Kapitel 2

„Soll ich dich nach Hause bringen?“ Sanjay sah seine Freundin fragend an. Diese schüttelte schwach mit dem Kopf. „Nein, ich denke meine Eltern werden sich dann erst recht wundern, wenn ich nach Hause gebracht werde. Ich mein, ich bin auch mit dem Wagen hier!“, erklärte sie dann. Sanjay nickte nun verständlich, aber dennoch etwas enttäuscht. „Wir sehen uns dann morgen.“, meinte er nur zum Abschied, mehr schien für die zwei dann auch nicht drin zu sein, denn wer weiß ob gleich nicht ein Reporter um der nächsten Hausecke hervor sprang. Dem war nicht so, aber das hieß ja nichts. In Ruhe gingen beide an ihre Autos, stiegen ein und fuhren dann beide nach Hause - mit dem Gedanken an den jeweils anderen.

 

Rohan sah den beiden verwundert hinterher. Aber das nicht lange, denn er wandte sich dann auch ab und verließ als letzter das Haus, schloss es ab und war dann schon am planen für den nächsten Tag. Sie waren schließlich heute mit all dem fertig geworden, dass er machen wollte. Was nun auch nicht immer der Fall war. Bei Sanjay und Sanjana war das nämlich immer so eine Sache, generell bei allen Schauspielern eigentlich. Er überlegte wo sie als nächstes die weiteren, fehlenden Szenen abspielen konnten und wollten. Am besten er versuchte die nächstliegendsten Orte zu finden, zu denen jeder gut fahren konnte, ohne das er zu meckern begann, dass es ein zu langer Weg war, von dem jetzigem Drehort.

 

Sanjana hatte den kürzeren Weg, im Gegensatz zu Sanjay der noch weiter nach Mumbai hinein musste um zu Hause anzukommen. Sie war somit auch zuerst bei ihrem Elternhaus angekommen. Zielstrebig ging sie die Treppen hinauf und öffnete die Haustür, sie sagte selten etwas wenn sie Heim kam und so tat sie es auch heute nicht. Ihre Eltern hörten sie immer, denn sie saßen um die Zeit, als Sanjana abends Heim kam, im Wohnzimmer und sahen sich die Nachrichten an. „Guten Abend, Mama und Papa!“, lächelte sSanjana dann und setzte sich zu ihren Eltern auf das große Sofa. Sie sah zuerst zu ihrer Mutter, doch wie sie zu ihr sah erkannte sie eine männliche Person in dem Sessel ihnen schräg gegenüber sitzen, die lächelnd zu ihr sah.

 

„Aditya!“, freute sie sich dann lautstark, sprang regelrecht von ihrem Platz auf und schob sich an ihrer Mutter, die ihr mit einem Lächeln Platz machte, vorbei und fiel dem jungen Mann in die Arme. Er war älter als sie - nicht sehr viel älter - aber man sah, dass ein Unterschied bestand. „Seit wann bist du wieder da?“, fragte sie dann. „Seit höchstens 3 Stunden. Mom und Dad haben mich kaum reden lassen, sie mussten so viel über die letzten Jahre berichten, dass ich gar nichts bis her sagen durfte. Sag ihnen, dass sie mal leise sein sollen, sodass ich reden kann!“ Sanjana lachte herzhaft auf. „Ach, ich hab dich die Jahre so vermisst, Bruderherz!“

 

Nun lachte Aditya und auch ihre Eltern sahen den Geschwistern mit einem Lächeln zu. Früher hatten sich die zwei nie wirklich verstanden, es gab viel häufiger Streit als heute. Als Aditya noch nicht zurück war, haben die zwei jeden Tag geredet, nun gut in den letzten Monaten ging dies ganz schön zurück. Einfach weil Sanjana mit Sanjay beschäftigt war. Nie hatte ihre Arbeit als Modell und Schauspielerin sie daran gehindert sich am Abend in ihr Zimmer zu setzen und ihren Bruder anzurufen. Doch kaum, dass sie bei 'Pyaar Ho Naa' zusagte, dessen Drehbuch sie so überzeugte, dass sie am selben Abend noch bei Rohan zurück rief und zustimmte, schien sie ihren Bruder vergessen zu haben.

