Kapitel 10

Ein Tag wie eigentlich  jeder andere...

„Anju?“
„Was?“
„Lass mich doch erst mal etwas sagen, eh du mich gleich von der Seite anpflaumst!“
„Ja, dann rede.“
„Willst du mir auch zu hören oder treffe ich gerade auf stumme und taube Ohren?“
„Rede. Ich höre zu.“
„Ich bin gekommen um mich zu entschuldigen. Mir ist egal, was du jetzt denkst, ich entschuldige mich für alles, was ich in deinen Augen falsches getan oder gesagt hab.“
„Ist das dein ernst?“
„Ja. Ich sehe ein, dass du es schon gerne früher erfahren hättest. Aber ich kenne dich, du hättest mich mit Fragen gelöchert bis zum geht nicht mehr! Ich brauchte zu diesem Zeitpunkt aber einfach nur meine Ruhe.“
„Hättest du gesagt, dass ich dich später fragen soll... Ich hätte dich verstanden!“

Suhana senkt den Blick. „Ich weiß. Und dafür entschuldige ich mich ja nun auch!“, meint sie dann. Anju geht einige Schritte zu ihr, dreht sich kurz zu Raj, der die gesamte Zeit in dessen Nähe stand. „Ich gehe gerade mal nach vorne, bin gleich wieder da. Du kommst ja auch ohne mich klar!?“, meint sie dann und wendet sich von ihm ab, nachdem dieser nur zustimmend nickt und das erste Mal aufsieht. Erst jetzt wird ihm bewusst, wer da neben Anju steht. Eine ganze Weile sieht er den Frauen hinter her, da er sich erst mal richtig sicher sein muss, dass neben seiner Freundin Suhana Kapoor steht - nun geht. Wie die Frauen dann an der Tür stehen und seitlich zu ihm gewandt sind sieht er an Suhana herab. Man sieht eindeutig schon einen Bauch, vor allem wenn man sie als dünne Frau in Erinnerung hat. Nicht, dass sie jetzt über die Hälfte zugenommen hat, im Gegenteil, aber es fällt schon auf. Er achtet aber nicht weiter darauf und lässt die Frauen mal reden.

„So, nun können wir ungestört weiter reden. Ich sehe ja auch ein, dass ich nicht nur dir die Schuld geben kann. Ich war enttäuscht, denn so was hätte ich nie von dir erwartet.“
„Wie gesagt, es tut mir leid. Mehr als, dass es mir leid tut, kann ich jetzt auch nicht sagen!“
„Das verlangt ja auch keiner. Ich muss mich auch entschuldigen, denn ich habe dich falsch
behandelt und hab total über reagiert.“
„Ja das hast du, aber auch zu recht, ich glaub ich hätte nicht anders reagiert.“
„Doch hättest du, du hättest mir davon sofort erzählt.“
„Stimmt schon. Aber was anders, also warst du vor zwei Monaten gar nicht krank?“
„Nein, das erfuhr ich ja auch erst dort, bei meinem Arzt. Ich war total geschockt und hatte danach einen total leeren Kopf. Ich wusste gar nichts mehr.“
„Aber ich bin zu neugierig, du musst mir alles erzählen...“
„Das hab ich gemeint... Das war der Grund, warum ich es dir nicht sofort gesagt hab!“
„Anjuuuu... Ich brauche dringend deine Hilfe“

Die zwei Frauen sehen nun zu der Person, dessen Stimme durch den gesamten Stock schallt. Anju muss zu schmunzeln beginnen. Ein anderer außer Raj hätte es ja auch nicht sein können. „Geh nur, wir reden später darüber.“, meint Suhana mit einem Lächeln. „Kommt nicht in Frage.“, meint sie und will sich gerade zu Raj drehen, um ihm zu erklären, dass sie jetzt erst mal mit ihrer Freundin reden will. Doch Suhana hindert sie daran. „Der Chef sagt immer, die Arbeit hat Vorrang. Wir wollen doch keinen Ärger haben, oder? Also geh lieber!“, meint Suhana nun und schiebt sie schon fast in die Richtung aus der sie eben kamen. Anju schüttelt mit dem Kopf, ergreift dann Suhanas Hand und beginnt breit zu grinsen. „Dann muss ich dir allerdings jemanden vorstellen.“, beginnt sie und bleibt dann nach wenigen Minuten vor Raj stehen, der die Frauen fragend mustert. „Das
ist Raj Patel. Und das ist Suhana Kapoor!“, meint sie dann und grinst breit. „Ich weiß, wer sie ist, ich würde Suhana Kapoor unter tausenden erkennen.“

