Kapitel 9

Dinge die schwerer sind als man glaubt

„Ich bin was?“
„Ach, vergessen Sie es!“
„Nein, das tue ich nicht. Sie sagten gerade ich sei süß!“
„Ja, und? Muss ich jetzt hinter Gitter oder was?“
„Ja. Auf der Stelle. Ich werde jetzt die Polizei anrufen und die wird Sie in wenigen Minuten abholen. Also wirklich, unerhört. So was sagt man doch nicht!“
„So was sagt man nicht? Echt nicht? Das wusste ich gar nicht. Es gleitet einem aber echt einfach über die Lippen und ein schlechtes Gewissen hab ich auch nicht!“
„Das ist mir egal. Das sagen Sie sicher zu jedem. Ich kaufe Ihnen Ihre Masche nicht ab.“
„Oh, bitte, glauben Sie mir doch, ich hab damit keine schlimmen Absichten gewollten. Bitte, Sie können alles von mir verlangen, aber bitte, ich flehe Sie an, bitte schicken sie mich nicht ins Gefängnis!“
„Mhhhh. Naaa schön.“
„Ich danke Ihnen. Wirklich. Vielen, vielen Dank!“

Aryan muss sich sein Lachen verkneifen, diese Suhana ist wirklich durchgedreht. Genau wie er! Er findet es total angenehm mit ihr zu reden, wie vieles er um sich herum immer vergisst sobald sie mit ihm redet. Sobald sie auch nur zu reden beginnt fesselt sie ihn. Er weiß selber nicht warum, oder wie sie das anstellt. Aber diese Frau hat eine Anziehungskraft die er immer wieder atemberaubend findet. Auch wenn ihm das jetzt nicht so wirklich bewusst ist, tief im Inneren weiß er es. Da wusste er es bei ihrer ersten Begegnung. Irgendetwas zieht ihn zu dieser Frau und egal was er dagegen machen würde, er wäre machtlos gegen jede Art von Währung. Da ist er sich sicher. Er beginnt zu schmunzeln, nur schon diese unsinnigen, total unnormalen Gespräche die die zwei immer führen, haben etwas total eigensinniges. Etwas unbeschreibliches. Wenn er dies erklären würde, er wüsste gar nicht wo er anfangen sollte, wo aufhören oder was er überhaupt sagen solle.

Suhana hingegen legt sich die Hand vor den Bauch. Sie zeigt Erleichterung. Sie weiß, dass Aryan nur Spaß gemacht hat und genau aus diesem Grund hat sie Kontra gegeben. Etwas, was sie schon immer gut konnte. Sie könnte sich nun auf die Schulter klopfen so gut fand sie sich gerade. Aryan ist schon ein eigensinniger Kerl. Total verrückt. Aber auf eine total süße Weise. Sie mag ihn jetzt schon. Und dieser Anruf tut ihr gerade sehr gut. Vor allem nach dem was da am Nachmittag mit ihrer Freundin war. Schon komisch das sie nicht gezögert hat, als sie einfach seine Nummer gewählt hat. Sie dachte zuerst sie würde vorher auflegen, einfach weil sie sich etwas dumm vor kam. Aber dann nahm er auch schon ab. Und nun, ja nun ist sie froh mit ihm zu reden. Sie spürt, dass Aryan etwas besonderes ist. Irgendwas in ihrem Bauch rumort die ganze Zeit schon, das gesamte Gespräch schon über. Nicht das es unangenehm ist oder weh tut, im Gegenteil. Es ist nur eigenartig, eigenartig auf einer positiven Weise. Und das macht sie so stutzig.

„Wie kann ich Ihnen einen Gefallen tun, nein eher... Wie kann ich das wieder gut machen? Was wollen Sie dafür, dass ich nicht ins Gefängnis komme!?“
„Mhh... Lassen Sie mich mal überlegen!“
„Dann tun Sie das, aber machen Sie schnell, ich hatte nicht vor mit dem Hörer am Ohr einzuschlafen!“
„Keine Sorge, ich werde mir Mühe geben und schnell antworten! Versprochen!“
„Sehr schön. Dann lassen Sie mal hören!“
„Gut, ich hab auch schon etwas! Wir haben das Thema vorhin noch nicht ganz abgeschlossen.“
„Welches Thema denn?“
„Sie waren gerade dabei mir zu erklären woher wir uns kennen. Ich wüsste nicht, dass wir uns vorher schon mal gesehen haben!?“
„Ach so, das meinen Sie...“

