Kapitel 5

'Hast du heute noch Lust und Zeit? Ich würde dich heute gerne noch sehen, oder noch einmal... Um 20 Uhr hinter dem Park bei dir in der Nähe? Ich liebe dich... Sunny'

Sanjana musste schmunzeln als diese SMS zwanzig Minuten später, als sie das Studio verlassen hatte und gerade aus ihrem Auto stieg, um zu ihrem Elternhaus zu gehen, zu lesen bekam. Sanjay war echt unverbesserlich. Sie blickte auf ihre Uhr. Sunny war ein Witzbold. Das waren keine zwei Stunden bis dahin. Na ganz toll. Und dennoch, Sanju antworte sofort und sagte zu, klappte ihr Handy zu und ging mit schnellen Schritten zum Haus, schloss auf und war erleichtert, dass niemand zu Hause war, als sie nach ihren Eltern und ihrem Bruder rieft. So konnte sie sich in Ruhe fertig machen, ohne Angst
zu haben, ihre Eltern würden sie mit Fragen durch bohren.

Nach ein ein-halb Stunden war Sanju dann fertig und ging die Treppen zum Flur hinunter. Sie hatte sich ein rotes, Knie langes Kleid, mit einem nicht zu kurzem und nicht zu tiefem Ausschnitt ausgesucht. Die runden Ohrringe und die offenen Haare machten das Gesamtbild perfekt. Unten im Flur betrachte sie nochmal ihre Schminke, dass nichts verschmiert war und hoffte, dass sie Sunny gefallen würde. Etwas nervös begann sie an ihrem Kleid herum zu zupfen. Doch warum? Sie war doch nicht wirklich nervös, oder? Sie kannte das Wort gar nicht. Aber es konnte daran liegen, dass dies hier eine Art Date war.
War es das? Sunny wollte sie treffen, sie waren zusammen und sie trafen sich zum ersten Mal allein. Eindeutig, es war ein Date. Ihr erstes gemeinsames Date.

Sanju zog sich noch eine schwarze Übergangsjacke an und schob sich eine passende Sonnenbrille auf die Nase. Sie war kein einfaches Mädchen mehr, dass sie raus gehen konnte und sich treffen konnte mit wem sie wollte. Sunny hatte es gut, der konnte direkt von hinten kommen, sie musste durch den Park. Am Abend war zwar selten einer im Park, aber in Indien konnte man nie wissen. Zum Glück war hinter dem Park nie etwas los. Oder wenigstens so gut wie nie. Aber sicher hatte Sunny genau aus dem Grund den Ort ausgesucht. Es war schon fast unmöglich hier seine Ruhe zu bekommen, wenn man irgendwo hingehen wollte. Man musste ja fast schon angst haben, dass sich die Presse
nicht vor dem eigenem Haus schon auf die Lauer legen würde. Sanju jedoch war beruhigt als sie durch den Park ging und sie keiner bemerkte und erkannte.

Und dennoch fluchte sie mit sich selber. Schließlich hatte sie noch viel weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, wenn sie kein Kleid trug und keine hohen Schuhe. Aber nun war es zu spät, außerdem wollte sie gut aussehen. Ja, das brauchte sie nicht. Aber sie wollte es. Sie konnte es und das wusste sie. Hinter dem Park angekommen suchte sie vergebens nach Sunny. Doch sie fand ihn nicht, suchte sie doch überall, lies ihre Blicke überall hin gleiten. Irgendwo musste er sein, er war hier, das spürte sie. Dann hielt sie inne. Sie begann zu lächeln, wie sie die Person einige Meter von ihr entfernt musterte. Es war Sunny. Und wie er das war. Aber er stand mit dem Rücken zu ihr. Und dennoch erkannte sie ihn. An seiner Art wie er dort stand. Er war wohl auf der Suche nach ihr.

