Ganzen Tag damit verbringen, an Jungs zu denken. Der Unterricht ist für Ihre Zukunft hilfreich, in dem Sie gute Noten brauchen um später etwas zu finden. Auch Sie sind ein schlaues Mädchen, also tun Sie lieber etwas für Ihre Zukunft!", rät er ihr und tätschelt ihre Wange. „Ach, Herr Lehrer. Ich will nicht lernen. Ich heirate und der Mann wird arbeiten gehen. Ich werde mich um die Kinder kümmern.", entgegnet Kiran nun keck und nimmt die Hand des Lehrers von ihrer Wange. Sie blickt kurz zu Vijay, der jedoch merkt das gar nicht, denn sein Blick liegt immer noch auf dem Boden. „Ach, Sie verstehen nicht. Denken Sie Jungs stehen auf dumme Mädchen?", fragt der Lehrer nun schmunzelnd. „Die gehen doch nur aufs Aussehen aus. Was sie im Kopf hat ist ihnen egal, wenigstens sie trägt knappe Sachen und bewegt sich gut darin. Hab ich recht Vijay!?", meint sie und stupst ihn nun an der Schulter an. Vijay tut darauf nichts, antwortet auch nicht, schüttelt nur leicht mit dem Kopf und verdreht dabei die Augen.


„Und Sie Miss Rai... Was soll ich zu Ihnen sagen? Sie sind schon fast schlauer als Ihr Lehrer!", lacht er nun auf und ergreift auch ihre Wange, mit der anderen Hand. Nandini schnalzt mit de Zunge, schaut zur Seite und verdreht die Augen. „Wen interessiert das?", nuschelt sie vor sich hin, was der Lehrer aber nicht versteht. Allerdings versteht es Vijay, der nur darauf gewartet hat, dass sie etwas sagt und da er leise war, hat er nun jedes Wort verstand. Aus genau dem Grund blickt er nun auch endlich auf und schaut Nandini an, warum sagt sie so was?

„Im Unterricht wird allerdings nicht gelesen, das wissen Sie auch junge Dame. Ich bitte Sie das zu unterlassen. Sie können jetzt gehen!", meint er dann. Die drei verlassen den Klassenraum, während Nandini einverstanden nickt und zu Boden schaut, blickt Vijay sie gedankenverloren an. Kiran hingegen ist voraus gegangen und macht sich auf den Weg zu ihren Freundinnen, die an ihren Spins lehnen und nur auf sie warten.


Endlich Pause, für manch einen Schüler wohl das Beste an einem Schultag. Man hat seine Freunde, mit denen man die gesamte Pause verbringt, Spaß hat und einfach mal abschalten kann. Doch gilt das nicht für jeden, oder jede. Kiran steht bei ihren Freundinnen und hat wieder kein anderes Thema als 'Vijay', der von ihnen behandelt wird als sei er entweder Gott höchst persönlich, oder aber irgendein Objekt, dass gerade auf Nummer eins steht. Vijay hingegen stand bis eben noch bei seinen Freunden, jedoch kann er die nicht als Freunde bezeichnen, die sind alle nur mit ihm befreundet, damit sie Chancen bei den Mädchen haben. Mit den Worten „Bin dann mal weg..." löst er sich von den fünf bis sechs Jungs und geht dann auf den Schulhof, direkt an Kiran und ihren Freundinnen vorbei, die am Ausgang stehen. Denn sie rechnen genau mit so was, wenn er drinnen ist, können sie ihn von hier aus sehen und wenn er raus geht brauchen sie sich nur etwas drehen und schon kann das Begutachten weiter gehen.


Aber es fehlt ja noch jemand, nämlich die ruhige Nandini. Diese hat es sich auf einer Bank, etwas Abseits, gemütlich gemacht, interessiert liest sie in dem Buch weiter, das sie bereits im Unterricht gelesen hat. Sie sitzt allein, was sie reichlich wenig stört, denn so sehr sie in ihrem Buch vertieft ist, wäre sie wenigstens froh, nicht den Schulgong zu überhören. Lange sitzt sie da allerdings nicht allein, denn es setzt sich plötzlich jemanden neben sie. Dadurch lässt sie sich jedoch nicht stören.

„Was sitzt du hier so allein?", holt Vijay sie kurze Zeit später aus ihren Gedanken, die fest damit beschäftigt waren, diesem Buch zu folgen. Nandini sieht kurz zu ihm auf, senkt den Blick genau so schnell wieder. „Ich lese ein Buch, falls du das noch nicht gesehen hast."

„Und wo sind deine Freunde?", fragt er dann weiter, lehnt den Kopf nach hinten an die Wand und schließt kurz die Augen. Nandini zieht tief Luft ein, etwas genervt und gereizt. „Die Antwort weißt du doch eh schon, was fragst du also so doof?", entgegnet sie ohne von ihrem Buch auf zu sehen. „Ich möchte ein Gespräch mit dir aufbauen, doch du beachtest mich nicht einmal. Sehe ich etwa so schlecht aus?", er grinst nun verschmitzt. Nandini schlägt das Buch zu, hat allerdings noch ihren Finger in der gelesen Seite und sieht nun zu Vijay, der überrascht zu ihrem Buch sieht, dann zu ihr.