Aryan schmunzelt immer noch. „Ja, ganz recht, genau das meine ich!“ Er wartet auf Antwort. Oder eher erhofft Antwort. Aber die bekommt er auch schon. „Ich sagte glaub ich irgendetwas davon, dass ich glaube, dass wir uns schon vorher Mal getroffen haben, oder?“, entgegnet nun Suhana. Sie kann sich nicht mehr wirklich daran erinnern. Weiß aber, dass sie wirklich über so was geredet haben. Schon bemerkenswert, dass er sich daran erinnert. Wer weiß, vielleicht schreibt er nebenbei ja auch mit. Dieser Gedanke bringt sie zum Lachen und so muss sie sich die Hand vor den Mund halten, sodass es Aryan nicht hört - doch zu spät. „Ganz genau. So etwas in der Art sagten Sie. Zwar nicht genau diese Worte, aber es kommt hin... Was lachen Sie denn da so?“, erwidert Aryan nun etwas fragend und kräuselt die Stirn, was Suhana natürlich nicht sehen kann. Was allerdings echt süß aus sieht. Das hätte sie sicher auch gesagt, nur zu gut, dass sie ihn nicht
sieht. Wer weiß ob er sich das mit dem Gefängnis nicht dann nochmal überlegt hätte.

„Was ich so lache? Es tut mir echt leid, das war nicht meine Absicht. Ich hab nur gerade gedacht, dass Sie vielleicht mit schreiben, weil Sie sich so gut daran erinnern, was ich gesagt hab!“
„Also wirklich, so besessen von unseren Gesprächen bin ich dann doch noch nicht.“
„Noch nicht?“
„Jap, noch nicht..Vielleicht ändert sich das ja! Aber sehen Sie, wenn Sie mich an meiner Stimme erkennen, dann kann ich mich wenigsten an jedes ihrer Worte erinnern. Ist so etwas wie Gleichberechtigung! Verstehen Sie?“
„Ja, ich verstehe recht gut. Aber Sie müssen sich nicht dazu gezwungen sehen!“
„Nein, keine Sorge. Das ist mir angeboren. Ich weiß heute noch, was mein Vater immer zu mir sagte, als ich noch klein war!“
„Ohhh, ist das...“
„Ist das was? Doch nicht etwa süß?“

Suhana konnte noch rechtzeitig aufhören zu reden, denn genau das wollte sie sagen. Was kann sie denn auch dafür, wenn Aryan nur so süße Sachen sagt. Oder eben Dinge sagt, die sie mit nichts anderem kommentieren kann? Er dürfte sie für so was gar nicht bestrafen. Sie sollte eher ihn bestrafen dürfen, dafür, dass sie gar keine andere Wahl hat, als genau das zu sagen. „Nein! Wohin denken sie denn. Ich war drauf und dran 'cool' zu sagen. Aber ich fand das etwas unangebracht.“, meint sie dann. „Warum unangebracht?“, entgegnet er fragend, lehnt sich in seinem Stuhl zurück und legt sein rechtes Bein auf sein linkes Knie. „Ähm nun ja... Ich weiß das von ihrem Vater. Also, dass er jetzt nicht mehr... Nun ja Sie wissen schon. Das tut mir echt unendlich Leid!“, meint Suhana nun leiser. Wesentlich leiser als sonst. Aryan drückt unbewusst den Hörer fester an sein Ohr, irgendwie hat er das Gefühl er spürt gerade ihre Nähe intensiver als zur in dem Gespräch. „Woher...? Also, von wem wissen Sie es?“, fragt er dann, ebenfalls etwas leiser, nach.

„Von Anju, die es wiederum von ihrem Freund, Raj, weiß!“
„Oh, dieser...“
„Er kann ja nichts dafür. Aber Anju und er scheinen sich echt zu mögen. Sie würde ihm niemals so etwas persönliches sagen, wenn ihr nichts an ihm liegen würde!“
„Das gleiche kann ich von meinem Freund sagen. Er weiß, dass wir unsere beiden Angelegenheiten nie jemanden Ausstehendem sagen würden.“
„Na, da sehen Sie mal. Haben wir doch anscheinend auch noch die selben Freunde. Sie wissen was ich meine...“
„Ja, ich verstehe Sie recht gut und ich bin echt erleichtert das zu hören.“
„Ich bin allerdings immer noch irgendwie etwas skeptisch mir gegenüber?“
„Ach? Warum?“