 

Jetzt gerade, wie er neben ihr saß, bereute sie ihre blinde Liebe. Ja, sie war verliebt. Aber musste sie deswegen Aditya vergessen, die Anrufe vergessen? Vielleicht gab es da ja Zeiten, in denen er gerne mit ihr geredet hätte. Nun konnte sie die Zeit auch nicht mehr zurück drehen, aber hätte sie es gekonnt, sie würde es ohne Zögern tun. Und dennoch schien ihr immer noch das Verhalten ihrerseits nicht vollkommen falsch gewesen zu sein. Was konnte sie dafür, dass Sanjay und sie sich seit den Dreharbeiten zu 'Akshar Ho Prem Kya' nicht mehr sahen? Was konnte sie dafür, dass ihre Gefühle plötzlich für ihn entflammten? Sanjay hatte sich verändert, nicht viel, aber so, dass er ihr auffiel und gefiel. Aber auch sie hatte sich verändert.

 

„Hast du das wirklich?“, fragte er nun, sah zu ihr und zog prüfend eine Augenbraue in die Höhe. Wie bei ihr schien dies wenig an seiner Mimik auszumachen, es sah aus, als ob dieser Blick in der Familie lag. Sanjana senkte den Blick, sah auf ihre Beine, die über die ihres Bruders lagen, da sie sonst nicht anders zusammen auf den Sessel passten. „Ja, das hab ich. Es tut mir leid, dass ich mich in der letzten Zeit nicht mehr so oft gemeldet hab, oder dann immer so kurz angebunden war!“, meinte sie dann, wie sie wieder zu ihm auf sah und versuchte seinem Bruder in die Augen zu sehen. Aber ihr Bruder schien zu verstehen um was es ging, er war schließlich nicht ganz bescheuert. „Ist da vielleicht etwas, was du mir sagen willst?“

 

Sanjana biss sich auf ihre Unterlippe und sah dann auf den Boden, neben ihr, um irgendwie zu versuchen, dass sie nun auf das Gespräch kam, das sie eh mit ihren Eltern beginnen wollte. „Darüber wollte ich mit euch reden.“, meinte sie dann, sah zu ihren Eltern auf und dann zu ihrem Bruder. Sie begann vorsichtig zu lächeln, stand dann wieder auf und setzte sich zurück zu ihren Eltern. „Also... Ich will gar nicht so viel herum reden.“, begann sie dann, woraufhin ihr Bruder sie unterbrach, da er zu lachen anfing. „Was lachst du nun schon wieder?“, fragte sie, unterbrach sich im Grunde selber. Aber das war ihr gerade egal. „Du und nicht herum reden? Das kannst du doch am besten!“, meinte er dann. Nun verzog Sanjana das Gesicht und schüttelte den Kopf.

 

Ihre Eltern sagten nichts, aber ihre Mutter ergriff ihren Arm, was eigentlich genug sagte. Sanjana überging somit das Gespräch, auf das es ihr Bruder sicher wieder abgesehen hatte. Sie wollte sich jetzt nicht streiten, dass könnte alles nur schlimmer machen. „Also gut. Ihr kennt alle Sanjay, oder?“ Die Personen um sie herum begannen vorsichtig mit dem Kopf zu nicken. „Sanjay Bachchan, Sohn von Satwinder, schon klar. Wir sind auch sehr oft unter euch, meine Liebe. Was willst du uns denn damit sagen? Wir wissen schon, dass du den Film mit ihm drehst!“, meinte ihr Vater, der fast schon zu lachen begann, da seine Tochter plötzlich ziemlich komisch war.