Sunny hatte die Hände in den Hosentaschen, eine Geste die er von seinem Vater hatte - und da konnte keiner gegen sprechen. Satwinder stand ganz genauso, wenn er still stand. Dann den Körper leicht zur Seite gehalten, das eine Bein etwas weiter vom Körper angewinkelt war. Es konnte kein anderer als Sunny sein. Sanju ging mit vorsichtigen, leider lauten, Schritten auf ihn zu. Sunny hörte ihre Schuhe, wusste aber nicht dass es Sanju war. Und dennoch drehte er sich um, aus einem anderem Grund. Er nahm sie wahr, hatte dieses Gefühl in der Magengegend, dass sie nicht weit sein konnte. Eigentlich
wollte sie ihn dazu bringen, sich um zudrehen, in dem sie ihm eine Hand auf die Schulter legte, doch dazu kam es gar nicht. Denn er stand bereits zu ihr gewandt vor ihr, als sie noch einige Schritte von ihm entfernt war.

Sanju sah, dass auch er eine Sonnenbrille trug. Eine dunkle Jeans, die man hätte schnell mit einer Anzugshose verwechseln können. Dann ein rotes, langarmiges Hemd und darüber ein schwarzes Jackett. Er sah verdammt gut aus. Aber das sah Sanju auch. „Du siehst wundervoll aus.“, schmeichelte ihr Sunny, ergriff ihr Handgelenk um sie zu sich zu ziehen und ihr seine Lippen auf die Wange zu hauchen. Sanju lächelte verliebt und sah ihn dann an, auch wenn sie nicht wusste, ob sie ihm nun direkt in die Augen sah. Doch ihr Blick ging ein weiteres Mal an ihm hinab. „Du sieht auch nicht schlecht aus. Das rot steht dir!“, meinte sie und begann zu schmunzeln. „Dir auch. Gedankenübertragung, was?“, meinte er dann schmunzelnd, lies seine Hand zu ihrer hinunter gleiten und umschloss sie, eh er sich in Bewegung setzte.

„Gedankenübertragung? Mhh. Kling interessant, aber ob das auf uns zutrifft?“, entgegnete
Sanjana schmunzelnd und sah Sanjay von der Seite an. Sie ließ sich von ihm mit ziehen, eh sie sich auf einer Bank nieder ließen, die unter einem Baum stand, dessen ersten Äste bereits weit unten am Baumstamm über ihnen hingen. Die Stelle war wundervoll. Der Baum spendete an dem warmen Abend einen wundervollen Schatten und das aller beste war, so konnten sie ungestört sein. Kaum eine Person machte sich die Mühe und sah direkt hier her um zu schauen wer denn auf der Bank saß. Es war außerdem nicht gerade oft der Fall, dass Stars oder bekannte Leute sich in einem Park aufhielten. Bis auf Sunny und Sanju. Die genossen die Stille.

Die zwei beendeten ihr vorheriges Gespräch nicht einmal, es schien ihnen eh nur ein Einsteig gewesen zu sein, um überhaupt zu irgendeinem anderem Thema zu kommen. Viel interessanter und wichtiger war ihre Beziehung, war das, was sie mit ihren Eltern anstellen sollten. „Ich bin für ein Essen.“ Sanju sah überrascht zu Sunny herüber. „Für was?“, fragte sie fassungslos. Sie konnte nicht verstehen, dass er gerade ans Essen dachte, oder generell daran. „Warum ausgerechnet ein Essen?“, fragte sie weiter. Sunny sah sie klärend an. „Nicht nur ein Essen. Am besten ein gesamter Tag mit deiner und meiner Familie. Sie kennen sich, sehen sich als Freunde oder so was in der Art. Aber sie sollen sich einmal als Verwandte sehen, als Familie und als Freunde.“, erklärte er nun und ergriff ihre Hände, drehte sich zu ihr und sah zu ihr auf, nachdem er auf ihre und seine Hände gesehen hatte.

Sanju sah ihn lange an, überlegte angestrengt und musste dann zu lächeln beginnen. „Ich finde ja, dass es echt etwas früh wäre unsere Eltern jetzt schon zu vereinen. Verstehst du was ich mein? Nicht, dass sie denken wir planen schon zu heiraten.“ Sanju konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und Sunny verstand plötzlich, warum sie da so gegen war. „Du hast recht. Aber es geht ja hier nicht um eine Hochzeit. Ich liebe dich, aber ich denke nicht ans heiraten, nicht jetzt. Versteh mich nicht falsch, aber du weiß ja...“ Sanju stoppte ihren Freund, rutschte vorsichtig auf ihn zu, bedacht nicht ihr Kleid zu beschädigen und nicht gleichzeitig zu wollen, dass es in der Öffentlichkeit so aussah, als wolle sie sonst was mit ihm anstellen.