„Ähm, okay. Nun bin ich geschmeichelt. Es freut mich Sie kennen zu lernen, aber warum
erkennen Sie mich denn unter tausenden? Schöne Worte sollten Sie lieber meiner Freundin sagen, nicht mir.“
„Oh, ich kenne Sie aus dem College. Alle waren wir hinter Ihnen her. Außer der gute Aryan.
Nicht war, Anju?“
„Ja, du hast recht. Aber anders herum war es nicht anders. Der gute Aryan, der lies unsere Herzen auch höher schlagen. Eben alle, bis auf eines!“
„Boah, ihr seit ja zusammen schlimmer als alleine. Ich muss Aryan recht geben, wir haben
verrückte Freunde!“
„Sie reden wieder mit meinem Freund?“
„Ja, gestern Abend erst. Er hat mir den Rat gegeben nach zu geben und den ersten Schritt zu mache um Anju wieder näher zu kommen. Wissen Sie Anju und ich sind Freunde seit
Kindertagen!“

Lächelnd beginnt Raj zu lächeln, nickt dann. „Ja, ich weiß. Anju hat mir schon einiges erzählt. Aber ich lass die Damen mal ihre Zeit. Schatz, ich frag dich einfach gleich. Aber lasst euch nicht vom Chef erwischen!“, meint er dann, zwinkert den Mädchen noch zu und dreht sich dann wieder um. Anju lächelt nur, bedankt sich dann und wendet sich mit Suhana wieder ab. „Er ist echt ein toller Freund. Dieses Mal hast du mich echt überzeugt, so eine Wahl hätte ich dir gar nicht zugetraut. Er ist makellos, ein Diamant, geschaffen für dich. Wie süß ihr zusammen ausseht!“, meint Suhana dann begeistert von Raj. „Nun zurück zu uns bitte. Du meintest ja eben, die Arbeit geht vor. Ich weiß was du sagen willst und wenn wir weiter so machen, dann frag ich mich echt warum wir noch zerstritten sind. Oder eher ob wir es wirklich noch sind. Ich nehme deine Entschuldigung also an. Ich kann dir eh nicht lange böse sein und das weißt du!“, meint sie dann, nimmt ihre Freundin in die Arme und drückt sie fest zum Beweis, dass sie es auch wirklich ernst meint. „Ja, aber das war nicht einer der gewöhnlichen Streitereien.“, entgegnet Suhana bedrückt, aber die Umarmung erfreut erwidernd.

Nachdem sich die zwei lösen sehen sie sich lächelnd an. „Aber du musst wir wirklich alles
erzählen... Wie wäre es gleich mit heute Abend?“, fragt Anju dann. „Ähm, nun ja, also da geht es leider nicht.“, meint Suhana dann und blickt ihre Freundin entschuldigend an. „Wie? Warum denn nicht?“, fragt diese dann und blickt ihre Freundin etwas traurig an. „Nun ja. Ich treffe mich nach der Arbeit mit jemanden und da...“ Überrascht und neugierig zu gleich reißt Anju die Augen auf und unterbricht sie mit Ihrer nächsten Aussage einfach. „Ach? Und mit wem? Nicht zufälliger Weise mit Aryan? Hä, hä, hä? Sag es!!! Bitte...“, fleht sie dann. Suhana verzieht das Gesicht, sieht zur Seite und hofft, dass bis her keiner etwas mit bekommen hat. Hat es auch nicht, nur Raj schaut ab und zu zu den Frauen. Das findet sie wiederum total süß, er sieht immer zu Anju, als ob er sich sicher sein muss, dass sie noch in seiner Nähe ist. „Ja, mit Aryan. Aber nicht als ein Date oder so. Im Gegenteil, einfach weil wir uns eben auch so lange nicht mehr gesehen haben!“, will sie nun zu
erklären beginnen.