 

„Nun, lasst mich doch auch ausreden, sonst wird das hier heute sicher nichts mehr.“, erwiderte sie, leicht sauer. „Nun gut, wir sind leise. Du kennst doch die zwei!“, meinte ihre Mutter mit einem Lächeln. Man sah sofort von wem Sanjana das Lächeln hatte, wenn ihre Mutter nur die Mundwinkel anhob, hatte man das Gefühl Sanjana würde einen anlächeln. „Danke, klar weiß ich das, aber sie haben ja auch nichts anderes zu tun, als darauf herum zu hacken.“, meinte Sanjana schmollend, lies sich aber nun nicht mehr unterbrechen, denn sie wollte erzählen, was heute passiert war und wollte wissen, was ihre Eltern dazu sagen. „Mama, Papa, Aditya... Sunny hat mir heute gesagt, dass er mich liebt.“

 

Langes Schweigen umhüllte das Wohnzimmer, sodass nur der Nachrichtensprecher aus dem Fernseher zu hören war. „...Und nun das Wetter, dass ihnen von unserem...“ Weiter kam der Mann nicht, denn die Stimme von Sanjanas Vater unterbrach ihn, sodass sich Sanjana auf ihren Vater konzentrierte, da sie das Wetter eh nicht interessierte. „Sanjana Rai...“ Sie wich etwas zurück, wenn ihr Vater mit erhobener Stimme redete, ihren vollen Namen sagte und ein Gesicht zog, als sei die Welt unter gegangen, dann konnte Sanjana mit dem Schlimmsten rechnen. Und genau das tat sie auch. Sie hasste solche Situationen, vor allem wenn sie diese mit ihrem Vater durchleben durfte. Wie zu diesem Zeitpunkt.

 

„...Du weißt aber, dass er ein Schauspieler ist!?“, redete er dann weiter. Zwar war seine Stimme leiser geworden, aber sie hatte immer noch diesen enormen Druck den Sanjana bei ihrem Vater so sehr fürchtete. Wenn sie nicht so viel Angst hätte, etwas falsches zu sagen, würde sie jetzt schallend zu lachen beginnen. Dann würde sie sich krümmen und auf dem Boden hin und er rollen. Aber das tat sie nicht, sie realisierte seine Worte nicht mal wirklich. „Ja, Papa. Aber sag was...“, wollte sie dann beginnen, bis ihr Vater die rechte Hand hob und sie nun einen ticken strenger ansah, als er es eh schon getan hatte. „Es ist nicht richtig. Ich und auch deine Mutter wollen dir nicht vor schreiben mit dem du zusammen sein sollst, aber...“

 

Sanjana wurde plötzlich sauer, setzte sich auf. Was fiel ihm ein? Glaubte ihr Vater etwa, Sanjay würde sie nicht aufrichtig lieben, würde das alles nur tun, weil er vor der Kamera gut aussehen wollte? Sie wollte gerade zu reden beginnen, da entschloss ihre Mutter sich in das Gespräch ein zu klinken. „Dein Vater hat im Grunde recht, was ist, wenn eure Beziehung nicht standhaft ist, weil ihr eben beide Schauspieler seit? Was ist, wenn du nicht möchtest, dass er mit einer anderen Frau dreht, weil du denkst sie könnte sonst was machen und anders herum könnte es genau so sein. Was ist, wenn er dir verbietet mit sonst wem zu arbeiten, wie mit Aman, wo wir ja wissen, dass ihr eine tolle Zusammenarbeit bis her in jedem eurer gemeinsamen Filmen hattet. So was kann Beziehung zum Scheitern bringen, mein Schatz!“

 

Schwer ließ Sanjana die Luft zwischen den Zähnen heraus. „Was hat das denn damit zu tun? Geht es nicht darum, dass wir uns lieben?“, entgegnete sie nun, total fertig. Hatte sie nicht schon am Set zu Sanjay gesagt, dass das eine ganze Arbeit werden würde? „Natürlich. Aber versteh doch auch uns. Wir machen uns nur Sorgen!“, meinte ihr Vater. Wütend stand Sanjana vom Sofa auf. „Ihr beide seit doch nur gegen ihn. Ihr mögt ihn sicher nur nicht, ein anderes Problem habt ihr gar nicht.“, meinte sie dann und trabte auch schon davon.