Vorsichtig hoch Sanju die Hand, legte sie ihm auf die Wange und sah Sunny ernst in die Augen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, hatte sie das Gefühl, dass sie Mitleid haben musste? Nein, aber es war einfach schwer mit zu erleben, dass er litt. Wenn er litt, dann litt sie mit. „Ich verstehe dich und mir bist du keine Rechenschaft schuldig, wirklich nicht. Ich liebe dich auch und ich habe nicht vor heute oder morgen zu heiraten!“, entgegnete sie beruhigend, strich ihm liebevoll an der Wange entlang. Schwach begann Sunny zu lächeln, griff erneut nach ihrer Hand und zog sie wieder hinunter. „Ich liebe dich.“, meinte er dann dankend und ehrlich. „Ich weiß!“ schmunzelte Sanju nun und lachte leicht auf.

„Und du?“, entgegnete er plötzlich etwas verdutzt. „Was? Nein, nein, ich liebe mich nicht. Also echt mal, Sunny, das hätte ich nicht gedacht. Wusstest du nicht, dass man so was nicht sollte.“, blickte sie etwas überrascht zu ihm. „Was? Sich selber lieben? Warum nicht?“, wollte er dann interessiert wissen, begann bereits zu schmunzeln. „Na, so was deutet darauf hinaus, dass man angibt und zu selbst verliebten Menschen wird.“, entgegnete sie dann. Sanjay musste nun zu lachen beginnen. „Das klingt sehr schlau, wirklich. Und du hast das wundervoll gesagt!“, lobte er sie und sah sie verliebt lächelnd an. „Danke.“, entgegnete Sanju nur, erwiderte das Lächeln.

„Was hattest du eigentlich heute vor, dass du dich mit mir treffen wolltest?“, fragte Sanju nach einigen Minuten, wie sie sich schweigend ansahen. „Nicht viel. Mit dir hier sitzen, den Abend genießen, dass wir allein sind und... ähm, ja das war es auch schon!“, meinte er dann. Sanju musterte ihn prüfend. „Soll ich dir das glauben?“, fragte sie dann. „Ja, genießen wir mal die kleinen Dinge, es reicht doch nur, dass wir hier ALLEINE sitzen können.“, meinte Sunny leise, sah ihr ernst in die Augen und kam ihr mit dem Gesicht gefährlich näher. „Sunny...“, begann sie dann leise, fast hauchend, da sie wusste, was er vor zu haben schien. „Mhh...“, machte Sunny, während er sich auf ihre Lippen konzentrierte.

„Die Leute...“, fing sie wieder an. Sunny atmete schwer aus - enttäuscht. Erst nach einigen Sekunden wich er von ihr und sah dann zur Seite, sank auf der Bank hinunter. „Das ist einer der Punkte, in unserer Karriere, die einfach unerträglich sind.“ Sanju lächelte amüsiert. „Nein, Sunny, das liegt nicht an unserer Karriere, dass liegt daran, dass wir Inder sind.“

Sanjay sah zu Sanjana herüber, überlegte und begann dann schmunzelnd zu nicken. „Du hast recht!“, stimmte er dann zu und sah wieder nach vorher. Doch sein Blick ging hinauf zum Himmel, seine Hand griff wieder nach der von Sanju und somit zog er sie zu sich. Sie lehnte sich zu ihm, legte den Kopf auf seine Schulter und sah träumerisch zu Boden. „Sieh nach oben, Sanju. Der Sternenhimmel ist wundervoll!“, erklärte und zwang sie hinauf zu sehen. Sanju tat es nun auch und musste ihm begeistert recht geben. „Wow.“, brachte sie nur heraus und sah dann zu Sunny herüber. Dieser lächelte und sah dann auch zu ihr.

Er wollte gerade etwas sagen, stoppte aber, als er in ihre Augen sah. Ihre Augen glitzerten vor Freunde und vor entzücken, dass ihm der Atem versagte. Er sah ihr in die Augen, als ob er es müsste, als ob ihn etwas dazu verleite in ihren Augen zu versinken. Dieses grau-blau war der Wahnsinn. Es machte sie schöner, als sie es eh schon war. Wie sehr er ihre Augen liebte, wie sehr er ihre Lippen liebte, wie er sehr er alles an ihr liebte. „Deine Augen...“, begann er leise, stockte etwas, da er sich wunderte, dass er überhaupt sprechen konnte. „Was ist mit meinen Augen...?“, fragte Sanju plötzlich verwirrt und sah ihn fast schon ängstlich an.