„Ach wissen Sie, nach dem wie Sie und ihr Freund mit dem Ganzen umgehen, mit diesen
persönlichen Gründen und Geschehnissen, schäme ich mich jetzt für mein Verhalten.“
„Warum denn. Ich bitte Sie!“
„Nein, es ist mein Ernst. Hören Sie, meine Freundin und ich kennen uns seit dem wir klein sind und haben uns seit je her immer alles anvertraut und wenn es noch so privat ist. Und nun?“
„Und nun?“
„Man, seien Sie doch nicht so neugierig. Kann ich nicht Mal Luft holen, oder wollen Sie das ich Ihnen hier krepiere?“
„Pardon! Tut mir wahnsinnig Leid, ich hab gerade für einen Moment vergessen, dass Ihnen sogar das Atmen schwer fallen könnte, in ihrer Situation! Tut mir wirklich leid.“
„Ist ja gut, nun tun Sie nicht so, als sei ich die Göttin Sarasvati höchst persönlich.“
„Aha, Sie finden sich also weise?“
„Kommt drauf an...“

„Sie sind echt unglaublich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, dort weiter zu fahren, wo wir eben noch gestoppt haben?“
„Nein, keineswegs. Also und nun hat sich das verändert. Ich bin nicht zu ihr gegangen, als ich erfuhr das ich schwanger sei, obwohl sie noch am selben Tag bei mir war. Ich hab sie wieder in ihre Wohnung geschickt und nun ja, ich hab jetzt halt diese blöden Gewissensgebisse.“
„Oh, Sie tun mir echt leid. Aber Sie werden doch sicher einen Grund haben, dass Sie es ihr nicht sagen konnten, oder?“
„Ja, natürlich. Das war der einfache Grund, dass ich zuvor nie einen Freund hatte, da auch nicht hatte. Er ist ja nicht mein Freund, ich kenne ihn ja nicht mal. Und das ist so kompliziert, dass ich ihr das erst alles hätte erklären müssen. Und darauf hatte ich in diesem Moment einfach nicht den Nerv dazu!“

Aryan fühlt ein enormes Mitleid mit Suhana. Einfach weil er ein viel zu großes Herz hat. Er kann sich das selber nicht beschreiben. Er könnte einfach sagen, dass ihn das gar nichts anginge und dann könnte er einfach auflegen. Aber das wäre gelogen. Ihn berührt diese Geschichte. Er weiß nicht warum. Er fühlt sich sogar geehrt, dass sie ihn angerufen hat um das alles mit ihm zu bereden. Das ist ein unbeschreibliches und schönes Gefühl. „Wissen Sie was? Ich weiß zwar nicht, was Ihre Freundin davon hält, aber versuchen Sie doch einfach nochmal mit Ihr zu reden.“ Suhana will gerade etwas erwidern, doch zieht nur die Luft ein da unterbricht Aryan sie auch schon. „Ich weiß genau, was sie jetzt sagen wollen. Sie soll gefälligst zu Ihnen kommen. Denn Sie wollten den Streit ja nicht. Das ist falsch. Wirklich! Es ist besser sie gehen zu ihr, der Klügere gibt nach heißt es doch so schön, oder? Den Spruch kennen Sie doch sicher, oder?“ Suhana nickt nur - auch wenn sie weiß, dass er sie nicht sieht - überrascht und sprachlos. Ja, genau das hat sie wirklich gerade gedacht. „Ja!“, haucht sie aus diesem Grund auch einsichtig.

In Aryan Brustkorb zieht sich allerdings alles gerade zusammen. Wie ihm ihr einfaches 'Ja' doch gerade eiskalt den Rücken runter geht. Er schließt für eine Zeit die Augen, legt sich die Hand an die Stirn und atmet schwer ein. Wow! Was war das denn? Ihn kann doch nicht dieses einfache Wort so durch und durch gehen? Das muss doch was zu bedeuten haben. Er sieht wieder Bilder vor sich, irgendwas stimmt nicht. Es ist fast wie vor dem Einkaufszentrum, bei den Wagen. Wo ihm so viele unzählige und unerklärbare Bilder durch den Kopf schossen. Das ist doch echt nicht zu glauben, was soll Ganze? Er erklärt sich nun völlig als verrückt. Das ist alles andere als normal. Nein, wirklich. Er muss sich echt in Zaum halten nicht auch noch eigenartige Gedanken zu bekommen. Es ist als ob diese eine Nacht wieder in den Sinn kommt. Diese Nacht, die er doch verdrängen will,
diese Nacht für die er sich hassen könnte...