 

Sanjanas Eltern sahen zu ihrem Bruder, der zum gesamten Gespräch nichts mehr gesagt hatte. Das war schließlich eine Sache zwischen seinen Eltern und seiner Schwester. Aber er sah, dass es Sanjana nahe ging und aus dem Grund stand er auf und beschloss ihr nach zu gehen. Vorsichtig ging er die Treppen hinauf, die Sanjana laut hinter sich gelassen hatte. Die Zimmertür inmitten des Flures war fast außerhalb des Hauses zu hören, da waren sich alle Bewohner sicher. Genauso vorsichtig, wie er die Treppe hinauf ging, klopfte er nun auch an ihre Zimmertür. Wartete und hörte dann ein heftiges „Nein. Ich will meine Ruhe!“ hinter der Tür von seiner Schwester. Er begann zu lächeln und umschloss den Türknauf um in das Zimmer einzutreten.

 

„Danke, für die herzliche und freundlich Einladung.“, begann Aditya, lächelte vergnügt und trat dann auf Sanjanas Bett zu, um sich neben sie zu setzen. Diese lag auf ihrem Bett, das Gesicht im Kissen und der Körper schräg auf dem Bett liegend. Es war eine typische Film-Szene. Nur das nun ihr Bruder neben ihr auf ihrem Bett saß und nicht ihr bester Freund, oder die Person die etwas von ihr wollte. Sanjana schluchzte auf und versuchte krampfhaft zu verhindern, dass ihr Bruder etwas davon mitbekam. Aber ihr Bruder war nicht taub, aus dem Grund legte er ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter.

 

Dies löste bei ihr aus, dass sie sich aufsetzte, zu ihm drehte und ihm weinend in die Arme viel. „Aditya. Was haben Mama und Papa nur gegen ihn?“, wollte sie dann von ihrem großen Bruder wissen. Aditya schmunzelte immer noch, strich ihr aber beruhigend über den Rücken. „Shhh. Du hörst dich ja an wie eine 12 jährige, der verboten wird mit ihrer besten Freundin zu spielen.“, meinte ihr Bruder dann. Sanjana hob den Kopf an, sah ihren Bruder dann etwas wütend an und wich von ihm. „Du verstehst mich auch nicht.“ Aditya konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, sie war einfach zu süß. „Hör mal, Schwesterherz...“, begann er dann.

 

Sanjana sah wieder zu ihm auf, neugierig begann sie ihn zu mustern. Wollte sie doch plötzlich unbedingt wissen, was ihr Bruder zu sagen hatte. „...Ich hab darunter gelitten, dass du dich verliebt hast. Und weißt du was, in der letzten Zeit in der Uni hab ich dich wirklich vermisst, unsere Gespräche vermisst. Aber ich weiß ja, dass du hart arbeitest und ich weiß, dass du ein eigenen Leben hast. Aber weißt du was? Unsere Eltern wissen das nicht? Sie lassen dich alles machen, deinen Wunschtraum, dein Wunschziel... Ja, du hast sogar sicher auch die Auswahl zu deiner Wahl des Freundes. Aber vergib ihnen doch, dass sie sich Sorgen machen! Es ist nichts anderes. Ich denke es liegt nicht an Sanjay selber, es liegt daran, dass du ihre Tochter bist. Und welcher Mann ist schon gut genug für eine geliebte Tochter?“

 

So wie es ihr Bruder erklärte begab das Ganze plötzlich Sinn und sie bereute es, ihre Eltern unten eben so angefahren zu haben. „Du hast recht und es tut mir wirklich schrecklich Leid, dass ich dich so vernachlässigt hab, dass ich unsere gemeinsamen abendlichen Gespräche vernachlässigt hab. Du weißt wie viel du mir bedeutest. Oder?“, fragte sie dann vorsichtig. Ihr Bruder nickte mit dem Kopf, zog sie wieder zu sich und schloss sie in seine Arme. An seiner Brust lehnte sich Sanjana mit dem Kopf ab und wischte sich unter den Augen die Tränen mit dem Handrücken fort. Sie vergaß in dem Vortrag ihres Bruders total zu weinen, es war so ergreifend wie er die Sicht ihrer Eltern beschrieb und wie sehr er ihnen nur helfen wollte, dass sie außerdem vergaß, dass sie von ihm Zustimmung wollte.