„...Sie sind wundervoll.“, sprach er weiter und begann wieder zu lächeln. „Oh, man mach mir keine Angst. Du Spinner!“, meinte sie dann, schlug ihm etwas beleidigt auf die Schulter. Hatte sie doch gerade fast daran gedacht, dass er etwas gegen ihre Augen hatte. Er machte es ja auch echt spannend. Er war einfach unmöglich. Aber sie glaubt, genau deswegen liebte sie ihn auch so. Er war einfach ehrlich, witzig und verlässlich. Er war einfach perfekt. Fast zu perfekt. Denn Sanju wusste, etwas perfektes gab es in ihrem Leben bis her nicht. Es gab immer einen Punkt der wieder alles zerstörte. Ein Geschehen, ein Vorfall. Immer. Und deswegen hatte sie immer angst, sie konnte manchmal abends nicht schlafen, weil sie sich über alles Sorgen machte und begann zu zweifeln.

Sunny zog sie zu sich, legte ihr einen Arm um die Schultern und lies zu, dass sie wieder ihren Kopf auf seiner Schulter platzierte. „Du weißt gar nicht wie sehr ich dich liebe.“, meinte er leise, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und legte dann seinen Kopf an ihren. „Nein...“, begann Sanju leise, griff mit ihrer Hand zu seiner freien Hand, die nicht über ihrer Schulter lag und umschloss sie sanft. „...Ich will es auch nicht. Es wäre schlimm, wenn das alles nicht klappt.“, beendete sie dann leise und strich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. „Warum sollte es nicht klappen? Ich bin mir sicher, dass alles gut wird!“, versuchte er nun sicher zu erklärend. „Nicht alles ist für ewig, nicht alle Beziehungen sind für immer. Und bei uns...“

Sunny zog schwer Luft ein und schloss die Augen. Versuchte seine Tränen zurück zu halten. Ihre Worte schmerzten, er wusste, dass sie nicht davon sprach, dass die zwei nur in einer einfachen Beziehung steckten, die höchstens 1 Jahr gehen sollte. Er wusste, dass sie von ihren Eltern redete. Ja, es war nicht einfach, wenn Eltern skeptisch waren. Das taten sie sicher nur um ihre Kinder zu schützen. Aber Sunny und Sanju waren keine kleinen Kinder mehr, auch wenn sie die jüngsten in ihrer Familie waren, sie waren erwachsene junge Menschen die wussten, was im Leben auf sie wartete. Die wussten was es in der Welt zu sehen gab, was gut war und was schlecht. Sie, als Inder, müssten es besser wissen als so manch ein anderer.

Vielleicht ging es den Eltern um den Altersunterschied? Klar, das war absurd, aber es wäre eine Überlegung wert. Sunny war jünger als Sanju. Aber war das so schlimm? Er fühlte sich nie als der Jüngere, bei seiner Größe ist das wohl auch kein Wunder. Und dennoch, er glaubte auch nicht daran, dass Sanju sich als die Ältere fühlte. Es war einfach ein Punkt den die beiden übersahen. Es war etwas, was nichts von Bedeutung war. Die zwei liebten, sich und das war wohl das Wichtigste. Etwas das ihre Beziehung stand hielt. Etwas was sie verband. Es war unsichtbar, aber wenn man nah heran kam konnte man es sehen. Man sah es den beiden an, man konnte nicht weg sehen.

„Sunny?“, begann Sanju vorsichtig. „Bist du böse?“, fragte sie leise und sah zu ihm auf. Sunny schreckte aus seinen Gedanken. „Nein, auf dich doch nicht. Ich hab nur nachgedacht.“, erklärte er ehrlich, begann schwach zu lächeln. „Über was?“, wollte sie dann wissen, sah zu ihm auf und erkannte in seinem Blick, dass ihn etwas beschäftigen musste. „An unsere Eltern.“

Überrascht sah Sanjana ihren Freund an, lies ihre Hand aus seiner gleiten und setze sich dann auf. „Über unsere Eltern?“, fragte sie vorsichtig. Hatte sie doch gerade echt das Gefühl sich verhört zu haben. Etwas verwirrt sah Sanjay nun zu ihr, nickte dann und wurde ernster. „Ich weiß auch nicht. Ich mach mir einfach Gedanken, vielleicht sogar zu viele.“, begann er dann wieder und sah dann wieder hinauf in den Himmel. Sanju ergriff sein Gesicht, drehte es zu sich und strich ihm liebevoll über die Wange. „Mach dir keine Sorgen, es wird alles so wie wir es wollen, das verspreche ich dir!“, versicherte sie ihm dann.