„Ja, ist klar. Das ist witzig. Aryan Malhotra und Suhana Kapoor treffen sich einfach so. Wie das nur schon klingt. Ich kringle mich gleich vor Lachen!“
„Ha, ha, ha. Okay, glaub doch was du willst. Ich gehe wieder runter!“
„Nein, nein, warte bitte. Es tut mir leid. Aber glaubst du er empfindet das auch als kein Date?“
„Ja, natürlich. Er hat es gestern auch schon gesagt.“
„Ist klar. Ein Mann fragt eine Frau nicht einfach, ob sie sich treffen ohne es als ein Date
anzusehen!“
„So ist Aryan nicht.“
„'So ist Aryan nicht'. Bla, bla, bla. Das ich nicht lache! Woher weißt du das denn so genau?“
„Ich weiß es einfach.“
„Wenn du das sagst. Aber sieh dich doch an, du bist hübsch, verdammt heiß und ein Blickfang jedes Mannes!“
„Ja, schwangere Frauen sind ja auch so sexy.“

Man kann den Sarkasmus aus Suhanas eben genannten Worten richtig heraus hören. Anju sieht an ihrer Freundin hinunter, hält sich an ihren Schultern fest. „Also bei dir trifft die Aussage echt zu. Du bist von Natur aus ein dünner Mensch, wenn du schwanger bist dann reicht dem Kind sicher nur ein Hauch an Bauchweite mehr von dir.“, meint Anju und sieht zum Schluss zu ihrer Freundin auf. Diese, und auch sie, beginnt daraufhin zu lachen. „Du bist verrückt. Aber danke für das Kompliment. Ich werde jetzt wieder runter gehen, meine Pause ist in wenigen Minuten zu ende! Und zu einem Treffen kommen wir sicher noch, wir wohnen ja gegenüber voneinander.“, erklärt Suhana und löst sich nun von ihrer Freundin. Diese nickt einverstanden, hebt genau wie sie kurz die Hand zum Abschied und wendet sich dann auch wieder ab. Suhana lächelt nun zufrieden vor sich hin, sie ist froh den Rat von Aryan befolgt zu haben, denn nun fühlt sie sich wesentlich besser. Zufrieden kann
sie sich wieder unten an ihren Schreibtisch setzten um weiter zu arbeiten. Zwei Minuten eh ihre Pause zu ende ist und ohne das sie was gegessen hat.

Immer wieder nimmt sie Anrufe an und betreut die Person auf der anderen Leitung. Ähm, wurde eigentlich schon erwähnt, was Suhana macht? Gott, über alles wurdet ihr informiert, nur darüber nicht? Man sollte sich was schämen. Die Firma von Herrn Singh ist sehr groß, beinhaltet mehrere Stockwerke. In allen Stockwerken wird verkauft, meist nur das was die Firma selber herstellt. Im ersten Stock betrifft dieses Haushaltsgeräte, ein Stock darüber geht es mit Klamotten weiter, ebenfalls selber desingt von den Mitarbeitern dieser Firma die auch in diesem Bereich arbeiten. Ein Stock weiter geht es zu Schuhen und Taschen, ebenfalls hergestellt von der Firma. Das Stockwerk darauf enthält Parfüm, Schminkutensilien eben die Dinge die man als Extra hat, wenn man es so nimmt - ja, ist schon verständlich wieder hergestellt von den Mitarbeitern selber. Ein Stockwerk weiter
sind dann als Ablenkung mal ein paar Essensgelegenheiten, wie ein Cafè, ein Schnellimbiss oder eben ein Fastfoodrestaurant. Ein Stockwerk weiter kommt dann der Bereich in dem Suhana arbeitet. Dort sind wie gesagt die Büroarbeiten anfällig oder das beraten von Kunden, die erfahren wollen, was als neustes rein gekommen ist. Und dort wo Anju momentan ist das letzte Stockwerk, dieses gehört aber zum darunter liegendem Abteil. Denn wer es glaubt oder nicht, es gehen hier ziemlich viele Anrufe ein und aus - was bei dieser riesen Firma wohl nicht unnormal ist.