 

„Aditya?“, begann sie dann leise und schloss kurz die Augen. „Mhhh?“, erwiderte ihr Bruder dann nur, strich weiterhin über ihren Rücken und lehnte seinen Kopf an ihren. „Was hältst du denn von Sunny?“, wollte sie dann von ihm wissen. Aditya musste wieder zu schmunzeln beginnen. „Ich finde einen besseren als Sanjay könnte ich mir gar nicht an deiner Seite vorstellen.“, erklärte er dann und löste sich dann wieder von seiner Schwester. Die beiden sahen sich ernst und dennoch mit einem Lächeln an. „Danke.“, hauchte sie dann nur und war wieder fast den Tränen nahe.

 

„Gehen wir runter und reden nochmal mit Mama und Papa?“, wollte ihr Bruder dann auffordernd von ihr wissen. Sanjana nickte nur schwach, aber zustimmend.

 

***

 

Nach einer guten halben Stunde, wie Sanjana bereits zu Hause war kam auch Sanjay endlich bei dem großen Haus seiner Eltern an. Und die erste Person die ihn, wie fast jeden Abend die Tür öffnete, da sie ihn von dem Küchenfenster aus sah, war seine große Schwester Alisha. Mit einem Lächeln umarmten sich die zwei zur Begrüßung, eh Sanjay richtig eintrat. „Und hast du es ihr gesagt?“, fragte seine Schwester voller Neugier. Sanjay sah zu ihr hinunter, zwar war sie älter aber dennoch kleiner. Bei seinem 1,92 Metern war das aber auch kein Wunder. Er schaute zur Seite, schloss dann die Haustür und sah erst dann wieder zu seiner Schwester.

 

„Sind Mom und Dad schon da?“, fragte er dann, begann unkontrolliert zu lächeln. Alisha schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber sie müssen auch jeden Augenblick da sein.“, erklärte sie dann und sah ihn weiterhin neugierig an. Sanjay löste sich ganz von ihr und ging dann an ihr vorbei um nun in die Küche zu gehen. „Sunny? Hey, warte. Was ist denn nun?“, wollte Alisha wissen und ging ihm nach. Warum sagte er ihr denn nichts? Sie wollte doch zu gerne wissen, was denn nun zwischen ihm und Sanjana war. Schließlich redeten die zwei sehr oft miteinander und somit konnte sie ja wissen, dass er was von seiner Arbeitskollegin wollte.

 

In der Küche angekommen hatte sich Sanjay gerade gesetzt, setzte sich so zurück, dass er relaxt an der Stuhllehne angelehnt saß und den Blick in der gesamten Küche hatte. „Was ist de...“ Weiter kam sie auch nicht, denn schon unterbrach Sanjay sie und grinse breit dabei, weil er ja nichts anderes vor hatte, als dem Gespräch auszuweichen. „Was hast du denn zum Essen gemacht, es riecht ja schon köstlich hier?“, meinte er dann, sah fragend zum Herd und wieder zu seiner Schwester. „Darf ich mal sehen?“, wollte er gerade aufstehen, als seine Schwester zu ihm kam, sich vor ihn stellte und ihn wieder in den Stuhl drücke.

 

„Ohhh, nein mein Lieber. Du sagst mir nicht, was mit dir und Sanjana ist und dann werde ich nicht sagen was es zu Essen gibt.“, meinte sie dann, ihn ärgern wollend. Sanjay zuckte nun mit den Schultern. „Gut, dann lass ich mich eben überraschen.“, drehte er sich nun zum Küchentisch, an dem er saß. „Du bist so gemein!“, erwiderte sie, setzte sich dann auf den Stuhl neben ihm und sah ihn prüfend an. Versuchte sie einmal herauszufinden, ob sein Gesicht etwas verriet. Sein Grinsen? Das tat er, ja, aber das tat er oft, wenn sein Arbeitstag gut verlief. Das hatte nichts zu bedeuten. Weiter ging es. Seine Augen? Die sah sie nicht, schließlich hatte er den Blick gesenkt und auf dem Tisch ruhend.