„Schön wäre es...“ - „Mach, es doch nicht schwerer als es ist, Sunny!“ - „Schwerer?“ - „Du weißt was ich meine!“ - „Ja, das weiß ich, aber ich will einfach nicht, dass wir das Gefühl haben, dass unserer Eltern uns auseinander bringen wollen!“ - „Das wollen sie sicher nicht.“ - „Warum bist du dir da so sicher? Ich meine, sieh doch deine Eltern scheinen skeptisch zu sein, mein Vater ist es auch und zwar vom aller feinsten!“ - „Warum dein Vater skeptisch ist weißt du ganz genau!“ - „Oh, ja, und es missfällt mir inzwischen.“ - „Ich verstehe dich.“ - „Nein, das tust du nicht. Es ist grauenvoll zu wissen, dass mein Vater nicht damit einverstanden wäre. Ich stehe zwischen zwei Stühlen, Sanju...“ - „Shhh. Hör auf daran zu denken.“

Sunny ergriff ihre Hand und zog sie von ihrer Wange hinunter. Er hatte sich leicht in Rage geredet. Und seine Hand, die über ihrer lag lies er genau aus diesem Grund hinunter gleiten. Er musste sich beruhigen und wie außer, dass er spürte, dass Sanju bei ihm war, sollte er das anders schaffen? Er hielt inne, wie ihre Hand direkt über seiner linken Brust lag. Sanju spürte das Pochen seines Herzens, wie es gegen seine Brust schlug. Sie schaute zu ihm hinauf, ihm direkt in die Augen - soweit das mit den Sonnenbrillen möglich war. „Ich will nicht, dass ich mich meinem Vater fügen soll. Ich liebe ihn, aber ich liebe auch dich!“, meinte er dann leise, zog den rechten Mundwinkel zur Seite, um zu verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen steigen. „Ich liebe dich.“, hauchte er dann leise.

Sanju jedoch konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, sodass sich bereits eine aus ihrem Auge löste und den Weg über ihre Wange suchte. „Warum tust du das?“, fragte sie. „Warum ich dich liebe?“, fragte er verwundert. „Nein, warum bringst du mich zum weinen?“, entgegnete sie und drückte ihre Hand etwas weiter an seine Brust, da er ihre Hand ja immer noch fest hielt. „Ich weiß nicht. Du kannst ja auch lachen. Dich zwingt keine zum Weinen!“, entgegnete er dann etwas ratlos. Sanju sah ihm lange in die Augen, während er total ernst blieb. Dann schüttelte sie mit dem Kopf und begann zu lachen. „Du bist ein Spinner.“, lachte sie dann unter Tränen.

„Ich weiß, ein verdammt gut aussehender Spinner, stimmts?“ - „Nein.“ - „Was? Dann aber ein verliebter Spinner!“ - „Was? Verliebt? Du bist verliebt? In wen? Wer ist sie? Kenne ich sie? Du hast den ganzen Abend versaut, dabei liebe ich dich doch!“ - „Du liebst mich? Oh, da bin ich wohl in ein Fettnäpfchen getreten, was?“ - „Das kannst du laut sagen.“ - „Soll ich?“ - „Spinnst du?“ - „Ja, sagtest du doch gerade!“ - „Ich sagte, dass du ein Spinner bist, nicht dass du spinnst!“ - „Spinnen Spinner etwa nicht?“ - „Was?“ - „Verwirrt hä?“ - „Hey, hey, hey. Lass das Spiel mit den Augenbrauen.“ - „Warum? Gefällt es dir?“ - „Ja, es ist sexy!“