„Aryan?“
„Ja? Entschuldigung, ich war gerade in Gedanken!“
„Das sind Sie öfters, kann das sein? Ich hab mich nur gewundert, Sie waren plötzlich so ruhig. Ich hab mir fast schon Sorgen gemacht!“
„Ach, was! Das ist nicht nötig, mir geht es gut. Ja, mir ging es noch nie besser!“
„Höre ich da vielleicht ein kleinen wenig Täuschung raus? Sie wollen mich doch nicht veräppeln, oder?“
„Ich? Sie? Wie kommen Sie denn darauf?“
„Och, ich weiß nicht. Könnte ja sein, vielleicht sind Sie ja gerade dabei einen Plan aus zu hecken, wie Sie mich am besten los werden könnten. Das könnte ich Ihnen aber auch einfacher machen. In dem ich einfach auflege!“
„Oh, bitte tun Sie das auf keinen Fall.“
„Na, wenn das so ist. Dann bleibe ich noch dran!“

Aryan sinkt erneut in seinen Stuhl zurück, nachdem er gerade etwas aufgeschreckt ist. Wollte sie etwa echt auflegen? „Dann bin ich aber zufrieden. Außerdem haben Sie angerufen, da können Sie nicht einfach auflegen!“, erwidert er dann. „Na schön. Sie haben ja recht!“, gibt sie sich nun endgültig geschlagen. „Außerdem, meine Liebe. Wir hängen immer noch an unserem Thema. Wir schweifen immer wieder davon ab!“, meint nun Aryan aufklärend, aber mit einem Lächeln, was Suhana sofort erkennt. „Oh, verzeihen Sie. Stimmt.“, schlägt sich Suhana die flache Hand leicht an die Stirn und schüttelt mit dem Kopf. „Ja, dann schießen Sie mal los. Oder eher weiter!“ Nun muss Suhana leicht auflachen, bekommt sich aber schnell wieder unter Kontrolle und redet dann weiter. „Wissen Sie was? Ich hatte bei unserer ersten Begegnung echt das Gefühl wir haben uns
schon mal gesehen.“ Aryan ist nun verwirrt und deswegen will er das auch sofort klären.
„Moment! Bei unserer ersten Begegnung glaubten Sie mich bereits schon mal getroffen zu haben? Dann war DAS ja gar nicht unsere erste Begegnung!?“ Suhana beginnt zu schmunzeln.

„Ja, genau das meine ich! Sehen Sie das etwa nicht so? Ich meine, hatten Sie bei den
Einkaufswagen nicht auch das Gefühl, dass wir uns schon Mal gesehen haben?“
„Ähm... Reden sie jetzt von einem früherem Leben, also wollen Sie nun auch noch die Szene als Filmreif erklären? Oder meinen Sie auf dem College?“
„Weder noch. Filmreif? Sie kommen auf Gedanken!“
„Ach, auf was für Gedanken ich komme wollen Sie gar nicht wissen!“
„Oho, also wirklich, schämen Sie sich! Das will ich auch gar nicht wissen, vielen Dank!“
„Zurück zum Thema bitte.“
„Ist gut. Ich hab Sie nie im College gesehen, da bin ich mir felsenfest sicher. Und ich rede auch nicht von einem früherem Leben. Das wäre kitschig!“
„Eben. Und deswegen verstehe ich Sie nicht...“
„Und genau deswegen fand ich es besser, dass wir das Thema eigentlich immer wieder
unterbrochen haben. Sie scheinen mich nicht zu verstehen!“

Suhana schüttelt mit dem Kopf. Lässt sich nichts anmerken und sieht hinunter. Sie kann das Ganze ja selber nicht mal richtig erklären. Sie könnte sich stattdessen nun selber als verrückt erklären. Aber das macht sie nicht, weil sie findet, dass es wesentlich verrücktere Menschen als sie gibt. Oder? „Ich möchte Sie aber gerne verstehen und das sage ich nicht nur so. Sie haben mir so vieles anvertraut, dass ich mich schon fast gezwungen fühle nun auch das zu verstehen.“, meint Aryan nun ernst. „Nun gut. Wie kann ich das aber verständlicher erklären? Ich verstehe es im Grunde selber nicht einmal. Ich fühle in Ihrer Gegenwart einfach diese Vertrautheit, wissen Sie, dass klingt sicher echt total dumm, aber ich finde es ist unbeschreiblich bekannt wenn ich ihnen in die Augen sehe!“ Aryan kräuselt die Stirn, klar schmeicheln ihn diese Worte und wenn Suhana gerade mit ihm flirtet, dann tut sie es auf eine verdammt anziehende Art. „In meine Augen? Sie sehen mich doch gar nicht!“, entgegnet er dennoch unwissend.