 

Alisha rückte näher an ihren Bruder heran, legte ihre Beine auf dem Stuhl übereinander, sodass sie auf dem Stuhl im Schneidersitz saß und nun sein Gesicht ergreifen konnte. Das drehte sie dann zu sich und verlangte damit, dass er zu ihr sah. Sie versuchte ein Glitzern in seinen Augen zu erhaschen. Und am Anfang war eines kurz zu erkennen, doch dann blickte Sanjay sie an wie immer. „Verdammt.“, fluchte sie dann leise. Sanjay begann jedoch nun zu lachen. „Tja, ich bin ein guter Schauspieler was?“, meinte er dann und sah sie lachend an. Er lachte sie nicht aus, aber er lachte einfach, weil seine Schwester so süß war, wenn sie neugierig war. „Ja, ein verdammt guter!“, schmollte sie.

 

„Alisha?“, begann Sanjay dann vorsichtig. „Was?“, entgegnete sie, immer noch etwas schmollend. „Das Essen...“, fuhr er dann fort, zeigte mit dem Finger nach rechts und löste mit seien Worten aus, dass sie mit großen Augen zum Essen sah und dann aufsprang.

 

Als Alisha die Tür im Flur hörte sah sie erfreut auf. „Mom, Dad...“, meinte sie dann und sah grinsen zu ihrem Bruder. Sanjay hatte sich wieder in seiner alten Position auf den Stuhl gesetzt und konnte nun sehen, wann seine Eltern hinein kamen. Alisha machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung, denn sie ging sofort in den Flur um ihre Eltern zu begrüßen. „Hey, ihr zwei. Da seit ihr ja endlich. Sunny will mit uns sprechen. Das Essen ist auch gleich fertig!“, begann sie dann gleich zu reden. Es war nicht so, dass ihre Eltern nicht neugierig waren, sie waren nur überrascht, dass Alisha anscheinend sehr aufgeregt war, wegen des Themas um das es wohl gehen würde, über das Sanjay reden wollte. Aus genau dem Grund fingen die zwei auch an zu lachen.

 

„Hallo Mama, Papa!“, stand Sanjay von seinem Platz auf, als er sah, dass seine Schwester mit ihren Eltern herein kam. Er ging lächelnd auf die zwei zu und begrüßte die zwei, wie es sich gehörte. Seine Schwester hingegen ging an den dreien vorbei und machte dann mit dem Essen weiter um es kure Zeit später, wie sich die anderen bereits gesetzt hatten, auf den Tisch zu stellen. „Du wolltest mit uns reden, Bruderherz!“, setzte sie sich neben Sanjay und grinste ihn erwartungsvoll an. Wie sie die Ellenbogen auf dem Tisch abstütze und ihr Kinn auf ihren Händen abstütze grinste sie vor lauter Neugier. Satwinder und Jia jedoch schauten nur zwischen ihren Kindern hin und her. Was ging denn hier ab?

 

„Ich wäre eher dafür, wenn wir erst essen und dann reden.“, schlug allerdings Satwinder dann vor, dem alle gehorchten. Alisha stand auf, griff nach seinem Teller und füllte ihm auf, dann nahm sie den ihrer Mutter und endete, nachdem sie auch ihrem Bruder aufgefüllt hatte, bei sich selber. Sie schmollte leicht, aber versuchte nicht zu sehr davon zu zeigen, denn ihre Eltern nahmen es ihr sonst sicher böse, wenn sie am Abendtisch ein Gesicht zog als hätte sie drei Tage lang schlechtes Wetter hinter sich. Sanjay jedoch war immer noch am Lächeln. Er war glücklich. Aber konnte man es ihm vergönnen? Alle die ihn verstehen konnten, in seiner Situation, würden jetzt 'Nein' sagen.

