Drei Monate sind seit dem Gesprächen der zwei Frauen und zwei Männer vergangen. Weder haben sich Aryan und Suhana ein weiteres Mal gesehen, noch sind sie sich irgendwo zufällig begegnet. Aber
wenn es das Schicksal so will, dann wird es auch möglich sein, dass die beiden sich wieder sehen. Ob sie es wollen oder nicht. Während Aryans Alltag wie normal weiter geht, Rajs Alltag ebenfalls,
mit Anju zusammen, da er immer noch mit den Computern beschäftigt ist - was auch noch über weitere Monate dauern kann - versucht auch Suhana ihren Alltag nicht an sich vorbei rauschen zu sehen.
Sie geht wieder arbeiten, was ihr richtig gut tut. Aber das tut sie, wie sie es ihrem Chef schon gesagt hat, bereits seit dem folgendem Montag des 'Gesprächs'-Tages. Während Anju und Raj fleißig
am Flirten sind, das Arbeiten natürlich nicht vergessen, vertiefen sich Aryan und Suhana krampfhaft in ihren Arbeiten um solch komischen Flirt Attacken ihrer Kollegen zu entkommen.
„Hey, Suhana kann ich gerade mit dir reden?“
Suhana schreckt auf, sieht zu ihrer Freundin auf, da sie Anju bereits an ihrer Stimme erkannt hat. Nickt dann und erhebt sich, mit den Händen an der Tischlehne abstützend, von ihrem Platz und
folgt ihr. Die zwei verschwinden in der Damentoilette. Anju geht voraus und dreht sich aus diesem Grund nun zu Suhana um. Dann geht ihr Blick hinunter zu dem Bauch ihrer Freundin. „Ähm,
Suhana...“, beginnt sie dann stockend. Da Suhana nichts sagt, ihre Freundin weiterhin neugierig betrachtet fährt diese fort. „Zuerst wollte ich dich ja fragen, warum du so viel isst, ob du
vielleicht Frust Essen machst, weil irgendetwas schreckliches passiert ist. Aber da ich mir sicher bin, dass du es mir erzählst, wenn was ist hab ich nichts gesagt. Aber nun ist es mir echt zu
viel. Dein Bauch sieht kein bisschen aus, als seist du in letzter Zeit verfressen. Im Gegenteil...“ Suhana sieht hinunter.
„Du hast Recht. Ich hätte es dir viel früher sagen sollen. Anju es tut mir leid, ich wusste einfach nur nicht wie du reagieren würdest.“ Sie atmet noch einmal tief ein. „Anu, ich bin
schwanger!“
„Wohw. Ich hab es mir zwar fast denken können, aber das nun aus deinem Mund zu hören ist dann doch ein Schlag mitten in die Magengrube.“
„Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich wollte es dir ja sagen, aber du hast dich darüber lustig gemacht. Dinge gesagt, wo ich mir dachte, dass du mich hassen wirst!“
„Dich hassen?“ Anju sieht Suhana entsetzt an. „Aber du hast recht. Ich hasse dich. Ich hasse dich, weil du mir nicht eher was gesagt hast. Ich finde es erschütternd, dass ich selber drauf kommen
musste.“
„Bist du mir jetzt echt böse? Wenn ja, dann verstehe ich dich nicht, weil ich mehr Grund hätte sauer auf dich zu sein.“
„Ach, ja? Warum denn? Wer hat denn geschwiegen? Wer hat denn eines der wichtigsten Sachen seiner besten Freundin verschwiegen?“
„Ich! Und worauf willst du hinaus? Darauf, dass du nun sauer bist, weil ich dir nichts gesagt habe? Nur weil du mich nie verstanden hättest!?“
„Ich verstehe dich immer noch nicht. Und ich will es auch gar nicht!“
„Was soll das heißen? Was drehst du mir den Rücken zu? Willst du etwa gehen?“
„Ja, das will ich Suhana, über leg mal was du mir damit angetan hast, was du deiner besten
Freundin angetan hast.“
„Du hast das Gespräch angefangen und willst es schon wieder beenden? In den letzten drei
Monaten bist du nicht einmal bei mir gewesen. Dein Raj ist dir viel wichtiger gewesen. Wie soll ich da etwas erklären? Du redest von verletzen und enttäuschen. Welche beste Freundin hat denn hier
wen verletzt?“
„Ach, ich sehe keinen Sinn, in deiner Situation und mit deiner Naivität nun ein Gespräch zu führen. Ich gehe zurück zur Arbeit!“
„Ja, tue das, aber überdenke mal deine Worte. Kein Wunder das man sich da nicht traut dir etwas zu sagen.“
***
Während dessen ist Aryan wie immer in seinem Büro, lässt sich so gut es geht nicht stören und geht seine Rede durch. Die Rede die er halten muss, wenn die Computer in der Firma von Herr Singh
endlich fertig sind. Raj lässt sich ab und zu schon etwas Zeit, er trödelt gerne. Er hat zwar noch ganze drei Monate, aber dennoch. An manchen Tagen macht er weniger als er soll, zum Glück ist er
einer der es schafft das ganze versäumte dafür am folgendem Tag wieder aufzuarbeiten. Zwar hat er noch zwei weitere Personen an seiner Seite, aber nun gut, die können ja auch nicht immer sofort
laufen. Aryans Gedanken streifen ab und zu anders wo hin, aber dafür kann er nichts. Er weiß nicht wohin, aber jedenfalls sind sie dann nicht mehr bei der Rede. Er schaltet dann vollkommen ab,
lässt
nichts an sich heran und versucht einfach nur zu verstehen, was seine komischen Gefühle im Magen zu bedeuten haben.