***


„Denkst du, du hast ein paar Minuten für mich, Aryan?“
„Ehrlich gesagt, nicht wirklich. Aber, Mama, du weißt doch, dass du mich nicht bei der Arbeit anrufen sollst!“
„Das vergesse ich doch immer wieder. Störe ich dich etwa? Ich kann auch einfach warten bis du zu Hause bist!“
„Nein, ist in Ordnung, was gibt es denn?“
„Ich weiß es nicht mehr genau. Oh, ja, könntest du mir heute Abend etwas mit bringen, wenn du nach Hause kommst!“
„Ähm, ich werde heute nicht so früh zu Hause sein, Mama. Aber was soll ich dir denn mitbringen?“
„Nein, wenn das so ist, dann ist es nicht so schlimm, dann bringst du es mir morgen mit!“
„Du hast sicher nicht angerufen, wenn es nichts Wichtiges ist!“
„Nein, Aryan ist schon in Ordnung...“

„Bitte, Mama, sag es doch einfach. Du rufst sicher auch nicht ohne Grund bei mir an.“
„Nein ich rufe an, weil der Arzt eben erst bei mir angerufen hat. Ich sollte die neuen Tabletten abholen.“
„Welche neuen Tabletten?“
„Der Arzt hat stärke für mich beantragen lassen. Die soll ich nun nehmen.“
„Ohhhh. Nun, ist gut. Nein, dann werde ich zuerst beim Arzt vorbei fahren und die Tabletten abholen. Aber Mama, das sind Dinge die du eher sagen musst. Was ist, wenn ich es jetzt nicht geschafft hätte, dass du es mir sagst? Morgen hättest du es schon vergessen und was wäre dann? Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn es dir schlechter geht.“
„Mein Sohn, du sollst aufhören dir Sorgen zu machen. Du machst es mit deinem Gerede nur schlimmer. So schlimm ist das nicht.“
„Ach, Mama, ich wünschte ich könnte dir das glauben.“
„Du, Mama, ich muss jetzt auflegen, die Arbeit macht sich nicht von allein.“

Erschöpft lässt sich Aryan in seinen Bürostuhl sinken. Was macht er nur mit seiner Mutter? Ihr geht es immer schlechter. Es ist schon das dritte Mal, dass er ihr stärkere Tabletten holen muss. Oder doch schon das vierte Mal? Er hat gar nicht erst angefangen mit zu zählen. Um sich selber schlecht zu machen, wäre das nicht gut. Er hasst es überhaupt schon, dass sie sich selber so krank macht. Sie hatte vorher überhaupt nichts, war kerngesund und kaum ist ihr Mann gestorben, schon lässt auch sie sich gehen. Und das meint er wie er es sagt. Es macht ihn fertig nur daran zu denken, was seine Mutter gerade macht, dass es ihr nicht gut geht und das er einfach nichts tun kann. Nichts als
zusehen. Das macht ihn so fertig, dass er beginnt seiner Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als seinem eigentlichem Leben. Was soll das alles hier eigentlich? Für wen macht er das denn eigentlich? Doch sicher nicht für sich. Er sieht auf die Uhr.

„Oh, man Aryan. Du Dummkopf. Du hast nur noch zwei Stunden eh du los musst!“
„Warum rede ich eigentlich mit mir selber?“
„Ja? Herein?“
„Ich bin es Chef. Könnten Sie mal eben schauen. Irgendwas stimmt nicht mit den Computern.“
„Heute scheint auch alles schief zu laufen! Ich komme!“
„Wir wollen Sie aber nicht stören.“
„Das will heute keiner, egal. Sagt mir lieber, was das Problem ist und welches Programm es
betrifft, doch nicht das für die Firma von Herrn Singh oder?“
„Wir müssen Sie enttäuschen, Chef, aber genau das Programm ist es was gerade ziemlich stockt und Viren aufruft ohne es zu sollen. Dabei soll es den Computer davon reinigen!“
„Leute ihr verwendet zum einem auch den falschen Computer dafür. Es wurden neue Computer extra für das Programm gemacht. Der Computer ist quasi das Programm.“