Ungewollt muss Suhana zu lachen beginnen. Fängt er doch bei einem, eigentlich, ernstem Thema an Witze zu reißen. „Sie sind echt unverbesserlich, Herr Malhotra. Ich finde es unmöglich, wie Sie sich gerade verhalten mir gegenüber. Ich komme mir wie ein Dummkopf vor!“, meint sie nun und versucht ihm nun den Ernst der Lage zu erklären. „Dann aber wie ein...“ Aryan stoppt sich selber. „Wie ein? Wie ein was?“, fragt Suhana neugierig nach. „Ach nicht so wichtig. Erzählen Sie bitte weiter, ich bin nun leise und auch ernst, versprochen!“, meint er dann und beginnt verträumt zu lächeln - zum Glück sieht Suhana das nicht. Zu gerne würde Suhana nun allerdings erfahren, was er sagen wollte. Er hat sich doch sicher nicht umsonst unterbrochen, oder? Er muss etwas gesagt haben wollen, was sie entweder nicht toll fände oder eben etwas in der Art von einem Kompliment. Irgendwie hofft sie das zweite, warum auch immer. Ja, in Sachen Männer kennt sich Suhana langsam aus. Dass nur dank ihrer besten Freundin Anju. Dank der Freundin, mit der sie jetzt zerstritten ist.

Sie verwirft diese Gedanken schnell, muss Aryan aber recht geben: Der Klügere gibt nach. Sie wird sich morgen früh gleich bei ihr entschuldigen. Oder es zu mindestens versuchen. Ob es funktioniert ist eine andere Geschichte, mit der sie sich jetzt nicht auseinander setzen will. „Nun schön, dann rede ich weiter. Wobei, ich hab ja alles gesagt, jetzt wären
eigentlich Sie dran!“, meint sie dann und beginnt zu schmunzeln. „Ich?“, fragt Aryan entgeistert, total überrascht und weiß gar nicht wie ihm geschieht. „Ganz recht. Nun schießen Sie schon los. Ich bin sehr neugierig und wenn Sie nichts sagen, dann kann ich auch ungeduldig werden. Und wenn ich ungeduldig werde dann werde ich unangenehm!“, meint nun Suhana warnend und muss sich das Lachen verkneifen. „Was, echt? Oh, dann beginne ich mal einfach. Gut, wo fange ich denn an? Die Begegnung! Mhhh, wenn ich ehrlich bin ist mir irgendwie diese ganze Begegnung etwas eigenartig vor gekommen. Ich meine das unsere Wagen zusammen krachen könnte man eher als Streit betrachten.“, erklärt er nun.

„Als Streit? Wie kommen Sie denn nun darauf?“
„Nun ja, das ist ganz einfach. Ich finde, wir müssen uns schon ein Mal vorher begegnet haben, das vor dem Einkaufszentrum war schon echt eigenartig, eher wie bestimmt. Aber ich wüsste nicht wo ich sie vorher schon Mal gesehen haben könnte!“
„Geht mir ganz genau so. Und ich dachte schon ich sei verrückt. Na, da bin ich ja zufrieden, dass wir dann entweder gemeinsam verrückt sind, oder keiner von uns!“
„Na dann doch bitte lieber keiner von uns!“
„Gut, abgemacht. Wir sind beide ganz normal, nichts ungewöhnliches.“
„Ganz Recht, bis auf ab und zu unsere Telefonate.“
„Finden Sie?“
„Jap, absolut.“

„Ich widerspreche jetzt nicht, denn wir wollen ja lieber eine komische Diskussion vermeiden. Also ich jedenfalls.“
„Ich auch. Aber sagen Sie mir wie wir heraus bekommen, wann und wo wir uns vorher schon Mal begegnet sind?“
„Ja, mein Lieber, wenn ich Hellseherin wäre würde ich es ja wissen und selber nicht so ratlos sein. Ich hab keine Ahnung, tut mir echt leid!“
„Gut, dann bin ich dafür, dass wir es auf uns zukommen lassen sollten, oder? Es ist doch immer so, man erfährt immer alles erst dann, wenn man nicht damit rechnet oder nicht total besessen versucht es endlich heraus zu finden.“
„Sie haben vollkommen recht. Dann machen wir es so, aber darf ich fragen ob Sie etwa vor haben, mich nun öfters zu hören oder gar zu sehen? Nach Ihrem 'es auf einen selber zu kommen lassen'?“