Er wird aus seinen Gedanken gerissen und das durch das Klopfen an der Bürotür.
„Herein!“
„Ich bin es, Chef.“
„Komm rein, Raj. Warum bist du hier und nicht in der Firma von Herr Singh? Gibt es ein
Problem? Stimmt was mit dem Programmen, oder mit den Computern nicht?“
„Nein, nein, mit den ist alles in Ordnung. Wir brauchen nur noch ein paar Männer die uns helfen. Und da wollte ich fragen ob ich von hier ein paar fragen soll, oder in der Firma von Herr Singh
anfangen soll?“
„Ich denke von hier ist besser. Die kennen die Programme besser, wir wollen ja nicht, dass etwas schief geht. Aber lass noch genug hier, sonst sind alle bei Herr Singh und keiner der Elektroniker
hier bei uns!“
„Keine Sorge, das bekomme ich schon hin. Nehme mir so zwei, drei nochmal mit, damit es etwas schneller ergeht! Außerdem haben sich bei Herr Singh schon einiger der Frauen als sehr begabt heraus
gestellt, die uns nun netter Weise unter die Arme greifen!“
„Oho, darunter zählt nicht zufälliger Weise Anju?“
Raj beginnt unschuldig zu lächeln. „Wie kommst du denn darauf?“ Aryan zuckt nur mit den Schultern. „Ach ich weiß auch nicht, vielleicht weil du gerade wie ein Honigkuchenpferd grinst?“ Nun sieht
Raj hinunter auf den Boden. „Das stimmt doch gar nicht.“, meint er dann. „Wenn du das sagst. Willst du nicht langsam wieder an die Arbeit?“, fragt Aryan nun. „Nein, warum? Es redet sich gerade so
gut mit dir.“, meint Raj nun. „Ach, ich dachte du willst über so was nicht reden?“, entgegnet sein Freund dann. „Das hab ich nie gesagt. Anju und ich haben vor am Wochenende aus zu gehen!“, meint
Raj dann und beginnt wieder zu grinsen. „Oho! Und ich dachte schon, das wird nie was.“, lacht Aryan nun vergnügt auf. „Ach, was! Wir lassen uns eben Zeit. Du redest ja gar nicht mehr mit Suhana!“
Nun verstummt Aryan, hat er doch tatsächlich Suhana verdrängen wollen. War ja klar, dass ihm das dank seinem Freund nicht gelingt.