 

Das Essen hatte nicht viel Zeit gekostet und aus dem Grund sah Alisha zu ihren Eltern. „Bitte darf er nun erzählen?“, fragte sie und wurde total nervös. Sie schien mehr aufgeregt zu sein, als ihr Bruder. Dieser konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln. Jia und Satwinder sahen sich unwissend an, nickten dann aber einverstanden und lächelten dann ebenfalls. Wurden, dank ihrer Tochter, ebenfalls neugierig. „Ich will nur sagen, dass es vielleicht nicht jeden freuen könnte, wenn überhaupt jemanden. Es ist so, ihr wisst, dass Sanjana und ich bei dem Film an dem wir momentan dran sind zusammen arbeiten. Schon seit Monaten. Und nun ja, ich habe ihr heute gesagt, dass ich sie liebe und sie hat mir gesagt, dass sie meine Liebe erwidert.“

 

Kaum diesen letzten Satz ausgesprochen schrie seine Schwester förmlich vor Freude auf und fiel ihm um den Hals. „Glückwunsch, Glückwunsch, Glückwunsch. Ihr zwei seit einfach wundervoll zusammen!“, begann sie zu schwärmen. Jia ergriff erfreut Sanjays Hand, da sie ihm gegenüber saß. Sie lächelte und hatte dieses Glitzern in den Augen, dass seine Schwester zuvor bei ihm gesucht hatte. Sie kannte ihren Sohn, wenn er verliebt war, dann konnte er das auch sagen. Und seit Monaten hatten sie und ihr Mann eher das Gefühl, er würde sich von der Liebe abwenden. Schließlich ist erst vor Monaten seine und Kaminis Verlobung gekentert wurde. Ob das Schicksal war? Jia fand schon immer, dass ihr Sohn und Sanjana sehr gut zusammen passen würden.

 

„Ich finde, keine andere Frau würde besser zu dir passen, wie Sanjana. Du ha...“ Jia unterbrach ihren Satz selber, da sie alle den Stuhl, auf dem Sanjays Vater saß über den Boden schieben hörten. Satwinder stand von seinem Stuhl auf, sah zu seiner Frau, dann zu seinen Kindern und den letzten Blick warf er seinem Sohn streng und ernst zu. Sanjay wusste ganz genau, dass er damit hat rechnen müssen. Und das hat er auch. Aus dem Grund wusste er, dass er seinem Vater hinter her musste. Aber auch wusste er das, da sein Vater nichts sagte. Rein gar nichts. „Entschuldigt mich.“, meinte er dann, löste sich von seiner Schwester, die mit Freudentränen kämpfte. „Papa. Bitte warte.“, lief er seinem Vater hinter her und ergriff seine Schulter, wie er ihn im Flur erreichte.

 

Satwinder drehte sich um und eh es sich Sanjay versah lag die flache Hand seines Vaters auf seiner Wange. Der Knall war im ganzen unterstem Stockwerk zu hören. Sanjay war erschrocken und seinem Vater ging es nicht anders.

 

Mit großen Augen sah Sanjay zu seinem Vater, sein Vater erwiderte den Blick. Er war ebenso erschrocken, wollte seinen Sohn nicht schlagen, hatte nicht einmal daran gedacht. Aber... Aber es schien ihm einfach gerade, als hätte er nichts besseres erwidern können. Jia und Alisha standen nach wenigen Sekunden, nachdem sie den Knall wahr nahmen, in der Küchentür und sahen zwischen Sohn und Vater hin und her. Sanjay schüttelte schwach mit dem Kopf, konnte nichts mehr sagen und drehte sich dann um. „Sunny.“, rief sein Vater noch nach ihm, als er seine Sprache wieder gefunden hatte. Was hatte er nur getan?

 

Sanjay ließ sich nicht abhalten, ging hinauf und schloss seine Zimmertür. Er war nicht sauer, er war nur verletzt. Aus dem Grund schmiss er auch die Tür nicht hinter sich zu. Er setzte sich auf seinen Stuhl, der an seinem Schreibtisch stand. Drehte sich hin und her, legte den Kopf und den Nacken und schloss die Augen. Er wollte vergessen, was sein Vater getan hatte, aber er schaffte es nicht. Was war nur in ihn gefahren? Alles hätte er ihm zu getraut, doch nicht, dass er die Hand gegen ihn erhob. Hätten sie nicht reden können? Hätten sie nicht einfach klären können worin das Problem bestand? War sein Vater so besessen davon, dass er Ria als Freundin nehmen würde und nicht Sanjana? Warum sollte er? Er hatte sich in Sanjana verliebt, was konnte er dafür?