Sunny zog tief Luft ein, öffnete fassungslos die Augen und sah sie an. Seine Sonnenbrille hatte er eben, bei der Geste mit den Augenbraue hinunter gezogen und hätte sie eben fast ganz hinunter gezogen, als sie ihm geantwortet hatte. „Du findest die Geste sexy, oder den Mann der sie gemacht hat?“, fragte er dann. Sanju sah zu ihm, hatte die Arme vor der Brust verschränkt, sich bereits wieder von ihm gelöst und wollte eigentlich verhindern, dass sie zu ihm sah. Und sie wollte auch nicht so ehrlich sein. Aber nun war es zu spät. Gesagt war gesagt. Und zurück nehmen konnte und wollte sie es nun auch nicht mehr. „Na, das sag ich jetzt nicht. Finde es doch heraus! Aber du hast ja schließlich schon eine andere.“

Sunny lachte auf. „Oh ja, die hab ich. Die sieht wundervoll auf, hat wundervolle Augen ist dem zu noch meine Arbeitskollegin, verdammt sexy - so wie ich versteht sich - und sitzt gerade direkt neben mir und ist am Schmollen.“, erklärte er ruhig, ergriff ihren Arm und zog sie zu sich hinunter, mit einer einfachen Geste, die das Ganze beschleunigte.

Sanjana sah Sanjay überrascht an. Zwar war das wirklich nicht einfach. Aber sie konnte seine Augen gerade besser sehen, als er die ihren. „Ich schmolle gar nicht.“, begann sie zu protestieren. Sunny lachte leise. „Doch, meine Schöne, das tust du. Aber es sieht toll aus!“, meinte er dann. „Hör auf immer wieder aus allem ein Kompliment zu machen.“ Sunny sah sie nun leicht empört an. „Wer macht denn hier wem Komplimente?“, entgegnete er dann. Nun begann Sanju breit zu lächeln, sodass er das Gefühl hatte erneut - hinter ihrer Sonnenbrille - das aufblitzen ihrer Agen sehen zu können. Er verstummte - erneut. „Halt mich zurück.“, hauchte er dann, unkontrolliert was er tat.

Sanju beobachte ihn, sah ihn mit einem verwunderten und fragendem Blick an. Was sollte sie? Wovon zurück halten? Oh, nun bemerkte sie es. Er kam gefährlich auf sie zu. Das dumme war nur, dass ihr diese Geste, dieses Handeln und die Art wie er langsam auf sie zu kam und dabei das Gefühl vermittelte, dass er durch ihre Sonnenbrille in ihre Augen sehen konnte, wahnsinnig gefiel. Er schien sie mit einem mal schöner und begehrter zu machen, als sie vielleicht war. Ja, sie wollte ihn zurück halten, wollte verhindern, dass sich seine Lippen von Millimeter zu Millimeter den ihren näherten. Aber sie konnte nicht. Sie spürte wie sie schwächer wurde, wie sie das Gefühl hatte Butter zu werden und vor ihm zu zerfließen - sich ergeben ihrem Schicksal zu fügen.

Es schien allerdings jemand Sunnys inneres Flehen zu erhören. Denn das Klingeln seines Handys und auch das von Sanjus Handy, das aller spätestens 6 Sekunden später ertönte riss sie nun doch aus ihrer Nähe, aus der Zweisamkeit. Ob sie es schade fanden? Ja, schon, aber besser wurden sie gestört, als, dass sie hier noch fotografiert würden und es dann erst recht heraus gekommen wäre. Jedoch war es bei beiden kein Anruf, es war einfach nur die Ankündigung einer SMS. Die zwei holten dennoch ihr Handy heraus und schauten, wer ihnen schrieb. Es war Rohen - kein Wunder, dass sie ungefähr gleichzeitig bei ihnen angekommen war. 'Wichtig: Morgen beginnt der Dreh eine Stunde später, es steht vorher noch ein Termin offen... Danke, Rohan'

Die Nachricht erfreute die zwei schon, aber sie hatte gestört, wenn es auch gut war. „Ach,
Rohan...“, schnaufte Sunny auf und sah dann wieder zu Sanju herüber. „Er stört wohl immer in den schönsten Momenten!“, redete er dann weiter, begann aber zu schmunzeln. „Besser das er es dieses mal getan hat. Ich hätte dich nicht aufgehalten.“, erklärte Sanju dann leise, aber ehrlich. „Ich weiß. Und ich bin ihm auch dankbar.“, erklärte er dann und sah sie ernst an. „Gut.“, meinte sie und lehnte sich etwas weiter zu ihm. Dann hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange und legte ihren Kopf an seine Schulter.

„Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?“ - „Oh ja hast du.“ - „Mist.“ - „Macht nichts,
sag es so oft du willst!“ - „Sunny!“ - „Was denn, ich höre das gerne! Ist echt so!“ - „Ja und?“ - „Was denn? Ich sag doch nur wie es ist. Besser du sagst es mir, als irgendwer anderes!“ - „Jemanden in Sicht?“ - „Ich nicht.“ - „Man. Danke, dass du mich dran erinnerst. Wehe du nennst ihren Namen. Ich beginne wegen dir sie nicht mehr zu mögen!“ - „Macht nichts.“ - „Wenn du mit machst, dann nicht. Sonst schon. Sunny, ich will nicht so denken. Aber du lässt mich dran denken.“ - „Es tut mir leid!“ - „Ja ich weiß...“

Ein erneutes Handy klingeln holte die zwei aus ihrer Unterhalten. Es war Sunnys Handy und es war ein Anruf. Er sah auf dem Display. 'Home'. Er überlegte etwas begann dann aber zu lächeln und drückte auf den grünen Hörer. Sanju beobachtete ihn neugierig. „Sanjay...“, meldete er sich dann und wartete darauf, dass bei ihm zu Hause die Stimme mit ihm sprechen würde, die er erhoffte. „Hey Bruderherz...“ Erleichtert und erfreut zu gleich atmete Sanjay aus. Seine Schwester. Genau auf dessen Anruf er schon fast eine 1 Stunde gewartet hatte. „Und?“, fragte er neugierig. „Es ist alles fertig. Ihr könnt kommen.“, erklärt seine Schwester mit einem Lächeln. „Perfekt, du bist ein Schatz. Aber du hast doch alles so gemacht wie ich es wollte, oder?“, entgegnete Sunny. „Ja, doch… Was denkst du von mir?“, entgegnete Alisha. „Nur das beste. Danke. Wirklich!“

Sanju versuchte heraus zu finden um was es sich in dem Gespräch handelte. Doch es war unmöglich, wenn sie nur Sunny hörte und seinen Gesprächspartner nicht. Sie konnte sich aber nicht groß darauf konzentrieren, denn plötzlich klingelte auch ihr Handy. Sie sah ebenfalls auf den Display und las, dass von zu Hause angerufen wurde. Schit...

Sanjay sah überrascht zu Sanjana herüber, wegen ihrem Handy. Er verabschiedete sich
schließlich auch von seiner Schwester und versprach mit Sanju schnellstmöglich zu kommen. Das war aber schwierig, dachte er jedenfalls wie er zu Sanju herüber sah und diese verzweifelt auf ihr Handy-Display blickte. Er klappte sein Handy zu, um das Gespräch mit seiner Schwester schneller zu beenden, als auf einen Knopf zu drücken. „Was ist? Wer ist es?“, wollte er dann wissen, womit er Sanjus gedankenverloren Starre löste und sie dann zu ihm sah. „Meine Familie...“, erklärte sie dann vorsichtig, etwas bedrückt. „Oh... Nun geh doch ran!“ Sanju schüttelte den Kopf.

„Wenn du nicht dran gehst, dann geh ich dran.“ Sanju sah ihn mit großen Augen an, nickte dann schwach mit dem Kopf und nahm dann das Telefonat an. „Sanjana.“, meldete sie sich vorsichtig und begann bereits zu überlegen was sie sagen sollte. „Oh, Gott sei dank, ich sitze hier und mache mir Sorgen. Wo steckst du nur? Mama und Papa sind ebenfalls in Sorge um dich!“ Sanju atmete erleichtert auf, sie war froh, dass es Aditya war und nicht einer ihrer Eltern. „Gut das du es bist. Wo bist du?“, fragte sie weiter. „In meinem Zimmer. Mama und Papa sind unten.“, begann Aditya zu antworten, fragte sich aber warum sie das wissen wollte.