„Oh, das ändert einiges. Aber das stocken, kann sicher nicht an dem Computern liegen.“
„Wo ist das Telefon, ich will mit Raj verbunden werden, auf der Stelle. Ich hoffe um so mehr klärt sich.“
„Ja, sehr wohl Sir. Deepak ruf mal schnell in der Firma von Herrn Singh an, Raj soll ans Telefon gerufen werden, der Chef will mit ihm reden.“
„Das hätte ich auch gekonnt.“
„Entschuldigen Sie Chef. Aber es muss jemand bei den Computern bleiben.“
„Ja, ja, schon gut.“
„Hier Sir.“
„Danke... Raj?“
„Chef? Was gibt es denn? Ist es wichtig, wir haben hier eine Menge zu tun, die neuen Computer wollen nicht so wie wir!“

Aryan lehnt sich an einen der Tische hinter sich, geht sich mit der Hand verzweifelt über die Stirn und lässt den Kopf sinken. „Deswegen rufen wir an. Nehmen die Programme oder der Computer Schaden, wenn man das Programm in einen der alten Computer macht?“, fragt er dann gleich drauf los. „Also Schaden nicht direkt, aber es ist nicht dafür geeignet und ich würde es nicht riskieren, ein und das selbe Programm dann in einen der neuen zu machen!“, entgegnet Raj. „Okay, warte kurz.“, meint Aryan ausatmend, während er dem Treiben seiner Arbeiter zu gesehen hat. Er nimmt den Höher vom Ohr und hält die Sprechmuschel zu. „Hey, Leute! Wagt es ja nicht, die Programme von den älteren Computern in die neue zu machen.“, warnt er dann, dessen Auftrag auch jeder erfüllt und nun wartet bis sein Chef mit dem Gespräch fertig ist. Aryan nickt nur, legt den Höher dann wieder ans Ohr, nachdem er die Hand sinken lies. „Danke dir, du bist unsere Rettung oder gar die der Firma.“ Raj muss zu lachen beginnen. „Keine Sorge, da scheint jemand nervös zu sein. Ich wünsche dir viel Spaß!“, meint er dann. „Wobei?“, erwidert Aryan unwissend. „Bei deinem Treffen mit Suhana Kapoor.“

„Oh, man. Ich hoffe ich komme früh genug hier raus. Aber woher weißt du das denn?“
„Na, Anju hat es mir gerade gesagt.“
„Anju. Suhanas Freundin? Haben sie etwa miteinander gesprochen?“
„Jap, haben sie. Und keine Sorge, die Gute hat sich in ihrer Schwangerschaft nicht viel verändert. Immer noch der selbe heiße Feger wie auf dem College - Aua!“
„Danke, das wollte ich gar nicht hören. Und was ist los?“
„Anju hat mich geschlagen.“
„Mhhh, schmollst du nun? Sie kann dir gleich von mir auch noch eine verpassen, du bist
unmöglich, gehst mit der einen und siehst der anderen hinter her.“
„Was ist daran denn so witzig.“
„Nichts, ich muss aufhören, Raj. Arbeite gefälligst weiter, wenn ich deinen Chef erwische dann ist aber was los.“
„Ist gut Chef, ich werde es ihm ausrichten, aber der ist nicht zu sprechen im Moment.“
„Warum nicht?“
„Na, der telefoniert gerade mit einem seiner Angestellten.“

„Du Spinner, nun mach, das du auflegst.“
„Nein, leg du doch auf!“
„Du benimmst dich wie ein Verliebter. Aber da spiel ich nicht mit. Bye, hier muss noch einiges gemacht werden.“
„Okay, hier auch. Man hört sich.“
„Jap. Und wegen dem Programmen melden wir uns sicher nochmal, ich hoffe ihr bekommt das da hinten auch ohne uns hin!?“
„Ist gut, Chef und bestimmt. Auf wiederhören.“
„Bringt bitte einer das Telefon wieder weg, danke.“
„Und was sollen wir nun tun, Chef?“
„Wie gesagt ihr müsst nun erst mal die neuen Computer anschließen. Und die neuen Programme werden erst, nachdem die Computer hochgefahren sind, angeschlossen. Das müsstet ihr alles schon wissen, Raj hat euch doch alles sicher hundert Mal gesagt!“