„Sollte ich mit ihr reden?“
„Ich weiß nicht. Ich würde sagen: JA!“
„Und warum?“
„Weil ihr zwei füreinander bestimmt seit, schon mal daran gedacht!?“
„Warum? Weil sie mir netter Weise meinen Terminkalender gebracht hat?“
„Auch. Eure Begegnung ist nicht Grundlos. Ihr habt euch im College nie gesehen und nun trefft ihr euch plötzlich? Daran muss doch etwas sein.“
„Ach, ich wüsste echt nicht was!“
„Ich hab das Gefühl euch verbindet etwas.“
„Ach, ja? Und bitte was?“
„Vielleicht hat es ja etwas mit dem College zu tun...“
„Ähm, mit dem College? Raj ich bin verwirrt.“
„Brauchst du nicht, ich bin es ja auch nicht.“
„Und deswegen muss ich es auch nicht sein? Das verstehe ich nicht. Ist das nicht egal, ob ich sie im College nicht getroffen hab?“
„Nein, natürlich nicht. Aber warum solltest du ihr dann gerade jetzt begegnen? Vielleicht war da ja auf dem College etwas. Bist du dir sicher, das du sie nie gesehen hast?“
„Natürlich nicht! Ich hab sie nie wahr genommen, klar kann es sein, dass sie mir auf dem Gang entgegen gekommen ist, aber ich glaub dann hätte ich sie schon bemerkt.“
„Schon klar. Sie war ja auch eine Granate. Wird es jetzt auch noch sein.“
„Wohw. Also wirklich, das aus deinem Mund, ich dachte du liebst Anju!?“
„Hey? Ich hab nicht gesagt, dass ich Anju liebe. Außerdem war ich nicht der einzige der auf
Suhana stand, ja?!“
Raj sieht seinen Freund aufklärend und etwas beleidigt an. Aryan hebt nur, etwas entschuldigend, beide Hände in die Höhe. „Ist ja gut, ich hab ja nichts gesagt. Mach du nur mal.“, entgegnet er
dann. „Was soll das nun wieder heißen?“, meint Raj nun, sieht Aryan vorwurfsvoll an. „Ach, du verstehst mich heute echt nur falsch. Ich wette du hast Stress mit Anju.“, meint Aryan, nimmt endlich
wieder seinen Stift zur Hand und sieht auf seinen Zettel, den er eigentlich voll schreiben wollte, für die Rede. Der enthält aller höchstens gerade mal zwei Sätze. „Woher weißt du das schon
wieder?“, blickt Raj ihn entgeistert an. Entweder kennt sich Aryan mit so etwas aus, oder aber er hat einfach nur spitze geraten. Aryan zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht, dein Blick hat
einiges verraten. Das macht dir wohl zu schaffen.“, meint er nur, sieht aber immer noch nicht nach oben. Sein Blick ist weiterhin auf dem Zettel, den Stift haut er sich leicht, nachdenklich, an
die Lippen. Ihm will einfach nichts einfallen. Es ist zum Verrückt werden. „Ja, du hast recht, aber ich will dich damit nicht stören...“ Nun sieht Aryan wieder zu seinem Freund, den Stift weg
legend.
„Du störst mich nicht. Ich komme eh nicht von der Stelle.“
„Was machst du denn da?“
„Ich versuche mich gerade an der Rede für die Firma von Herrn Singh.“
„Oh, ich würde dir ja gerne helfen, aber in so was bin ich echt nicht gut, tut mir leid.“
„Erzähl schon, was ist denn los bei dir und Anju!?“
„Eigentlich nichts. Sie hat sich mit ihrer besten Freundin gestritten und nun lässt sie Dampf bei mir ab. Ich würde sie nicht verstehen, das übliche halt...“
„Du bist also nicht nur wegen den Gehilfen hier?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Du redest von Anju und ihrer Freundin? Von Suhana?“
„Ja, genau von der. War ja wieder klar, dass du nach ihr fragst!“
Aryan sieht seinen Freund entgeistert an, was fällt ihm ein? „Das stimmt doch gar nicht, ich frage nur um das Ganze besser zu verstehen. Schließlich ist Suhana schwanger.“ Raj sieht seinen Freund
mit großen Augen an. „Woher weißt du das? Suhana hat das heute erst Anju gesagt!“, entgegnet Raj fassungslos. Das hat ihn nun vollkommen aus den Wolken geholt. Warum weiß denn sein Freund eher
davon Bescheid, als Suhanas beste Freundin? Das will ihm einfach nicht in den Kopf. „Ich glaub ich war die erste Person der sie es gesagt hat. Ich hab es am nächsten Tag schon erfahren.“, meint
Aryan nun, sieht Gedankenverloren an seinem Freund vorbei. „Sie ist im 5 Monat jetzt. Dann weißt du es ja seit fast drei Monaten. Und nicht mal mir hast du es gesagt!“, schmollt nun Raj. „Warum
denn auch? Du kennst doch Suhana kaum. Ich zwar auch nicht, aber genau deswegen hat sie es mir ja gesagt. Und wenn man rechnen kann, dann ist es ja wohl klar, in welchem Monat sie ist.“ Raj sieht
seinen Freund einfach an, irgendwas gefällt ihm an der ganzen
Sache einfach nicht.