Sanju drehte sich unterdessen zu Sunny und begann zu lächeln. Das beruhigte ihn, obwohl er nicht wusste wer am anderem Ende des Handys war. Aber bei ihrer beruhigten Art, wie sie ihn anlächelte, konnte es eigentlich nur ihr Bruder sein. „Ich bin mit Sunny im Park. Wir nun ja, wir wollten Mal allein sein, für uns sein. Den Abend verbringen. Nicht, das was du jetzt denkst...“ Sunny begann verschmitzt zu lächeln, während Sanju ihm gegen den Oberkörper schlug und ihr Bruder bereits zu lachen begann, als sie nur dagegen sprach. „Ich hab auch nicht so weit gedacht. Ich kenne dich. Rede weiter!“, bat ihr Bruder nachdem er ihr versicherte, dass er ihr vertraute.

„Und nun ja, ich denke nicht, dass ich vor...“, sie stoppte kurz, wandte das Handy von ihrem Mund und sah zu Sunny. „Wie lange denkst du wollen wir noch hier bleiben?“, fragte sie ihn dann. „Im Park wollen wir gar nicht mehr bleiben, aber...“, wollte er gerade beginnen. „...Ich denke vor 2 Stunden wird das nichts. Aber du? Würdest du Mama und Papa nicht sagen, dass ich mit ihm zusammen unterwegs bin? Du weißt warum. Sag ihnen ich bin noch am Set. Es hat sich was verzögert, oder sonst irgendwas. Dir fällt doch sicher etwas ein!“, meinte sie dann. „Klar, irgendwas. Euch noch viel Spaß, wenigstens weiß ich, dass du in guten Händen bist!“ Sanju begann zu lächeln und sah verliebt zu Sunny. „Ja, das bin ich!“, versicherte sie dann, eh ihr Bruder sich verabschiedete und sie auflegte.

„Was bist du?“ - „Nichts...“ - „Dann nicht!“ - „Du musst nicht alles wissen. Adi wird Mama und Papa irgendeine Ausrede auftischen.“ - „Er ist ein netter Bruder!“ - „Er ist der beste Bruder!“ - „Boah. Dann streite dich mit meiner Schwester!“ - „Das tue ich nicht!“ - „Warum?“ - „Ich mag deine Schwester!“ - „Oh, wie süß. Wir werden nun auch zu ihr gehen!“ - „Was, warum?“ - „Ich hab mit ihr telefoniert, eben gerade. Und nun ja, ich hab da etwas für dich.“ - „Oh? Und was?“ - „Nichts besonderes. Aber Alisha hat mir etwas geholfen...“ - „Oh, siehst du. Es gibt kein Grund sie nicht zu mögen!“ - „Ich weiß, sie ist ja auch meine Schwester.“ - „Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.“ - „Ganz recht!“ - „Was ist mit...“ - „Mit?...“ - „Mit deinen Eltern?“ - „Das muss dich nicht stören. Aber die sind vor Morgen Abend nicht wieder da!“

Nach einer halben Stunde Fußweg waren die beiden bei Sunny zu Hause, Alisha sah die zwei schon aus der Küche - wie immer - kommen. Mit einem Lächeln öffnete sie ihnen dann die Tür und lies sie eintreten. Sunny und Sanju zogen erstmal ihre Sonnenbrillen ab und nachdem sich Sunny sein Jackett ausgezogen hatte half er Sanju aus ihrer Übergangsjacke. Alisha und Sanju begrüßten sich mit einer herzlichen Umarmung und Alisha sah sie dann mit einem erfreuten Lächeln an. „Ihr seit perfekt, echt. Ihr seht toll zusammen aus, nur schon wie ihr hier her gekommen seit. Das perfekte Paar!“ Sanju wurde leicht verlegen, dankte ihr aber. „So. Und nun, darf ich den Herr und die
Dame zu ihrem Tisch führen?“, spielte Alisha nun die Kellnerin. „Alisha, Sei nicht so albern!“, meinte Sunny nun.

„Sagt gerade der Richtige.“, entgegnete sie und ging dann in die Küche vor. Sunny und Sanju folgten ihr und Sanju erblickte ein wundervoll gedeckten Tisch, roch indisches Essen und nahm erst dann die Musik im Hintergrund wahr. „Danke Alisha. Es ist besser geworden, als ich dachte.“, lobte Sunny seine Schwester. „Bitte. Ich lass euch allein und keine Sorge, Sanju... Sunny hat nicht gekocht.“