Aryan wendet sich nun wieder zum Gehen um, schüttelt leicht mit dem Kopf und betritt
dann sein Bürozimmer. Dort lässt er sich geschafft auf seinem Stuhl nieder und versucht sich noch weiter an der Rede. Aber seine Gedanken sind dabei alles haargenau zu organisieren. Wann er hier raus geht, wie er fährt um zum Arzt zu kommen und dann noch rechtzeitig bei dem Treffen zu sein. Nicht zu vergessen er muss vorher noch die Tabletten holen. Er vergisst bei seinen kontrollierten Gedanken ganz die Zeit und nimmt auch nicht wahr, was um ihn herum geschieht. Doch er wird aus seinen Gedanken gerissen und zwar von dem Klopfen an seiner Bürotür. „Ja? Herein!“, meint er dann und schreckt in seinem Stuhl hoch. Erstmal muss er sich orientieren. „Chef, können Sie mal schauen, wir glauben den Fehler gefunden zu haben!“ Aryan nickt nur, steht auf und folgt dann stumm, nachdem er auf seine Armbanduhr gesehen hat. „Also...“, beginnt sein Angestellter zu
erklären während er aufmerksam zu hört. „Sehr gute Arbeit. Leitet das bitte sofort an Raj weiter.“

In seinem Büro zurück, greift er nach seinem Jackett, nach seinem Terminkalender und nach seiner Aktentasche. Ein letzter Blick auf seine Armbanduhr sagt ihm, dass er sich nun beeilen muss. Nachdem er sich von den Arbeitern, die noch weiter machen wollen, verabschiedet hat macht er sich mit schnellen Schritten auf den Weg zum Fahrstuhl, mit dem er nach unten fährt, sodass er dann das große Gebäude verlassen kann und zu seinem Auto gehen kann. Wie er das Auto aufgeschlossen hat, steigt er ein, legt Aktentasche, Terminkalender und Jackett auf den Beifahrersitz und startet den Wagen, nachdem er die Tür neben sich geschlossen hat. Er macht sich in einem angemessenem Tempo auf dem Weg zum Arzt seiner Mutter. Als er bei diesem angekommen ist unterhält er sich noch kurz mit diesem, um das Wichtigste zu erfahren, dann entschuldigt er sich und macht sich wieder auf dem Weg zu seinem Auto. Nun allerdings fährt er schneller als angemessen, oder erlaubt. Er muss doch früh da sein, er darf sich keine Minute Verspätung erlauben. Und tatsächlich. Zehn Minuten eh sie sich treffen wollen kommt er an und parkt vor dem Café. Er steigt anschließend aus, zieht sich gekonnt das Jackett wieder über die Schultern an und schließt dann sein Auto ab. Nun kann er beruhigt ausatmen. Mit langsamen und beruhigten Schritten geht er auf das Café zu und stellt sich dann an diesem angelehnt an die Wand. Er sieht sich interessiert um, bis er jemanden erblickt und seine Blicke auf diesem jemanden haften bleiben...

Augenblicklich beginnt er zu lächeln und stützt sich von dem Café ab. Wartet dann bis sie bei ihm angekommen ist. Doch auch Suhana beginnt zu lächeln, als sie ihn erblickt. „Hey, schön Sie wieder zu sehen.“, meint sie dann und die zwei umarmen sich. Nur kurz, aber es geschieht etwas. Wie als dreht sich die Zeit, oder bleibt sie gar stehen? Ein wundervolles Gefühl steigt in ihnen auf, etwas unbeschreibliches. Wie das letzte Mal, als sie sich im Café getroffen haben. Bilder erscheinen vor ihrem innerem Auge auf. Ziemlich eigenartige Bilder, Bilder die sie beide immer wieder verdrängen wollen. Doch immer wenn sie zusammen sind, dann scheinen diese Bilder so real. Aber wie sehr wünschen sie sich, dass diese Bilder verschwinden! Das diese Bilder, eines Geschehens, nicht einfach verschwommen bleiben. Ihr wird ein Fehler klar, den sie begannen haben und den sie nicht mehr rückgängig machen können. Suhana jedoch trägt etwas davon nach, so wird sie wohl immer daran erinnert werden. Jedoch versucht sie nicht weiter daran zu denken.