***
In der Firma von Herrn Singh, die bekannt ist unter dem Namen 'Singh Production', ist allerdings die Hölle los. Immer zu gehen die Telefone, nur an einem Schreibtisch nimmt niemand ab. Dieser
gehört Suhana. Diese befindet sich immer noch in der Damentoilette. Dort hält sie sich bereits seit einer halben Stunde auf. Wenn nicht länger. Ihr geht es miserabel. Der Streit mit ihrer
Freundin ist alles andere als genau zum richtigen Zeitpunkt passiert. Überhaupt, dass sie sich so aufgeregt hat war nicht gut. Damit hat sie ihre Schmerzen nur erhöht. Und nicht nur die, sogar
auch ihre schwache Seite, die die gerade eh überhand gewinnt. Tränen rinnen ihren Wangen hinunter. Sie sitzt auf einer der Toilettendeckel in einer der Kabinen. Ihre Umwelt kann sie Moment, immer
wenn einer ihrer Kolleginnen herein kommt verstummt sie, atmet schwer, schluchzt viel mehr und wartet bis sie draußen sind. Auch wenn sie nach ihr rufen sollten, dann winkelt sie die Beine in der
Höhe an, egal ob es schmerzen könnte. Sie weiß einfach nicht mehr weiter.
„Ich bin so dumm...“
Sie flüstert, redet mit sich selber, aber dafür kann sie nichts.
„Und du machst es echt nicht besser...“
Wie man außerdem bemerkt hat, hat sie sich für das Kind entschieden, was man sich fast hätte denken können. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Abtreiben hätte sie es nicht können, dazu wäre sie
nicht in der Lage.
„Immer komm ich in unangenehme Situationen dank dir.“
Sie redet mir dem kleinem Etwas in ihr. Sie war bis her schon monatlich im Krankenhaus und hat sich wegen dem kleinem Wesen untersuchen lassen. Bis her geht es ihr und auch dem kleinem Wesen sehr
gut.
„Ich bin wirklich dumm...“
Suhana tritt nach kurzen Zögern endlich wieder aus der Kabine, tritt auf die Spiegel zu und
betrachtet sich. Kurz darauf wäscht sie sich ihr Gesicht, sie muss die roten Augen los werden, zumindest soll niemand erkennen, dass sie geweint hat. Sie kann dieses Mitleid nun echt nicht
gebrauchen. Lieber wäre ihr, dass sie entweder ganz allein hier ist oder aber eben zu Hause - wo sie dann auch allein wäre. Meist reichen nur schon die Blicke der anderen, die sie mitleidend
ansehen, warum wissen sie sicher selber nicht, um sie auf die Palme zu bringen. Sie hält sich am Waschbecken fest und sieht sich dann noch einmal im Spiegel an. Anschließend verlässt sie die
Damentoilette und geht auf ihren Platz zu. Dort lässt sie sich nieder, ohne die Blicke der anderen auf sich wirken zu lassen, die nun wieder von ihr lasen wie sie sich setzt und ihrer Arbeit
widmet.
Eh sie sich Gedanken über die Papiere vor ihr machen kann geht das Telefon.
„Singh Production, Sie sprechen mit Suhana Kapoor, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ähm, entschuldigen Sie... Ich möchte mit Herrn Singh sprechen...“
„Aryan? Aryan Malhotra?“
„Ja, genau. Woher…?“
„Ich bin es Suhana. Hab ich auch gesagt, danke fürs zuhören.“
„Oh, verzeihen Sie. Ich bin etwas durch den Wind. Ich müsste wirklich dringend mit Herrn Singh sprechen.“
„Kein Problem. Ich lasse Sie weiterleiten.“
„Oh, vielen, vielen Dank. Und entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht sofort erkannt hab.“
„Ist doch kein Problem, wenigstens kann es einer von uns! Ich wünsche Ihnen noch einen
schönen Tag.“
„Ihnen auch. Und Danke nochmal.“
Während Aryan dann mit Herrn Singh über geschäftliches redet, lässt sich Suhana in ihrem Stuhl zurück sinken. Wie gut ihr jetzt der Feierabend tun würde. Sie streicht sich leicht über den Bauch.