„So, ich hab dich angesehen, reicht das? Mir brauchst du nicht den Macho vor spielen. Ich will nichts als meine Ruhe haben, ist das zu viel verlangt? Und um auf deine Frage zurück zu kommen... So jemand wie ich hat keine Freunde und so jemand wie ich braucht auch keine Freunde! Glaub mir, ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich hoffe das reicht dir als Gespräch." Ohne, dass er antworten kann wendet sie sich wieder von ihm ab, schlägt das Buch wieder auf und legt anschließend das eine Bein über das andere um ihm so den Rücken zu drehen kann. Vijay stockt etwas, schlimm genug, dass sie plötzlich so anders gewirkt hat, aber mit dieser Antwort hat er weiß Gott nicht gerechnet. Ihr jedoch alles aus der Nase ziehen kann er nicht, aber warum glaubt er ihr kein einziges ihrer Worte, vielleicht weil ihre Worte nicht nur falsch klangen, sondern weil niemand so etwas sagen würde? Die zwei werden jedoch gestört und zwar von einer weiteren Person die sich zu ihnen setzt.


Vijay sieht zu seiner anderen Seite und erblickt nun Kiran, die ihn breit angrinst, er nickt nur kurz und wendet sich dann wieder ab. Er will gerade das Wort an Nandini wenden, als Kiran ihn wieder zu sich dreht. „Was sitzt du hier... bei dieser grauen Maus?" Vijay zieht eine Augenbraue in die Höhe und mustert Kiran. „Was geht es dich an?", fragt er dann und zieht den Satz extra lang, um ihm mehr Ausdruck zu verleihen. „Viel... Ich will doch nicht, dass du deine Zeit hier vergeudest. Ist doch schade um die schöne Zeit!", meint sie dann immer noch lächelnd, als ob sie nichts daran hindern könnte.

Nandini schüttelt nur fassungslos mit dem Kopf, wenn er sich so was von ihr gefallen lassen sollte, dann aber herzliches Beileid.

„Meine Zeit verbringe ich wie, wann und vor allem mit wem ich will. Kiran, dir geht es heute aber gut, oder?", meint er dann und sieht sie nun fragend an. „Aber klar, sollte es nicht? Sehe ich schlimm aus, vielleicht ist mein Make-Up verschmiert?", meint sie dann und fast sich hysterisch an die Stirn. Vijay sieht zur Seite, verdreht die Augen und glaubt echt er hält sich im falschen Film auf, dann sieht er allerdings wieder zu Nandini und will gerade zu sprechen beginnen, als diese jedoch aufsteht.


„Ich will euch nicht stören. Ich scheine hier wohl nicht erwünscht zu sein.", meint Nandini dann und entfernt sich von den beiden, den Rest verstehen die zwei kaum, da sie ihn viel mehr zu sich selber sagt. Nun ist es Vijay der etwas gereizt Luft einzieht und dann zu Kiran zurück sieht. „Vielen herzlichen Danke, Kiran!", meint er dann sarkastisch und mit einem gewissem Unterton. Kiran zuckt nur mit den Schultern. „Was hast du denn? Die Kleine kann dir doch völlig egal sein. Was willst du nur mit ihr?", fragt Kiran gleichgültig. Vijay schüttelt wieder fassungslos mit dem Kopf, steht dabei auf und geht in die Richtung von Nandini, irgendwo muss sie ja wohl sein.

„Wo willst du hin? Warte auf mich.", springt Kiran von der Bank auf und geht ihm hinter her. Vijay bleibt stehen, dreht sich dann zu ihr. „Hör mal, Kiran. Ich hab gerade echt keinen Nerv mir dir zu plaudern. Und diese Kleine ist mir allerdings nicht völlig egal. Und wer sagt denn, dass ich was mit ihr will!? Ich weiß echt nicht, was du dir einbildest." Und schon hat er sich wieder umgedreht um weiter nach Nandini zu suchen, diese ist jedoch schon längst im Schulgebäude verschwunden. Vijay fast sich verzweifelt an die Schläfe, altem schwer ein und aus und bleibt dann stehen, dreht sich langsam wieder nach hinten.


Er wusste, dass Kiran sich keinen Schritt bewegt hat, warum auch, so überrascht sie von seinem Ausbruch war. „Es tut mir leid, Kiran. Du kamst nur gerade echt in einem falschen Zeitpunkt." Und schon bildet sich ein Lächeln auf Kirans Lippen. „Ach, ist schon in Ordnung. Ich kann verstehen, dass du durcheinander bist. Die kleine, graue Maus hat sicher irgendetwas mit dir angestellt.", kommt sie nun auf ihn zu. „Ja, das wird es wohl sein.", lächelt er nun halb und tritt wieder den Weg ins Schulgebäude an, da er den Schulgong wahrnimmt. Obwohl Kiran selber nicht den Sinn ihres eigenen Satzes verstanden hat, hat es Vijay um so mehr und sollte er dem noch etwas hinzufügen?