„Können wir diese Förmlichkeit endlich lassen, ich mein wir kennen so viel vom anderen,
telefonierten bis her auch schon zweimal miteinander.“
„Okay, schön. Dann bin ich ab jetzt nur noch Suhana für dich.“
„Gut und du nennst mich ab jetzt nur noch Aryan. Gehen wir rein?“
„Liebend gern, Aryan. Ich will ja nun nicht unhöflich sein, aber würde es dir etwas ausmachen, wenn ich etwas essen würde. Ich hab den ganzen Tag noch nichts gegessen und da meldet sich gerade jemand der riesen Hunger hat.“
„Oh, das macht nichts. Ich hab auch Hunger, dann essen wir eben zusammen, wenn es dich nicht stört?“
„Nein, keineswegs. Ich bin nur froh, dass du nicht böse bist deswegen!“
„Warum denn bitte, du trägst ein Kind mit dir, sodass du automatisch mehr Hunger hast, also wenn es einer versteht, dann ja wohl ich.“

Suhana muss ungewollt zu lachen beginnen. „Warum? Weil du etwa auch schon mal schwanger warst?“, fragt sie dann belustigt und beginnt zu lachen.
Im Café angekommen suchen sie sich erst mal einen angemessenen Sitzplatz. Auch Aryan muss bei ihrer Aussage zu lachen beginnen, jedoch schüttelt er dann den Kopf wie sich die zwei setzten. „Nein, wie kommst du darauf? Ich meine, ich kann es einfach verstehen. Auch aus dem Grund, weil ich ebenfalls, außer heute Morgen nichts gegessen hab.“, entgegnet er nun klärend, worauf hin sie nur nickt. Die beiden bestellen erst einmal, nachdem die Bedienung an ihr Tisch gekommen ist. Nachdem sie sicher sind, dass sie wieder ungestört weiter reden können, wenden sie sich wieder ihrem Gegenüber zu. „Also,
erzähl, wie waren deine letzten drei Monate so?“, will Suhana neugierig wissen. „Wie immer, meiner Mutter geht es schlechter, die Arbeit häuft sich und die Rede ist immer noch nicht fertig.“

„Oh, deiner Mutter geht es schlechter? Das tut mir echt wahnsinnig leid, Aryan.“
„Ist schon in Ordnung, du kannst ja nichts dafür. Aber danke, deine Worte bauen mich auf, auch wenn es die immer wieder genannten sind. Lass uns bitte nicht darüber reden, ich treffe mich nicht mit dir um dir mein Elend mitzuteilen.“
„Dann hör auf so zu reden. Ich mach mir Sorgen. Immer wenn du etwas auf der Seele hast, dann klingt deine Stimme so voller Trauer und das höre ich eben.“
„Bitte Suhana. Ich will über etwas anderes reden.“
„Okay, dann sag mir von welcher Rede du eben gesprochen hast.“
„Die für eure Firma. Die, die ich in guten drei Monaten vortragen muss, wenn die Computer angebracht sind. Das 'Wenn' bitte unterstrichen, momentan gibt es Probleme mit diesen.“
„Oh, dann sehen wir uns ja auf der Eröffnungsfeier.“
„Ja, ganz sicher sogar.“
„Das freut mich, etwas worauf ich mich freue. Ich hasse es, wenn der Chef redet und redet. Du wirst sicher eine gute Ablenkung sein.“
„Ich hoffe die Rede wird wenigstens gut. Ob ich gut bin ist mir egal.“
„Du wirst sicher gut sein und deine Rede auch. Bring etwas Witz rein und du hast alle auf deiner Seite, das garantiere ich dir!“