Wohl nicht nur ihr. Sie verspürt Hunger, aber den kann sie leider noch nicht stillen. Sie hatte bereits ihre Pause, die ist nun vorbei und deswegen kann sie nicht einfach, wegen Hunger, aufstehen
und sich was zu Essen holen. Sie könnte schon, aber das würde ihr Chef nicht dulden. Egal wie gern er sie hat oder wie sehr er gerade in seinem Gespräch mit Aryan Malhotra vertieft ist. Ja, Aryan
Malhotra. An den hat sie schon seit Monaten nicht mehr gedacht und nun wirft er sie vollendend aus der Bahn, mit einem einfachen Anruf. Suhana kann gar nicht viel darüber nachdenken, oder eher
lange darüber nachdenken, denn schon ertönt das Klingeln des Telefons und sie merkt, dass sie sich
besser bis zum Abend auf ihre Arbeit konzentrieren sollte.
***
Aryan spricht nun seit einigen Minuten mit Herrn Singh. Nun gut, Herr Singh ist derjenige der am meisten redet. Dies kommt Aryan aber nur gelegen. Schon wieder sind seine Gedanken etwas
abgeschweift. Aber dieses Mal kennt er den Grund! Es ist Suhana Kapoor. Die, mit der er eben noch geredet hat. Woran hat sie ihn erkannt? Er hat seinen Namen doch noch gar nicht genannt, oder?
Und warum ist er nicht sofort drauf angesprungen, als sie sich mit Namen gemeldet hat? Das irritiert ihn leicht. Hat sie ihn etwa an der Stimme erkannt? Aber warum? Das ist etwas an das sich kaum
jemand erinnert, oder? Die zwei haben sich zweimal getroffen, irgendwas muss doch geschehen sein, dass sie sich an seine Stimme erinnert, ihn daran erkennen kann. Dies macht ihn gerade echt
etwas, wie kann man das am Besten sagen, etwas durcheinander. Ja, genau das trifft es. Er ist durcheinander, sehr durcheinander.
***
Endlich! Feierabend. Erleichtert macht sich Suhana auf den Weg nach Hause, in ihre Wohnung, ohne am Tag nochmal mit ihrer Freundin geredet zu haben. Wenn sie denn noch ihre Freundin ist. Das
liegt nun ganz bei Anju, nicht bei ihr. Sie wollte ja reden, aber sicher nicht, wenn sie von der Seite angepflaumt wird. Darauf kann sie echt gerne verzichten. In ihrer Wohnung angekommen legt
sie den Schlüssel auf die Anrichte und macht sich in die Küche. Dort holt sie sich aus dem Kühlschrank alles mögliche essbare heraus und nimmt es mit in das Wohnzimmer, dort lässt sie sich samt
Essenswerk auf das große Sofa plumpsen und schalten den Fernseher ein, während sie bereits mit einer Sauergurke in ihre Nutella dippt. Genüsslich isst sie sie, während sie dann im Fernseher
herumzappt. Nichts gescheites will gerade laufen und so lässt sie ihren Blick, immer noch
auf der Gurke herum kauend - nachdem sie sie immer wieder in die Nutella tunkt, über ihren Wohnzimmertisch gleiten. Sie stockt! Ein Zettel sticht ihr sofort ins Auge. Kurzerhand macht sie den
Fernseher wieder aus und greift zum Zettel, anschließend zum Telefon und gibt dann die Nummer ein - die ihr auf dem Zettel entgegen kommt.