Zuerst ist es etwas still auf der anderen Leitung, was Suhana erneut zum Grübeln bringt. Schläft er vielleicht gerade ein? Der Gedanke bringt sie zu einem breiten Grinsen, das würde sie nur zu gerne sehen. Gerade will sie seinen Namen sagen, als er anfängt zu reden. „Also. Ähm, wenn Sie schon so ankommen. Nun ja... Eigentlich...“ Suhana kräuselt nun erneut die Stirn, beginnt er schon wieder zu stocken. Nein, es gleicht einen komischen Stottern. Aber sie findet es wahnsinnig süß und so muss sie noch breiter grinsen, was sie glaubt gar nicht mehr zu können. Aber siehe da, es geht noch weiter. Ihre Wangen tun auch noch nicht weh. „Aryan. Sagen Sie doch einfach was Sie sagen wollen. Sie glucksen ja wie irre herum. Ich finde das ausgesprochen...“, will sie gerade wieder das Wort sagen, es liegt ihr schon auf der Zunge, aber sie kann sich wieder gekonnt zurück halten. Jedoch scheint Aryan das Ganze wieder mit bekommen zu haben und so beginnt er zu lächeln, was
Suhana ja gar nicht sehen kann.

„Doch nicht etwa süß?“
„Nein. Lustig!“
„Soll ich Ihnen das jetzt glauben? Oder doch noch lieber die Polizei rufen?“
„Ja, glauben Sie es mir dich einfach. Bitte!“
„Nun gut, flehen Sie mich ja nicht so an.“
„Muss ich ja wohl, wenn sie so skrupellos sind. Sie könnten glatt als einer von den Polizisten durchgehen.“
„Finden Sie?“
„Jap, finde ich. Sie würden auch kein Mitleid zeigen und mich einfach ins Gefängnis stecken. Eine einfache, arbeitstüchtige und schwangere Frau.“
„Fangen Sie gerade etwa an zu weinen?“

„Und Sie machen sich wieder mal Sorgen und Vorwürfe!“
„Ich glaube ich sollte aufhören zu reden. Sie wissen doch eh was ich eigentlich wirklich will!“
„Mhhh, ein versuch wäre es wert, aber was wenn sie mir hier einschlafen? Außerdem, wenn Sie nicht mit mir reden soll ich etwas Selbstgespräche führen?“
„Ich weiß nicht. Ich hätte nichts dagegen, dann hab ich was zu lachen.“
„Das ist nicht witzig, sagen Sie mir lieber was Sie vorher sagen wollten. Ich möchte das gerne wissen. Ich bin neugierig, dass haben sie sicher nicht vergessen!?“
„Nein hab ich nicht, aber es ist nichts.“
„Das nehme ich ihnen nicht ab, also los schon. Sagen, Fragen Sie doch einfach. Irgendetwas!“
„Nun schön...“
„Ja, ich warte!“

Aryan schüttelt mit dem Kopf, diese Frau bringt ihn echt noch um. Am liebsten würde er gerade zu lachen beginnen, aber das lässt er lieber mal. Aber soll er sie einfach fragen, er weiß nicht so recht. Was ist, wenn sie ihn total falsch versteht? Er atmet einmal tief ein und aus. „Wollen Sie... Nein, würde Sie... Also, würden Sie sich gerne nochmal mit mir treffen?“, meint er dann. Er legt sich kurz danach die Hand an die Stirn und lehnt sich weiter in seinen Stuhl. Er rechnet mit einer Antwort, die ihn sicher enttäuschen wird. Mit einem einfachen 'Nein'. Sie wird doch sicher denken, dass er das als Date oder sonstiges sieht. Das tut er aber nicht. „Ähm. Suhana? Aber nicht...“, will er gerade anfangen da unterbricht Suhana ihn auch schon. „Lassen Sie es gut sein.“, atmet sie schwer aus. „Aber... Ich würde mich riesig freuen.“, fügt sie dann hinzu und beginnt augenblicklich zu lächeln. Aryan setzt sich gerade auf seinen Stuhl, hat er das gerade richtig verstanden? Sie hat ja gesagt? „Und wann?“, fragt er dann. „Morgen? Nach der Arbeit? Gegen Abend?“, entgegnet sie fragend. „Abgemacht, im bekannten Café.“