Wieder im Klassenraum sieht sich Vijay suchend um, bis sein Blick genau dort landet wo seine Augen sehen wollen, was sich dort befindet. Er setzt sich auf einen Platz und sieht zu seiner Sitzpartnerin, diese sitzt in seine Richtung, das Buch vor dem Gesicht und ist darin vertieft. Er beginnt zu schmunzeln, fast das Buch oben an und schiebt es dann hinunter und blickt direkt in Nandinis Gesicht. Diese jedoch lässt den Blick mit dem Buch sinken und erst, als es an ihre Knie stößt sieht sie auf und erwidert nun Vijays Blick. Was setzt er sich schon wieder neben sie? Und warum unterbricht er sie immer wieder beim Lesen? Will er sie nun ständig nerven? Ihr ist vorher nie aufgefallen, dass er das macht, ja er redet mit ihr - als einziger der Klasse - und im Grunde ist er sogar der Einzige der wenigstens nett zu ihr ist. Und dennoch sieht sie ihn nun etwas skeptisch und genervt an. „Was?", bringt sie dann hervor, versinkend in seinen braunen Augen.


Vijay schmunzelt weiterhin, nachdem sie zu ihm aufsieht, wow sie beachtet ihn und sie sieht ihm sogar in die Augen, womit er ihr ebenfalls in die Augen sehen kann. Was für wundervolle Augen sie hat. So unschuldig und mit so viel Scheu, dass er manchmal das Gefühlt hat er könnte ihr mit einem einfachen Blick sofort Röte ins Gesicht steigen lassen. Wenn er das nur einmal sehen könnte, das würde ihn sicher wahnsinnig freuen und erst recht seinem Herzen. „Ich hab dich gesucht. Warum bist du so schnell gegangen? Ich wollte mit dir reden...", meint er dennoch, sich nicht von seinen Gedanken ablenken lassen wollend. „Und warum scheint dir Kiran hinterher zu dackeln wie ein dressierter Hund?", fragt sie dann und sieht ihn ernst an. „Was? Warum?", fragt er dann und sieht sie verwirrt an. Nandini jedoch sieht an ihm vorbei und dann etwas nach rechts, erklärend und als hätte sie es gewusst. Vijay folgt nach wenigen Sekunden ihrem Blick.


Er verdreht dann die Augen, sieht Kiran Kopfschüttelnd an und entschuldigend wieder zu Nandini. „Das ist nicht, nach was es aussieht..."

„Nach was sieht es denn aus?" Vijay verstummt, wenn er jetzt etwas sagt, dann könnte er verletzend werden, auch wenn es nicht schlimm ist und auch, wenn es Nandini nicht stören könnte. Er schüttelt jedoch nur, den Kopf enttäuscht gesenkt, mit diesem und wartet genau wie Nandini, dass Kiran auf die zwei zu kommt. Unterdessen sehen die beide wieder zum jeweils anderen und warten darauf, dass Kiran irgendwas sagt. Diese setzt sich, den Blick auf Vijay, auf den Tisch und beginnt auch schon breit zu Lächeln. „Warum bist du so schnell gegangen?", fragt diese nun und dreht seinen Kopf zu sich, streicht ihm dann leicht an der Wange entlang.


Vijay versteht dieses Mädchen nicht, wenn er ehrlich ist versteht er keines der Mädchen, generell beginnend mit Kiran und Nandini. Aber er kann nichts sagen, denn da kommt schon die Lehrerin die nun Unterricht mit ihnen hat und diese verhindert jegliche Antwort. Zum Glück von Vijay.


Kiran setzt sich, dreist wie sie eben ist, an den Tisch vor dem von Vijay und Nandini. Nandini schwört sich in der Stunde, weder auf Vijay noch auf Kiran zu achten, sie legt das Buch zur Seite und verfolgt nun dem Unterricht. Das versucht auch Vijay, der jedoch nach schneller Zeit die Lust daran verliert und beginnt irgendwas auf seinem Block herum zu kritzeln. Es beginnt mit irgendwelchen Geschnörkelten Linien, bis hin zu Kreisen und anderen Dingen, die man nicht beschreiben kann. Kiran hat seit Anfang an nicht wirklich auf den Unterricht geachtet, sie sieht in der Klasse herum, kaut auf ihrem Kaugummi herum und betrachtet gar nicht die Lehrerin im Klassenzimmer, die gerade mit den Schülern Unterricht macht. Sie ist damit beschäftigt so lautstark auf ihrem Kaugummi herum zu kauen, dass es die zwei vor ihr, ihr Sitznachbar und die zwei hinter ihr, Vijay und Nandini, zu hören bekommen. Sie sieht sehr oft nach hinten, versucht Vijays Aufmerksamkeit zu erhaschen und sieht dann zu Nandini, die sie finster an funkelt. Nandini lässt die Blicke kalt, das haben sie schon immer. Sie dreht sich anschließend wieder nach vorne und macht weiter mit dem, wo sie aufgehört hat, nämlich mit nichts tun.

Doch auf einmal ergreift sie zu ihrem Block, reißt ein Zettel ab und beginnt etwas darauf zu schreiben.