***
Auch Aryan kann sich endlich auf den Weg nach Hause machen. Was er mit einen
gedankenverlorenem Lächeln auch tut. Nichts ist mehr los in der Firma, er ist fast immer der Letzte der das Gebäude verlässt. Er steigt sofort in den Wagen und macht sich auf den Weg zu dem
großen Gebäude, das er sein Haus nennt. Dort wartet bereits seine Mutter auf ihn, die Hunger hat. Zum Glück hat sie nicht wieder das Essen versucht allein zu kochen und auch ist sie nicht mit der
Absicht in den Flur gekommen ihren Mann die Tür herein kommen zu sehen. Nein, sie nimmt ihren Sohn freudig in die Arme und zieht ihn dann in die Küche. „Wie war dein Tag, mein Sohn?“, fragt sie
mit einem Lächeln, während sie seine Hand los lässt, ihn zur Küchennische gehen lässt und sich selber an den Küchentisch setzt. Aryan berichtet ihr in kurzen Worten den Ablauf seines Tages, er
kann es nicht ausweiten, denn sie würde ihm nach einer Zeit eh nicht mehr folgen können. Er stellt ihr dann das fertige Essen vor die Nase und entschuldigt sich, um in sein Büro zu gehen. Gerade
rechtzeitig, denn gerade beginnt das Telefon zu klingen und er kann auch schon ab nehmen. „Aryan Malhotra, mit wem spreche ich?“
„Ich bin es... Suhana!“
„Oh, Suhana. Wie es mich freut Sie heute wieder zu hören.“
„Echt? Soll ich mich mich jetzt geschmeichelt fühlen?“
„Ich weiß nicht. Jedenfalls war dies nicht negativ gemeint. Ich freue mich wirklich, mit Ihnen zu reden.“
„Ach, nun ist aber gut, ich will hier gar nicht so viel Komplimente hören!“
„Das sind doch keine Komplimente!“
„Na, wenn Sie das sagen...“
„Jap. Was ist Ihr Grund für Ihren Anruf?“
„Ach, ich weiß auch nicht...“
„Sie wissen es nicht? Das klingt nicht gut!“
„Finden Sie? Machen Sie sich gerade Sorgen um mich?“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich höre es an Ihrer Stimme.“
„Sie haben mich auch schon vorhin an meiner Stimme erkannt, ohne das ich mich vorgestellt hab. Wie machen Sie das?“
„Wie ich das mache? Keine Ahnung, ihre Stimme kommt mir so vertraut vor, als ob ich sie
kenne. Oder als ob ich Ihnen schon mal begegnet bin!“
„Wir sind uns auch schon begegnet.“
„Aryan, das finden Sie doch nicht jetzt tatsächlich witzig, oder?“
„Nein, nein. Keines Wegs. Tut mir leid!“
„Na, dann will ich mal nicht so sein. Ich akzeptiere, dass es Ihnen leid tut!“
„Sehr gnädig von Ihnen, vielen Dank! Also gut, sagen Sie doch einfach, was Ihnen auf der Seele liegt, ich höre Ihnen zu und versuche zu helfen. Versprochen!“
„Also gut. Ich hab mich heute mit meiner Freundin auseinander gesetzt. Ich hab ihr gesagt, dass ich schwanger bin, darauf hin ist sie völlig ausgerastet.“
„Oh, mein Freund, Raj, hat mir davon erzählt. Das hört sich echt nicht gut an. Und wie geht es Ihnen jetzt, es tut Ihrem Kind sicher auch nicht gut, wenn Sie so viele Gefühle auf einmal
aufbringen.“
„Das stimmt. Ich weiß nicht, es hat ganz schön geschmerzt. Aber das tut es häufig, daran müsste ich mich gewöhnen, hat der Arzt gesagt! Ich glaub, wenn ich nicht vorher zusammen klappe eh das
Kind da ist, dann weiß ich auch nicht weiter!“
„So schlimm? Was ist eigentlich jetzt mit dem Vater? Weiß er schon Bescheid, weiß er auch, dass Sie das Kind behalten wollen?“
„Ich hab ihn noch nicht ausfindig machen können. Ich denke, dass muss an einem Test gemacht werden. Irgendwas muss da ja gemacht werden können, ohne das man was vom Vater braucht, oder?“
„Entschuldigen Sie, aber da fragen Sie echt den Falschen. Ich hab bis her noch kein Kind
bekommen!“
„Das Sie das Kind noch nicht bekommen haben, ist mir fast schon klar. Aber hätte ja sein können, dass Sie Ahnung davon haben.“
„Nein, tut mir echt leid, da kann ich Ihnen leider nicht weiter helfen.“
„Wissen Sie was? Können wir das Thema wechseln, irgendwie ist es mir voll unangenehm. Was Sie wohl von mir denken werden oder gerade tun.“
„Was soll ich denn von Ihnen denken?“
„Na, wie hört sich das denn an, wenn ich sage, dass ich schwanger bin, nicht weiß von wem das Kind ist. Sie denken sicher auch, ich springe mit jedem in die Kiste!“
„Also wirklich, wenn dann würde ich heute das erste Mal wirklich SO darüber denken. Wissen Sie? Ich kann niemanden beurteilen, von dem ich nicht mal wirklich weiß, ob ich ihn richtig kenne oder
nicht!“
„Sie sind wirklich süß...“