 

Es klopfte an seiner Zimmertür und da er nie sagte, ob jemand herein durfte oder nicht, öffnete sich die Tür von allein. Es war seine Schwester, wegen der er vom Stuhl aufstand und dann zu ihr sah. „Ich will allein sein, Alisha. Bitte!“, wollte er sie darum bitten wieder zu gehen. Sie schloss die Tür hinter sich. „Ist gut, ich bin gleich weg. Du sollst nur wissen, dass Papa das nicht mit Absicht gemacht hat. Er war verwirrt und einfach nur erschüttert. Und nun ist er total aufgewühlt und verflucht sich gerade selber, er denkt du hasst ihn. Ich fände es angebracht, wenn du mit ihm reden würdest.“, erklärte seine Schwester nun leise und ruhig.

 

Sanjay sah seine Schwester eine Zeit lang an, ging dann auf sein Bett zu und setzte sich an das Bettende. Seine Schwester wollte gerade, wie eben noch verlangt, das Zimmer wieder verlassen, als sich ihre Blicke trafen. „Alisha...“, begann er dann, woraufhin sie sich zu ihm drehe und ihn neugierig ansah. „...Du wolltest doch sicher nicht nur das sagen oder?“, meinte er dann, legte bereits seine rechte Hand auf das Bett und deutete ihr an, dass sie sich setzten sollte. Alisha schüttelte nun schwach den Kopf. „Nein, aber du wolltest deine Ruhe haben und ich dachte, da...“, ging sie wieder auf ihn zu, setzte sich neben ihn und eh sie weiter reden konnte schlang ihr Bruder seine Arme um sie. Zum ersten Mal sah man, dass Sanjay wirklich der kleine Bruder von ihr war.

 

„Warum hat er das nur getan?“, fragt Sanjay leise, den Tränen nahe und schmiegte sich an den Körper seiner Schwester. Er versuchte Halt zu finden, die Kraft die er brauchte. Seine Schwester strich ihm beruhigend durch die Haare und seufzte einmal leise auf. „Wie gesagt, er wollte das nicht machen. Es ist mit ihm durch gegangen. Du kennst unseren Vater, er würde uns nie schlagen und schon gar nicht wegen so einem Grund. Es ist deine Entscheidung, vielleicht war er im ersten Moment genau wie du nur verwirrt. Es war nicht das was ihr hören wolltet. Und zwar ging es euch beiden sicher gleich. Warum solltest du mit Ria zusammen kommen, wenn du sie nicht liebst? Warum sollte er dich schlagen, wenn du Sanjana liebst?“ Sanjay löste sich von seiner Schwester und sah sie lange an.

 

Sie hatte im Grunde recht. Er wusste schon, dass er wie sein Vater war. Aber das sich die zwei so ähnlich waren, dass wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. „Du hast recht. Aber ich kann nicht einfach zu ihm gehen. Er hätte mich nicht schlagen sollen!“, entgegnete Sanjay gekränkt. „Hör mal, Kleiner...“ Sanjay musste zu lachen beginnen und Alisha wusste genau warum, aber sie sagte das immer zu ihm - was er wiederum wusste. „...Kläre es mit ihm. Du kannst mit ihm reden, wenn nicht du, wer dann. Du und Papa hattet noch nie ein Problem miteinander und da wird es die Liebe zu Sanjana sicher nicht ändern. Was gäbe es denn anderes zwischen euch, wenn nicht das Verständnis und das Vertrauen?“, erklärte Alisha weiter.

 

Sanjay nickte nun überlegend. „Und du denkst, ich soll echt nochmal mit ihm reden?“, wollte er dann wissen. Daraufhin nickte seine Schwester nur klärend.